Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Acosta“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 9596
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Acosta. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 95–96. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Acosta (Version vom 28.10.2021)

[95] Acosta (da Costa), 1) Gabriel, später Uriel, Religionsphilosoph, geboren um 1594 zu Porto als Sprößling einer ursprünglich jüdischen, aber zum Christentum übergetretenen Familie, studierte die Rechte und ward 1619 Schatzmeister in einem kirchlichen Kollegium. In Zweifel an der Göttlichkeit des Christentums verstrickt und durch Studium des Alten Testaments dem Judentum gewonnen, floh er aus seinem Vaterland und trat in Amsterdam zu [96] jenem über. Da er aber bald inne wurde, wie wenig das Judentum seiner Zeit mit seinen vom Mosaismus gewonnenen Anschauungen übereinstimmte, suchte er auf eine Reform desselben hinzuwirken, ward indes von der Synagoge mit dem Bann belegt. Er veröffentlichte hierauf zur Verteidigung seiner Lehrmeinung ein „Examen traditionum pharisaicarum collatarum cum lege scripta contra animae immortalitatem“ (Amsterd. 1623), ward aber auf die Klage der jüdischen Ältesten bei dem Rate der Stadt zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach 15 Jahren bequemte er sich zum Widerruf und ward wieder in die Gemeinde aufgenommen. Auf Grund neuer Beschuldigungen legte ihm der Große Rat eine schimpfliche Buße auf; als er sich weigerte, sich derselben zu unterwerfen, ward er mit dem Bannfluch belegt. Nach siebenjähriger Verfolgung unterwarf er sich endlich der Buße, machte aber, im Innern zerrüttet, im April 1647 seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Seine Selbstbiographie („Exemplar humanae vitae“) gab Ph. Limborch nach einem in Acostas Haus 40 Jahre nach seinem Tod entdeckten Autograph heraus; auch lateinisch und deutsch (Leipz. 1847). Vgl. Jellinek, Acostas Leben und Lehre (Zerbst 1847), und I. da Costa, Israel en de volke (Haarl. 1849). Zum Helden einer Tragödie machte ihn Gutzkow.

2) José d’, span. Jesuit und Geschichtschreiber, geboren um 1540 zu Medina del Campo, ging 1571 nach Amerika, wo er Provinzial seines Ordens von Peru wurde, und erhielt nach seiner Rückkehr nach Europa (1588) das Rektorat der Universität zu Salamanca. Er starb 1599. Seine Hauptwerke sind die hochgeschätzte „Historia moral y natural de las Indias“ (Sevilla 1591) und „De promulgatione Evangelii apud barbaros“ (Salam, 1588).