Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Agamemnon“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 181
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Agamemnon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 181. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Agamemnon (Version vom 20.08.2021)

[181] Agamemnon, berühmter Heros des griech. Altertums, Sohn des Atreus, Königs von Mykenä, Enkel des Pelops und Urenkel des Tantalos. Mit seinem Bruder Menelaos mußte er auf Befehl des Vaters den Thyestes aufsuchen, der aber, nachdem Ägisthos den Atreus getötet, sich mit diesem in Besitz von Mykenä setzte. Später wurde jedoch A. Herr des väterlichen Reichs und durch Eroberung Sikyons einer der mächtigsten griechischen Fürsten. Seine Gemahlin war Klytämnestra, Tochter des Königs Tyndareos von Lakedämon, seine Kinder Iphianassa (Iphigenia), Elektra (Laodike), Chrysothemis und Orestes. Als seines Bruders Menelaos Gemahlin Helena von Paris entführt worden war, zog er mit jenem in Griechenland umher, um die Fürsten des Landes zum Rachekrieg gegen Troja anzureizen. Er selbst wurde in Argos zum Oberbefehlshaber der verbündeten Griechen erwählt. Im Hafen von Aulis sammelte sich die Flotte, 1200 Segel stark, wurde aber durch eine Windstille zurückgehalten, bis die auf A. erzürnte Göttin Artemis durch das Opfer der Iphigenia versöhnt war. Während der Belagerung von Troja erscheint A., wiewohl er dem Achilleus an Tapferkeit nachsteht, immer in der Würde und Hoheit des Oberfeldherrn: er beruft die Fürsten zur Versammlung und führt das Heer in die Schlacht. Troja wird endlich erobert, und A. erhält die Königstochter Kassandra zur Beute. Nach gefahrvollen Irrfahrten zu Hause angelangt, wird er von Ägisthos, seinem Verwandten, der inzwischen die Klytämnestra verführt hatte, beim Mahl überfallen und erschlagen oder, nach Pindar und den Tragikern, von der auf Kassandra eifersüchtigen, auch über Iphigenias Opferung erzürnten Gattin, die ihm beim Bad ein Netz oder ein Gewand ohne Ärmelöffnungen überwarf, mit Kassandra zugleich getötet. Sein und seiner Nachkommen Schicksal gab den griechischen Dichtern Stoff zu den herrlichsten Tragödien. A. wurde als Heros verehrt und sein Grabmal, ein altes Heiligtum, zu Mykenä gezeigt. A. ist in Lakonien auch Beiname des Zeus.