MKL1888:Ablaut
[46] Ablaut, von J. Grimm erfundener Ausdruck zur Bezeichnung des regelmäßigen Vokalwechsels, der namentlich in der Stammsilbe der starken oder ablautenden Verba der deutschen Sprache stattfindet, um die Verschiedenheit des Tempus oder Modus auszudrücken, z. B. helfen, hilf, half, geholfen; binden, band, gebunden; lasse, ließ, gelassen etc. Auch auf die Bildung der Substantive erstrecken sich diese Ablautreihen, z. B. Hilfe, Band, Gelaß. Analoge Erscheinungen zeigen sich auch in allen verwandten Sprachen, z. B. im griechischen feugo, „ich fliehe“, efügon, „ich floh“, pefeuga, „ich bin geflohen“; im lateinischen frango, „ich breche“, fregi, „ich habe gebrochen“. Das Sanskrit stellt den deutschen Ablautreihen seine „Steigerungsreihen“ gegenüber, bei denen mit großer Regelmäßigkeit zwischen Grundvokal, erster Steigerung (Guna der indischen Grammatiker) und zweiter Steigerung (Vriddhi) unterschieden wird. Analog ist in den semitischen Sprachen der Wechsel der Wurzelvokale zur Bezeichnung des Tempus.