Ludwig Bechstein (Die Gartenlaube 1853)
[462] Ludwig Bechstein hat neuerdings zwei Erzählungen geschrieben: „das Fest der Prinzen“ und: „der deutsche Vielwisser“, und diese in Altenburg erscheinen lassen. Daran wäre an sich nichts Merkwürdiges. Aber er hat sich zugleich erlaubt, diesen Machwerken den Namen Volks-Erzählungen beizulegen. Es ist empörend, für wie ungebildet, dumm und urtheilslos dieser Mann das Volk halten muß, daß er es wagen kann, dergleichen Trivialitäten dem Volke als geistige Speise vorzusetzen. Wir haben lange nichts gelesen, was uns einerseits wegen seiner ordinären niedrigen Denkweise so angewidert und andererseits wegen seiner plumpen, ungeschickten Form so lächerlich und albern erschienen wäre, wie dieses Buch, dessen zweite Erzählung Alles übertrifft, was an Ungereimtheiten und Absurditäten jemals für das Volk geschrieben worden ist. Jeder ehrliche Mann, einerlei ob Arbeiter oder Beamter, ob Handwerker oder Gelehrter, müßte das Buch als eine Beleidigung des Volkes zurückweisen, wenn es nicht eben zu fade und kindisch wäre. Herr Bechstein ist die Persönlichkeit nicht, dessen Beleidigungen wehe thun können; er hat indeß mit diesem Buche zugleich bewiesen, daß er literarisch vollständig bankerott ist. – An weitern, aber anständigern Neuigkeiten sind in den letzten Woche noch erschienen, eine zweite durchgesehene Auflage des Giseke’schen Romans: die modernen Titanen; von dem ehemaligen Leipziger Theater-Direktor Küstner (jetzt Chevalier de Küstner): Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung; von Klenke abermals ein dicker dreibändiger Roman: der Parnaß zu Braunschweig.E. K.