Kriegslied (Matthias Claudius)
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn!
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnoth?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöthen
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Was hülf’ mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn.