Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Agassiz“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 183184
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Agassiz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 183–184. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Agassiz (Version vom 06.07.2022)

[183] Agassiz (spr. -ssi oder -ssiß), 1) Ludwig Johann Rudolf, Naturforscher, geb. 28. Mai 1807 zu Mottier im Kanton Freiburg, widmete sich mit Vorliebe naturwissenschaftlichen, namentlich zoologischen, Studien, wurde 1832 Professor der Naturgeschichte in Neuchâtel, ging 1846 nach Nordamerika und erhielt hier die Professur der Zoologie und Geologie in New Cambridge, wo er das großartige Museum für vergleichende Zoologie begründete und in seinen Arbeiten von allen Seiten in freigebigster Weise gefördert wurde. Im J. 1865 unternahm er auf Kosten des Bostoner Kaufmanns Thaeyer eine Expedition nach Brasilien und 1871 eine solche nach dem Südatlantischen [184] und Stillen Ozean, um Tiefseeforschungen anzustellen. Er starb 14. Dez. 1873 in New Cambridge. A. förderte namentlich die Lehre von den Fischen und den Echinodermen. Er erwarb sich eine große Popularität durch seine Schöpfungstheorie, welche sich an die Anschauungen Cuviers anlehnte, und bekämpfte in seinen letzten Lebensjahren mit Erbitterung den Darwinismus. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: „Pisces etc., quos collegit et pingendos curavit Spix, descripsit A.“ (Münch. 1829–31, mit 91 lithographischen Tafeln); „Histoire naturelle des poissons d’eau douce de l’Europe centrale“ (Neuchât. 1839–45, 3 Hefte; nur Forellen behandelnd und größtenteils von K. Vogt bearbeitet); „Recherches sur les poissons fossiles“ (das. 1833–42, mit 311 Tafeln; mit K. Vogt und Desor); „Monographie des poissons fossiles du vieux grès rouge, ou système dévonien des îles britanniques“ (Soloth. 1844–45, mit 41 Tafeln); „Description des échinodermes fossiles de la Suisse“ (Neuchât. 1839–42, mit 35 lithographischen Tafeln; mit Valentin und Desor); „Monographie d’échinodermes vivants et fossiles“ (das. 1838–42, mit 62 Tafeln; unvollendet); „Études critiques sur les mollusques fossiles“ (das. 1840–45, Lief. 1–4 mit 115 Tafeln); „Iconographie des coquilles tertiaires“ (das. 1845, mit 15 Tafeln); „Mémoire sur les moules des mollusques vivants et fossiles“ (das. 1840, mit 12 Tafeln). Im J. 1837 formulierte A., durch Charpentier angeregt, seine Gletschertheorie, welche zu der Annahme einer Eiszeit führte und für Geologie, Pflanzen- und Tiergeographie von größter Bedeutung geworden ist. Mit Desor und andern Forschern unternahm er umfassende Beobachtungen und Untersuchungen auf dem Aargletscher, welche die kleine Hütte auf dem Gletscher, das „Hôtel des Neuchâtelois“ zu einer europäischen Berühmtheit gemacht haben. Die Resultate dieser Arbeiten brachten die „Études sur les glaciers“ (Neuchât. 1840, mit 36 Tafeln; deutsch, das. 1841) und das „Système glaciaire“ (mit Guyot und Desor; Par. 1847, mit Atlas). Von spätern Schriften sind noch zu erwähnen: „Principles of zoology“ (mit Gould, Bost. 1846; in deutscher Bearbeitung, Stuttg. 1850); die „Contributions to the natural history of North America“ (Bost. 1857, Bd. 1 u. 2); „The structure of animal life“ (New York 1866, neue Ausg. 1874); „Glacial phenomena in Maine“ (Bost. 1870); „A journey in Brazil“ (das. 1866 u. ö.); „Scientific results of a journey in Brazil“ (das. 1870). Unter seiner Redaktion erschienen seit 1863 das „Bulletin“ und der „Illustrated catalogue of the Museum of comparative zoology“.

2) Alexander, Sohn des vorigen, geb. 17. Dez. 1835 zu Neuchâtel, einer der bedeutendsten Vertreter der Zoologie in Nordamerika, Nachfolger seines Vaters in New Cambridge und Gründer der zoologischen Station zu Newport im Staat Rhode-Island, arbeitete namentlich über Echinodermen, Quallen und Fische Amerikas, über Entwickelung der niedern Tiere und über Tiefseefauna. Er schrieb: „Embryology of Starfishes“ (Bost. 1865); „North American Acalephae“ (Cambridge 1865); „Revision of the Echini“ (1872, 2 Bde.); „North American Starfishes“ (1877, Anatomie und Embryologie); „On the development of the Flounders“ (1878); „Young stages of osseous fishes“ (1878); „Embryology of the Ctenophora“ (1874). Mit seiner Mutter Elisabeth C. A. schrieb er: „Seaside studies in natural history“ (neue Ausg., Bost. 1882).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 14
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[14] Agassiz, Ludwig. Vgl. „Louis A.’ Leben und Briefe“ (hrsg. von seiner Witwe Elizabeth Cary A.; deutsch von Mettenius, Berl. 1886).