Kurzer Abriß der Geschichte von Mengelsdorf

Textdaten
Autor: Christian Gottlieb Käuffer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Kurzer Abriß der Geschichte von Mengelsdorf.
Untertitel: Sr. Wohlgeboren Tit. deb. Herrn Andreas Nitsche, der Arzneygefahrheit Doktorn, bey Dessen Vermählung mit tit. deb. Demoiselle Christianen Friederiken Modrach unter Begleitung der redlichsten Wünsche gewidmet
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1800
Verlag: Vorlage:none
Drucker: Burghart
Erscheinungsort: Görlitz
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Originalausgabe; Scan auf Commons
Kurzbeschreibung: Geschichtlicher Abriß des Gutes Mengelsdorf bei Reichenbach/O.L.
Der Reichenbacher Diakon Christian Gottlieb Käuffer widmete diese Abhandlung als Vermählungsgeschenk für Andreas Nitsche, dessen gleichnamiger Onkel Andreas Nitsche sich 1776 in Mengelsdorf niederließ und dort 1795 verstarb.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

Kurzer Abriß der Geschichte von

Mengelsdorf.


Sr. Wohlgeboren

Tit. deb.

Herrn Andreas Nitsche,

der Arzneygelahrheit Doktorn,

bey

Dessen Vermählung

mit

Tit. deb. Demoiselle

Christianen Friederiken Modrach

unter

Begleitung der redlichsten Wünsche gewidmet

von

Christian Gottlieb Käuffer,

Diakonus in Reichenbach.




Görlitz, den 21. Jänner 1800.




gedruckt daselbst bey Burghart.



Die Feier dieses für Er. Wohlgeboren so wichtigen Tages zu besingen, forderte ich meinen Pegasus auf, mich auf den Parnaß zu tragen. Dies gute mitleidige Thier aber, welches schon so manchem in der Noth beigestanden, hat sich beim Anblik unsrer Trümmer zu Schurr- und anderen Fuhren hergegeben, und ist, wenn es Abends nach Hause kommt, zu müde, eine solche Reise mit mir zu machen. Ich muß also, will ich mich Ihrer Vermählungsfeier anders nähern, in Prosa erscheinen. Erlauben Sie mir, durch diesen Gegenstand, welchen ich wählte, Ihnen ein Andenken an den Ort zu stiften, der Ihnen so manche Jugendfreuden gewährte, welche Sie, von der Hand des würdigen Onkle geleitet, mit Lebensweisheit genossen. Ich lege Ihnen keine weitläuftige Geschichte dieses Orts, sondern nur einen kurzen Abriß derselben vor Augen, theils aus Mangel mehrerer Nachrichten, theils aus Furcht, Ihre Geduld zu ermüden, welche man bei einem Bräutigam nie zu lange auf die Probe stellen muß. Sehen Sie es an als einen Beweis meiner innigsten Hochachtung, und erlauben Sie mir, die aufrichtigsten Wünsche bey Dero glücklichen Verbindung zum Geber alles Guten hinauf zu schicken. Durchleben Sie am Arme einer zärtlichen Gattin, Deren Haus auch mir stets verehrungswürdig ist, Tage der Wonne; genüssen Sie ganz die Freuden des Lebens, und gönnen Sie noch ferner Freundschaft und Wohlwollen
Ihrem
Verehrer.     

Mengelsdorf, ein vortrefliches Ritterguth im Markgrafthume Oberlausitz, zur Kirchfahrth des Städtchens Reichenbach gehörig, besteht, außer dem Schulhause und Gerichtskretscham, aus 5 Bauern, 32 Gärtnern und 6 Häuslern, und wird in den ältern Zeiten unter dem Namen Mengersdorf gefunden.

Der Anbau desselben bleibt im Dunkel begraben; doch verräth der deutsche Name desselben daß es erst nach denen Zeiten der sonst in hiesiger Gegend wohnenden Serben erbauet worden. Ohnstreitig gehörte es in den ersteren Zeiten zur Burgwarde Reichenbach, und stund unter dem Advocato zu Reichenbach, dessen 1239 in einem Diplom Königs Wenzels in Böhmen (siehe Oberl. Beytr. zur Gelahrheit, 1stes Stück Seite 581.) Erwähnung geschieht.

