Hugo Rudert in Oelsnitz i. V., Buchbinderei und Cartonnagenfabrik

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Titel: Hugo Rudert in Oelsnitz i. V., Buchbinderei und Cartonnagenfabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Hugo Rudert in Oelsnitz i/V.,
Buchbinderei und Cartonnagenfabrik.


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Hugo Rudert in Oelsnitz i/V.,
Buchbinderei und Cartonnagenfabrik.

Der sehr bedeutende Aufschwung, welchen die Corsetfabrikation in Oelsnitz i/V. in den letzten Jahrzehnten genommen hat, war die Veranlassung zur Entstehung eines Neben- oder Hilfszweiges der genannten Industrie. Die Versendung der Corsets erforderte sowohl wegen ihrer besonderen Form als auch zum Schutz gegen Beschädigungen eine besondere Verpackung, sogenannte aus starker Pappe gearbeitete Cartons, deren Herstellung nicht gut als Nebenbetrieb in einer Corsetfabrik geschehen konnte, weil schon die völlige Verschiedenheit der Betriebsmethode dieses ausschloß. Außerdem aber würde eine einzelne Fabrik ihren Bedarf an Cartons nicht so billig fabrizieren können, wie ein eigens für diese Fabrikation errichtetes Etablissement, welches zugleich den Bedarf für viele Corsetfabriken zu befriedigen hat.

Diese sich immer fühlbarer machenden Umstände führten denn auch in Oelsnitz i/V., dem Hauptplatze der Corsetfabrikation, zur wesentlichen Vergrößerung des Etablissements der Firma Hugo Rudert, welche früher nur Buchbinderei betrieb und nunmehr auch die Cartonnagenfabrikation in den Bereich ihrer Thätigkeit zog.

Die Firma wurde von dem Vater des jetzigen Besitzers, Herrn Hugo Martin Rudert am 16. Februar 1838 in Oelsnitz i/V. begründet, hat also im vorigen Jahre bereits ihr fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum gefeiert. Wir wollen nicht verfehlen, gleich hier zu erwähnen, daß der Firma, welche nicht allein in Oelsnitz, sondern im ganzen sächsischen Vogtlande und noch über dessen Grenzen hinaus sich hoher Achtung erfreut, am Tage ihres fünfzigjährigen Geschäftsjubiläums von vielen Seiten Anerkennung und ehrende Auszeichnungen zu teil geworden sind – gewiß der beste Beweis, daß die Firma es verstanden hat, während ihrer langjährigen Geschäftsthätigkeit die vollste Zufriedenheit der Abnehmer bezüglich der Solidität und vorzüglichen Qualität ihrer Fabrikate zu erwerben. –

Dem Begründer der Firma standen freilich nur bescheidene Mittel zur Einrichtung und Eröffnung des Betriebes zur Verfügung, daher das Etablissement aus den kleinsten Anfängen sich emporarbeiten mußte. Wie schon erwähnt, wurde zunächst nur Buchbinderei betrieben, und erst durch die Uebernahme von Aufträgen zur Herstellung von Cartonnagen nahm das Etablissement, dessen Leitung inzwischen Herr Bernhard Rudert von seinem Vater übernommen hatte, einen schnelleren Aufschwung.

Bei der Vorzüglichkeit der gelieferten Fabrikate und der gleichzeitigen rastlosen Thätigkeit des Herrn Bernhard Rudert, der mit tüchtiger Geschäftskenntnis der Branche ausgerüstet ist, konnte es nicht fehlen, daß die Fabrikate der Firma immer größere Absatzgebiete fanden und ein erneutes Aufblühen des Etablissements folgte.

So hat die Firma in ihrem Etablissement jetzt 3 Beschneidemaschinen, 1 Vergoldepresse, 1 Satinierwalze, 1 Pappdeckelscheere, 1 Ritzmaschine, 1 Eckenausstoßmaschine, 4 rotirende Drahtheftmaschinen und 1 Pappen-Umbiegmaschine in Betrieb, an welchen circa 75 Personen Beschäftigung finden.

An Rohmaterialien verarbeitet die Fabrik Stroh-, Holz- etc. Pappen. Das Absatzgebiet erstreckt sich hauptsächlich auf Oelsnitz und Umgebung, wo, wie bereits erwähnt, die Corsetfabrikation in hoher Blüte steht und daher selbst für ein so großes Etablissement, wie das der Firma Hugo Rudert, hinreichende Aufträge zu erteilen sind.

Wir haben in Vorstehendem eine Skizze von der Leistungsfähigkeit einer der bedeutenderen Firmen der Cartonnagenfahrikation des sächsischen Vogtlandes gegeben. Wenn man erwägt, daß die heutige hohe Blüte der Firma lediglich der praktischen Leitung und Benutzung aller geschäftlichen Vorteile ohne gleichzeitige Unterstützung durch größere Betriebskapitalien erreicht worden ist, so kann man der geschäftlichen Routine und dem rastlosen Fleiße sowohl des Begründers der Firma, als auch namentlich des jetzigen Inhabers die höchste Anerkennung nicht vorenthalten.

Indem wir dieser angenehmen Pflicht hier gern nachkommen, glauben wir zugleich dem Wunsche Ausdruck geben zu dürfen, daß das Etablissement auch in Zukunft unter seiner bewährten Leitung sich eines stetigen Aufschwunges zu erfreuen haben möge – als Lohn für die viele dem bisherigen Gedeihen gewidmete Mühe und rastlose Arbeit!