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Viertes Buch
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aus: Hamburgische Kirchengeschichte
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von: Adam von Bremen
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[198]
Viertes Buch.
Beschreibung der Inseln des Nordens.


Hiermit beginn' ich, beliebt's, das vierte der Bücher des Werkes.

1. Das Land der Dänen ist beinahe ganz in Inseln zertheilt, wie das auch im Leben des heiligen Anscar (K. 25) zu lesen ist. Dieses Dännemark aber trennt von unseren Nordelbingern der Fluß Egdore, welcher in einem sehr tiefen Walde der Heiden, [199] Isarnho[1] genannt, entspringt, der sich längs des barbarischen Meeres[2] bis an den Slia-See[3] erstrecken soll.SCH. 95. Uebrigens strömt der Fluß Egdore hinab bis an den friesischen Ocean, welchen die Römer den britannischen heißen.

Der erste Theil Dännemarks aber, welcher Judlant genannt wird, erstreckt sich von der Egdore aus gen Norden der Länge nach, indem man einen Weg von drei Tagen hat, wenn man auf die Insel Fune abbiegt. Wenn man aber die Entfernung von Sliaswich nach Alaburg[4] dem geraden Wege nach mißt, so hat man einen Weg von fünf bis sieben Tagen. Das ist die Straße Kaiser Otto’s bis zum äußersten Meere von Wendila[5], welches seit dem Siege des Königs bis auf den heutigen Tag Ottinsand genannt wird[6]. Die Breite von Judlant aber ist jenseits der Egdora weiter ausgedehnt, von da an jedoch zieht sie sich allmählich zusammen in Form einer Zunge zu dem Winkel, der Wendila genannt wird, wo Judland ein Ende hat. Von da aus ist die kürzeste Ueberfahrt nach Nordmannien. Das Land daselbst ist unfruchtbar; außer den dem Flusse naheliegenden Ländereien, erscheint fast alles wie eine Wüste; es ist ein Land der Salzwüste[7] und weiten Einöde. Ferner, während das ganze Gebiet Germaniens von tiefen Wäldern starrt, so ist doch Judland schreckenerregender, als alle übrigen; denn zu Lande flieht man es wegen des Mangels an Feldfrüchten, zur See aber wegen [200] der Anfälle der Seeräuber. Kaum an einigen Orten findet man es bebaut, kaum ist es für Menschenwohnungen geeignet. Wo aber die Arme des Meeres entgegenkommen, da hat es sehr große Städte.

Dieses Land also machte einst Kaiser Otto zinspflichtig und theilte es in drei Bisthümer, indem er das eine zu Sliaswig gründete, welches auch Heidiba heißt und von einem Arme des Meeres der Barbaren bespült wird, welchen die Eingeborenen Slia nennen, woher auch die Stadt den Namen hat. Von diesem Hafen aus pflegen Schiffe nach Sclavanien oder Schweden oder nach Semland, ja bis nach Griechenland hin entsandt zu werden. Ein zweites Bisthum errichtete Kaiser Otto in Ripen,SCH. 96. welche [201] Stadt von einem zweiten Gewässer umgeben ist, welches vom Ocean hereinströmt und auf dem man nach Fresien segelt, oder auch nach EnglandSCH. 97. oder nach unserem Sachsenlande hin.

Das dritte Bisthum entstand nach seinem Willen in Arhusan. Diese Stadt trennt von Fune ein sehr schmaler Sund, welcher, von der Ostsee her eintretend, sich in langen Krümmungen zwischen Fune und Judlant nach Norden zu erstreckt bis eben zur Stadt Arhusan, von wo aus man nach Fune oder Seland fährt, oder nach Schonen, oder bis nach Norwegen.