Eine vollständige Geschichte dieses Orts ist bey dem Mangel archivischer Nachrichten zu liefern unmöglich. Was ich aber an andern Orten aus glaubwürdigen Nachrichten gezogen, besteht in Folgendem:

Bis zum Jahre 1599 war es ein Mann-Lehnguth; in diesem Jahre ward es vom Kaiser Rudolph II. in Erbe verwandelt.

Was die Besitzer desselben anlangt, so ist der erste, den man mit Gewißheit anzugeben vermögend,

Herr Ramphold von Gersdorf. Besaß die Güther Reichenbach, Richersdorf oder Nieder-Reichenbach, Mengelsdorf, Goßelwitz, itzt Goßwitz und Sohland, † ums Jahr 1387. Nach ihm folgte seine Gemahlin,

Fr. Metze oder Margarethe von Gersdorf nebst ihrem Sohne Hanns. Sie erhielt vom Herzog Johannes zu Görlitz 1387 gleich genannte Güther zum Leibgedinge verschrieben, dat. den 1. Okt. Sie bekam mit folgendem darüber Streit, wurde aber durch einen Urtheilspruch des Schöppenstuhls zu Dohna in ihrem Besitze Lebenslang gesichert.

Hr. Leuther von Gersdorf, aus dem Hause Königshayn gebürtig, erhielt 1387 am Tage Catharinen vom Herzoge Johannes die Anwartschaft auf der Meze Güther, wenn sie und ihr Sohn Hanns und Cune, ihre Schwiegermutter, gestorben. Er scheint sich aber noch bey Lebzeiten mit diesen verglichen zu haben, und zum Besitz gelangt zu seyn. Er tauschte mit Jonen von Gersdorf auf Kuhna, und kam also Mengelsdorf an

Hr. Jonen von Gersdorf. Hatte vorher mit Leuthern eine große Fehde gehabt, welche sich durch den Tausch der Güther endete, wird um 1400 und einige Jahre hernach als Herr allhier gefunden. Weil er aber wahrscheinlich ohne Erben verstorben, gelangten des vorigen Leuthers Kinder wieder zum Besitze hiesiger Güther. Sie waren

Tamme, Hanns, Ramphold, Leuther II. Nikolaus, Christoph und Margeretha verehel. von Schoff. Die meisten derselben machten sich als Anführer im Hussiten-Kriege berühmt. Hanns war Amtshauptmann des görlitzischen Kreißes. Ramphold war zugleich Pfarrer zu Reichenbach. Man kan nicht gewiß sagen, was diese Geschwister für ein Abkommen unter einander getroffen, sehr wahrscheinlich hat aber jeder derselben seinen eigenen Antheil gehabt, vorzüglich aber werden Ramphold und Christoph auf Mengelsdorf gefunden. Man findet verschiedene Schuldverschreibungen auf Mengelsdorf aus diesen Zeiten, besonders merkwürdig ist auch eine Urkunde (welche, so wie die andern alle, auf welche ich mich beziehe, in der Bibliothek der Gesellschaft der Wissenschaften befindlich) vom Jahre 1436 am Mittewoch nach Purific. Mariae, in welcher befindlich, daß Ramphold und sein seel. Bruder im Banne gewesen, weil sie einige auf Mengelsdorf haftende Zinsen für den Altar des heil. Kreuzes in der St. Nikol. Kirche zu Görlitz nicht abgeführt, woran ihn aber wohl der verderbliche Hussiten-Krieg gehindert.

