Leserbriefe zum Mondschwindel

Textdaten
Autor: L.
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aus: Beilage zur Sundine, Literatur- und Intelligenzblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 1836, S. 12, 16 und 39
Herausgeber: Friedrich Joachim Phillip von Suckow
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Erscheinungsdatum: 1835-36
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Erscheinungsort: Stralsund
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Leserbriefe zur im Blatt auszugsweise abgedruckten Übersetzung des sogenannten „Greet Moon Hoax“.
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[12]

[Erster Brief]

L., den 28. December 1835.

Ihrem Wunsche, aus unserer Mitte dann und wann einige Mittheilungen zu erhalten, entgegen zu kommen, hielt ich, angehend das Urtheil, welches sich bei uns über die „höchst merkwürdigen astronomischen Entdeckungen“ gebildet hat, nach langem Zögern endlich aus dem Grunde für thulich, weil das, was aus dem beschränkten Kreise unseres Ortes über den fraglichen Gegenstand laut wird, wenn es beschränkt klingen sollte, um so eher Verzeihung erwarten kann. Daß es aber an keinem Orte, wohin die „neuesten Berichte“ gedrungen sind, schon zur Gewißheit über ihre Wahrheit oder Unwahrheit gekommen sey, glaube ich aus dem Schweigen abnehmen zu können, welches bisher noch in allen öffentlichen Blättern über diesen interessanten Gegenstand beobachtet worden ist. Denn eben so wenig, als eine fertige Gewißheit von der Wahrheit der Berichte, es für überflüssig erachten könnte, sich kund zu thun, eben so wenig maße ich mir an, das Schweigen derer, welche die Gewißheit des Gegentheils[1] besitzen, aus dem Dünkel zu erklären[2], daß die Andersmeinenden überall keiner Belehrung werth seyen. Angenommen also, es sey noch nicht gewiß, ob die angeblichen Entdeckungen wahr oder nicht wahr seyen, und bei dem dauernden Mangel an Quellen für eine solche Gewißheit, kann ein Dispüt darüber für jetzt keine andere Gewißheit bezwecken wollen, als die, ob die Berichte wahr oder unwahr scheinen. Und in diesem Falle bleibt das Resultat, es mag nun dafür oder dawider ausfallen, von der nachkommenden Erfahrung ganz unberührt; denn was sich später als unwahr erweist, kann darum doch den Schein der Wahrheit gehabt haben, und was sich später als wahr erweist, konnte darum doch unwahr scheinen.

Unternehme ich es nun allein unter dieser Beschränkung des Gesichtspunktes, den Eindruck auszusprechen, welche die neuesten Berichte bei dem Kreise, welchem ich angehöre, nicht nur anfänglich gemacht, sondern auch in der Folge gegen die von anderen Seiten her erhobenen Zweifel behalten hat – so muß ich die Begründung desselben noch weiter auf diejenige Seite der Berichte beschränken, von welcher, ob sie den Schein der Wahrheit habe oder nicht, sich ohne besondere Fachgelehrsamkeit ermitteln läßt. Was nämlich den allgemeinen Charakter der Berichte betrifft, von dem deutschen Uebersetzer an bis zu dem angeblichen Beobachter selbst, so können wir nicht anders urtheilen, als daß das, was einen Bericht aus der Wahrnehmung bekundet, in ihnen durchaus überwiegend sey, gegen das, was einen Bericht aus der Phantasie verräth.

Die beiden Haupteigenschaften, in welchen das Seyn eines Berichtes aus der Phantasie zum Vorschein kommt, sind

1) die, daß wegen der Willigkeit des Phantasiebildes, jede Gestalt anzunehmen, die Seite des Subjectes mit ihren die Wirklichkeit charakterisirenden Zuständen, Bedingungen und Mitteln, in der Beschreibung wenn auch nicht gar keine, doch eine sehr unbedeutende Rolle spielt. Dies ist aber in dem angeblichen Berichte des Dr. Grant selbst, auf welchen wir uns ausschließlich beziehen wollen, durchaus nicht der Fall. Wohl aber das Entgegengesetzte, worin sich das Seyn eines Berichtes aus der Wahrnehmung bekundet. Den Beweis wird uns jeder erlassen, der die Schrift wiederholt gelesen hat und sich des Psychologischen, Mechanischen und Meteorologischen erinnert, welches auf Seiten des Subjectes den geognostischen, botanischen und zoologischen Zeichnungen auf Seiten des Objectes, so gelehrt wie diese, völlig die Wage hält.

