Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abdullah Chan“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 2425
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Abdullah Chan. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 24–25. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abdullah_Chan (Version vom 11.04.2021)

[24] Abdullah Chan, Fürst von Bochara (s. d.) und der größte unter allen Herrschern des Hauses Scheibani, Sohn Iskender Chans, geb. 1533, trat im 24. Lebensjahr eben in jener Zeit auf, als Transoxanien teils durch innere Wirren, teils durch die Einfälle der Nomaden aus dem Norden mit jeglichem Elend heimgesucht war. Seiner seltenen Energie, seinen militärischen Talenten und seiner Regententüchtigkeit gelang es, nicht nur die Ruhe im Innern des Landes herzustellen, sondern auch seine Eroberungen weit über den Oxus auszudehnen. Er verleibte Balch und Badachschan aufs neue Transoxanien ein, und [25] die damaligen Parteikriege zwischen dem emporstrebenden Schah Abbas und seinen Rivalen in Persien benutzend, riß er Herat und Merw an sich, plünderte Meschhed und das reiche Grab Imam Rizas und unterwarf auf einige Zeit sogar Masenderan seinem Zepter. Bochara und ganz Mittelasien erfreuten sich unter seiner Herrschaft der innern Ruhe; Handel und Industrie genossen seinen besondern Schutz. Er errichtete zahlreiche Kollegien und Moscheen, gründete Karawanseraien, Spitäler und sonstige zum allgemeinen Wohl bestimmte Gebäude. Mit dem türkischen Sultan Murad III. suchte er die aufkeimende Macht der Sefiden zu vernichten. A. starb 1597 als letzter der Scheibaniden. Sein einziger Sohn und Nachfolger, Abd ul Mumen, hatte sich kurz vor seinem Tod gegen ihn empört, und A. mußte ihn zu wiederholten Malen mit bewaffneter Macht unterwerfen.