Kaiser Friedrich II. Der Wegbereiter der Renaissance/III. Der Tatenmensch

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Kaiser Friedrich II. Der Wegbereiter der Renaissance
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III. Der Tatenmensch

„Jesi, die adlige Stadt der Mark, unseres Ursprungs erlauchter Beginn, wo unsere göttliche Mutter uns zum Lichte gebracht, wo unsere Wiege geschimmert hat, umfangen wir mit innerster Neigung. Möge aus unserem Gedächtnis nicht entschwinden seine Stätte und unser Bethlehem, des Caesars Land und Ursprung, in unserer Brust zutiefst verwurzelt bleiben. So bist Du, Bethlehem, Stadt der Marken, nicht die kleinste unter unseres Geschlechtes Fürsten, denn aus Dir ist der Herzog kommen, des Römischen Reiches Fürst, der über Dein Volk herrsche und es schirme und nicht gestatte, daß es fürder fremden Händen gehorcht.“ So erhebt Friedrich II. im Jahre 1239 in einem Sendschreiben, das er an seine Geburtsstadt Jesi unfern Ancona richtet, sich und seine Mutter weit hinaus über alles Menschliche.

Und doch! Am Tage vor seiner Geburt wurde schon der tragische Knoten seines Schicksals geschürzt: sein Vater, Heinrich VI., zog damals als Sieger in Palermo ein und nahm Besitz von dem normannischen Erbe seiner Gemahlin Konstanze. Die unnatürliche Verbindung des ganz anders gearteten Siziliens mit dem Reiche, die Verlegung des Schwerpunkts des mittelalterlichen Imperium nach dem fernen Süden, die einer deutschen auswärtigen Politik widerstreitende, auf das östliche und südliche Mittelmeergebiet hinstrebende Richtung des Machtbegehrens eines sizilischen Königs, die Umklammerung des Papstes im Süden und Norden der Halbinsel, die diesen zwang, wollte er nicht endgültig seiner auf die Beherrschung des Erdrunds gerichteten Absichten entsagen, sich mit allen Mitteln seine Bewegungsfreiheit wieder zu verschaffen, haben zwangsläufig das gewaltige Drama vom Untergange des letzten staufischen Kaisers und der mittelalterlichen Kaiserherrlichkeit bedingt und dessen Helden gezwungen, das wirklich zu sein, wozu er durch seine vom Vater und von der Mutter ererbten Anlagen von Geburt an bestimmt war: ein Tatenmensch! –

Friedrich II., das Kind einer normannischen Mutter und eines deutschen Vaters, gehörte keinem Volkstum ganz an. Er selbst wollte sein und bleiben „das Kind von Pulle“, „der Knabe aus Apulien“. Er fühlte sich als Sohn des Südens, und war es auch. Wohl erbte er vom liebeleeren Vater, dem finsteren Heinrich VI., den Hunger nach Macht. Auch des Vaters geniale Art, selbständig kombinierend politische Gedanken mit Zähigkeit in Taten zu wandeln, ging auf den Sohn über, nicht minder auch dessen hohe Auffassung des Herrscherberufes. Weit stärker aber waren für die Gestaltung seiner geistigen Persönlichkeit wirksam die von seinen normannischen Ahnherren überkommenen Anlagen. Es ist erstaunlich, wie sehr dieser Staufer dem großen Roger II. gleicht. Von diesem König, dem Staatengründer und Gesetzgeber, dem Naturforscher und [21] religiösen Skeptiker, dem leidenschaftlichen Hasser und dem schönheitsfreudigen Weltgenießer, hat der Geograph Edrisi, den dieser Roger förderte, ein Bild entworfen. Vergrößern wir dieses, geben wir ihm einige sattere und antikisierende Töne, so haben wir das Bild des letzten staufischen Kaisers vor uns.

Abb. 20. Fassade der Kathedrale von Palermo, 1169–85 von Wilhelm II. erbaut, später ergänzt Aufnahme G. Brogi, Florenz