2) Weil bei der Willigkeit des Phantasiebildes, das, was dasselbe determinirt, allein der Verstand ist, so ist einem solchen Berichte durchaus eine gewisse abstracte Consequenz in seinen Angaben eigenthümlich. Aber auch diese findet sich in Dr. Grants Berichte nicht. Man erinnere sich des Gegentheils z. B. in der Angabe des fleischigen Wulstes, den die Beobachter bei den angeblichen Schaafen nicht entdeckt haben wollten, wiewohl sie sein Vorhandenseyn bei dem unserem Bisonochsen verglichenen Thiere „aus dem großen Extreme des Lichtes und der Finsterniß, welchem alle Bewohner der uns gegenüberstehenden Seite des Mondes periodisch unterworfen seyen,“ erklärt hatten. – Das Einzige, was sich der eben genannten Eigenthümlichkeit verwandt zeigt, ist der genetische Fortchritt der Entdeckungen von der Stein- zur Pflanzen- und von da zur Thier-Welt, von welcher dann auch in der Meldung von jenem sehr absonderlichen Tempelwerke (man könnte die Aufklärung der Naturreligion wittern) die Entdeckung vernünftiger Geschöpfe eingeleitet wird. Diese Bemerkung übrigens hat kein Gegner der Glaubwürdigkeit der Berichte gemacht, noch auch bisher sich angeeignet.

Wäre nun eine Unwahrheit in den Berichten anderweitig bewiesen, so könnten die an denselben vorhandenen Eigenschaften eines wahren Berichtes freilich nichts dagegen beweisen, denn daß sie, wiewohl außerordentliche, Kunst seyen, ist allerdings möglich – und jenes Einzige der genannten Eigenthümlichkeit verwandte, würde der anderweitig bewiesenen Unwahrheit dann den Dienst thun, sie zu bestätigen. So lange uns aber noch kein einziger Beweis solcher Art geführt ist, lassen wir für uns das Gegentheil Voraussetzung seyn, und schieben jenen Umstand der genetischen Entdeckung auf den Zufall, wozu uns auch noch vor allem Bestreben, ihn zu Gunsten oder zum Nachtheil irgend einer Meinung deuten zu wollen, nicht bloß die Angemessenheit Grund war, in welcher die Aufeinanderfolge der bedingenden Oertlichkeiten zu dem Hervortreten der drei Naturreiche steht; sondern auch die immerfort für sich in Anspruch nehmende, parallele subjective Seite, namentlich in der Richtung des Teleskops, welche theils selbst durch den Zufall (S. p. 56) theils mit Rücksicht auf die interessirenden Parthieen der bisherigen Mondcharte geleitet wird.

(Schluß folgt.)


[16]

L., den 28. December 1835.
(Schluß.)

Wie wir bisher die beiden charakterisirenden Momente eines Berichtes aus der Phantasie an den Bericht des Beobachters selbst gehalten haben, so möge sie nun ein jeder auch an das berichtende Vorwort des Einsenders in das philosophical Magazine (der in der Redensart, „daß die Entdeckungen sich von beispielloser Wichtigkeit für einige der wesentlichsten Operationen des civilisirten Lebens bewähren werden,“ nur leider allzusehr Engländer ist, so wie darin, daß ihm „das blaue Firmament“ seit Adam für den wissenswürdigsten Gegenstand galt) und an das Vorwort des deutschen Uebersetzers halten, um sich zu überzeugen, ob dieser redet, wie ein Uebersetzer aus Phantasie und jener wie ein Einsender aus Phantasie. Mehr dürfte Einsender dieses so zu reden scheinen.

