MKL1888:Afrikanische Gesellschaften

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Afrikanische Gesellschaften“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 177178
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Afrikanische Gesellschaften. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 177–178. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Afrikanische_Gesellschaften (Version vom 06.07.2022)

[177] Afrikanische Gesellschaften, Vereine, welche sich die Erforschung Afrikas, namentlich des noch unbekannten Innern, zur Aufgabe machen. Der erste Verein dieser Art war die 1788 gegründete African Society in London, an deren Spitze der Kartograph Renneh und William Young standen. Aus diesem Verein, der zahlreiche Forschungsreisende, darunter den Entdecker des Niger, Mungo Park, und den Deutschen Hornemann, aussandte, ging 1830 die Londoner Geographische Gesellschaft hervor. Angeregt durch die epochemachenden Entdeckungen Livingstones, konstituierte sich dann auf Veranlassung A. Bastians und der Berliner Gesellschaft für Erdkunde 19. April 1873 eine „Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas“ zu Berlin, welche, von seiten des Deutschen Reichs durch bedeutende Mittel unterstützt, 1873–77 eine ganze Reihe von Reisenden aussandte, so Paul Güßfeldt an die Loangoküste, Lenz an den Ogowe, Pogge und Wißmann in das Reich des Muata Jamvo u. a. Unterdessen war auf Anregung des Königs der Belgier im September 1876 zu Brüssel durch die Präsidenten der europäischen geographischen Gesellschaften und hervorragende Afrikareisende eine Internationale Afrikanische Gesellschaft [178] gegründet worden, an deren Spitze unter dem Präsidium des Königs die Commission internationale d’exploration et de civilisation de l’Afrique in Brüssel trat. Außer der Erforschung Afrikas zieht diese Gesellschaft die Einführung von Handel und Zivilisation und die Unterdrückung des Sklavenhandels mit in ihr Programm; sie sendet Einzelreisende aus und errichtet an der Küste und im Innern Stationen, die teils einen wissenschaftlichen Charakter haben, teils Handels- und Zivilisationszentren bilden. Die Anzahl der Stationen der Gesellschaft betrug Mitte 1884: 30, die der darauf Angestellten 1800 Neger und 128 Weiße, wovon 40 Belgier, 39 Engländer, 23 Schweden und 11 Deutsche waren. Die Flottille auf dem Congo zählte 13 Schiffe. Neben der Internationalen Kommission in Brüssel bestehen aber in fast unabhängiger Weise nationale Komitees in den meisten Staaten Europas, so seit 18. Dez. 1876 das deutsche Nationalkomitee in Berlin, das sich 28. April 1878 mit dem ältern „Verein zur Erforschung Äquatorialafrikas“ vereinigte und den Titel „Afrikanische Gesellschaft in Deutschland“ annahm und „Mitteilungen“ herausgibt. Außerdem sind noch die Afrikanische Gesellschaft zu Malta und das African Exploration Fund Committee der Londoner Geographischen Gesellschaft namhaft zu machen.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 1314
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[13] Afrikanische Gesellschaften. Die 19. April 1873 gegründete Afrikanische Gesellschaft in Deutschland hat nach 15jährigem Bestehen Mitte 1889 mit der Ausgabe des letzten Hefts der „Mitteilungen“ ihre Thätigkeit eingestellt. Da die Regierung des Deutschen Reichs die vom Reichstag bewilligten Mittel für eine wissenschaftliche Erforschung der deutschen Schutzgebiete verwenden und diese Aufgabe selbst leiten wollte, so standen der Gesellschaft nicht mehr die nötigen Summen zur Aussendung selbständiger Expeditionen zur Verfügung; man entschloß sich daher, die Gesellschaft, die ihre Zwecke nicht mehr erfüllen konnte, aufzulösen. Die Thätigkeit der Gesellschaft ist eine sehr bedeutende und umfassende gewesen. Als unmittelbare Erfolge derselben sind zu bezeichnen: die ersten genauen Aufnahmen an der Loangoküste, Lenz’ Vorstoß auf dem Ogowe, die gänzliche Entschleierung des südlichen Congobeckens durch Pogge, Schütt, Buchner, Wißmann, Kund, Tappenbeck, Wolf und Büttner, die Durchwanderung der Sahara nach Timbuktu durch Lenz, Flegels weitere Erforschung des Binuë und sein Vorstoß nach S., Rohlfs’ Kufrareise, Rohlfs und Steckers Aufnahmen in Abessinien, endlich die Aufnahmen in Ostafrika von Kaiser und die Erforschung des Gebiets zwischen [14] Luapula und Lualaba durch Böhm und Reichard. Über das Vermögen der Gesellschaft wurde so verfügt, daß die wissenschaftlichen Instrumente dem Auswärtigen Amt übergeben wurden, je 4000 Mk. haben Reichard und Pechuel-Loesche als Unterstützung bei Herausgabe ihrer Reisewerke erhalten, 2000 Mk. die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin zur Vervollständigung ihrer Bibliothek, 1000 Mk. sind ausgesetzt worden für die hinterlassenen Papiere Steckers, endlich je 500 Mk. für Herstellung von Grabdenkmälern der in Afrika verstorbenen Reisenden Flegel und Schulze. Der Vermögensrest im Betrag von 10,000 Mk. wurde der Karl Ritter-Stiftung in Berlin, deren Kapitalvermögen jetzt 38,700 Mk. beträgt, übergeben. In Italien bestehen gegenwärtig zwei Afrikanische Gesellschaften, die Società Africana d’Italia zu Neapel mit Zweigvereinen in Florenz und Chiesi sowie die Società d’esplorazione commerciale in Africa zu Mailand, welche beide ein „Bolletino“ herausgeben.