Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Allgemeines Gebet
Untertitel: Ich komme vor dein Angesicht
aus: Geistliche Oden und Lieder. S. 140–142
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1757
Verlag: Weidmannische Handlung
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google = commons
Kurzbeschreibung:
Kirchenlied, nach der Melodie von »Vor deinen Thron tret ich hiermit«
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[140]
Allgemeines Gebet.

Ich komme vor dein Angesicht,
Verwirf, o Gott, mein Flehen nicht;
Vergieb mir alle meine Schuld,
Du Gott der Gnaden und Geduld.

5
     Schaff du ein reines Herz in mir,

Ein Herz voll Lieb und Furcht zu dir,
Ein Herz voll Demuth, Preis und Dank,
Ein ruhig Herz mein Lebelang.

     Sey mein Beschützer in Gefahr;

10
Ich harre deiner immerdar.

Ist wohl ein Uebel, das mich schreckt,
Wenn deine Rechte mich bedeckt?

     Ich bin ja, Herr, in deiner Hand.
Von dir empfieng ich den Verstand;

15
Erhalt ihn mir, o Herr, mein Hort,

Und stärk ihn durch dein göttlich Wort.

     Laß, deines Namens mich zu freun,
Ihn stets vor meinen Augen seyn.
Laß, meines Glaubens mich zu freun,

20
Ihn stets durch Liebe thätig seyn.


[141]

     Das ist mein Glück, was du mich lehrst.
Das sey mein Glück, daß ich zuerst
Nach deinem Reiche tracht, und treu
In allen meinen Pflichten sey!

25
     Ich bin zu schwach aus eigner Kraft

Zum Siege meiner Leidenschaft;
Du aber ziehst mit Kraft mich an,
Daß ich den Sieg erlangen kann.

     Gieb von den Gütern dieser Welt

30
Mir, Herr, so viel, als dir gefällt;

Gieb deinem Knecht ein mäßig Theil,
Zu seinem Fleiße Glück und Heil.

     Schenkt deine Hand mir Ueberfluß:
So laß mich mäßig im Genuß,

35
Und dürftge Brüder zu erfreun,

Mich einen frohen Geber seyn.

     Gieb mir Gesundheit, und verleih,
Daß ich sie nütz, und dankbar sey,
Und nie, aus Liebe gegen sie,

40
Mich zaghaft einer Pflicht entzieh.


[142]

     Erwecke mir stets einen Freund,
Ders treu mit meiner Wohlfarth meynt,
Mit mir in deiner Furcht sich übt,
Mir Rath und Trost und Beyspiel giebt.

45
     Bestimmst du mir ein längres Ziel,

Und werden meiner Tage viel:
So laß, Gott meine Zuversicht,
Verlaß mich auch im Alter nicht.

     Und wird sich einst mein Ende nahn:

50
So nimm dich meiner herzlich an,

Und sey, durch Christum deinen Sohn,
Mein Schirm, mein Schild und großer Lohn!