War Friedrich so durch seine Anlagen mehr ein Sizilianer als ein Deutscher, so blieb er es, weil die dem vierjährigen sizilischen Könige bereits entrissene Mutter, die den deutschen Gemahl noch über dessen Tod hinaus ihren leidenschaftlichen Haß hatte fühlen lassen, Vorsorge für die Erziehung des Knaben zum Sizilianer getroffen hatte. Es geschah das nicht im Einvernehmen mit dem Papste, wohl aber ganz in dessen Sinne. So wuchs Friedrich auf als Kind des Südens und in dessen buntschillernder Umwelt. Diese Zeit aber war eine schwere Schule für den Knaben. Bald war er in der Hand des einen Ehrgeizigen, bald fühlte er die harte Faust eines anderen. Sogar bittere Not mußte er auskosten. Sein Sinn verhärtete sich. Frühreif lernte er die Menschen kennen und verachten, lernte sich verstellen, seine Gedanken verbergen. Die trüben Erfahrungen der Jugend waren für Friedrich eine schwere moralische Belastung. Hier liegen die Wurzeln der tragischen Zwiespältigkeit seines Wesens. Bald überraschte er später durch Äußerungen einer heiteren Lebensauffassung, durch die Liebenswürdigkeit, mit der er sich den Menschen gab, bald wieder regte sich der finstere Dämon einer hemmungslosen Leidenschaft in seinem Innern. Rücksichtslose Willkür, erbarmungslose Grausamkeit, blinder Rachedurst stießen dann häufig die eigenen Anhänger ab. Die gleiche Leidenschaft, welche keine Fesseln anerkennt, störte nur zu oft seine sonst so ruhig überlegten und alles berücksichtigenden Kreise. Allezeit getreu aber war sich dieser Staufer in der hohen Auffassung seines Herrscherberufs; in dem trotzigen Willen, seine Machtstellung gegen jeden Widerstand zu verteidigen. Diesen selbstherrlichen Trotz offenbarte [22] schon der siebenjährige Knabe, als er den Häschern des Markward von Anweiler in die Hände fiel. Damals schlug das Kind in jäh aufbrausender Wut den Krieger, der es wagte seinen königlichen Leib zu berühren. Darob schreibt der Beobachter: „Ein gutes Vorspiel für den künftigen Herrscher, der es nicht vermag, den Adel königlicher Gesinnung zu verleugnen.“ Auch den scharfen Augen des Papstes, Friedrichs Vormunds, war nicht entgangen, was in diesem Knaben mit den Feueraugen steckte. In seiner „Erwägung der Reichsfrage“, welche die staufischen Ansprüche und besonders die seines Mündels schroff zurückweist, liest man an einer Stelle die Worte: „Wenn dieser Knabe zu den Jahren der Einsicht gelangt und dereinst erkennt, er sei durch die römische Kirche der Ehren des Reiches beraubt, dann wird er ihr nicht nur die geziemende Ehrfurcht versagen, sondern sie sogar auf alle nur mögliche Weise bekämpfen, wird Siziliens Königtum von seinem päpstlichen Lehnsbande reißen und ihr den gewohnten Gehorsam versagen!“ Wachsam behielt Innocenz das königliche Kind im Auge. Gelegentlich berichtet er von ihm, „daß es beschwingteren Schrittes die Schwelle der Reife überschreite, und daß es von Tag zu Tag wie an Alter, so an Weisheit und Tüchtigkeit zunehme.“

Wer Friedrichs Lehrer war, wissen wir nicht. Diese so erdnahe Natur, diesen freien und unbändigen Geist, diesen Mann der fessellosen Forschung und des umfassenden Wissens hat abseits der mönchischen Schule des weltflüchtigen Zwanges das unruhige, gärende Leben der Mischkultur rings um ihn herum gebildet. Gern schweifte er, gierig nach Erkenntnissen, durch Palermos Gassen. Im bunten Völkergemisch bewegte er sich, lernte die Religionen, die Sitten, die Sprachen des arabischen Orients kennen, lernte diese kritisch vergleichen mit denen der Byzantiner, der Italiener, der Normannen, der Deutschen, der Juden. Und da wuchs vor seinem geistigen Auge die Kultur der Söhne des Propheten mit ihrer von allen Bindungen sich lösenden Philosophie und Naturforschung ins Riesengroße, und damit zugleich steigerte sich sein faustisches Begehren nach neuen Erkenntnissen.

Der künftige Herrscher erwarb sich so seine Hellsicht und zugleich eine Lebensweisheit, die eine andere Voraussetzung und eine andere Richtung hatte, wie die seiner Vorgänger. Dieses geistige Nehmen ohne Rast – die Zeitgenossen bewunderten ihn, der „nimmer in Ruhe, den Tag in beständiger Tätigkeit verbringe“ – hinderte ihn nicht, seinen Körper zu stählen, sich im ritterlichen Waffenspiele zu üben, auf wildem Roß sich zu tummeln, so daß man von ihm sagte: „So sehr hat der König durch Wissen und Kraft die Zeitstufe seines Alters ausgefüllt, daß man an ihm nur finden kann, was einen vollkommenen Mann ziert.“

