Textdaten
Autor: Lothar Meggendorfer
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Titel: Münchener Kasperl-Theater
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Erscheinungsdatum: [1879]
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: TU Braunschweig, Commons
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[U1]
Münchener
Kasperl-Theater.


herausgegeben von
Lothar Meggendorfer.


Verlag von Braun & Schneider in München.


[1]

     Kasperl:
Ra – diridi – ridi – ra,
Kinder! Jetzt bin ich da.
Heut’ geht’s noch lustig zu,
Prügel gibt’s auch g’rad gnu’,
An geht ’s Theaterspiel,
Seid’s still und redt’s nit viel,
Ra – diridi – ridi – ra,
’s Kasperl ist da!

[2]


[3]

     Kasperl’s Frau:
Was, Du Lump! Du willst noch singen,
Thust mich um mein Geldl bringen.
In das Wirthshaus thust Du laufen,
All’ mein Hab und Gut versaufen.

     Kasperl:
Sei nicht bös, geliebtes Schatzerl!
Sieh, für Dich und für das Katzerl
Ist im Krug noch etwas Bier.
Prosit! Wohl bekomm’ es Dir!

     Kasperl’s Frau:
     (nachdem sie in den Krug geguckt):
Schau’ mir einer den Betrug,
Nicht ein Tropfen ist im Krug.
Wart’ ich komm’ Dir, Bösewicht!
Ich zerkratz’ Dir Dein Gesicht.

[4]


[5]

     Kasperl:
Wie, Du wagst es, mich zu schelten?
Ha! Das sollst Du mir entgelten!
Meinst, Du darfst die Nase rümpf’n,
Meinst, ich lass’ mich von Dir schmipf’n?
Meinst, ich lass’ mich von Dir zanken,
Mach’ Dir andere Gedanken –
Deinen Buckel, liebe Frau!
Schlag’ ich sonst Dir grün und blau.
     (haut sie.)

[6]


[7]

     Kasperl:
Potz Blitz! Was steht denn da vor mir
Für ein gewaltig Ungethier?
Wart’ nur, Dich will ich einmal necken,
Dir in den Mund den Finger stecken.
Doch merk’ Dir’s, Unthier, wenn Du beiß’st
Hau’ ich Dich, daß Du Jammer schreist.
     (haut es.)

[8]


[9]

     Kasperl:
Was mag in dieser Schachtel sein?
Ein wunderschönes Mägdelein.
Wie Honig süß ihr Zuckermund,
Ihr Augenpaar, wie Kirschen rund,
Und in der Hand den Blumenstrauß,
Der sieht gar appetitlich aus,
Ihr Angesicht, wie Milch und Blut –
Das schöne Kind gefallt mir gut!
     (will sie küssen.)

[10]


[11]

Doch kaum freut sich der Kasperl d’ran,
Da um die Schönheit ist’s gethan
Und aus der Schachtel, weh, o weh!
Ein altes Weib steigt in die Höh’!
Es ist die böse, alte Bas’,
Die hat ja Borsten auf der Nas’
Und eine Warze im Gesicht.
Nein, die gefallt dem Kasperl nicht.

[12]


[13]

     Kasperl:
Bist du der Schleifer aus Paris?

     Schleifer:
Jawohl, Hans Kasperl, das ist g’wiß.

     Kasperl:
Dann schleife mir mein langes Messer.

     Schleifer:
Das will ich thun, dann schneid’t es besser.

     Kasperl:
Du, das geht lustig, das thut pfeifen.

     Schleifer:
Was zahlst Du mir denn für das Schleifen?

     Kasperl:
Den Lohn, den bleib’ ich schuldig Dir,
Ich habe heut kein Geld bei mir!

[14]


[15]

     Der Tod:
Ich bin der Tod, der Menschenfresser.

     Kasperl:
Friß eine Wurst, die ist viel besser.

     Der Tod:
Du mußt mit mir, die Zeit ist um.

     Kasperl:
Geh’, rede doch nicht gar so dumm.
Mit Dir zu geh’n, fallt mir nicht ein,
Ich will noch lange lustig sein;
Doch, wie der Kasperl prügeln kann,
Das sollst Du seh’n, Herr Klappermann!
     (haut ihn.)

[16]


[17]

     Kasperl:
Was ist denn das? Es ist kein Zweifel,
Der schwarze Kerl, der ist der Teufel;
Sieht aus, als wie gebrannte Kohlen,
Der will gewiß den Kasperl holen.
Doch damit hat’s noch lange Zeit.
Komm’ Du nur her – ich bin bereit!
Willst Du mich stechen mit der Gabel,
So hau ich Dich ganz miserabel.
Willst Du mich hauen mit dem Hackel,
So mach’ ich einen Mordsspectakel.
Fahr’ ab – Du teuflischer Gesell’,
Sonst gerbt der Kasperl Dir das Fell!
     (haut ihn.)

[18]


[19]

     Räuber:
Lass’ mich los, dann schenk’ ich Dir
Diesen Beutel Goldes hier!

     Kasperl:
Nein, ich laß Dich nicht mehr los!
Bist Du auch ein Räuber blos,
Hab’ ich doch von Wucherern
Und dergleichen lieben Herrn
So viel Unheil schon erlitten,
Daß ich hasse die Banditen –
Und ein solcher bist auch Du!
Eins, zwei, drei – jetzt zieh’ ich zu.

[20]


[21]

     Kasperl:
Nun, liebe Leute, geht nach Haus,
Denn das Theaterspiel ist aus.
Und weil mich dürstet gar so sehr,
Gebt noch ein kleines Trinkgeld her;
Gebt Acht, es sammelt meine Frau,
Die nimmt es mit dem Geld genau.
Legt Ihr hinein ein Pfennigstück,
So schleudert sie es gleich zurück.
Jetzt muß ich in das Wirthshaus geh’n,
So lebt denn wohl – auf Widerseh’n!

     Aus is’s!

[22]