Wie aber die Nachkommen dieser Geschwister in Mengelsdorf gefolgt, kann ich eigentlich nicht sagen, und es bleibt mir hier eine Lüke in der Geschichte, welche vielleicht andere, mit mehrern Nachrichten versehene, zu ergänzen im Stande seyn werden. Sie haben ohnfehlbar Mengelsdorf veräußert, denn man findet ums Jahr 1515

Hr. Balthasar von Rabenau, auf Arnsdorf, Liebstein, Mengelsdorf und Thiemendorf. Nach ihm folgt

Hr. Stenzel von Gersdorf, besaß es, nach dem Mengelsdorfschen Schöppenbuche, bis 1545. Nach ihm sein Sohn,

Hr. Peter von Gersdorf, unter dessen Herrschaft ein Theil des Städtchens Reichenbach, welches nach Mengelsdorf zins- und dienstbar gewesen, an die beiden Brüder, Joachim und Balthasar von Gersdorf, auf Städtl. Reichenbach, laut Lehnbrief von Hr. Amtshauptm. Hieronymus von Nostitz 1576 d. 4. Aug. verkauft wurde. Schuldenhalber muste er Mengelsdorf verkaufen, und wird hernach im Schöppenbuche, wo er bis 1572 als Herrschaft vorkommt, Herr auf Gleina genennt.

Hr. Joachim und Hr. Balthasar von Gersdorf, Gebrüdere, Söhne Hr. Hanns von Gersdorf auf Reichenbach, Döbschütz etc. werden 1572 d. 29. Apr. mit Mengelsdorf belehnt. Joachim muß aber seinen Antheil an seinen Bruder überlassen haben, denn 1579 kommt im Schöppenbuche nur Balthasar allein vor. Joachim behielt Dobschütz, † 1584, Balthasar Arnsdorf bis an seinen 1597 den 10. Aug. erfolgten Tod, nachdem er vorher ebenfalls Schulden wegen, wie aus dem Lehnbriefe des folgenden erhellet, Reichenbach und Mengelsdorf verkaufte.

Hr. Hanns von Warnsdorf auf Reichenbach, Dittmansdorf, Kuhna, Tielitz, Schönbrun, Schreibersdorf, Haugsdorf, Leschwitz, Kunnersdorf, Markersdorf, Posottendorf und Gersdorf, geb. 1549 den 14. Febr. Landesältester des Görl. Kreißes, ein sehr merkwürdiger Mann seines Zeitalters, kaufte Mengelsdorf von dem vorigen Balthasar von Gersdorf 1580, und von eben demselben 1582 den Kupferwald oder die 3 Berge, den Eichberg, Huthberg und Kumpfenberg, nebst 2 Gärtnern in Biesig, welche noch itzt zu Mengelsdorf gehören. 1584 aber verkaufte er Mengelsdorf wieder an

Hr. Günther von Hermsdorf, auf Polenz und Gersdorf bey Reichenbach. Dieser aber verließ es wieder Ao. 1590 an den vorhingenannten

Hanns von Warnsdorf, laut Lehnbriefs am Himmelfahrtstage 1590. Er brachte von den Grundstücken des Hospitals zu Reichenbach, welche er auf Kaiserliche Erlaubniß in Geld verwandeln durfte, die noch itzt so genannte Spitalwiese nebst einigen daran liegenden Äckern an das Dominium in Mengelsdorf um 400 Mark, machte sonst noch verschiedene gute Einrichtungen, war 3 mal verheiratet und starb 1613 den 9. Sept. nachdem er vorher nebst seinen andern Güthern, auch Mengelsdorf in Erbe verwandelt. Nach seinem Tode fiel in der Theilung seiner beyden Söhne, Hanns George und Sigismund, Mengelsdorf an

Hanns Georgen von Warnsdorf, den ältesten Sohn, auf Reichenbach, Mengelsdorf, Schreibersdorf etc. geb. 1584 den 12. März. vermählt mit Fr. Katharina geb. von Saltza a. d. H. Ebersbach, † 1655 den 12. März, nachdem er zuvor Mengelsdorf verkauft an

Hr. Gottfr. Rückert, angesehenen Bürger in Görlitz und Herr auf Mitteldeutschoßig, welches er aber, nebst seinem Bruder Peter verkaufte. Er brachte Holtendorf an sich, kaufte auch von dem vorigen Hr. von Warnsdorf Mengelsdorf und ward damit 1627 den 10. Febr. belehnt. Ward 1613 d. 4. Aug. in den Adelstand erhoben, † 1646. Seine Gemahlin war Fr. Elisabeth geb. Emrichin. Nach ihm bekam Mengelsdorf

Hr. George von Rückert, auf Mengelsd., Holtendorf, Diehsa und Scheiplitz, K. K. Obrister über ein Regiment Kavallerie, geb. 1610 d. 27. Novbr. † 1658 den 16. Jan. Erhielt die Lehn über Mengelsdorf 1647 d. 11. Jun. Seine Gemahlin war die nachfolgende:

Fr. Anna Emerentia geb. Fickern, erbte von ihrem Gemahl alle dessen Güther, vermählte sich Ao. 1659 mit dem nachfolgenden, und † 1675 d. 22. Oktbr. liegt in Diehsa begraben.