Als er das vierzehnte Lebensjahr vollendet hatte, wurde König Friedrich mündig. Damals verheiratete ihn der Papst mit der viel älteren Konstanze von Aragon. Kaum selbständig geworden sucht Friedrich die Nord- und Ostküste seiner Insel ganz unter seine Hoheit zu zwingen. Schon will er auch nach dem zu seinem sizilischen Königreiche gehörenden italienischen Festland hinüber, da geht ein dräuendes Unwetter über sein junges Herrschertum. Der welfische römisch-deutsche Kaiser Otto IV. nimmt die universale Politik Heinrichs VI. wieder auf und dringt in Sizilien ein. Die italienische Machtstellung des Papstes war damit bedroht. Innocenz organisierte sofort den Widerstand. Frankreich, das eine Stärkung des britischen Übergewichtes durch den dem Inselreiche nahestehenden Welfen befürchten mußte, war sofort auf des Papstes Seite. Fürsten des südlichen und mittleren Deutschlands ließen sich dafür gewinnen, den jungen Friedrich II. als Gegenkönig aufzustellen. Seiner Macht gewiß schob der herrschgewaltigste aller Päpste seine ihm unliebe Schachfigur, die einzige, welche den Welfen damals matt setzen konnte, vor, – nicht ohne das drückende Gefühl, durch diese Begünstigung des Staufers nicht mehr ganz Herr des Spieles zu [23] sein. Um sein sizilisches Königreich zu retten, kettete Friedrich im Vertrauen auf seinen Stern seine und seines Erblandes Fortuna an das hoffnungslos sich erfüllende Schicksal des deutschen Reiches.

Abb. 21. Inneres der Kuppel der Kirche La Martorana in Palermo, 1143 gestiftet, wiederholt erneuert Aufnahme W. Miesler, Lippstadt i. W.

Deutschland war damals mehr denn je zerrissen. Die daraus entspringende Unfreiheit, selbständig über seine Lebensfragen zu entscheiden, wurde der Welt durch die Tatsache offenbar, daß erst der französische Sieg bei Bouvines über die Bundesgenossen des welfischen Kaisers, über die Engländer, dem jungen Friedrich das Übergewicht verlieh. Die Zeit der deutschen Führerstellung im Abendlande war endgültig vorüber. Mit Bitterkeit trägt der Mönch vom Lauterberg in seine Chronik ein: „Seit dieser Zeit sank der Ruf der Deutschen bei den Franzosen.“ Der Welfe hatte nunmehr seine Rolle ausgespielt; der landfremde „Zaunkönig“, „das Kind aus Apulien“ dagegen, das da über die Alpen nach Deutschland gezogen kam, konnte ohne Hilfsmittel, ohne Heer, seinen Aufstieg vollenden. Nach seiner Krönung in Aachen 1215 und vollends nach dem Ableben Ottos IV. war der Staufer der allgemein anerkannte deutsche König.

Caesarenträume, die so gar nichts mehr vom deutschen Geiste an sich hatten, schmeichelten dem Sohne des sechsten Heinrich schon, als er noch ein Knabe war. Sie gewannen stärkeres Leben, als er nun als wirklicher Caesar Augustus bejubelt wurde. Seine hellen Augen erkannten aber sofort die Unmöglichkeit, sein Kaiserideal in Deutschland zu verwirklichen, wo ein thüringischer Landgraf, ein wittelsbachischer Herzog über eine größere Macht verfügte, als der deutsche König, wo er selbst als Entgelt für die Rettung Siziliens dem „wahren Kaiser“, dem Papste Innocenz III., Zugeständnisse machen mußte, die den geistlichen Fürsten in Deutschland den Weg zur Selbständigkeit frei machten. Wesentliche Kronrechte hat er diesen geopfert. Er tat das ohne Bedenken. Jetzt und später beschäftigten ihn die deutschen Verhältnisse nur insoweit, als sie seinem Kaisertum [24] die Legitimität und diesem die Möglichkeit zur Wiedergeburt aus dem italienischen Geiste gaben. Sein großer Gnadenbrief an die geistlichen Fürsten, zu dem sich zwölf Jahre später ein anderer an alle Fürsten reihte, bot die Grundlage zu der unseligen, der Auffassung Friedrichs vom Staate grundsätzlich widersprechenden aristokratischen Verfassung des deutschen Reiches. Nicht, daß nun wirklich diese Verfassung hier rechtlich festgelegt worden wäre; es wurde den Fürsten nur eine große Zahl von Einzelrechten verliehen, welche zusammengenommen unbedingt den festen Zusammenschluß der fürstlichen Gewalt und die raschere Ausbildung der fürstlichen Landeshoheit zur Folge haben mußten. Taucht doch hier zum ersten Male der Begriff des „Landesherrn“ auf, der dann bald im deutschen öffentlichen Recht Aufnahme fand. Damit war Deutschlands Zersplitterung und Zerfall urkundlich besiegelt. Und dies zu einer Zeit, in der der erste große Kapetinger Philipp II. August seinen festen Staatsbau errichtete und sich das beste Heer des Abendlandes schuf, in der der englische Adel nach der Niederlage bei Bouvines sich vom Königtum die erste abendländische Verfassung, die Magna charta, erkämpfte und damit den Grund zu der englischen Machtstellung legte. Und das fast zu der gleichen Zeit, in der der Papst Innocenz mit dem Gefühl aus dem Leben schied, die weiten Ziele Gregors VII. erreicht zu haben. Er konnte über den deutschen Thron verfügen; Frankreich hatte für ihn das Schwert geführt; die Könige Englands, Aragoniens und Portugals nahmen ihr Land von ihm als Lehen. Nie sah das Papsttum glänzendere Tage als bei dem großen vierten Konzil im Lateran.