Ref. war in der vorigen Woche in G. Auch dort wurde er in dem Kreise, wo er die Sache zur Sprache brachte, mit Gründen überschüttet, von denen jeder etwa in der Hervorhebung einer Wahrheit bestand, welche zur vollständigen Einsicht in den Zusammenhang der ganzen Geschichte und zur Ueberzeugung von ihrer Möglichkeit fehle, aber kein einziger in der Aufzeigung einer Unwahrheit, welche in dem Berichte, so weit er sich zu dem Auffallenden, z. B. der Geheimhaltung der Entdeckungen und ihrer enormen Mittel, motivirend verhält, nicht fehle. Jedoch bringt heute zu uns aus demselben Orte ein Freund die Nachricht, in Enke’s astronomischen Nachrichten befinde sich ein Brief Herrschels von diesem Jahre abgedruckt, in welchem er seine Landung in der Tafelbay als im Januar 1834 geschehen meldet und vieles Andere von seinen Beobachtungen am südlichen Himmel, aber von seiner 24füßigen Linse und von seinen Entdeckungen mittelst derselben in der Mondwelt nichts. Diese seine Schweigsamkeit nun macht die Aussage der letzteren allerdings sehr verdächtig, aber so lange noch feststeht, daß man, wenn man eine Sache auch verschweigt, dennoch im Besitz derselben seyn könne, so lange wird uns niemand wehren können, die Enthaltsamkeit des Herrschelschen Briefes in Einheit mit „der fast maurerischen Verschwiegenheit zu deuten, welche seine hohen Beschützer über ihn und seine Freunde eingeschärft hatten,“ wovon wir wohl den Schein der Abentheuerlichkeit selbst behaupten, aber noch keinen Beweis der Unwahrheit vernommen haben. – Aber den herbesten Schlag, welchen der angebliche Brief Herrschels unserer Partei versetzt, haben wir noch hervorzuheben. Ref. wollte nämlich die in der Zugabe unserer kleinen Schrift enthaltenen Entdeckungen in anderen Gebieten des südlichen Sternhimmels mit denen in der Mondwelt in ein solches Zeitverhältniß setzen, daß jene dem Jahre 1834 und diese dem Jahre 1835 angehörten, so daß also die bedeutenden Nächte des 13. und 14. Januars in das letzte Jahr fielen, in welchem um diese Zeit allerdings gerade Vollmond war. Denn gehörte der Brief Herrschels in den astronomischen Nachrichten noch dem Jahre 1834 an, so erklärte sich dann die Enthaltsamkeit desselben über den Mond, auch ohne die Annahme einer absichtlichen Verschwiegenheit, weil die Entdeckungen in der Mondwelt damals noch wirklich nicht gemacht waren. Indem Ref. nun mit diesem Interesse neuerdings auf die anderen Zeitangaben in der kleinen Schrift aus war, machte sich ihm die Nennung des Decembermonates bemerklich, gegen dessen Ende das Teleskop auf dem Cap fertig gewesen sey, worauf dann die lange Reihe der Reflectoren für das Mikroskop aus England angelangt sey. Dies steht mit dem Briefe Herrschels in Widerspruch, denn nach diesem war Herrschel ja damals noch gar nicht gelandet, sondern erst im Januar 1834. Und nach dem Zusammenhange in den Berichten haben wir wenigstens keinen Grund, den genannten Decembermonat von einem andern Jahre zu verstehen, als den Septembermonat, in welchen die Abreise Herrschels aus England verlegt wird, d. h. ihn nicht in das Jahr 33, sondern in das Jahr 34 zu versetzen.

Aber nicht die Möglichkeit, daß es sich doch so verhalten könne, indem sich der Einsender in das philosophical magazine wohl könnte etwas zu unbekümmert um einen drohenden Mißverstand, seines Berichtes angenommen haben – sondern unser um die bloße Beleuchtung der bisherigen Gegengründe beschäftigtes Interesse, welches mit einer Widerlegung aus neuer Erfahrung wohl geschwächt, aber nicht geendet werden kann, kitzelt uns noch folgendes mitzutheilen.

