Ludwig von Baden
Spielend mit des Sohnes Locken,
Seinen Arm um ihren Leib,
In dem Schall der Abendglocken
Sitzt er neben seinem Weib.
Blickst du düster auf dein Land,
Dem du dieses Glück beschieden,
Hat es sich von dir gewandt?“ –
„Nimmer meine Seele weise
Das im engen Zauberkreise
Meine Kraft zusammenzieht.
Was ein Auge überblicket,
Stillet mein Verlangen nicht,
Träum’ ich mich in Lust und Licht.
„Und auf hohen Thron erhoben,
Als den Herrn im Heiligthum,
Dem die Helden sich geloben,
Such’ ich Lust in deinen Armen,
Frieden in des Knaben Blick,
Ach! ein Armer unter Armen,
End’ ich ruhmlos mein Geschick!“ –
Nimmt den Knaben schweigend mit;
Doch er sieht sie wiederkehren
Mit der Freude leichtem Schritt.
Seinen goldnen Fürstendegen
Und der Sohn jauchzt ihm entgegen,
Trägt den Harnisch ihm heran.
„Was, mein Herz! du dir erwählet,
Gilt als ein Gebot für mich;
Und die Liebe waffnet dich.
Meine Ehre du, ich warte
Deiner mit der Siegerkron’,
Wenn ich, ach! vergebens harrte,
Und sie gürtet ihm den Degen,
Panzert ihn mit flinker Hand;
Unter hellen Trommelschlägen
Zieht sein Häuflein aus dem Land.
Flattert ihrer Fahne Flug,
Als der hellste Stern zu glänzen
In dem teutschen Heereszug.
Seines Eisenarmes Schwere
Sieh, da speit die wilden Heere
Flammend aus die Heidenwelt!
Des Propheten Fahne mähet
Wie ein Sturm die Schaaren hin;
Lüstet’s wiederum nach Wien.
Wer bestehet seine Streiche?
Schwache Schaar, wer schirmt dich noch?
Siehst du nicht die junge Eiche?
Der von Baden wird dich retten,
Er, dein neuer Feldmarschall;
Schüttle weg des Schreckens Ketten!
Er ist dir ein Hort und Wall.
In der fremden Waffentracht,
Seht ihr sie die Felder decken?
An des Zeltes Seidenpracht
Schwingt nun der Vezir den Säbel:
Wie die dichten Winternebel,
Braußen lärmend aus dem Thal.
Kleine Schaar du, frisch entgegen!
Ordne deine Glieder dicht!
Wie der Strahl den Nebel bricht.
Deine weißen Reihen rollen
In des Heeres Riesenball,
Langsam erst, dann schnell im vollen
Wie die Feinde mordend drücken,
Immer fester wird dein Gang,
Denn dein Marschall in dem Rücken.
Treibt sie wie des Sturmes Drang.
Wie aus seinem Bett das Meer,
Tritt wie Halme Alles nieder,
Mit dem kleinen Reiterheer.
Und er steht auf Waffentrümmern
Ferne Todtenklagen wimmern
Vom ersiegten Waffenfeld;
Blutige Gestalten wanken
Zu den Feuern vor der Wacht;
Blanke Flinten durch die Nacht.
Wie die Lilienhäupter schauen
Nach des jungen Tages Stern,
Blühn des Harems schönste Frauen
Harren, wer ihn soll umschlingen
In des Lagers weicher Ruh;
Pfeifen und Trompeten klingen
Ihm den Marsch des Sieges zu.
Fesselt nicht den den edlen Sinn;
Schmachtend nach der Ferne Blüthen
Träumt sich seine Seele bin:
Seines Knaben blonde Locken,
Möcht’ er fassen mit Frohlocken
In des Wiedersehens Lust.
Und der Sultan bietet Frieden.
Von dem mondelangen Strauß
Kehrt zu seiner Väter Haus.
Staunend hält er auf der Brücke
Seiner Stadt mit seiner Schaar,
Nimmer stellt sich ihrem Blicke
Wie des Ruhmes Tempel breitet
Sich umher ein hohes Schloß;
Seine Priesterin, sie schreitet
Liebend auf den Helden los,
Sinkt ihm fröhlich in den Arm,
Bei der Schlachttrophäen Glanze
In des Volkes Jubelschwarm.
„Sieh, Herr, was wir dir bereitet!
Treu von Lieb’ und Ruhm begleitet
Lächle in dein Land hinaus!“ –
‚„Ja, der Sieger ist bezwungen
Von der Liebe, treuer Hand;
Nimm mich auf, mein Vaterland!“‘