Kafferndorf im nördlichen Transvaal
[468a] Kafferndorf im nördlichen Transvaal. Seitdem in Südafrika die Goldfelder entdeckt wurden, kann das Land nicht zur Ruhe kommen. Um die kostbaren Gründe werden Kriege geführt; denn die Eingeborenen wollen nicht gutwillig ihr Gebiet den in Scharen herbeiströmenden Goldsuchern überlassen. So hat England in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Feldzügen gegen die Kaffern unternehmen müssen, und gegenwärtig haben sich die erst im Jahre 1894 bezwungenen Matabele wiederum gegen England erhoben. Die Kaffern, zu denen auch die Matabele zählen, sind ein unsteter Volksstamm, der zumeist von Viehzucht und Krieg lebt. Dort, wo die Weißen festen Fuß gefaßt haben, mußten die Kaffern ihre wilden Gewohnheiten ablegen und arbeiten nun als Knechte im Dienste der Ansiedler oder in den Gold- und Diamantenminen. In dem der Civilisation noch nicht erschlossenen Innern haben sie aber ihre Eigenart bewahrt. Selbst im nördlichsten Transvaal am Limpopoflusse kann man noch echte Kafferndörfer sehen. Ein solches veranschaulicht dem Leser die untenstehende Abbildung. Die Hütten zeigen einen bienenkorbähnlichen Bau, sind mit niedrigen Eingängen und einem mächtigen Schilfdach versehen. Jede derselben ist mit einem aus Schilf oder Dorngestrüpp geschickt hergestellten, bis 2 m hohen Zaun umgeben, und eine gleiche Hecke umschließt das gesamte Dorf. In der Mitte sehen wir den großen Gemeindeplatz, auf dem Märkte abgehalten, Kriegszüge vorberaten und Tänze und Festlichkeiten aufgeführt werden. Unsere Abbildung gibt in trefflicher Weise den Charakter der Landschaft in Nordtransvaal wieder. Ein Hochland ist es, das zumeist mit hohem Gras und Schilf bestanden, teilweise auch von Wald bewachsen ist. Ein solcher reicht auf unserem Bilde links dicht an das Dörfchen heran. Im Hintergrunde schließt ein fernes Gebirge die große Ebene, „Veldt“ genannt, ab, aus welcher in ziemlicher Entfernung vom Dorfe, aber doch noch deutlich erkennbar, einige neu gegründete Ansiedelungen aus Europa stammender Goldgräber hervorlugen.