Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Gottfried Herder
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Licht und Liebe
Untertitel:
aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 198-199
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Gotha
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[198]
Licht und Liebe.


Im Anfange war alles wüst’ und leer, ein kalter Meeresabgrund; die Elemente der Dinge lagen wild durch einander. Da wehete Lebenshauch vom Munde des Ewigen und brach des Eises Ketten und regte wie eine brütende Taube sanft die erwärmenden Mutterflügel.

In dunkler Tiefe regte sich alles nun, aufringend zur Geburt. Da erschien der Erstgebohrne, der Engel des Angesichts, das sanft erfreuende Licht.

Das holde Licht, vereint mit der Mutterliebe, die über den Wassern schwebete; sie schwangen sich auf zum Himmel und webten das goldene Blau: sie fuhren hinunter zur Tiefe und füllten mit Leben sie an: sie trugen die Erd' empor zu Gottes Altar, bestreuend sie mit immerverjüngten Blumen: den kleinsten Staub beseelten sie.

[199] Und als sie Meer und Tiefen und Luft und Erde mit Leben erfüllet hatten, da standen sie rathschlagend still und sprachen zueinander: „Lasset uns Menschen schaffen, unser Bild; ein Gleichniß Des, der Himmel und Erde durch Licht und Liebe schuf.“ Da fuhr Leben in den Staub: da stralte Licht des Menschen göttliches Antlitz an und die Liebe wählete sein Herz zu ihrer stillen Wohnung.

Der ewige Vater sahs und nannte die Schöpfung gut: denn alles erfüllte, alles durchdrang sein immerwirkend Licht und seine holde Tochter, die belebende Liebe selbst.

Was murrst du, müßiger Weiser, und staunst die Welt, wie ein dunkles Chaos an? Das Chaos ist geordnet; ordne du dich selbst. Im wirkenden Leben nur ist Menschenfreude; in Licht und Liebe nur des Schöpfers Seligkeit.