Johanna I., Königin von Neapel

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Johanna I., Königin von Neapel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 260
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[245]

Johanna I., Königin von Neapel.
Nach dem Gemälde von Laura Le Roux.

[260] Johanna I., Königin von Neapel. (Zu dem Bilde S. 245.) Das 14. Jahrhundert brachte schlimme Zeiten über das herrliche Neapel. Das Haus Anjou war durch innere Zwistigkeiten zerrissen, und während Erbfolgekriege das Land verwüsteten, herrschte an dem Hofe maßlose Sittenlosigkeit. In dieser unruhigen Zeit erblickte Johanna im Jahre 1326 als Tochter des Herzogs von Kalabrien das Licht der Welt; mit regem Geiste begabt, war sie eine Schülerin Petrarcas und zeichnete sich durch Sinn für Künste und Wissenschaften aus. Ihre äußere Erscheinung war von liebreizender Anmut und so kam es, daß die Fürstin viele Herzen bestrickte und von so manchem Dichter und Geschichtschreiber mit warmem Lob gepriesen wurde. Leider war sie nur zu sehr das Kind eines verdorbenen Zeitalters und hinter ihrem Engelsangesicht lauerten die düsteren Dämonen des Verbrechens! Schon als sechsjähriges Kind wurde Johanna dem siebenjährigen Prinzen Andreas von Ungarn vermählt – ein Werk der Politik, denn dieser Prinz hatte Ansprüche auf die Krone von Neapel. Als ihr Großvater Robert gestorben war, bestieg Johanna 1343 den Thron von Neapel; ihr Gatte Andreas wollte sich ebenfalls krönen lassen; er hatte die einflußreiche ungarische Partei hinter sich, den Papst für sich; aber die siebzehnjährige Königin wollte ihre Herrschaft nicht teilen und faßte den Plan, ihn zu ermorden. Es wird berichtet, ihr Gatte habe sie einmal angetroffen, wie sie mit einer seidenen mit Gold durchwirkten Schnur spielte; er habe sie gefragt, wozu sie dieselbe brauche. Da soll Johanna erwidert hohen: „Dich zu erdrosseln, mein Freund“, und in der That soll sie diese ruchlose That wenige Augenblicke darauf vollbracht haben. Diese Ueberlieferung benutzte Laura Le Roux zum Vorwurf des Bildes, das unser Holzschnitt wiedergiebt. Nach einer anderen Lesart ließ Johanna ihren Gatten durch ihre Helfershelfer im Kloster Aversa erdrosseln. Da erhoben sich die Großen des Reichs, an ihrer Spitze Karl von Durazzo; sie aber, die inzwischen ihren Geliebten, Ludwig von Tarent, geheiratet hatte, suchte sich von der Schuld des Gattenmordes zu entlasten, indem sie ihre früheren Genossen grausam hinrichten ließ. Die Strafe für dieses Verbrechen blieb nicht aus. Johanna konnte sich zwar lange auf dem Throne behaupten. Da aber Ehrgeiz, Herrschsucht und Liebesleidenschaft die wechselnden Entschlüsse der schönen Königin bestimmten, wurde sie in ein Wirrsal von Intriguen und Erbansprüchen verwickelt, die das Land verheerten und ihren Untergang herbeiführten. Im Jahre 1382 wurde sie endgültig von ihren Gegnern besiegt und Karl von Durazzo ließ die Königin auf dem Schloß Muro in Basilicata erdrosseln. So starb sie desselben Todes, den sie ihrem ersten Gemahl meuchelmörderisch bereitet hatte.