Textdaten
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Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Javanische Skizzen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 116–119
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Eine Kaffeeplantage mit ihren Arbeitern
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[116]

Javanische Skizzen.

Von
Fr. Gerstäcker.
I.
Eine Kaffeeplantage mit ihren Arbeitern.

Am Sonnabend Abend hatte ich auf Tjioem boeloeit Hrn. Phlippeau wieder getroffen und mit diesem besprochen, daß ich am Montag nach Lembang hinaufkommen solle, die dortige Kaffeeplantage zu besuchen und eine ordentliche Rhinocerosjagd zu machen. Er hatte sich indessen nämlich genau erkundigen lassen und erfahren, daß nicht allein in letzterer Zeit mehrere Rhinocerosse, und zwar sehr starke Thiere, am Ufer eines kleinen, hoch in den Bergen liegenden Sees gesehen worden wären, sondern daß es auch dort Bantangs, oder wilde Kühe gäbe und eines der Rhinocerosse sehr stark den wilden Kühen den Hof machen solle, wenigstens immer in ihrer Nähe gesehen würde. –

Nun rede Einer von Kaffeegesellschaften bei uns zu Haus, wo der gute Ruf unserer Mitmenschen untergraben und den unschuldigsten Verhältnissen boshafte Deutungen untergeschoben werden – da soll man sich noch darüber wundern, wenn hier oben die Rhinocerosse in den Bergen nicht einmal sicher vor schlechter Nachrede sind.

Montag den 1. December also ritt ich auf einem Pferd des Regenten, der mich wirklich mit einer unermüdlichen Gefälligkeit stets mit Pferden versorgte, nach Lembang hinauf, und der Richtung des Taneuban prau, eines jener Krater zu, die noch immer wühlen und kochen im Innern, und dann und wann einmal die ganze Insel mit einer plötzlichen Eruption erschüttern, und mit glühender Lava das wieder, was sich an Vegetation schüchtern in ihre Nähe gewagt hatte, verwüsten.

Von Bandong aus ritten wir zuerst, denn ich hatte vom Regenten auch einen Burschen mit bekommen, der die Pferde wieder zurückführen sollte, einige Meilen im flachen Lande fort, durch die reizende Bandong-Ebene, dann aber betraten wir die Hügel, und stiegen von nun an, die sich ziemlich rasch hebende Höhe, fortwährend bergauf, dem von Bandong etwa neun Paalen entfernten Lembang zu. Lembang liegt etwas über 4,000 Fuß über der Meeresfläche.

Aber keine öden, wilden Berge sind es, in deren dichter, noch unentwegter Vegetation der Weg sich hinaufwindet, wie über den Megamendong, sondern jeder Fuß breit war hier benutzt, keine Stelle lag unbebaut, und oben vom Gipfel ab rieselten die lebendigen klaren Quellen nieder, und sprangen von Terrasse zu Terrasse auf regelmäßig und oft kunstvoll angelegte Reisfelder, die jungen Pflanzen zu frischen und zu tränken. Hier und da unterbrachen einzelne kleine Kampongs mit ihren Kaffebüschen, Arenpalmen und andere Fruchtbäume die aufgeschichteten Felder – nur die Cocospalme hörte hier oben auf zu wachsen, und wenn auch an einzelnen Stellen einzelne gepflanzt waren, und ihre feinen herrlichen federartigen Blätter aus dem fruchtbaren Boden heraustrieben, mußte ihnen doch die kalte hinüberwehende Bergluft nicht zusagen – sie gediehen nur kümmerlich und trugen keine Früchte.

Um zehn Uhr etwa erreichten wir Lembang, es liegt auf dem Gipfel der ersten Hügelreihe nach den Kraterbergen hinüber Front machend, und hat eine wahrhaft entzückende Aussicht auf die blauen Gebirge und über tief eingerissene, mit wilden Pisang bewachsene Schluchten hin. Hier fühlte man aber auch, daß man in eine andere Temperatur kam – dies war kaum noch ein tropisches Klima, [117] so kühl und frisch wehten die scharfen Winde vom Tancuban prau herüber und so nebeldunkel zog’s von den bewaldeten Gipfeln in’s Thal, all die tropischen Früchte wollten hier, oben auf den Kuppen wenigstens, nicht mehr so recht gedeihen, aber dafür bot die Natur Ersatz in denen einer andern Zone, und ganze Beete mit Erdbeeren bepflanzt, standen in Blüthe und Frucht.