Der Beobachter erzählt bekanntlich, wie ihnen bei den Thierchen, die unserer Antilope verglichen werden, und die ihnen durch ihre possierlichen Bewegungen unbeschreibliches Vergnügen gemacht hätten, als sie dieselben auf der Leinewand so nahe vor sich hatten, so zu Muthe gewesen sey, als müßten sie sich ihnen durch ein Auftupfen mit den Fingern auf Bart und Schwanz zu fühlen geben, und wie manche dadurch, daß sie plötzlich davon gesprungen wären, ihrer Einbildung Vorschub gethan, andere aber sogleich nicht die geringste Bekümmerniß um solche irdische Unhöflichkeit gezeigt, sondern ruhig fort geweidet hätten. Diesen Zug in der Seele der Beobachter hat man für ein Merkmal der Erdichtung ausgegeben. Ist das Ganze eine Erdichtung, so ist es eine vollendete Dichtung und zwar ist sie in diesem Zuge überaus vollendet. So möchten wir darüber urtheilen und dann weiter behaupten, daß aus den Punkten gerade, in welchen eine Dichtung vollendet ist, sich nicht schließen läßt, daß sie Erdichtung sey.

Ferner, die Beobachter vermutheten bei dem Ansichtigwerden eines gelben Metalls, daß es Jungferngold sey und D. Grant bemerkt dabei, sie hätten keinen Münzmeister bei der Hand gehabt, um das Gegentheil zu beweisen. Ingleichen, als die Beobachter die geflügelten Geschöpfe auf dem Boden einher gehen sahen, bemerkte der Lieutenant Drummond, daß sie sich bis auf ihre langen Flügel ebensogut auf dem Paradeplatz ausnehmen würden, als einige der alten Cockney-Milizen.

Auch diese Züge hat man Merkmale der Erdichtung genannt und die Erdichtung dann, obgleich sie als solche Alles andere hätte, bloß nichts Piquantes – eine Satire geheißen. Wehe also dem, welcher mit Humor sieht, zumal in den Mond, denn dann ist er ein imaginärer Mensch und noch dazu eine Satire.

XIX.


[39]

[Zweiter Brief]

L., den 8. Januar 1836.

