Textdaten
Autor: Annette von Droste-Hülshoff
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Titel: Locke und Lied
Untertitel:
aus: Gesammelte Schriften, Band 1: Lyrische Gedichte.
Seite 178–179
Herausgeber: Levin Schücking
Auflage:
Entstehungsdatum: 1841/42
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1844
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Bearbeitungsstand
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[178]
Locke und Lied.


Meine Lieder sandte ich dir,
Meines Herzens strömende Quellen,

[179]
Deine Locke sandtest du mir,

Deines Hauptes ringelnde Wellen;

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Hauptes Welle und Herzens Flut,

Sie zogen einander vorüber;
Haben sie nicht im Kusse geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?

Und du klagest: verblichen sei

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Die Farbe der wandernden Zeichen;

Scheiden thut weh, mein Liebchen, ei,
Die Scheidenden dürfen erbleichen;
Warst du blaß nicht, zitternd und kalt,
Als ich von dir mich gerissen?

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Blicke sie an, du Milde, und bald,

Bald werden den Herrn sie nicht missen.

Auch deine Locke hat sich gestreckt,
Verdrossen, gleich schlafendem Kinde,
Doch ich hab’ sie mit Küssen geweckt,

20
Hab’ sie gestreichelt so linde,

Ihr geflüstert von unsrer Treu’,
Sie geschlungen um deine Kränze,
Und nun ringelt sie sich aufs neu,
Wie eine Rebe im Lenze.

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Wenig Wochen, dann grünet der Stamm,

Hat Sonnenschein sich ergossen,
Und wir sitzen am rieselnden Damm,
Die Hand’ in einander geschlossen,
Schaun in die Welle und schaun in das Aug’

30
Uns wieder und wieder und lachen,

Und Bekanntschaft mögen dann auch
Die Lock’ und der Liederstrom machen.