Hr. Asche Claus von Lützau, auf Mengelsdorf, Diehsa und Scheiplitz, erbte von der vorigen Besitzerin, deren 2ter Gemahl er war, Mengelsdorf, und ward damit 1676 den 7. März in Görlitz belehnt. Er hat verschiedene Vergleiche mit der Herrschaft in Ober-Reichenbach in Absicht der Gränze geschlossen. War geb. 1635 den 6. Jan. zu Brandenburg, war Chursächsischer Kammerherr und Obristlieutn. der Kavallerie, vermählte sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit Fr. Marien Elisabeth geb. von Ziegler und Klipph., welche nach seinem 1687 d. 23. Oktbr. erfolgtem Tode Diehsa ererbte, Mengelsdorf aber vermachte er im Testamente seiner Schwester

Fr. Dorotheen Elisabeth von Dewitz geb. von Lützen. Sie erhielt die Lehn 1680 den 17. Dezbr., verkaufte es aber alsbald an

Hr. Wolf Albrecht von Loeben auf Schönberg, Ober- und Nieder-Halbendorf, Küpper, Kirschau und Geißlitz, geb. 1636 den 18. Mai, 1671 Landesältester und 1679 Amtshauptmann görl. Kreißes, kauft Mengelsdorf, † 1696. den 1. Novbr. Seine Gemahlin war Fr. Elisabeth von Mutschelwitz aus dem Hause Diebau in Schlesien. Schon bey seinen Lebzeiten übergab er Mengelsdorf seinem Sohne,

Hr. George Friedrich von Loeben, geb. 1663 d. 16. Jul., ward 1692 mit Mengelsdorf belehnt. Seine Gemahlin war Fr. Eva Sophia geb. v. Schönberg, aus dem Hause Lohsa. Er starb 1699 d. 7. Jun. Seine Fahne hängt in der Kirche zu St. Joh. in Reichenbach. Nach ihm bekam Mengelsdorf

Hr. Wolf Christian Albrecht von Loeben, auf Mengelsdorf und Biesig, Sr. Kön. Maj. zu Polen und Churf. Durchl. zu Sachsen Hochbest. Landeshauptmann des Markgrafthums Oberlausiz, des vorigen Sohn, geb. 1692 den 12. Novbr. studirte in Wittenberg und Halle, kam zurück, wurde 1713 den 10. Jan. mit Mengelsdorf belehnt, ward 1718 Churf. Kammerjunker, kaufte 1733 Biesig von den Erben des Herrn von Nostiz. 1729 wurde er Churf. Kammerherr, und 1733 Landeshauptmann, vermählte sich 1735 mit Fr. Hedwig Elisabeth Sophien geb. Vitzthum von Eckstädt, mit welcher er 9 Kinder, 5 Söhne und 4 Töchter, erzeugt. Er machte die schönste Verbesserung in Mengelsdorf durch Erbauung der schönen Hofrehde, Anlegung des vortreflichen Gartens und Aufbau von Löbensmüh, welches vorher ein Vorwerg war, näher dem Dorfe gelegen, aber durch einen Wetterstrahl 1737 verzehrt, nachher aber weiter ins Feld und viel herrlicher als zuvor zu einem Wittwensitze für dessen Gemahlin aufgebaut wurde; Legte eine eigene Schule an, an welcher bisher Michael Traeger bis 1729, Christoph Schmidt bis 1747, Joh. Heinr. Richte bis 1788, und der gegenwärtige Hr. Christian Gottlieb Bendel als Lehrer gestanden. Er vollendete seine ruhmvolle Laufbahn 1750 den 17. März früh 7¼ Uhr. (Siehe mehreres in dessem im Drucke erschienenen Leichenpredigt.) Nach dessen Tode übernahm die Frau Mutter die Vormundschaft ihrer Kinder, und Mengelsdorf wurde 1760 den 17. Sptb. von dem Hochl. Amte Görlitz zu 9 Theilen verliehen. Von diesen ward hernach der Älteste Besitzer des Guths. Der vierte, worauf Mengelsdorf mit Recht stolz zu seyn Ursache hat, sind: Sr. Excellenz Hr. Otto Ferdinand, Sr. Churf. Durchl. zu Sachsen Hochbestallter Geheimde Rath und Konferenzminister, welcher von Sr. Churfürstl. Durchl. währenden Vikariats in den Reichsgrafenstand, der großen Verdienste wegen, erhoben worden. Die übrigen findet man in gedachter Leichenpredigt.

