Herzog Konrad von Schwaben in Durlach

Textdaten
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Autor: Eduard Brauer, L. H. B.
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Titel: Herzog Konrad von Schwaben in Durlach
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 360–363
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[360]
Herzog Konrad von Schwaben in Durlach.
(1197.)

Merkt auf, ihr Frau’n und Mädchen,
Die ihr gen Durlach reist,

[361]

Vernehnmt von diesem Städtchen
Ein Lied, das Treue preist.

5
Es war vor langen Jahren

Ein Herzog hochgeehrt,
Im Buhlen wohlerfahren,
In Durlach eingekehrt.

Und wie er auf der Straßen

10
Ein reizend Weib erblickt,

Da fühlt er über Maßen
Sein lockres Herz umstrickt.

„Gott grüß dich, Herzlein, holdes,
Willst du mein Liebchen seyn?

15
Sieh diesen Säckel Goldes,

Zum Lohne werd’ er dein!“

– „Herr Fürst von Hohenstaufen!
Ein ehrsam Eheweib
Ist nicht für Gold zu kaufen!

20
Sucht andern Zeitvertreib!“ –


„Schön Kind, sey nicht so blöde,
So viel du nur begehrst
Sey dein, du süße Spröde,
So du mir Huld gewährst.“

25
„Herr Fürst von Hohenstaufen,

Hebt euch hinweg von mir!
Die Chr’ist nicht zu kaufen
Um aller Kronen Zier.

„Verbannt den Schmachgedanken,

30
Ihm folgt nur Schmach und Reu,

Eh soll der Thurmberg wanken,
Als teutschen Weibes Treu!“

[362]

Und wie er nun verwegen
Sie um die Hüfte faßt,

35
Da reißt sie ihm den Degen

Vom Gurt mit kecker Hast:

„Herr Fürst von Hohenstaufen,
Ein Gott im Himmel lebt!
Mit Blut nur könnt ihr kaufen

40
Die Gunst, nach der Ihr strebt!“ –


„Was frommt die grimme Wehre
In schwachen Weibes Hand?
Gib mir, was ich begehre,
Eh’ Kraft dich übermannt.“ –

45
„Ein hilflos Weib nur bin ich,

Verzagt und schwach fürwahr;
Doch heil’gen Kampf beginn ich,
Ist Ehre in Gefahr.“

Und wie sie dies gesprochen,

50
Schwingt sie den Flamberg gut;

Der Herzog sinkt erstochen
Zur Erde roth von Blut.

So hielt durch Weiberhände
Der Herr ein streng Gericht. –

55
Das Liedlein ist zu Ende,

Doch wahr ist dies Gedicht.

Wie alt sein Grundgedanken,
Der Sinn bleibt ewig neu:
Eh’ soll der Thurmberg wanken,

60
Als teutschen Weibes Treu!
Eduard Brauer.

Daß Herzog Konrad von Schwaben, Kaiser Friedrich Rothbart’s Sohn, von seinem Bruder Heinrich VI. gegen Herzog Berthold V. zu Feld geschickt, im Jahr 1196 wegen Angriffs auf die Keuschheit einer [363] Bürgersfrau zu Durlach ermordert wurde, ist geschichtlich; noch heißt der That zum Gedächtniß ein Gäßchen daselbst das Königsgäßchen.

Von den Schwäbischen Kaisern kam Durlach durch Tausch an den Markgrafen von Baden. Markgraf Karl II. erbaute 1562 das hiesige Schloß, die Karlsburg, und zahlte die dabei beschäftigten Arbeiter eigenhändig aus seiner Tasche, daher er den Beinamen „Karl mit der Tasche“ bekam. Der Franzosengeneral und Mordbrenner Melak, dessen Namen man jetzt noch den Hunden gibt, plünderte und verbrannte Stadt und Schloß im Jahr 1689, ale sie gerade in ihrer schönsten Blüthe stand. Ohne Plan und Geschmack wurde die Stadt aus ihren Trümmern wieder auferbaut. – In der Pfarrkirche soll ehedem, nemlich vor dem Franzosenbrand, sich eine Grabschrift folgenden Inhalts befunden haben: „Den 4. November 1564 ist hier selig im Herrn entschlafen Herr Ehrhard Franz von Ulm, der Fromme, redliche und großmächtige Stadtrichter, dessen Körperlein gar nahe sechs Zentner gewogen.“

L. H. B.