Textdaten
Autor: Max Herbert Rikli
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Hurra!
Untertitel: Ein Kriegsbilderbuch
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1915
Verlag: Loewes Verlag Stuttgart
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[I]
Hurra!

Ein Kriegsbilderbuch von Herbert Rikli

Lieb Vaterland magst ruhig sein,
Wir lassen Keinen zu uns 'rein!

STUTTGART LOEWES VERLAG FERDINAND CARL

[1]

Klein Willi hörte viel vom Krieg,
Von Schlachtendonner, Kampf und Sieg.
Da ward ihm oft das Herzlein schwer:
Ach, wenn ich ein Soldat doch wär',

Da kämpft’ ich auch fürs Vaterland
Mit einem Säbel in der Hand.
Und hätt’ ich noch ein Schießgewehr
Und einen Mörser, groß und schwer,

Schöss’ ich mit Kugeln und mit Schrot
Die Feinde alle mausetot! —

Was Willis Herze hat begehrt,
Hat ihm das Christkind hier beschert.
„Hurra!“ so rief er voller Freud’,
„Hurra! jetzt zieh’ ich in den Streit!“
Doch vorerst sah der kleine Mann
Ein Weihnachtsbuch mit Tieren an,
Denn dieses ganz besonders fand
Der kleine Willi int’ressant.
Auch Butzi, Willis kleiner Hund,
Betrachtete die Bilder bunt.

[2]

Doch als die Glocke zehn Uhr schlug,
Den Willi man ins Bettlein trug. —
Sandmännchen kam und streute Sand,
Da war er bald im Träumeland.
Und Butz, sein Hundchen, klug und treu,
War wie gewöhnlich auch dabei. —
Nun aber, Kinder, gebt wohl acht,
Was Willi träumte in der Nacht:

[3]

Kriegsengel fliegen durch die Luft.
Das Vaterland zum Kampfe ruft. —
Ans Rheinesufer hingestellt,
Klein Willi treu die Wache hält.
Doch halt, was schleicht da drüben her
Mit Trommel und mit Schießgewehr?
Ich glaube gar, das sind Franzosen,
Die tragen solche rote Hosen.

[4]

„Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Ich lasse keinen übern Rhein!“
Piff-paff, des Willis Büchse knallt,
Piff-paff, die Feinde fliehen bald.
Die meisten wären wohl entwischt,
Wenn Butzi sie nicht flink erwischt.

[5]

Doch nun beschließt klein Willi kühn,
Selbst in des Feindes Land zu ziehn.
Er schifft in einem Boot sich ein
Und rudert munter übern Rhein.

Die Sonnenwärme, sonst geschätzt,
Auf langem Marsch nicht sehr ergötzt.

[6]

Auf einer „Taube“ fliegt gewandt
Klein Willi über Stadt und Land,
Und aus der Höhe er erschaut
Den Feind, der Schützengräben baut.
Maulwürfe sind in Wald und Feld
Als Pioniere angestellt.
Auch manche Schanze er entdeckt,
Wo sich Infanterie versteckt.

[7]

Geschütze werden Tag und Nacht
Von flinken Hasen hergebracht!
Der kleine Willi aber spricht:
„Nun feste druff, ich fürcht’ mich nicht!“
Er stürzt sich mutig in den Kampf,
In Schlachtgewühl und Pulverdampf;
Stürmt manches Fort in kühnem Lauf
Und pflanzt die deutsche Fahne auf,
Nachdem er es in Trümmer schoß,
Was die Franzosen sehr verdroß.

[8]

Die Turkos machen ihm viel Müh’,
Auf hohen Bäumen hocken sie,
Doch Willi knallt sie keck und munter
Wie Affen von dem Baum herunter.
Da kommen Reiter im Galopp
Auf grünen Fröschen, hopp-hopp-hopp!
Klein Willi denkt: Nur ruhig Blut.
Er zielt und schießt und trifft sie gut.

[9]

Nun naht ein Gurkha, wild und lang,
Fast wird dem Willi etwas bang.
Und Butzi denkt sich voller Schreck:
Kommt der etwa von Hagenbeck?
Fest packt klein Willi das Gewehr:
Du brauner Affe komm nur her!
Patsch! deutsche Hiebe sitzen gut. —
Der Gurkha brüllt vor Schmerz und Wut.

[10]

Auch gegen Englands Lanzenreiter
Zeigt Willi sich als tapf’rer Streiter.
Mit Hurra und mit Hieb und Stoß
Geht er auf diese Feinde los.
Und also der wilde Kampf vorbei
Mit dieser Heupferdreiterei,
Zieht er vergnüglich ins Biwak
Und schmaust Konserven mit Zwieback.
Dann schläft er köstlich, wie ein Held,
Indessen Butz die Wache hält.

