Im Oktober 1849
Im Oktober 1849.
Gelegt hat sich der starke Wind,
Und wieder stille wird’s daheime:
Germania, das große Kind,
Erfreut sich wieder seiner Weihnachtsbäume.
Was höher lockt, das ist vom Uebel;
Die Friedensschwalbe kehrt zurück,
Die einst genistet in des Hauses Giebel.
Nur manchmal knallt’s – ist das ein Schuß?
Es ist vielleicht ein Freund, den man erschossen.
Es knallt! Es ist ein Fest vielleicht,
Ein Feuerwerk zur Göthefeier!
Begrüßt Raketenlärm – die alte Leier!
Auch Lißt taucht wieder auf, der Franz,
Er lebt, er liegt nicht blutgeröthet
Auf einem Schlachtfeld Ungarlands –
Es fiel der Freiheit letzte Schanz’,
Und Ungarn blutet sich zu Tode,
Doch unversehrt blieb Ritter Franz,
Sein Säbel auch – er ruht in der Kommode.
Vom Ungarkriege Wunderdinge
Erzählen in der Kinder Kreis:
So lag ich und so führt’ ich meine Klinge.
Wenn ich den Namen Ungarn hör’,
Es braust darunter wie ein Meer,
Mir ist, als grüßten mich Trompetenklänge.
Es klingt mir wieder im Gemüth
Die Heldensage, längst verklungen,
Das Lied vom Untergang der Nibelungen.
Es ist dasselbe Heldenloos,
Es sind dieselben alten Mähren –
Die Namen sind verändert blos,
Es ist dasselbe Schicksal auch:
Wie stolz und frei die Fahnen fliegen,
Es muß der Held nach altem Brauch
Den thierisch-rohen Mächten unterliegen.
Mit Bären einen Bund geschlossen –
Du fällst, doch tröste dich, Magyar,
Wir andern haben schlimm’re Schmach genossen!
Doch wir gerathen in das Joch
Von Wölfen, Schweinen und gemeinen Hunden.
Das heult und bellt und grunzt. Ich kann
Ertragen nicht den Duft der Sieger.
Du bist so krank, und schweigen wäre klüger!