Louis Popp & Sohn in Netzschkau i. V., Mechanische Kammgarn-Weberei
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Vor nunmehr 20 Jahren wurde dieses Geschäft, gegenwärtig wohl eins der bedeutendsten im vogtländischen Industrie-Bezirk, in kleinen Verhältnissen, aber auf solider und reeller Basis gegründet und in diesem Sinne bis auf den heutigen Tag weitergeführt. Der jetzige Besitzer des Etablissements, Hermann Popp, ein self made man im eigentlichen Sinne des Wortes, veranlaßte im Jahre 1869, damals als 22jähriger, einfacher Webergeselle selbst noch im Wirkstuhl arbeitend, seinen Vater Louis Popp, unter dessen Namen ein Cachenez- und Tüchergeschäft zu gründen, erhielt die Leitung desselben übertragen und trat 1873 als Teilhaber in das Geschäft ein, welches von da ab Louis Popp & Sohn firmierte.
Die Fabrikation erstreckte sich auf wollene und halbwollene Herrentücher und nahm bald einen sehr lebhaften Aufschwung, so daß in diesem neuen Industriezweig mehrere hundert Handweber Beschäftigung fanden. Ende des Jahres 1877 wurde das Geschäft verkauft und hat sich Herr Louis Popp als Rentier an dem geschäftlichen Leben nicht weiter beteiligt. Der Sohn Hermann etablierte hierauf in erpachteten Räumen des Nachbarortes Mylau eine mechanische Weberei für reinwollene Waren (Greiz-Geraer-Artikel) mit vorerst 40 Webstühlen.
Das von der Firma Louis Popp & Sohn von Anfang an befolgte Prinzip: strengste Reellität, die Benutzung von Materialien aus den besten und anerkanntesten Spinnereien, Accuratesse in der Weberei, solide Preisstellung und Bedienungsweise, fand von dem engagierten Kundenkreise volle Anerkennung und Würdigung und sah sich die Firma deshalb veranlaßt, im Jahre 1879 einen zweiten Fabriksaal zu pachten, wodurch sich die Webstuhlzahl auf 130 erhöhte. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Absatz ein immer ausgedehnterer und schritt im Jahre 1881 Hermann Popp zum Ankauf eines größeren Grundstückes in Netzschkau zum Zwecke der Erbauung eines eigenen Fabrikgebäudes. Dasselbe wurde im Jahre 1882 ausgeführt und bot Raum für ziemlich das Doppelte der bisher geführten Stuhlzahl, für 220 Webstühle. Auch die so wesentlich erhöhte Produktion fand schlanken Absatz, so daß im Jahre 1884 nochmals 80 neue Stühle aufgestellt werden konnten und sich das Geschäft innerhalb 8 Jahren von 40 auf 300 Webstühle erweiterte.
Die Arbeiterzahl erhöhte sich nach und nach auf 250. Das Etablissement wird mit einer Dampfmaschine von 60 Pferdekräften und mit 2 Röhrenkesseln von 240 □mtr. Heizfläche betrieben.
Für den Betrieb der Fabrik sind alle Einrichtungen praktisch, übersichtlich, leicht verständlich und lassen erkennen, daß die Leitung in einer Hand liegt, die von Jugend auf in ihrem Fache thätig war.
Die Firma reicht jährlich auf Veranlassung einen umfassenden Bericht über die Kammgarnbranche an die Handelskammer zu Plauen i/V. ein und hat seit dem Jahre 1885 ihre eigene Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse.
Dem Inhaber der Firma wurden bei Gelegenheit der Inbetriebsetzung des 300sten Webstuhles von seinem gesamten Personale 2 Gedenktafeln und bei Fertigstellung des 100 000 Stückes von seinen Beamten und Angestellten ein Diplom überreicht.
Von Seiten der Firma wird alljährlich ein Ausflug in die Umgegend unternommen und im Winter ein Fabrikball abgehalten, bei welchen Gelegenheiten das gute Einvernehmen zwischen Prinzipal und Arbeitern, sowie auch das gute Verhältnis der Arbeiter unter einander in schöner Weise zum Ausdruck kommt. –
Das Etablissement, begrenzt von einem im Stile neuerer Baukunst gehaltenen Wohnhause, ist eine Zierde des betreffenden Stadtteiles, gleichzeitig ein Wahrzeichen beharrlichen Fleißes, regen Erwerbsinnes und Unternehmungsgeistes.
Was Hermann Popp mit Gottvertrauen, unermüdlicher Thätigkeit und außerordentlicher Fachkenntnis errungen hat, wird er auch weiterführen und verbürgt auch ferner die vorzügliche Ausführung der Erzeugnisse für die Zukunft der Firma weitere günstige Erfolge!