[11]

Klein Willi kann nicht lange ruh’n,
Er hat in Rußland auch zu tun.
Er zäumt sein Pferd und sprengt im Nu
Mit seinem Hund der Grenze zu. —
Da kam er nun gerade recht,
Denn vielen Menschen gings dort schlecht!

Gleich kommt auch schon der Russe her,
Gar wild und zottig wie ein Bär.
Der Russe grunzte fürchterlich:
„Wart, kleiner Kerl, gleich hab ich dich.“
Doch unser Willi lachend spricht:
„Komm nur heran, ich fliehe nicht!“

[12]

Der Ruß bleibt stecken im Morast,
Drauf hat klein Willi nur gepaßt.
Schnell an die Wange das Gewehr,
Piff, paff! der Russe lebt nicht mehr.
Klein Willi aber fröhlich lacht
Und denkt, das hab’ ich schlau gemacht.

Da kommen plötzlich mit Geschrei
Kosaken im Galopp herbei,
Die wilde Steppen-Kavallerie,
Auf grauen Mäusen reitet sie.

[13]

Doch Willi macht das keinen Kummer,
Er ladet seinen großen „Brummer“
Und zielt und feuert Schuß auf Schuß,
Bis daß der Feind entfliehen muß.
Wie krachte das, herrjemine!
Dem Butzi tun die Ohren weh.

[14]

Jetzt aber schau, wer kommt denn da?
Der Franzl ist’s, juheissassa!
Des kleinen Willi bester Freund.
Nun sind zwei Helden gar vereint.

Der Franzl hat seit vielen Tagen
Sich mit den Serben ’rumgeschlagen.
In Schluchten und auf Felsenhöh’n
Konnt’ man ihn tapfer kämpfen sehn.

[15]

[16]

Und in Galizien griff er dann
Mit kühnem Mut die Russen an.
Mit Säbel und mit Schießgewehr
Trieb er die Feinde vor sich her.

In den Karpathen treu vereint
Kämpft Franzl nun mit seinem Freund
In tiefem Schnee, bei Tag und Nacht —
Da gab es manche große Schlacht.
Doch Willi kann hier nicht verweilen,
Muß wieder nach dem Westen eilen.

[17]

[18]

Bei Regen und bei Sturmgebraus
Späht er hier nach dem Feinde aus,
Im Schützengraben, pudelnaß,
Ach Gott, das ist fürwahr kein Spaß!

Und im Granat- und Schrapnellfeuer
Da ist es erst recht nicht geheuer.
Das gischt und faucht und blitzt und kracht,
Du kleiner Krieger, gib wohl acht!

[19]

Da, pitsch-patsch-bum, ein lauter Krach!
Und dann ein kläglich Weh und Ach!
Klein Willi und der Butz, herrjeh!
Die fliegen beide in die Höh’.
Ein jeglicher hat seinen Teil
Und sucht’ bei einem Arzte Heil. —

In einem deutschen Lazarett
Liegt Willi nun im weichen Bett.
Da ist er ja in bester Hut,
Denn, Schwester Frida pflegt ihn gut.

Und täglich kann er sich erlaben
An all den guten Liebesgaben. —
Hier steht er wieder ganz gesund
Mit Butzi, beide kugelrund.

[20]

Klein Willi aber kann nicht ruh’n,
Er hat noch auf dem Meer zu tun.
Mit seinem Unterwasserboot
Macht er den Briten große Not.

[21]

Dann steuert er geschickt und kühn
In hoher Luft den „Zeppelin“.
Und überall geht’s kunterbunter,
Wirst seine Bomben er hinunter!

[22]

Die Städte fliegen in die Luft
Und alles Volk nach Frieden ruft.
Klein Willi denkt: na meinetwegen,
Mir kommt der Friede auch gelegen!
Mit Butzi und mit stolzem Blick
Kehrt er ins Vaterland zurück;
Umjubelt nun von aller Welt
Man hier den Siegeseinzug hält.
Die Wimpel flattern in der Luft
Und alles jauchzend hurra ruft.

[23]

Auch Willi ruft im Traum hurra,
Fällt aus dem Bett — bums liegt er da.
Auf Butzis ängstliches Gebell
Ist Willis Mama gleich zur Stell’.
Verwundert sagt der kleine Held:
„Ich war ja eben noch im Feld
Und hab’ in mancher großen Schlacht
Die Feinde alle totgemacht!“
Worauf die Mama lächelnd spricht:
„Du hast geträumt, mein kleiner Wicht.“
Klein Willi aber faßt es kaum,
Daß all das Schöne nur ein Traum.

H. Rikli

Ende