Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aix“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 245246
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Aix. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 245–246. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aix (Version vom 07.07.2022)

[245] Aix, s. Enten.

Aix (spr. ähks oder ähs), 1) (A. en Provence) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Rhônemündungen, liegt nördlich von Marseille, an der Lyoner Bahn, in einer schönen, fruchtbaren Ebene und zerfällt in einen alten und einen neuern Stadtteil, beide durch den Cours, einen schönen Boulevard mit den bedeutendsten Hotels und Kaufläden, getrennt, und in die Vorstadt. Unter den Gebäuden der von ihrer frühern Bedeutung herabgesunkenen Stadt sind die alte Kathedrale St.-Sauveur mit einem von acht antiken Säulen getragenen Baptisterium (1858 restauriert) und interessantem Altarbild, die gotische Kirche St.-Jean de Malte (aus dem 13. Jahrh.) und ein Stadthaus mit altem Uhrturm die interessantesten. A. zählt (1881) 23,887 Einw., die sich vornehmlich mit Olivenkultur, Kohlenbergbau und Seidenzucht beschäftigen. Für Olivenöl besonders ist es einer der ersten Handelsplätze im S. Frankreichs. Die Thermalquellen von A. standen im Altertum in hohem Ruf. Das jetzige Badeetablissement, mit einer reichen Quelle von 35° C., soll an der Stelle der alten römischen Bäder stehen, ist aber sehr wenig besucht. A. ist Sitz eines Erzbischofs und eines Appellhofs, hat eine Universität mit drei Fakultäten (1409 errichtet, 1882 mit 26 Lehrern und 391 Studierenden), ein Lyceum, eine Kunst- und Gewerbeschule, eine Bibliothek von 100,000 Bänden und 1200 Manuskripten sowie ein Museum von Antiken. A., das alte Aquae Sextiae, ward 123 v. Chr. von dem Prokonsul Gnäus Sextius Calvinus wegen der dort entdeckten warmen Quellen gegründet und nach ihm benannt. Im Mittelalter war es Residenz der Grafen der Provence, die Wiege der provençalischen Poesie, der Sitz der Liebeshöfe, aber auch mit seiner Hauptheiligen Maria Magdalena, die ihre spätern Tage hier verlebt haben soll, ein Mittelpunkt kirchlichen Legendenreichtums. A. ist Geburtsort des Historikers Mignet und des Botanikers Adanson. Auf der Ebene zwischen A. und Arles breitet sich das Schlachtfeld aus, wo Marius 102 v. Chr. die Teutonen schlug.

2) (A. les Bains) Stadt im franz. Departement Savoyen, Arrondissement Chambéry, unweit des Sees Bourget, 11 km nördlich von Chambéry, wo die Eisenbahnen nach Lyon und Annecy sich teilen, mit (1876) 2689 Einw. Der Ort ist berühmt durch seine warmen Schwefelquellen, welche unter dem Namen Aquae Gratianae oder Domitianae schon zur Zeit der Römer bekannt waren. Ihr Wasser ist vollkommen klar, hat merklichen Schwefelwasserstoffgeruch sowie eine Temperatur von 45 und 46° C. und wird, teils als Getränk, teils in Douchenform, [246] vorzugsweise bei Rheumatismen und Hautkrankheiten gebraucht. Das neue Badeetablissement enthält treffliche Badeeinrichtungen. Die Zahl der Gäste beträgt jährlich etwa 5000. Unter den zahlreichen römischen Altertümern, welche sich hier finden, sind der sogen. Bogen des Campanus (aus dem 3. oder 4. Jahrh. n. Chr.), die Ruinen eines Dianatempels und eines altrömischen Dampfbads am besten erhalten. Vgl. Berthet, A., les thermes (Aix 1862).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 16
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[16] Aix, Rhônemündungen, (1886) 23,611 (Gemeinde 29,057) Einw.