MKL1888:A priōri und a posteriōri

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „A priōri und a posteriōri“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 704
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A priōri und a posteriōri. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 704. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:A_pri%C5%8Dri_und_a_posteri%C5%8Dri (Version vom 28.12.2022)

[704] A priōri und a posteriōri (lat.), zwei philosoph. Kunstausdrücke, welche sich auf die Lehre von dem Ursprung der menschlichen Vorstellungen und Erkenntnisse beziehen. Solche Vorstellungen und Erkenntnisse, von denen man annimmt, daß sie der menschliche Geist unabhängig von der Erfahrung rein aus sich selbst erzeuge, heißen a priori, solche dagegen, welche erst durch die Erfahrung gewonnen werden, a posteriori. Dieser Sprachgebrauch rührt daher, daß man jene, welche ein begriffsmäßiges, schlechthin (apriorisch) allgemeines und notwendiges Fürwahrhalten, d. h. „Wissen“, begründen, für das Frühere (prius), diese, auf welchen das erfahrungsmäßige, nur „komparativ“ allgemeine und mehr oder minder wahrscheinliche Fürwahrhalten, d. h. „Glauben“, beruht, für das Spätere (posterius) hielt. Auch nennt man jene reine oder transcendentale, diese empirische Vorstellungen und Erkenntnisse. Der Streit, ob es ganz reine Erkenntnisse a priori gebe, bei welchen die Erfahrung gar nicht mitwirkend sei, fällt mit jenem der Rationalisten, die sämtliche Ideen für das Werk der reinen Vernunft, und der Sensualisten, die sie für ein solches der Sinne erklären, zusammen, ist aber noch zu keiner allgemein gültigen Entscheidung gebracht.