Hr. Wolf Christian Albrecht von Loeben, Churf. Sächs. Kammerherr, übernahm Mengelsdorf und Biesig 1764, und bekam die Lehn den 21. May. Er verkaufte Biesig an den Hrn. Hauptm. Adolph Ferdinand von Runkel, und Mengelsdorf an den folgenden, vermählte sich mit Fr. Karol. Augusten von Ponikau a. d. H. Milkel, † in Reichwalde 1796 d. 24. Sept.

Herr Andreas Nitsche, Sr. Churfürstl. Durchl. zu Sachsen wohlbestalter Hofrath. Ihn darf ich nur nennen, so entfließt Ihrem Auge gewiß eine Thräne des Danks für das, was Er Ihnen war. Wie festlich würde Ihm auch dieser Tag seyn, Ihm, der Ihr Freund, Rathgeber und Leiter Ihrer Jugend war. Nicht Ihnen darf ich den Mann kenntlich machen, dessen Asche mein Herz noch ehrt, aber für andere, die dieses lesen, sey es mir erlaubt, einen kurzen Abriß seiner rühmlich durchwanderten Laufbahn zu entwerfen.

Er war geb. 1731 den 17. Nov. auf der Landvoigteylichen Seydau zu Budissin. Nicht Ältern von hoher Geburt, aber christlichgesinnte, gaben ihm nächst Gott sein Leben. Sie waren weil. Andreas Nitsche, Innwohner daselbst, und Fr. Anna geb. Mieth aus Burk. Von dem dasigen Schulmeister Karl empfing Er die erste Unterweisung in der Religion, welche ihm Leiterin durch ein Leben ward, über welche Er dachte, tief dachte, und sie mit heißester Wärme verehrte. Hierauf kam Er in die gräfl. von Gersdorfschen Schulanstalten zu Uhyst an der Spree 2 Jahre und gieng von da auf das Gymnasium zu Budissin. Hier lernte Er in kurzem bald das, was Ihm nöthig war, die Schule mit der Universiät zu Wittenberg zu vertauschen. Hier studirte er 2 Jahre lang Jura, und vollendete seine Studien in Leipzig. Nach Beendigung derselben gieng er auf Reisen, sich mehrere Schätze der Gelehrsamkeit zu sammlen. Seine erste Reise war von Leipzig nach Koppenhagen, und da sich hier bequeme Gelegenheit zeigte, von da nach Rußland. Sein erster Aufenthalt war in der Stadt Moskau, wo er als Prof. der Philosophie bey dasiger Universität angestellt wurde. Nach Verlauf eines Jahres legte er dieses Amt nieder, und reisete in Gesellschaft eines russischen Kavaliers durch Polen nach Wien und von da in die Schweiz, blieb auch einige Zeit auf der Akademie zu Genf. Von da gieng er nach England und besuchte die beyden Universitäten Oxford und Cambridge, von da über Holland nach Lübeck, schifte sich da nach Kronstadt ein, und von da gieng Er wieder nach Moskau. Hier ward Er in dem Hause des russischen kaiserlichen Geheimden Raths und Senatoris, auch Ritters des St. Andreasordens, Hr. Michael von Soltikof, bekannt, und vermählte sich nachher mit dessen 3ten Fräulein Tochter, Maria, und führte mit derselben ein Muster zufriedener Ehen. Er erkaufte von dem Herrn Kammerherr von Löben das Guth Mengelsdorf, und bekam es von dem Hochlöbl. Amte in Görlitz 1778 den 26. Oktbr. verreicht. Hier lebte Er nun abgesondert von Geräusch in ländlicher Stille als Vater siner Unterthanen, im Wohlthun sein Vergnügen findend, vom Jahre 1780 an beständig, und ward auch von manchen, die Ihn nicht persönlich kannten, geschätzt. Er benutzte seine Tage zur Zubereitung auf die Freuden dort jenseit des Grabes, und fand seine Beruhigung in dem Gedanken der unendlichen Liebe Gottes. Ein hitziges Nervenfieber machte seiner rühmlichen Laufbahn am 18. Jul. 1795 ein von Gattin, Freund und Unterthan mit thränender Wehmuth begleitetes Ende. Er ruht auf dem Taucher-Kirchhof zu Budissin unter einem von ihm selbst mit Inschrift versehenen Leichenstein. Heil sey der Asche dieses Vollendeten!

