Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abguß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 43
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Abguß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 43. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abgu%C3%9F (Version vom 19.04.2021)

[43] Abguß, Nachbildung körperlicher Gegenstände mit Hilfe von flüssigen, aber bald erstarrenden Substanzen. Die erste Abformung des Gegenstands ergibt die sogen. Matrize, und erst wenn man von dieser wieder einen A. nimmt, erhält man einen Körper, welcher dem Original völlig gleicht. Die Matrize kann durch A. oder Abdruck dargestellt werden; man benutzt zu Abgüssen am häufigsten gebrannten Gips, Thon, feinen Sand oder Tripel (besonders für die Metallgießerei), Glas, Schwefel, Siegellack, Alaun, Salpeter, Metalllegierungen, Guttapercha, Wachs, Schellack, Brotkrume, Leim- und Hausenblasenlösung, Metallfolie, Seidenpapier etc. Darf das Original zerstört werden, so befestigt man es schwebend in einem Kästchen, bringt einige von der Wandung des letztern bis auf das abzuformende Original reichende starke Drähte und ein kegelförmiges Stück Holz an, füllt dann das Kästchen mit einem Brei aus 1 Gips, ¼ Ziegelmehl und Wasser, welches gleichviel Alaun und Salmiak gelöst enthält, läßt erstarren, vollständig trocknen, entfernt die starken Drähte und den Holzkegel, glüht dann, um das Original zu verbrennen, entfernt die Asche (am besten durch Ausschütteln mit Quecksilber) und gießt hierauf Metall in die Hohlform. Von Gegenständen, die nicht zerstört werden dürfen, kann man auf gleiche Weise Abgüsse erhalten, wenn man eine Nachbildung derselben in Wachs mit Gipsbrei umgießt und durch Erhitzen das Wachs entfernt. Gewöhnlich aber stellt man mehrteilige Matrizen aus Gips, Schwefel, Leim, Guttapercha dar, fügt die Teile derselben sorgfältig zusammen und gießt dann die Hohlform aus. In diesem Fall zeigt der A. Nähte an den Stellen, wo die Teile der Matrize zusammenstießen. Bei wertvollen Kunstwerken läßt man diese Nähte gewöhnlich stehen, um jede Möglichkeit der Beschädigung auszuschließen; sie sind um so schwächer, je sorgfältiger die Matrizen angefertigt wurden.