Das ehemalige Kernland des römisch-deutschen Imperium erschien dem nüchternen Realpolitiker Friedrich II. nimmer als der Träger wohl aber als der brauchbare Diener der römischen Kaiseridee. Deutschland wurde für ihn zum Nebenland, das er dem Erzbischof Engelbert von Köln zur Verwaltung im Namen seines unmündigen Sohnes überließ. Dieser Kirchenfürst war nicht ohne Verständnis für die inneren Nöte Deutschlands und für die Notwendigkeit, in der Vielheit die Einheit zu pflegen. Indes, hätte selbst der starke Arm des großen Karl sich daran gemacht, dem vielköpfigen Ungeheuer der deutschen Kleinstaaterei die Köpfe abzuschlagen – es wären sofort neue gewachsen. Das hatte der Staufer erkannt. Als er bald Deutschland wieder verließ, da ging seine ganze Sorge bezüglich dieses Landes dahin, daß dort jenes innere Gleichgewicht der miteinander hadernden Gewalten selbst mit schweren Opfern der Zentralgewalt gewahrt würde, das notwendig war, um deutsche Machtmittel in den Dienst seiner italienischen Politik stellen zu können. Damit begann das Zeitalter der deutschen Schwäche. In der großen europäischen Geschichte, deren tragischer Held jetzt der Staufer wird, hat Deutschland nur eine ganz nebensächliche Bedeutung.

Die geringschätzige Auffassung der innerstaatlichen Zustände Deutschlands hat nicht wenig dazu beigetragen, daß der Italiener Friedrich seiner von Haus aus lateinischen Kaiseridee festere Formen gab. Er will herrschen wie ein alter römischer Augustus. Um das zu können, mußte hinter ihm eine wirkliche Macht stehen. In Deutschland war es für die Errichtung einer starken königlichen Zentralgewalt zu spät; in Reichsitalien konnte die wirkliche Hoheit der Krone nur im Kampfe mit dem Papst, dem die an diesen verlorenen Gebiete nur gewaltsam entrissen werden konnten, und im Kampfe mit den Kommunen, die freiwillig ihre errungene Stadtfreiheit niemals aufgaben, errichtet werden. Nur in Sizilien, wo die Normannenkönige den Boden vorbereitet hatten, war in den mittelalterlichen Lehnstaat für einen wirklich regierenden König schon eine Bresche geschlagen. Es galt hier, nur wiederherzustellen oder auszubauen, was der große Ahn Roger II. geschaffen hatte. So wanderte das Kaisertum Karls, Ottos, des Rotbart in die sonnige südliche Welt. Im Lande der Ruinen der Antike, der Basiliken der Byzantiner, der Moscheen der Araber, der trotzigen Türme [25] der Normannen sollte sich die Kaiseridee mit alten und mit neuen Gedanken erfüllen. Die Überwundenen, die einstmals nacheinander Herren der Insel waren, machen sich den mittelalterlichen Universalismus dienstbar, indem sie den neuen normannisch-deutschen Gewalthaber für ihre Lehre vom aufgeklärten Despotismus gewinnen. In seiner abgeklärten neuen, dem Abendlande noch unverständlichen Form muß der Kaisergedanke, der sich ehedem rühmte, keine Grenze des Raumes und der Zeit anzuerkennen zu brauchen, sich auf ein kleines Gebiet der weiten Erde zusammenziehen; er verliert durch den Verzicht auf die tatsächliche Herrschaft in Deutschland die Grundlage des Wirklichen, fängt aber an, sich auf andere Weise, im geistigen Gebiete, über die Welt zu erheben.

Abb. 22. Die Cappella Palatina im Königspalast zu Palermo, von Roger I. 1132 erbaut

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Abb. 23. Palermo. Das Roger-Zimmer im königlichen Schlosse

Nach Italien, dem Lande der Cäsaren, und weiter in die Heimat seiner Gedanken, in den Orient, zog es allzeit mit Übergewalt diesen Staufer. Sein wiederholt bekundeter fester Wille, im Jahre 1221 die dem Papste gelobte Kreuzfahrt anzutreten, ermöglichte ihm 1220 die Kaiserkrönung in Rom durch den einer Versöhnung nicht abholden Honorius III. Inzwischen hatte Friedrich nämlich eine tiefergehende Bestimmung gegen sich an der Kurie wachgerufen. Seinen kleinen Sohn Heinrich hatte er zum deutschen König wählen lassen, der schon früher zum König Siziliens gekrönt worden war. Tatsächlich stand damit jene dem Papsttum gefährliche Vereinigung Siziliens mit dem Reiche bevor, welche jene Krönung, wie Friedrich der Kurie vortäuschte, hatte verhindern wollen. Als Honorius trotzdem seine Bedenken wegen dieser Angelegenheit zurückstellte und den Staufer zum Kaiser krönte, hatte dieser mit leichter Mühe einen Sieg über die Kurie errungen. Friedrich mußte damals der Rückendeckung durch den Papst froh sein. Traurige Berichte aus seinem sizilischen Königreiche drängten sich. Aus diesem Grunde war der neue Kaiser zu Zugeständnissen an die Kurie bereitwilliger denn je. Nur des Honorius Lieblingsplan mußte er hinausschieben: die Fahrt ins Heilige Land.

