Kampaspe
Schönheit ist dem Muth beschieden,
Lieb’ erobert sich der Held;
Nach den Kämpfen ward Alciden
Hebe’s Blüthe zugesellt.
Bot die Welt ihm Wahl und Lust:
Eine doch, vor allen andern,
War das Kleinod seiner Brust.
Von der Perlen Vaterlande
Sproßte sie an Indus Strande,
Eine Blume, schlank und zart.
Nun aus mütterlichem Schatten
Weit verpflanzt in fremde Luft,
Leise Kühlung, süßen Duft.
Ihre Jugend darzustellen,
Eh die Zeit sie angehaucht,
Ruft Philippus Sohn Apellen,
„Was sie schönes hat und holdes,
Laß es mir unsterblich seyn,
Und des Ruhmes und des Goldes
Sey, so viel du wünschest, dein.“
Spricht der Mahler froh entzückt,
Ist, zum Götterloos gebohren,
Schon der Sterblichkeit entrückt.
Ja du sollst die Göttin schauen,
Wie die Locken um sie thauen,
Da sie aus dem Schaum sich hebt.
Still gesenkt die Augenlieder
Folgt Kampaspe dem Geheiß,
In des Künstlers Zauberkreis.
Sie enthüllt sich, und erröthend
Flieht sie in sich selbst zurück;
Sterbend und in Glut ertödtend
Und sie neigt sich, an Geberden,
Wie an Haupt und Leib und Brust,
Aphrodite ganz zu werden,
Ohne Zwang und unbewußt.
Faßt sie doch den Künstler schnell;
Von der Anmuth und dem Schönen
Spricht sein Auge glänzend hell.
Es verklärt sich mit den Zügen
Kein Betrachten kann ihm gnügen,
Wie er auch den Nektar schlürft.
Göttin nannt’ er sie der Liebe:
Ach! er fühlet ihr Gesetz,
In der eignen Dichtung Netz.
Ruh und Sinn ist ihm entflohen,
Daß er träumend alles thut.
Nicht den zürnenden Heroen
Aber sein Vertraun beschämen?
Raub am theuren Pfand begehn?
Nein, er will sich streng bezähmen,
Und die Wünsche nicht gestehn.
Tritt der junge Held herein:
Prangend hoch in Helm und Schilde
Kommt er aus der Krieger Reihn.
Er ist Ares, sie Cythere;
Und sein Werk, des Meisters Ehre,
Wird ein Denkmal seiner Qual.
Ob er lächelnd sie verhehle,
Ihn durchschaut des Königs Blick
Und beschließt des Freundes Glück.
„Magst du nur mich treulos schelten!
Wunderbar gelang dein Fleiß,
Doch ich will ihn nicht vergelten:
Du bist ihrer Schönheit Spiegel,
Und sie wäre dir nicht hold?
Hier nimm meine Hand, zum Siegel
Daß ich euren Bund gewollt.
So erwirb auch ihre Gunst,
Und die Liebe laß vollenden,
Was begonnen deine Kunst.“