Herr Phlippeau war noch unten auf Tjioem boeloeit, kam aber bald zurück, und ich unterhielt mich indessen mit zwei jungen holländischen Officieren, die sich der Gesundheit wegen hier oben aufhielten und ebenfalls Hrn. Phlippeau’s Gäste waren. Frau Phlippeau befand sich leider auf Besuch in Tjanjor und wurde in der ersten Woche nicht zurück erwartet.

Für mich war jetzt das wichtigste die sogenannten Kaffeemühlen und ihre Einrichtung anzusehen. Mit den Kaffeemühlen geht’s aber gerade so wie mit den Kaffeegärten, sie haben hier denselben Namen wie bei uns, bedeuten aber etwas anderes. Es sind die Gebäude, in welche der frisch eingesammelte Kaffee gebracht, getrocknet, ausgehülst und durch Mahlen von seinen äußeren Schaalen befreit, dann gereinigt und verpackt wird, und die Waarenhäuser, in denen er lagert, schließen sich ihnen an.

Die Kaffebohnen, von denen, wie bekannt, zwei und zwei zusammen wachsen, sind im reifen Zustande von einer fleischigen Hülle umschlossen, die ihnen große Aehnlichkeit, an Aussehen und gewissermaßen auch in Geschmack, mit der Kirsche giebt. Diese Hülle nun zu beseitigen, kommt der frisch eingebrachte Kaffee in große steingemauerte Platten und die Bohnen, nachdem sie hier eine bestimmte Zeit gelegen haben, werden dann in der Sonne, zum völligen Trocknen, ausgebreitet. Diese Trockenbehälter sind aber so eingerichtet, daß große Schilfgeflechte, und vollkommene regendichte Dächer, die auf kleinen niedern Rädern laufen, bei eintretender nasser Witterung, leicht und rasch darüber geschoben werden können.

Sind die Schaalen nun theils abgeweicht, theils gedörrt, so kommen sie in die „Mühle.“ – Es ist dies eine bis jetzt noch etwas unvollkommene, durch Menschenkraft getriebene Vorrichtung, ein runder Trog, in den eine gewisse Quantität Kaffee hineingeworfen wird, und in dem ein Stein sich fortwährend im Kreis herumwälzt, die trockenen Hülsen zerbrechend und außerdem, mit einer Art Rechen, die niedergepreßten wieder aufwühlend. Der Trog ist etwa zwölf bis funfzehn Zoll breit und in einen Cirkel gebaut, so daß der Stein von einem Arm des in der Mitte aufrecht stehenden Schaftes ausgehend, und von einem großen Wasserrad in Bewegung gehalten, fortwährend rund läuft.

Die Bohnen werden nachher gesiebt; dieser Stein aber kann nicht auf alle Bohnen gleich schwer niederpressen, und die Folge davon ist, daß die kleinen meist unzerdrückt bleiben und dann noch eine höchst mühselige Nacharbeit erfordern. Die Zeit raubenste Arbeit ist aber nachher jedenfalls das Sortiren des Kaffees, das, wie bei dem Thee, durch Menschenhände geschieht. Die Arbeit ist ja aber hier, eben durch das gezwungene Arbeitssystem, so entsetzlich billig, daß ohne Schwierigkeiten all die nöthigen Kräfte zu bekommen sind. Auch dies geschieht fast nur durch Frauen und Kinder, jedoch ist es unangenehmer als das Theesortiren, da der Kaffee eine Masse Staub ausstößt, die der Thee nicht hat.

