In die Falle gegangen
War einst ein gewalt’ger König,
Dem viel’ Unterthanen fröhnig,
Und der, grausam oft zum Staunen,
Lauf ließ seinen Herrscherlaunen.
Wurde er sehr fromm und grüblich,
Ließ sich kommen im Versteckten
Einen großen Architekten; –
Zur Bezahlung seiner Sünden
Und er sprach: „Nicht will ich sparen,
Reichen Lohn sollst Du erfahren,
Wird das Schönste, was auf Erden,
Dieser neue Tempel werden, –
Laß’ ich ohne Gnad’ Dich henken!“
Jener, bei den schlechten Zeiten,
Wollte da nicht lange streiten,
Ueberschlug sich rasch den Plan,
Und, vor Ablauf noch des Tag’s,
Sprach entschlossen er: „Ich wag’s!“
Alsbald fing er an zu bauen,
Daß die Unterthanen schauen –
Endlich, als der Bau vollendet,
Rief den König er herbei,
Ob er wohl zufrieden sei.
Dieser, in viel’ Beuteln Gold,
Inspicirte sich genau
D’rauf den ganzen Tempelbau –
Erst mit grausem Stirnenrunzeln,
Dann mit wohlgefäll’gem Schmunzeln,
Er zum Architekten spricht:
„Sage mir, kannst Du vielleicht
Noch was bau’n, was diesem gleicht?“
Und der Architekt mit Lachen,
Sprach, nicht denkend der Gefahr:
„Noch ’was Schöneres sogar!“
Da in seiner grimmen Wuth
Ward der König roth wie Blut.
Bringst Dich selbst um Deinen Kopf.
Wart’ ich geb’ Dir ein Exempel!
Also ist der ganze Krempel,
Den du schuf’st, das Schönste nicht! –
Kaum befohlen, war’s vollstreckt –
Und es hing der Architekt.
Doch der König, sehr fidele,
Daß gerettet er die Seele
Freu’t sich des ersparten Gold’s.
Mit gehör’ger Vorsicht d’rum
Gehe stets mit Großen um,
Denn, wenn ihre Gunst sich wandelt,
Ferd. Bonn.