Sizilien war während Friedrichs Abwesenheit durch Aufstände und Fehden zerrissen. Es brauchte den Ordner. In großartiger Weise stellte Friedrich in weniger als fünf Jahren seine Monarchie auf der Insel wieder her. Im Jahre 1225 war der Widerstand der Barone und der Mohammedaner gegen die schon von seinen normannischen Vorfahren festgelegte moderne Verfassung und Rechtsordnung und gegen den von Beamten geleiteten Obrigkeitsstaat gebrochen. Die volle Befriedung seines sizilischen Staates offenbarte der Welt die kommende Größe des Herrschers und Staatsmannes. [27]

Inzwischen drängte die Kurie immer ungestümer zur Kreuzfahrt. Schon war ein vorausgesandtes Kreuzheer unter dem päpstlichen Legaten Pelagius nach glücklichen Anfangserfolgen zu einem schimpflichen Abzug genötigt worden. Bei Strafe des Bannes verpflichtete sich nunmehr der Kaiser im August 1227, seinen Zug ins Heilige Land zu unternehmen. Friedrich war dieses Versprechen ernst, was schon aus der bedeutsamen Tatsache hervorgeht, daß sich der verwitwete Kaiser mit Isabella von Brienne vermählte, die ihm als Mitgift den Anspruch auf das Königreich Jerusalem einbrachte.

Zuvor aber trat eine Aufgabe noch gebieterisch an den Kaiser heran: Wiederherstellung der Reichsrechte in Oberitalien. Diese Aufgabe gedachte Friedrich noch vor dem Termin der Kreuzfahrt zu lösen. Die meisten Städte der Lombardei, der Romagna und der Mark Treviso hatten den alten kaiserfeindlichen Lombardenbund erneuert und die Veroneser Klause gesperrt. Diese Städte waren gesonnen, die letzten Bande, die sie noch an das Reich fesselten, zu lösen. Das bedeutete nichts Geringeres als die Zerstörung der Brücke, die vom Süden der Halbinsel, vom Sitze der Zentralgewalt, zum deutschen Nebenlande führte. Indes die eigenen Machtmittel und die über die Alpen kommenden deutschen Hilfstruppen waren nicht stark genug, um den durch die immer mehr in Sizilien in die Erscheinung tretenden absolutistischen Tendenzen Friedrichs noch gesteigerten Widerstand der Kommunen zu brechen. Honorius III. führte schließlich kurz vor seinem Tode einen Vergleich zwischen beiden Parteien herbei: die Erledigung der Streitfrage wurde bis nach Friedrichs Rückkehr aus dem Morgenland hinausgeschoben.

Abb. 24. Palermo. Die Zisa. Von König Wilhelm I. 1164 errichtet. Mit arabischen Inschriften und Säulen von arabischen Typus

In Friedrichs Drama, das nunmehr großartig fortschreitet, tritt jetzt ein neuer gewaltiger Gegenspieler auf: der Kardinal Ugolino. Er wurde zum Papst erwählt. Sein Name war ein Programm; denn er nannte sich nach dem Vorkämpfer des päpstlichen Machtstrebens gegen den vierten Heinrich: Gregor. Er, der in der Reihe der Nachfolger Petri der neunte dieses Namens war, vereinigte in sich die grellen Widersprüche der mittelalterlichen Hierarchie. Er, der Freund eines Franz von Assisi, liebte die Armut der Zelle ebenso wie den Prunk des Papstthrones. Von gleichen Gefühlen erwärmt, konnte er in die wundersame Tiefe der Seele dieses Heiligen eindringen; zugleich aber ahnte der Hierarch die Kräfte, die [28] in dem Ideale der Minderbrüder schlummerten, und der Herrscher und Staatsmann machte diese der Hierarchie dienstbar, indem er sie dem wirklichen Leben entsprechend umformte. Dieser demütige Jünger des Apostels der Armut trieb Machtpolitik großen Stiles; dieser Förderer des Apostels der Liebe sollte Friedrich II. mit der stürmischen Willenskraft, die auch den „heiligen Satan“, den siebenten Gregor kennzeichnete, glühend hassen. In Gregor und Friedrich bekämpften sich wie Feuer und Wasser zwei Weltanschauungen. Das hat auch der Papst gefühlt. Aber gewußt hat dieser – so sehr er es auch zu verschleiern suchte –, daß die beiden Häupter der Christenheit auch kämpften um den Besitz Italiens, das mit seinen vielfachen handelspolitischen Beziehungen zu den Ländern des Mittelmeeres, mit seiner aufwärts strebenden wirtschaftlichen und geistigen Kultur ein würdiges und damals für den weltlichen und geistlichen Cäsar ein lebensnotwendiges Streitobjekt war.

