Karl der Kühne in der Schlacht von Nancy

Textdaten
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Titel: Karl der Kühne in der Schlacht von Nancy
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 520, 521, 546
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[520]

Karls des Kühnen Flucht [i]n der Schlacht bei Nancy.
Nach einer Originalzeichnung von G. A. Cloß.

[546] Karl der Kühne in der Schlacht bei Nancy. (Zu dem Bilde S. 520 und 521.) Neben den siegreichen Welteroberern giebt es andere geschichtliche Gestalten, in denen der gleiche Trieb und Drang mächtig war, die es aber zu großen Siegen und Eroberungen nicht brachten, weil die Weltlage eine ungünstige war oder weil ihnen die Kraft fehlte, die Verhältnisse zu beherrschen. Zu diesen gehört Karl der Kühne, Herzog von Burgund, 1433 zu Dijon als Sohn Philipps des Gütigen aus dem Hause Valois geboren. Im Jahre 1467 übernahm er nach dem Tode des Vaters die Zügel der Regierung, erfüllt von dem Plane, das alte Königreich Burgund wiederherzustellen. Bei dem Versuche, ihn auszuführen, verwickelte er sich in langwierige Kämpfe mit König Ludwig XI von Frankreich, dem Herzog von Lothringen und den Schweizern. Ueber die beiden zuerst genannten Gegner gelang es ihm, Vorteile zu erringen. Er eroberte Nancy, das er zur Hauptstadt des geplanten großen Burgunderreiches bestimmte. Im Kampfe mit den Schweizern unterlag er aber in den blutigen Schlachten von Granson und Murten. Nun konnte auch der Herzog Renatus II von Lothringen an die Wiedereroberung seiner Lande gehen; er zog vor Nancy und nahm es nach einer Belagerung ein. Karl kam mit seinem Heere zu spät, um die Stadt zu entsetzen. Er unternahm im Oktober 1476 von neuem die Belagerung, trotz der eintretenden strengen Kälte, und wandte sich gegen den Herzog von Lothringen, als dieser mit 20000 Mann frischer Truppen zum Entsatz heranrückte. Der neapolitanische Graf von Campobasso, auf welchen Karl das größte Vertrauen setzte, hatte sich aber als Verräter erwiesen und war zum Feinde übergegangen. In dieser letzten Schlacht des kühnen Karl (5. Januar 1477), deren Schlußakt uns die Zeichnung von Cloß lebendig vergegenwärtigt, unterlagen die durch Strapazen jeder Art geschwächten Truppen des burgundischen Herzogs, und er selbst konnte sich nach tapferster Gegenwehr nur mit wenigen Begleitern aus dem Getümmel retten, versank aber auf der Flucht in einem Sumpf und wurde hier von den Feinden oder, wie einige Geschichtschreiber berichten, von Verrätern aus dem eigenen Lager erschlagen. †