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Autor: Johann Kreuser
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Titel: Liebe in Tönen
Untertitel:
aus: Wünschelruthe - Ein Zeitblatt. Nr. 20 S.78–79
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
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Erscheinungsort: Göttingen
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[78]
Liebe in Tönen.




     Auf Toledo’s Blumenmauern
Klang allnächtlich stilles Tonen
Wie von Liebeslust und Trauern,
Wie von Seufzern und von Thränen.

5
Sternlein aufzuhorchen schienen,

Zu empfinden Liebespeinen;
Ihre stillen Trauermienen
Bargen sie im Mondesscheinen.

     An Toledo’s stillen Mauern

10
Gieng Alonso traurig öde,

Mit der Nacht geheimen Schauern
Sprach der Töne Geisterrede;
Und Alonso hört die Töne,
Und die stille Seel’ erkennet,

15
Seufzend ohne Schmerz und Thräne

Er den süßen Namen nennet.

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[79]

     „Ist’s ein Theil von meiner Seele,
Daß ich so unendlich sehne
Aus der engen Menschenhöhle

20
Fliehen möcht’ in meine Töne?

Bin zu selig für die Thräne,
Und die Sprache ist zu drückend,
In dem stillen Rausch der Töne
Ist die Liebe nur beglückend.“

25
     Auf Toledo’s Blumenmauern

Saß Elvire stiller Liebe,
Ließ die Töne seufzen, trauern,
Wie der inn’re Geist sie triebe.
Ihre Lieder nun erwiedert

30
Süßer von der Nacht sie höret,

Ihrer frohen Angst verbrüdert,
Lauschend sich das Sehnen mehret.

     „Sind es meiner Laute Klagen,
Die dem Wiederhall sich reichen?

35
Nein, denn lieblicher sie sagen

Stiller Seelen Thränenzeichen.
Wer mag auch ein Seufzen wagen,
Wenn so süße Töne schleichen
Und vom Weh der Liebe klagen,

40
Daß manch’ Wangenrosen bleichen.“


     Um und auf Toledo’s Mauern
Klang allnächtlich stilles Tönen
Wie von Liebeslust und Trauern,
Wie von Seufzern und von Thränen.

45
Ihres Glanzes Mondenschimmer

Oft wohl die Geliebten sahen;
Doch ihr Auge lächelt’ nimmer
Bei des Heißgeliebten Nahen.

     Auf Toledo’s Blumenmauern

50
Stieg Alonso lieberkranket,

Und vom Mond floß kaltes Schauern,
Daß das Knie ihm bebt und wanket;
Doch kein Ton wird izt vernommen,
Stille ist’s und gräßlich schaurig,

55
Und die Wolken bleich entglommen

Bargen schnell den Mond und traurig.

     Er ein bleiches Mägdlein siehet,
Lieb’ im Antliz noch und Trauern;
Roth noch auf den Lippen glühet,

60
Ob sie gleich vom Tode schauern;

Und Alonso läßt die Klänge
Zuckend rasch zum Aether ziehen,
Daß er sich das Herz zersprenge,
Oder Todte zu durchglühen.

65
     Die er lebend nur geahnet,

Todesfrostig wild er küßet;
Still der Mond am Himmel planet,
Thränen auf die Todte gießet.
Süß Getön noch oft man höret,

70
Gleich dem alten Liebestrauern,

Daß sich Manches Sehnsucht nähret
Um Toledo’s Blumenmauern.

J. Kreuser.