Karl v. Holtei (Die Gartenlaube 1898/2)

Textdaten
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Autor:
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Titel: Karl v. Holtei
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 66, 67
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[66] Karl v. Holtei. (Zu dem Bildnis S. 67.) Nicht nur im sangesfrohen Schlesien, seiner engeren Heimat, wird man in diesen Tagen gern und in Dankbarkeit des Dichters Karl v. Holtei gedenken, der am 24. Januar vor hundert Jahren in Breslau zur Welt kam. Wohl hat sich der Geschmack seit jener Zeit gewaltig geändert, da seine Singspiele und rührenden Dramen, wie „Lenore“ und „Lorbeerbaum und Bettelstab“, zu den beliebtesten Stücken der deutschen Bühne zählten; aber viele seiner Lieder leben noch heute mit der Frische echter Volkslieder im Bewußtsein der Nation und die besten seiner Romane finden im heranwachsenden Geschlecht immer aufs neue empfängliche Leser. Noch sind auch viele am Leben, die den liebenswürdigen wanderlustigen Dichter persönlich gekannt, ihn als dramatischen Vorleser, als unerschöpflichen Improvisator und humorvollen Anekdotenerzähler bewundert haben. Auch Schauspieler war er in seiner Jugend, aber nicht lange. Dann wurde er Theatersekretär und Theaterdichter; erst in Breslau, dann in Berlin, wo seine erste Frau, die Schauspielerin Luise Rogée, an der Hofbühne wirkte. Auch seine zweite Ehe schloß er mit einer Bühnenkünstlerin, die er wiederum nach kurzem Eheglück durch den Tod verlor. Er war damals gerade Theaterdirektor in Riga. Darauf führte er ein unruhiges Wanderleben als Vorleser dramatischer Dichtungen, vor allem Shakespeares. In dem unterhaltenden und gehaltvollen Memoirenwerk „Vierzig Jahre“ hat er diese an interessanten Begegnungen überaus reiche Zeit sehr anziehend geschildert. In ganz Schlesien aber ist Holtei als Verfasser der „Schlesischen Gedichte“, in denen er den treuherzigen Volkston und die eigenartige Dialektfärbung ausgezeichnet traf, gekannt, anerkannt und beliebt wie kein anderer Dichter. In späteren Lebensjahren schrieb Holtei größere Romane, meistens im Plauderton, zuweilen gefühlvoll oder selbst empfindsam im Stil Jean Pauls, dessen Sentenzen er ja auch in Verse gebracht hat. Großen Beifall fanden die „Vagabunden“, die reich sind an köstlichen Genrebildern aus dem Leben der umherziehenden Artisten und Schausteller. Einen wärmeren Ton schlug er in seinem gemütvollen Roman „Christian Lammfell“ an. In andern Romanen und Erzählungen zeigte er sich als ein kecker Realist, dessen Naivetät manche Kühnheit entschuldigt. Karl v. Holtei ist ein echter schlesischer Volksdichter; aber er hat auch der ganzen deutschen Lesewelt wertvolle Gaben gespendet.

[67]

Karl v. Holtei.
Nach einem Bilde aus dem Jahre 1860.