Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Acanthus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 74
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Acanthus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 74. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Acanthus (Version vom 09.01.2023)

[74] Acanthus L. (Bärenklau), Gattung aus der Familie der Akanthaceen, hohe, mehr oder weniger distelartige Kräuter oder Sträucher mit meist großen, buchtig und oft mehr oder weniger stachlig gezahnten oder fiederschnittigen Blättern und ansehnlichen, in endständige Ähren gestellten Blüten mit oft großen und stachlig gezahnten Deckblättern. Die Gattung ist in den tropischen und subtropischen Klimaten der Alten Welt vertreten. A. mollis L. (weiche oder echte Bärenklau), bis 1 m hoch, besitzt über 50 cm lange, fiederspaltige Blätter mit buchtig gezahnten, nicht stachligen Lappen, weißliche oder rötliche Blüten und eine rötlichbraune, glänzende Kapsel. Sie findet sich in Südeuropa, nördlich bis Istrien, und wurde schon im Altertum als Zierpflanze kultiviert.

a b
Akanthusblatt.

Das Akanthusblatt fand in stilisierter Form (Fig. a von vorn, b von der Seite) auch in der Kunst, an den Kapitälern der korinthischen und römischen Säulen, an den Konsolen der römischen Kunst und Renaissance sowie an den Ornamenten ihrer Friese und Gesimse vielfache Anwendung. Bei den mittelalterlichen Ornamenten dienten mehr die kleinern, weniger schönen Blätter der südeuropäischen A. spinosa L. zum Muster. Früher waren Blätter und Wurzeln wegen ihres Schleimgehalts als Branca ursina (Bärenklau) offizinell. Das Akanthusholz, aus welchem die Alten Statuen verfertigten, stammte wohl von der Acacia vera und A. arabica oder einem andern stachlichten Baum.