Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Adlerorden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 124125
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Adlerorden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 124–125. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Adlerorden (Version vom 28.02.2023)

[124] Adlerorden. 1) Der weiße A. in Rußland, ursprünglich ein polnischer Orden, hat nur Eine Klasse, angeblich 1326 vom König Wladislaus I. gestiftet, 1705 von König August II. erneuert, 1807 vom König von Sachsen als Herzog von Warschau abermals erteilt, 1815 in der polnischen Verfassung vom russischen Kaiser als König von Polen für den ersten des Reichs erklärt, durch das organische Statut vom 26. Febr. 1832 aber in die Reihe der russischen versetzt, wo er nach dem Alexander-Newskij-Orden rangiert. Das Ordenszeichen besteht in einem schwarzen Doppeladler mit der Kaiserkrone, auf welchem ein rot emailliertes Kreuz liegt, auf dem wiederum ein weißer Adler ruht. Es wird an einem breiten hellblauen Band über die rechte Schulter getragen; ein goldener Stern mit der Devise „Pro fide, rege et lege“ („für den Glauben, den König, das Gesetz“) um ein Kreuz im Mittelschild auf der Brust. – 2) Der schwarze A., 1701 bei der Krönung Friedrichs I. gestiftet, der höchste Orden im preußischen Staat, besteht aus Einer Klasse und verleiht den Erbadel, und die Ritter haben Generalleutnantsrang. Das Ordenszeichen ist ein blaues achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und der Namenschiffre F. R. im goldenen Schild, welches an einem orangefarbigen Band über die linke Schulter getragen wird. Dazu gehört auf der Brust ein silberner achtspitziger Stern mit schwarzem Adler in orangefarbenem Feld und der Devise „Suum cuique“ („jedem das Seine“). Die Kette besteht aus Adlern mit Donnerkeilen und vierfach gekröntem Namenszug, umschlungen von blauem Band und der Devise im Schild. Bei Festen roter Samtmantel. – 3) Der rote A., unter dem Namen Ordre de la sincérité 1705 vom Erbprinzen Georg Wilhelm von Brandenburg gestiftet, 1712 organisiert, ward 1792 zum zweiten preußischen Orden erhoben und umfaßt 5 Klassen in 73 Abstufungen. Die Insignien sind ein weiß emailliertes achteckiges Kreuz, auf dessen weißem Mittelschild sich vorn der gekrönte rote Adler, auf der Kehrseite die Chiffre F. W. mit darübergesetzter Krone befindet, und das von allen Klassen, nur in verschiedener Größe, an einem weiß gewässerten Band mit breiten orangefarbigen Streifen und schmalen weißen Rändern getragen wird. Die Großkreuze tragen ein achtspitziges Kreuz und einen Goldstern; die Kette besteht aus 25 Gliedern von abwechselnden Schilden. Die Ritter der ersten Klasse tragen, außer dem Kreuz am Kordon, auf der linken Brust einen silbernen achtspitzigen Stern mit dem roten Adler, auf dessen Brust [125] das hohenzollernsche Wappen mit der Umschrift: „Sincere et constanter“ („aufrichtig und standhaft“) sich befindet; die zweite Klasse teilt sich in solche mit und ohne Stern. Rittern der dritten Klasse kann eine am Ring über dem Kreuze zu tragende Schleife, Rittern der drei ersten Klassen eine Verzierung von Eichenlaub gegeben werden, wenn sie zuvor niederere Grade gehabt; beides nur Preußen. Für im Feld erworbene Verdienste wird der Orden mit Schwertern am Ring verliehen. Juden können statt des Kreuzes einen demselben ähnlichen Stern erhalten. Die Ritter erster Klasse tragen das Ordenszeichen an einem breiten Band um die Schulter, die der zweiten Klasse um den Hals, die der dritten und vierten Klasse an schmälerm Band im Knopfloch. Vgl. L. Schneider, Der rote A. (Berl. 1868); Derselbe, Der schwarze A. (das. 1871); Höftmann, Der preußische rote A. (das. 1879). S. Tafel „Orden“. – 4) Weißer A., serb. Orden, gestiftet 22. Febr. 1882 vom König Milan I. zur Erinnerung an die Proklamierung des serbischen Königtums; fünf Klassen, welche einfach diese Bezeichnung haben. Die Dekoration besteht in einem von einer Königskrone überragten, weiß emaillierten, doppelköpfigen, gekrönten Adler mit goldenen Fängen, belegt mit einem ovalen roten Mittelschild mit weiß emailliertem Kreuze, zwischen dessen Armen sich vier goldene Feuerstrahlen befinden. Aus der Krone flattern hinter den Adlerköpfen blaue Bänder herab. Der ovale Mittelschild des Reverses zeigt das goldene, gekrönte Monogramm MI und darüber ein blaues Band mit der serbischen Legende: „22. Februar 1882“. Die fünfte Klasse trägt die Dekoration von mattem Silber. Die beiden ersten Grade tragen einen Bruststern von Gold, achtstrahlig und diamantiert, auf welchem der Orden liegt. Das Ordensband ist rot mit zwei schmalen lichtblauen Streifen. – 5) Ein goldener A. wurde 1806 vom König Friedrich I. von Württemberg gestiftet, 1818 aber mit dem Orden der württembergischen Krone vereinigt. – 6) Der von Kaiser Maximilian 1. Jan. 1865 gestiftete mexikanische A. ist seit Maximilians Tod erloschen.