Gegenwärtige Besitzerin sind Ihro Hochwohlgebohren,

Fr. Maria geb. von Soltikof, verwittwete Fr Hofräthin Nitsche. Sie verließen Freunde und Vaterland und folgtem Ihrem verklärten Freunde hierher, erhielten nach dessen Tode 1795 den 25. Okt. die Lehn. Lange daure Ihr wohlthätiges Leben und Freude begleite Ihre Tage.

So viel von den Besitzern von Mengelsdorf. Nach sey es mir erlaubt, einige Merkwürdigkeiten dieses Orts kürzlich zu berühren.

Ao. 1709 erschoß ein Knabe von Melaune, den 10. Jul., aus Unvorsichtigkeit des Pachters daselbst, Christian Schümbergs, Söhnchen mit einem Pistol.

1715. d. 1. Sept. zündete eine Magd den adlichen Hof daselbst an; sie ist hernach geköpft und verbrannt worden.

1727 d. 13. Jul. ertrank Michael Gerbers, Gärtners, jüngstes Töchterlein, Anna Rosina, in einem Zuber Wasser.

1731 brannte das Vorwerg ab durch Wetterstrahl.

1741 d. 18. Dez. brannte die herrschaftl. Hoferehde ab, bey heftigem Winde.

1742 d. 22. Okt. ist Gottfried Richter, Häusler aus Neukirch, als Tagearbeiter in eine Lehmgrube verfallen.

1754 d. 17. Febr. Abends 7 Uhr brannten 2 Häuser ab, da ein Mädchen von 3 Jahren mit einem brennenden Spahne ins Strohdach gefahren.

1763 d. 8. März wurde ein Mensch auf den Mengelsdorfer Feldern todt gefunden.

1764 d. 10. Febr. ist Gottfr. Mytes, Häusler und Schneiders in M., ältester Sohn, Gottfried, von einem mit Getraide beladen gewesenen Wagen, welches er für die Herrschaft zu Markte fahren sollen, elendiglich zerquetscht worden.

1767 im Febr. ward Johanna Maria Dorothea Sigelin, in Diensten der Frau Kammerherrin von Löben, krank, und starb unter den heftigsten Konvulsionen. Einige Stunden nach ihrem Tode fand man unter ihrem Bette ein todtes sorgfältig eingewickeltes Knäblein, welches sie vermuthlich umgebracht. Das Kind ward auf den St. Annen Kirchhof in Reichenbach, die Mutter aber auf den Königshainer Weg verscharrt.

1768 d. 13. Febr. ist Christoph Kern, Gärtner in M., in der Scheune vom Balken gefallen und 2 Stunden darauf gestorben.

1778 d. 20. Okt. ist Hanns Christoph Trägers, Gärtner in M., mittelstes Söhnchen, von einem tollen Hunde gebissen worden und davon gestorben.

1781 d. 17. März ward Hanns George Urban, Gedingemann und Richter, auf dem Felde todt gefunden.

1798 in der Nacht vom 16–17. Aug. brannte Gottfried Günzels Haus nebst Scheune und Ställen ab, und kamen 2 Kühe, 1 Schwein und 1 Ziege nebst Federvieh im Feuer um.