Die Kaffeepflanzungen oder Kaffeegärten, wie sie hier genannt werden, gleichen, wenn man sie zuerst betritt, eigentlich eher einem dichten Wald als irgend etwas anderem, und die regelmäßigen Reihen in denen sie stehen, erinnern an unsere deutschen Forstpflanzungen; hoch zwischen den Kaffeesträuchen aufsteigende und dichtzweigige Bäume überschatten aber das Ganze und geben ihm eben, wenn die Kaffeebüsche nicht recht in Zucht gehalten werden, leicht das Ansehen einer Wildniß.

Der Kaffee muß nämlich im Schatten wachsen, und man pflanzt zu diesem Zweck besondere Bäume an, unter deren Schutz er aufschießen und Früchte tragen kann. Bis jetzt hat man hierzu gewöhnlich den sogenannten Dadap-Baum genommen, der dicht belaubt und mit ausbreitenden Zweigen hierzu ziemlich gut geeignet ist; auch hat er ein gar freundliches Ansehn mit seinen hellgrünen Blättern und den brennend rothen großen Blüthen, die er auf das dunkle Laub der Kaffeebüsche mit vollen Händen hinabstreut; außerdem ist er aber gar nichts nütz, und selbst sein nasses schwammiges Holz soll nicht einmal zum Brennen zu gebrauchen sein. Hier und da werden deshalb auch schon andere Bäume gewählt, die eben so gut Schatten bieten und sonst noch zu verwenden sind. Mehre Kaffeepflanzungen sollen schon den wilden Baumwollenbaum, den Pahon Kapas dazu genommen haben.

Der Kaffeebaum selber wird, wenn nicht nieder gehalten, wohl dreißig bis vierzig, ja vielleicht mehr Fuß hoch, ich glaube aber nicht daß dann seine Früchte so groß und schön werden, keinesfalls sind sie so leicht einzusammeln, und das Gebüsch würde in dem Fall auch so dicht, daß gar keine Sonne mehr Zutritt zu dem Stamm oder den unteren Zweigen hätte. Das gewöhnliche daher ist sie fünfzehn bis achtzehn Fuß hoch zu halten, und sie sollen dann die ergiebigste Ernte tragen. Durch diese Plantagen führen nach allen Richtungen hin breite vom Gras vollkommen frei gehaltene schöne Wege und theilen die oft viele Meilen langen Gärten in ihre verschiedenen, jeder besonders bezeichneten Distrikte, die jeder wieder ihre verschiedenen Arbeiter zum Reinhalten der Pflanzen und Einsammeln der Früchte haben. Alle diese Arbeiten werden aber vollkommen systematisch getrieben.

Der Pflanzer ist hier nicht, wie das in andern Colonien gemeinlich der Fall, Eigenthum des Landes und der Produkte die er baut, sondern die Regierung hält das Land, legt die Pflanzungen an und unterhält sie, baut Mühlen und Fabrikgebäude und stellt die Leute zu Arbeit. Der Pflanzer hat deshalb mit den Anpflanzungen selber auch gar nichts zu thun, es gehört diese in den Bereich der Culturen, und besondere Beamte sind dafür angestellt, diese anzulegen, zu erhalten und zu überwachen. Sei das nun Kaffe, Thee, Cochenille, Zimmt, Zucker, Indigo oder irgend ein anderes zum Handel und Ausfuhr gezogenes Produkt, diese Verhältnisse bleiben sich, natürlich mit einzelnen Abänderungen, die sich nach den Produkten selber richten, gleich.

Der Pflanzer hat dafür die Verarbeitung des Produktes, das Reinigen, Trocknen, oder Auspressen, je nachdem es nun ist, zu besorgen und jährlich ein gewisses Quantum fertiges Produkt zu einem bestimmten Preis – [118] gewissermaßen für festgesetzte Procente – an die Regierung abzuliefern. Bei dem Quantum sind aber auch all die Beamten, welche die Aufsicht darüber führen, wie Resident und Regent des Distrikts interessirt – in ihrem Vortheil liegt es also, ebensoviel wie in dem der Regierung, daß viel erzeugt werde, während für die Güte des Produkts der Pflanzer größtentheils allein verantwortlich ist, und die Regierung hat sich dabei ihre eigenen Interessen durch das zweckmäßigste Mittel gesichert, das es auf der ganzen Welt gibt, durch das Interesse ihrer Aufseher, und hierin allein liegt sicherlich die Ursache, die Java in den letzten Jahrzehnten zu einer blühenden Colonie und einer wahren Schatzkammer des Mutterlandes und ihrer Beamten gemacht hat.