Papst Gregor wollte den Kampf mit dem Kaiser. Das zeigte sich, als Friedrich zu ungünstiger Zeit, aber zu dem festgelegten Termine, den Kreuzzug antrat. In der Gluthitze der Küste Brindisis kam damals die Masse der Kreuzfahrer zusammen. Eine Seuche ergriff sie. Schon selber krank stachen Friedrich und der Landgraf Ludwig von Thüringen in See. Sie mußten umkehren. Dieser verschied in Otranto, jener wurde mit Mühe in die Bäder Pozzuolis gebracht. Das führerlose Kreuzheer zerstreute sich. Ohne Rücksicht auf das sichtbare Eingreifen einer höheren Gewalt verhängte der Papst wegen Bruches des Gelöbnisses über den Kaiser den Bann. Nun aber wagte Friedrich gleich nach seiner Genesung seine kühnste Tat, die ihn als vollendeten Staatsmann erwies: um den Papst vor der Welt ins Unrecht zu setzen, trat er gegen dessen Willen als Gebannter die Kreuzfahrt an.

Abb. 25. Ravello. Turm der Kathedrale, 1087 begonnen

Friedrichs Vorfahren auf dem Kaiserthron waren bei ihren Zügen ins Heilige Land erfüllt gewesen von frommer kirchlicher Begeisterung; der neue Träger des Kreuzes gab dem religiösen Zweifel Raum, der ohne Bedenken alle Fesseln von sich zu werfen gewillt war. Jene leitete blinder Haß wider die Ungläubigen [29] und rücksichtsloser Vernichtungswille. Friedrich aber, der jetzt in den von ihm verklärten Orient kam, war getrieben von der Sehnsucht nach der Wunderwelt des Ostens, durchdrungen von der Wertschätzung der heidnischen Kultur der Söhne des Propheten, getragen von menschlicher Hochachtung, die erwidert wurde. Nur ein solcher Kaiser konnte auf friedlichem Wege vollbringen, was keiner zuvor mit den Waffen hatte durchsetzen können. Wenn auch nicht das ganze Königreich Jerusalem wiederhergestellt wurde, so kamen doch die heiligen Orte wieder in den Besitz der Christen. Als König von Jerusalem kehrte Friedrich heim.

Abb. 26. Ravello, Ambo in der Kathedrale. Von Riccolò, Sohn des Bartolommeo di Foggia 1272 ausgeführt

Was der Kaiser schon bei seiner wagemutigen Abfahrt vorausgesehen hatte, das war wirklich eingetreten: der Papst hatte große Teile des der sizilischen Krone unterstehenden Festlandes und der Insel mit Waffengewalt an sich gerissen. Wie ein Sturmwind, sagt später Dante, war Friedrich gekommen; wie der Sturmwind jagte er die päpstlichen Schlüsselsoldaten vor sich her. Schon kamen im Norden Italiens deutsche Hilfstruppen unter dem jungen König Heinrich – da aber entließ Friedrich sein Heer. Auch hier wieder siegte der Staatsmann in ihm, der ihm weises Maßhalten befahl. In der Tat! Durch diesen offenbaren Verständigungswillen hob sich in der Welt die kaiserliche Autorität. Gegen Zugeständnisse in innerkirchlichen Fragen Siziliens nahm der Papst den Bann vom Kaiser.

Die vordringliche Aufgabe des Kaisers nach diesem Frieden von Ceprano waren die Neuordnung der Verhältnisse in Sizilien und Deutschland, sodann die Wiederherstellung der kaiserlichen Hoheit in Reichsitalien. Durch die berühmten Konstitutionen von Melfi, durch sein sizilisches Gesetzbuch, schuf er den straff gegliederten Beamtenstaat, der ein Widerspruch gegen den mittelalterlichen Lehnstaat war und durch sein Bestehen schon die von Friedrich bekämpfte Lehensabhängigkeit des sizilischen Königreichs vom Papste illusorisch machte. In Deutschland hatte sich Friedrichs Sohn Heinrich (VII.) unter dem Druck der ihn umgebenden Reichsdienstmannen gegen die fürstenfreundliche Politik des Vaters erhoben. Mit den ärgsten Feinden des Kaisers, den aufsässigen lombardischen [30] Städten, hatte er sich verbündet. Friedrich sah seine italienische Politik gefährdet. Sein bloßes Erscheinen jenseits der Alpen genügte, um den kraftlosen Sohn, der so gar nichts von dem staufischen Blut in seinen Adern hatte, von der Weltschaubühne zu verdrängen.

