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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 346, 347
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          382.     Ins Weinhaus treibt mich dies und das.     (IV. 96.)

     Gemütlich. Reissiger.

     1. Ins Weinhaus treibt mich dies und das, ich weiß nicht wer,
ich weiß nicht was, doch treibt es mich ins Weinhaus. Da
kann ich sitzen stundenlang, mir wird nicht weh, mir wird nicht bang, ich
sit=ze ja im Wein=haus, ich sit=ze ja im Wein=haus.

     2. Und kommt zu mir ein frohes Herz, da hebt sich an Gespräch
und Scherz: Willkommen hier im Weinhaus! Zum Frohen kommt
ein Frohrer dann: Schenkt ein, trinkt aus und stoßet an. |: Es ist doch
schön im Weinhaus! :|

     3. Wohl weiß ich, was die Hausfrau spricht: O lieber Mann,
so geh doch nicht, so geh doch nicht ins Weinhaus! Mich aber treibt
bald dies, bald das, ich weiß nicht wer, ich weiß nicht was, kurzum,
ich geh ins Weinhaus!

Hoffmann v. Fallersleben.



          383.     Pause im Alltag.

     Singw.: Nun frisch auf den Tisch etc.

     1. Jetzt ruhe nur, Arbeit, ich wandre hinaus, die Freude wohnt
draußen, die Sorge im Haus, und winket die Freude auch draußen mir
nicht, so thu ich am besten aufs Leben Verzicht, |: dann bin ich kein
Mensch mehr, dann schließ ich mich ein und werde für immer Philister
nur sein. :|

     2. Es soll mich beglücken noch Wein und Gesang, wenn ledig ich
atme von jeglichem Zwang, es soll mich berauschen noch Liebe und
Glück, berauschen noch soll mich ein liebender Blick, und göttlicher Leicht=
sinn erfülle die Brust; ich atme nur Liebe, nur Leben, nur Lust.

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     3. Umfanget mich, selige Freuden der Welt, auf daß ihr die Sorgen
des Alltags zerschellt! O decket mit Küssen, ihr Mädchen, mich zu,
daß endlich die liebende Seele hat Ruh, und lullet, ihr Freunde, mit
Liedern mich ein, auf daß ich noch selig im Traume mag sein.

Hans Ellissen.


          384.     Die Lindenwirtin.     (I. 45.)

     In gemütlicher Bewegung. Franz Abt. 1878.

     1. Kei=nen Tropfen im Be=cher mehr und der Beu=tel
schlaff und leer, lech=zend Herz und Zunge. - An=ge=than hat’s
mir dein Wein, deiner Äuglein heller Schein, Lindenwirtin, du
junge, Lin=den=wir=tin, du jun=ge!

     2. „Angekreidet wird hier nicht, weil’s an Kreide uns gebricht,“
lacht die Wirtin heiter. „Hast du keinen Heller mehr, gieb zum Pfand
dein Ränzel her, |: aber trinke weiter!“ :|

     3. Tauscht der Bursch sein Ränzel ein, gegen einen Krug voll
Wein, thät zum Gehn sich wenden. Spricht die Wirtin: „Junges Blut,
hast ja Mantel, Stab und Hut; trink und laß dich pfänden!“

     4. Da vertrank der Wanderknab Mantel, Hut und Wanderstab,
sprach betrübt: „Ich scheide. Fahre wohl du kühler Trank, Linden=
wirtin jung und schlank, liebliche Augenweide!“

     5. Spricht zu ihm das schöne Weib: „Hast ja noch ein Herz im
Leib, laß mir’s, trauter Wandrer!“ Was geschah, ich thu’s euch kund:
Auf der Wirtin rotem Mund brannte heiß ein andrer!

     6. Der dies neue Lied erdacht, sang’s in einer Sommernacht
lustig in die Winde, vor ihm stund ein volles Glas, neben ihm Frau
Wirtin saß unter der blühenden Linde.

Rud. Baumbach. 1876.