Ja, man muß sagen, lieber Vetter, der oder die Verfasser der neuesten Berichte – von denen wir doch wissen, daß sie erlogen sind – haben sich auf ihre Sache recht gut verstanden. Denn sieh, wie z. B. die Relationen des D. Grant auch nicht im Mindesten merken lassen, daß sie aus der Phantasie wären, so klingen sie auch gerade so, als ob sie von der Hand eines Engländers wären. In der That, lies’t man jene Phrasen, welche uns den wunderbaren Tempel recommandiren sollen, nämlich: „Es war ein Tempel – sey es nun ein Tempel für Andacht oder Wissenschaft, falls er aber dem Schöpfer geheiligt ist, Andacht der erhabensten Art ausdrückend, denn er zeigt seine Attribute gänzlich frei von dem Maskeradenschmucke und der blasphemirenden Mißbildung streitender Glaubensbekenntnisse, und trägt das Siegel und den Stempel von seiner eignen Hand, um seine (?) Bestrebungen zu heiligen.“ – Lies’t man, sage ich, diese Phrasen, so weiß man kaum, ob man die einzelnen Wörter – unterstreichen soll, weil sie klingen, als ob sie aus dem Englischen übersetzt wären, oder das Ganze – weil es so naturkindisch nationell ist, daß man darauf schwören sollte, nur ein Engländer – oder höchstens ein Franzose – könne diesen klar gezapften, erbaulich gepfropften und speculativ etikettirten Unsinn geschrieben haben. Und hätten wir uns einmal in den Glauben gefangen gegeben, die Berichte seyen wirklich übers Meer zu uns gekommen, dann müßten wir nach diesem A am Ende auch B sagen; denn wie einer in England hätte hoffen können, mit einer Lüge Fortüne zu machen, welcher die Mittel einer augenblicklichen Entlarvung im eignen Hause hätte – das, Vetter, könnten wir Beide nicht begreifen. – Ja auch der Kerl, welcher den Einsender in das philosophical magazine spielt, gebärdet sich in seinen Worten gerade so, wie ein Engländer: „der unsterbliche Denker“ (Herschel) und „beide Philosophen“ (Herschel und Brewster) Sie – rein, als wenn er englisch spräche! Denn die Engländer reden bekanntlich so und sie halten z. B. Spinoza für zwei Philosophen, 1) weil er ein Brillenschleifer und 2) weil er ein Grübler war. – Aber wir lassen uns nichts aufbinden: wir wissen recht gut, was wir von unserem Einsender zu halten haben. Und wenn er auch nicht bloß in seinen Worten, sondern auch in den Gedanken, womit er den Ausdruck seiner durch die erstaunliche Kunde erweckten Empfindungen begleitet, ungefähr ebenso naturkindisch nationell thut, wie in der Person des angeblichen Augenzeugen, des D. Grant, von dem er sich im Laufe der Erzählung bloß wie der Dilettant von dem Gelehrten unterscheidet – so ist das doch Alles nur Augenverblendung. Ja, wir lassen uns auch dadurch nicht fangen, daß wir die Vorstellung, welche wir uns gleich beim Eingange seiner Verkündigungen von seiner Person machen mußten, bis in die entlegensten Parthieen seiner nachfolgenden frohlockenden Erzählung unverändert beibehalten durften – ja bis in die Stelle hinein, wo sein Entzücken erst recht echt kindisch ist, nämlich dort, wo er in der Unterhaltung zwischen Sir John und zwischen Sir David Brewster, diesen verehrungswürdigen Mann in begeisterter Ueberzeugung vom Stuhle auffahren und hoch bis fast an die Zimmerdecke springen läßt. Und kann es, wenn wir dem Einsender von Anfang an bis zu dieser Stelle hin aufmerksam zu- und ihm seine Schwachheit abgehört haben, unserer Menschenkenntniß gar nicht in den Sinn kommen, daß er es nicht sehr ernstlich meine – ja, regt sich auch in der ganzen Erzählung der Schalk nirgends als bloß in uns selbst, nämlich über die Figur des Einsenders, weil er ein wenig Witz, aber ein recht kindliches Gemüth zu haben scheint, – so lassen wir uns durch diesen kindlichen Mangel an Witz doch gar nicht übertölpeln, sondern sagen: das ist eben der Witz! Ja – und was wollte der Kerl keinen Witz haben? Hat er nicht auch die Empfindungen, die der vor unseren Augen plötzlich weggezogene Schleier in jeder Menschenbrust erwecken mußte – sehr richtig getroffen? Sind es nicht die nothwendigen? Und ist’s nicht, als ob man die Wirklichkeit der Kunde durchklingen hörte? als wenn er jene Empfindungen sich nicht erweckt hätte, sondern als wenn sie in ihm erweckt – wären? Aber der Kerl will uns bloß in Verlegenheit setzen. Wir sollen sagen: sind wir betrogen, nun – so ist der angebliche Einsender wenigstens kein Betrüger, sondern mit betrogen! Und wenn wir dann daran gehen, uns die Entstehung des Büchleins zu erklären, dann soll uns so confus werden, daß wir lieber an Alles glauben, als noch länger die Noth aushalten, sagen zu müssen, wie das Büchlein denn entstanden ist. Ja, Vetter, der Kerl ist ein – Schelm! Und der Studirte von gestern – mag sagen, was er will! Was sagte er doch noch, Vetter? Er sagte: „Alles, was der innern Welt des Menschen und seinen Verhältnissen in der Menschenwelt angehört, mag die Phantasie schaffen ohne eigne Erlebung. Aber für ein Ereigniß außer diesem Kreise ahndet sie nur die Empfindung, und ergreift sie erst zum Aussprechen, wenn sie Erfahrung geworden ist. Solcher Art ist die Empfindung, welche sich am Eingange des Berichtes ausspricht.“ – Komm Vetter – der Studirte ist nicht klug, und wenn die Sache erst richtig ist, wollen wir ihn tüchtig auslachen!

P. S. In den Froriepschen „Notizen aus der Natur- und Heilkunde“ wird vor einem Artikel in der New-Yorker Zeitung The Sun, welcher den Nordamerikanern sehr seltsame Entdeckungen am Monde aufheften wolle, ausdrücklich gewarnt; und soll darin auch stehen, daß sich in dem philosophical magazine Nr. 36. nichts Entsprechendes finde. – Nun Vetter, so freu – Aber, mein Gott, Vetter, wir wollten ja den Studirten recht tüchtig auslachen, und nun – siehst Du ja aus, als ob Du auf dem letzten Loche pfiffest!

XIX.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gegenethils
  2. Vorlage: erkären