Die armen Eingeborenen sind dabei freilich am Schlechtesten weggekommen, denn dieses Zwangsarbeitsystem macht allerdings aus der Wildniß blühende Felder und Fluren, aber aus den Menschen – Sclaven. Rede mir Keiner davon, daß dadurch ihr eigener Zustand verbessert sei und sie in den Stand gesetzt wären, Bedürfnisse zu befriedigen, an die sie früher gar nicht hätten denken können; das eine ist nicht wahr, und das andere ein Unsinn.

Ihr Zustand ist nicht verbessert, denn wo ich einem Menschen den freien Willen nehme, wo ich ihn zur Arbeit für Fremde zwinge, da habe ich seinen Zustand nicht verbessert, und wenn ich ihm auch nachher die Mittel an die Hand gäbe Sammet und Seide zu tragen und Hühnerpasteten oder sonst irgend etwas Gutes zu essen. Und Bedürfnisse befriedigen, die sie nicht gekannt haben, ist ein Unsinn, denn was ich gar nicht kenne, kann mir noch kein Bedürfniß sein. Wenn ich aber Jemandem ein neues Bedürfniß kennen lehre, so begehe ich dabei, nach meiner Ansicht wenigstens und von einem strengrechtlichen Grundsatz aus, ein Unrecht, das damit noch gar nicht wieder gut gemacht ist, wenn ich ihm nachher die Mittel an die Hand gebe es zu befriedigen, noch dazu, wenn ich gerade aus diesen Mitteln heraus wieder meinen eignen Vortheil habe.

Es ist ungefähr gerade so, als ob ich Jemandem im kalten Wetter die Haare glatt vom Kopfe scheere, und kaufe ihm dann eine Mütze; die Mütze hält ihm den Kopf allerdings ebenso warm, als es die Haare gethan haben würden, aber weshalb hab’ ich ihm denn überhaupt nicht seine eignen Haare gelassen? – Blos um ihm die Mütze zu kaufen.

Das ist also keine Entschuldigung, nein, gebt dem Kinde gleich den rechten Namen, sagt: „Wir scheeren uns den Teufel drum, was aus den Eingebornen wird, so sie nur gesund bleiben, und uns unsere Arbeiten verrichten und dadurch Geld in unsere Cassen zu bringen, und so wir sie auch nur so viel zufrieden stellen und unter dem Daumen halten, daß sie uns nicht wild werden und rebelliren, was allerdings eine höchst fatale Geschichte wäre.“ Und das ist dann nichts Schlimmeres, als in allen übrigen Colonien, wo sich die Eingebornen nur überhaupt zur Arbeit bringen ließen, oder durch die Lage des Landes begünstigt, dazu gebracht werden konnten, mit ihnen geschehen ist. Die Holländer gestatten ihnen doch wenigstens noch zwischen ihnen zu leben und treiben sie nicht durch kleine Kunstgriffe und Contrakte, von denen sie Nichts verstehen und an die sie doch nachher gebunden sein sollen, von den Gräbern ihrer Väter und aus ihren Jagdgründen, wie es die Engländer und Amerikaner thun. Der Holländer läßt den Eingebornen seine Religion und quält ihn nicht mit Missionären und neuen Glaubens-Bekenntnissen, die nur zu häufig Haß und Unfrieden in ihre Familien bringen und den armen Teufeln dann auch noch die letzten Stützen wegschlagen, auf die sich ihr Geist, von allen andern verlassen, zurückziehen könnte, – den Gott ihrer Väter. Selbst die letzte Entschuldigung wäre ihnen aber auch hierin freilich genommen, da ja die Javaner wenigstens schon lange ihrem alten Götzendienst entsagt haben und zu Allah, also zu einem einigen Gott, beten. Wieder eine neue Religion würde sie dann auch ganz confuß machen, denn wer bürgte ihnen dann dafür, daß sie diesmal die wahre bekämen, und nicht nach ein paar Jahren eine neue Sekte ihnen neue Lehren verkündigte.

