Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Acacĭa“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 7374
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Acacĭa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 73–74. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Acac%C4%ADa (Version vom 15.09.2022)

[73] Acacĭa Willd., (Akazie), Gattung aus der Familie der Mimosaceen, wehrlose, stachlige oder dornige Bäume und Sträucher mit wechselständigen, doppelt gefiederten oder auf den blattartig entwickelten Blattstiel (Phyllodium) reduzierten Blättern, dichten Blütenköpfchen oder cylindrischen Ähren, welche einzeln oder zu mehreren in der Achse oder rispig gehäuft auf den Spitzen der Zweige stehen und durch die zahlreichen Staubgefäße der kleinen Blüten gelb oder weiß erscheinen. Die Hülsen sind eiförmig, oblong oder linealisch, gerade, gekrümmt, aufgerollt, häutig bis holzig, zweiklappig oder nicht aufspringend. Die ca. 400 tropischen Arten finden sich besonders in Afrika und Neuholland, und manche von ihnen bilden Wälder und bestimmen den Charakter weiter Gebiete. Die ca. 280 Arten mit Phyllodien gehören fast ausschließlich Neuholland an. A. Catechu Willd. (s. Tafel „Farbepflanzen“), 10 m hoher, oft etwas verkrüppelter Baum mit schwerem, hartem, braunem oder dunkelrotem Kernholz, gelblichweißem Splintholz, brauner, rissiger Rinde, mächtiger Krone, kurzdornigen Zweigen, bis 30 cm langen Blättern und achselständigen, gelben Blütenähren, wächst in Vorder- und Hinterindien, auf Ceylon, liefert Nutzholz und Katechu. Letzteres wird in Bengalen, Maissur und Gudscharat auch aus dem Holz der sehr ähnlichen A. Suma Kurz. gewonnen, welche in Abessinien einer der häufigsten Waldbäume (Kakamut) ist. In Spalten des Holzes sich findende kristallinische Ausscheidungen von Katechin werden in Indien unter dem Namen Keersal arzneilich benutzt. Auch dient die Rinde von A. Catechu zum Gerben. A. Senegal Willd. (A. Verek Guill. et Perrot., Haschab, Verek), ein 6 m hoher Baum, oft strauchartig, mit weißem, sehr hartem Holz, grauer, rissiger Rinde und dicken Lagen gelben oder purpurroten Bastes, kleinen, doppelt gefiederten Blättern, schwarzen Stacheln, langen, hellgelben Blütenähren und dünnlederigen, gelblichen, linealischen Hülsen, bildet ausgedehnte Wälder in Senegambien und Kordofan, im Stromgebiet des Weißen Nils und des Atbara und liefert arabisches Gummi und Senegalgummi. Ebenso die sehr ähnliche A. glaucophylla Steud., in dem abessinischen Hochland, dem südlichen Nubien, dem Somalland und in Arabia felix. Auch A. abyssinica Hochst. (Tschéa), ein mittelgroßer Baum mit bleichgelblicher Rinde, kurzen, braunspitzigen Dornen, kleinen, doppelt gefiederten Blättern und weißlichen Blüten in lange Rispen bildenden, kugeligen Köpfen, in Abessinien und dem Somalland, liefert Gummi. A. arabica Willd. (A. nilotica Del., A. vera Dec., Ssant, Sont), ein hoher Baum mit gekrümmtem, braunrindigem Stamm, fein behaarten Ästen, Blatt- und Blütenstielen, weißgrauen Dornen, zitronengelben, angenehm duftenden [74] Blumenköpfen, filzigen oder kahlen, lang zugespitzten Hülsen und braunen Samen, in Ägypten, besonders aber in Kordofan und Senaar und ganze Wälder bildend in Abessinien, auch in Asien bis Ostindien, liefert Gummi und in der indischen Varietät die gerbsäurereichen Bablahhülsen; doch werden auch die Hülsen der afrikanischen Varietät als Garrat zum Gerben benutzt. A. fistula Schweinf. (A. Seyal Del., var. fistula, Ssoffar), merkwürdig durch die langen, starken, am Grund infolge eines Insektenstichs konstant zwiebelig angeschwollenen und hier hohlen, elfenbeinweißen Dornen, in Nubien und Senaar, liefert rötliches Gummi und bildet mit A. stenocarpa Hochst. (Talch, Talha, Kakul) ausgedehnte Wälder im Gebiet des Atbara und der Zuflüsse des Bahr el Azrak. A. horrida Willd. (langdornige Akazie, Kapschotendorn), am Kap und in Arabien, liefert wenig wertvolles Kapgummi und Gerberrinde. A. Julibrissin Willd., 6–8 m hoher, unbewehrter Strauch mit großen, eleganten, doppelt gefiederten Blättern und rosenroten Blüten, stammt aus Persien und wird als Zierpflanze kultiviert. A. Farnesiana Willd. (Antillenkassie), ein dorniger Strauch mit doppelt gefiederten Blättern und gelben Blütenköpfchen, aus dem tropischen Amerika, wird in den Tropen, in Italien und Südfrankreich (jährlich 10–20,000 kg) der köstlich duftenden Blüten halber kultiviert, die aus Südfrankreich als Kassiablüten weit verschickt und in der Boukettbinderei und Parfümerie benutzt werden. Die gerbsäurereichen Hülsen kommen als Bablah in den Handel; die Wurzel dient auf den Antillen zum Gerben und Schwarzfärben. A. lophanta Willd., unbewehrt, baumartig, 3–4 m hoch, mit doppelt gefiederten Blättern und hellgelben Blüten in langen und leichten Büscheln, auf dem Australkontinent, wird in mehreren Varietäten als Zierpflanze kultiviert; eine der beliebtesten Zimmerpflanzen. A. decurrens Willd., ein unbewehrter Baum mit doppelt gefiederten Blättern und kleinen, gelben, in Trauben stehenden Blütenköpfchen, in Neusüdwales, Victoria, Südaustralien etc., liefert Kino und eine vortreffliche Gerberrinde (Black Wattle Bark), zu deren Gewinnung der Baum, ebenso A. penninervis, welches die Goldwattlebark liefert, bereits in ausgedehnten Schälwäldern kultiviert wird. Diese Schälwälder geben 14mal größern Ertrag als unsre Eichenschälwälder. Andre australische Arten liefern ebenfalls wertvolle Gerberrinden (vgl. Mimosarinden), manche, namentlich A. pycnantha Benth., außerdem ein bräunliches Gummi. Die Arten mit Phyllodien werden vielfach ihrer Schönheit, ihres originellen Habitus oder des Blütendufts halber als Zierpflanzen kultiviert, namentlich A. armata R. Br., A. floribunda Willd., A. hastulata Sm., A. lineata Cunningh., A. longifolia Willd., A. vestita Ker. u. a. Einige Akazienarten, wie A. Lebbeck Willd. auf Réunion, A. melanoxylon R. Br., in Tasmania, A. mollissima Willd. in Victoria und A. excelsa Benth., in Queensland, liefern sehr hartes und festes Arbeits- und Kunstholz. Vgl. B. Seemann, Die in Europa eingeführten Akazien (Hannov. 1852). – Akazienbaum, unechte Akazie, Schotendorn, s. Robinia.