Friedrichs Macht war furchtgebietend, als er 1235 auf glänzendem Hoftage den großen Mainzer Landfrieden[1], das erste in deutscher Sprache aufgesetzte und verkündete Reichsgesetz, erließ. War es auch unmöglich, die sizilischen Konstitutionen einfach auf Deutschland zu übertragen, etwas von deren Geist ist auch in diesem Landfrieden zu spüren. Späteren Zeiten sollte dieser noch als Vorbild dienen bei der Regelung des Strafrechts und Strafvollzuges, des Verkehrs, bei der Festlegung der Privilegien der Fürsten, der Regalien des Reichs und vieler anderer Dinge. Wenn Friedrich damals einen Reichshofrichter als ständigen Vertreter des Königs einsetzte, so geht aus dieser Tatsache ebenso wie aus manchen Bestimmungen des Landfriedens deutlich hervor, daß es die Absicht des Gesetzgebers war, die Überbleibsel der königlichen Rechte zu erhalten und auszubauen. Freilich zur Abwendung des Geschickes des staufischen Hauses kam das alles viel zu spät. Auch das nützte nicht mehr, daß er das erledigte Herzogtum Österreich an sich zog und nach seinen sizilischen Regierungsmaximen durch Generalkapitäne verwalten ließ, um so der deutschen Krone einen größeren, gesicherten Landbesitz zu verschaffen. Nicht minder eitel ward seine Absicht, durch die Wahl (1237) seines Sohnes Konrad IV. „zum römischen König und künftigen Kaiser“ die Zukunft der Dynastie zu sichern.

Deutschland und Sizilien waren befriedet; nun konnte Friedrich gegen die ihm verhaßten Lombarden ziehen. Ihre Teilnahme an der Verschwörung des Sohnes bot den Anlaß zum Kriege. Und wieder fuhr er wie ein Sturmwind durch die Lande und fegte den Widerstand der Städte in der glorreichen Schlacht von Cortenuova hinweg. Damals stand Friedrichs Stern im Zenit. Bald zeigte es sich, daß der Kaiser seinen Erfolg überschätzte, als er, dem römischen Triumphator gleich, mit antikem Pompe seinen Sieg feierte. In dieser übertriebenen Wertung seines Erfolges glaubte er auch dem Papste, dessen heimliche Umtriebe ihm nicht verborgen blieben, den Fehdehandschuh hinwerfen zu können. Rom, schrieb er nämlich den Römern, soll wieder das Haupt der Welt werden wie dereinst. Der Würfel um die Weltherrschaft war damit im Rollen. Der letzte Akt der großen Tragödie hub an.

Friedrich wollte, wie es von vornherein seine Absicht war, seiner sizilischen staatlichen Organisation auch in Reichsitalien Geltung verschaffen. An den Mauern der Städte, an denen die unzureichende Belagerungstechnik seiner Truppen versagte, ist dieses Planen des Staufers zerschellt. Er träumte den Traum der Una Italia zu früh. Noch hatte der Papst die Macht, diesem von Friedrich angestrebten absolutistischen Einheitsstaat, in dem sein Weltregiment hätte zum Schemen werden müssen, entgegenzuarbeiten. Und er tat das, als Friedrich seinen natürlichen Sohn Enzio (d. i. Heinz) zum König Sardiniens ernannte, das seit der Karolingerzeit als Besitztum des Papstes galt. An dem Tage, an dem Friedrich [31] seinen treuesten staatsmännischen Berater, Hermann von Salza, den Hochmeister des deutschen Ritterordens, verlor, bannte ihn der greise Papst erneut. Da bäumte sich die leidenschaftliche Kraft des Tatenmenschen hoch auf. Im Norden zwar war ihm das Kriegsglück nicht hold; im Kirchenstaat aber hatte er Erfolg. Schon lag er vor den Mauern der ewigen Stadt. Der Tod des Papstes, das kurze Pontifikat Coelestins IV., eine eineinhalbjährige Sedisvakanz, die mit Verhandlungen zwischen Friedrich und den Kardinälen ausgefüllt war, gaben dem Kaiser die Möglichkeit, seine Macht zu verstärken.