Ich bin auch überzeugt, daß die christliche Religion die Eingebornen nicht besser machen würde, ja nicht besser machen könnte, als sie sich jetzt in ihrem ganzen Leben und Handeln erweisen, sie sind friedlich, fromm, gastfrei und ehrlich, in ihren Familienverhältnissen treu und anhänglich (was wahrhaftig mehr ist, als die prahlenden Missionäre in der Südsee von ihren sehr precären Christen sagen können) und die christliche Religion könnte von ihnen nicht mehr verlangen.

Die ihnen von der Regierung auferlegten Arbeiten sind nun, für die einzelnen Kampongs auch besonders eingetheilt. Bei den Kaffeeplantagen müssen sie in gewissen Distrikten die Pflanzungen rein halten, die Kaffeekirschen pflücken und in die Mühle tragen und hier verarbeiten und reinigen. Von jedem Quantum, was sie liefern, bekommen sie eine Kleinigkeit, die sie eben am Leben erhält, bezahlt, und lebte der Javane nicht so entsetzlich mäßig, genügten ihm nicht für seine tägliche Nahrung nur ein paar Hände voll trockenen Reises, und vielleicht ein paar Früchte, so könnte er damit nicht einmal leben. Sehr häufig kommt es dabei vor, daß da, wo sie die Produkte oder sonst ihnen von der Regierung auferlegte Arbeiten, wie Holz zu Bauten, z. B. sehr weite Strecken zu tragen haben, sie ebensoviel unterwegs verzehren mußten als ihr ganzer Lohn betrug und sie nun völlig umsonst gearbeitet hatten.

Auch auf Lembang, wo sich die Kaffeegärten viele Meilen weit ausdehnen, sind wohl früher ähnliche Uebelstände gewesen, dafür sollen aber jetzt an den entfernteren Stationen ebenfalls Mühlen errichtet und den Arbeitenden soviel näher gelegt werden.

Die Zahl der hier beschäftigten Arbeiter ist enorm, und soll in der rechten Erntezeit, wo die reifen Kirschen gepflückt und eingeliefert werden, nur auf dieser einen Plantage zu viertausend steigen. Das ist aber nur eine Zeit im Jahre, wo die Leute dann von früh bis spät einzig und allein für die Kaffeegärten beschäftigt sind, und es bleibt ihnen noch vollkommen Muße und Zeit ihre eigenen Reisfelder zu bestellen.

Ueberarbeiten thut sich der Javane überhaupt nicht, das Klima läßt das auch schon gar nicht zu, und ich habe während meines ganzen Aufenthalts dort, nicht einen einzigen gesehen, der in Eile gewesen wäre, ausgenommen wenn er vielleicht eine recht schwere Last aus den Schultern hatte, und dann that er’s nicht der Last, sondern seiner [119] eigenen Schultern zu liebe, daß er ein wenig größern und schnellere Schritte machte.

Herrn Phlippeau’s Plantage gibt jetzt in einem guten Jahre circa 30,000 Picol Kaffee (den Picol zu 125 Pfd.), die Pflanzungen sollen aber noch erweitert und ich glaube zwei oder drei Mühlen mehr darauf angelegt werden.

Der Kaffee ist auf Java nicht heimisch, sondern erst, wenn ich nicht irre, von Brasilien hierher verpflanzt; auf Sumatra wächst er dagegen wild, und die Eingebornen dort trinken allerdings ebenfalls Kaffee, aber nicht in unserer Art, sondern sie kochen die Blätter des Baumes und bereiten in der Art gewissermaßen einen Kaffee-Thee.