Abb. 27. Benevent. Kanzel in der Kathedrale

Im Jahre 1243 wurde dann Graf Sinibald Fiesco zum Papste gewählt, der sich Innocenz IV. nannte. Wieder war der Name ein Programm und für Friedrich eine erste Warnung. Der Staufer beachtete diese in merkwürdiger Verkennung des Mannes und seines auf den Untergang der Staufer gerichteten Planes zuerst nicht. So stark auch das Friedensbedürfnis der zu lange schon erregten Welt war, der Friede, den der Kaiser vom Papste erhoffte, mußte an der lombardischen Frage scheitern. Allen weiteren Verhandlungen entzog sich Innocenz durch die Flucht. Im Vorgefühle des nahen Triumphes jauchzte er: „Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Strick des Voglers; der Strick ist zerrissen, und wir sind los!“ Über Genua begab er sich nach Lyon. Sein Vernichtungswille wurde offenbar, als er nach scheinbarem Eingehen auf die Friedensvorschläge des Kaisers plötzlich auf dem 1245 zu Lyon zusammengetretenen Konzile mit der Absetzungssentenz hervortrat, die dem Kaiser die schwersten Verbrechen: wie Gotteslästerung und Unglauben, Friedensbruch, Meineid und andere Schandtaten vorwarf. Nun kannte Friedrich des Papstes letztes Ziel. „Lange genug bin ich Amboß gewesen, nun will ich Hammer sein!“ rief [32] er aus. Eine wilde Zeit bricht jetzt an, welche an die Entartung der späteren Kämpfe der Condottieri und Signoren erinnert. Alle Begriffe von Ehre und Sittlichkeit, alle edleren Gefühle wurden auf beiden Seiten in häßlichster Weise mißachtet. Mit allen Mitteln, auch den niedrigsten, suchte der eine den anderen niederzuringen. Der Mann nach dem Herzen Friedrichs, der Veroneser Landadlige Ezzelin von Romano, der sich schon in der Trevisaner Mark eine Tyrannis errichtet hatte und diese mit den häufig teuflischen Mitteln der späteren Renaissance-Tyrannen behauptete, ist der Typus dieser furchtbaren Jahre.

Ganze fünf Jahre dauerte dieses Todesringen. In dessen Verlauf wurde in Deutschland in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe auf Betreiben des Papstes ein Gegenkönig, ein „König der Pfaffen“, erhoben, der aber schon 1247 starb. Ihm folgte Wilhelm von Holland, der aber nur ein Scheinkönig blieb. Was kümmerten Friedrich die deutschen Verhältnisse, da dieses Nebenland ihn jetzt imstich ließ! Ein gefährlicher Mordversuch, von den höchsten Klerikern geschickt eingeleitet, wurde verraten und vom Kaiser, der jetzt mehr wie zuvor die Menschen verachtete, furchtbar gerächt. Nach diesem vereitelten Attentat auf den Staufer schien sich aber doch das Gewissen der Welt zu rühren. In England wuchs der Widerstand gegen die weltlichen Strebungen der Kurie, und in Frankreich wies Ludwig IX. die Streitenden auf den einzig christlichen Kampf im Heiligen Lande hin. Schon glaubte der Kaiser zu einem entscheidenden Schlage ausholen zu können, da traf ihn, als er auch hier seiner Jagdleidenschaft fröhnte, während seiner Abwesenheit vom Heere vor den Mauern des lange belagerten Parma eine furchtbare Niederlage. Die Schwungkraft seines Wesens hat freilich seinen schweren Fehler wieder in etwas gut gemacht. Das war um so bewunderungswürdiger, als den Kaiser damals gerade auch zwei weitere Schicksalsschläge trafen. Seine rechte Hand, sein vertrautester Staatsmann, Peter von Vinea, wurde der Untreue überführt; der Liebling und der beste Feldherr Friedrichs, sein natürlicher Sohn Enzio, ein Mann von hoher Begabung, wurde von den Bolognesern gefangen genommen. Friedrich, nunmehr ein Einsamer, blieb dennoch des Erfolges sicher und – darin liegt die ergreifende Tragik – ungebeugt. Tatsächlich schreitet er jetzt von Erfolg zu Erfolg. Schon schwelgt er in seinen Briefen im Hochgefühle des Sieges. Aber den Unbesiegten, den die Arglist der Menschen nicht überwinden konnte, rief ein höherer Wille 1250 von der Weltschaubühne ab, zu der das ganze Abendland in atemloser, hingerissener oder von Furcht und Haß erfüllter Stimmung emporgeblickt hatte.



  1. Die ersten Zeilen der deutschen Fassung des Reichslandfriedens von 1235 nach Cod. lat. Monac. 16083 (Mitte oder Ausgang des 13. Jahrh.) s. Abb. 79. Absatz 15 der Konstitution nach dieser Handschriftenprobe:
    Ditz ist der fride und ez gesetze, daz der Keiser hat getan mit der fursten rat uber alle Diutschiu rich. Swelch sun sinen vater von sinem eigen oder von sinem erbe oder von sinem guot verstozzet oder brennet oder roubet, oder wider in ze sinen vienden swert mit eiden, daz uf sins vater ere guot oder uf sine verderbnusse, beziuget ez sin vater ze den heiligen vor dem rihter mit zwei sentbarn mannen, der sun sol sin verteilet eigens und lehens und varends guotes und berlichen alles des guotes, des er von vater und von muoter erben solde, ewichliche, also daz im weder rihter noch der vater wider gehelfen mag, daz er dehein reht ze den guote gewinnen muge.