2. Späterhin aber, als dies Bisthum, welches wir als das dritte aufgeführt haben, einging, behielt Judlant nur zwei Bisthümer, das von SchleswigSCH. 98. nämlich und das von Ripen, bis, nachdem neulich Wal[8], der Bischof von Ripen,SCH. 99. SCH. 100. gestorben, jene Diöcese in vier Bisthümer eingetheilt ist, wozu der Erzbischof seine Zustimmung gewährte. Dieser weihete bald für Ripen den Oddo, für Arhusan den Christian, für WiberchSCH. 101. SCH. 102. SCH. 103. den Heribert, für Wendila den Magnus, der, als er nach seiner Ordination heimkehrte, in der Elbe durch Schiffbruch umkam, worauf der Erzbischof den Albrich an seine Stelle setzte. Diesen vier [202] Bischöfen ward damals durch die Verleihung des Königs Suen die Diöcese Ripen zu Theil.

3. Der Erzbischof aber ordinirte aus der Zahl seiner Kleriker für Sliaswig den Ratolf, für Seland den Willelm, für Fune den Eilbert, der, wie man erzählt, ein bekehrter Seeräuber war[9] und die Insel Farria, welche in der Mündung des Elbflusses in ferner Einsamkeit im Ocean verborgen liegtSCH. 104., zuerst entdeckt und durch Anlegung eines Klosters daselbst bewohnbar gemacht haben soll. Diese Insel liegt Hadeloe gegenüber. Die Länge derselben erstreckt sich auf kaum acht Meilen, die Breite auf vier. Die Bewohner bedienen sich zum Brennen des Strohes und der Schiffstrümmer. Es geht die Rede, daß Seeräuber, wenn sie einmal von da auch nur die geringste Beute hinweggeführt hätten, entweder bald darauf durch Schiffbruch umgekommen, oder im Kampfe erschlagen seien; keiner sei ungestraft heimgekehrt. Daher pflegen sie den dort lebenden Eremiten mit großer Ehrfurcht den Zehnten ihrer Beute darzubringen.

Diese Insel aber ist sehr fruchtbar an Getraide, eine sehr reiche Ernährerin von Vögeln und Vieh. Sie hat einen einzigen Hügel, keinen Baum, ist von den schroffsten Klippen eingeschlossen, hat keinen Zugang außer nur einem, wo auch süßes Wasser sich befindet; ein allen Seefahrern, zumal aber den Seeräubern ehrwürdiger Ort. Daher hat sie den Namen Heiligland bekommen. Aus dem Leben des heiligen Willebrord[10] lernen wir, daß die [203] Insel Fosetisland genannt werde und auf der Gränze zwischen den Dänen und Friesen liege.SCH. 105.

Es liegen auch noch andere Inseln Friesland und Dännemark gegenüber, aber keine von ihnen ist so merkwürdig.

4. Fune ist eine nicht unbedeutende Insel, welche hinter der, welche Wendila genannt wird, in der Mündung des barbarischen Meerbusens sich befindet. Sie liegt dicht bei dem Lande, welches Judlant heißt, von wo aus man eine sehr kurze Ueberfahrt nach derselben an jeder Seite hat.SCH. 106. Dort liegt die große Stadt Odansue.

Ringsum im Kreise liegen viele kleine Inseln, alle reich an Feldfrüchten. Und zu merken ist: wenn man über Judland nach Fune hin will, so hat man geradeswegs nach Norden zu gehen[11]; geht man aber über Fune nach Seland, so hat man den Osten im Gesichte. Es gibt zwei Uebergänge nach Seland; der eine geht von Fune, der andere von Arhusan aus; beide Orte sind gleichweit von Seland entfernt. Das Meer ist von Natur stürmisch und voll von doppelter Gefahr, da man nämlich sowohl glücklichen Wind haben muß, als auch dann nur mit Mühe den Händen der Seeräuber entflieht.SCH. 107.

5. Seland ist eine im inneren Busen des baltischen Meeres gelegene Insel von sehr großer Ausdehnung.SCH. 108. Diese, hochberühmt sowohl ob der Tapferkeit ihrer Männer als ob ihrer Fruchtbarkeit [204] hat eine Länge von zwei Tagereisen und eine beinahe gleiche Breite. Die größte Stadt derselben, Roschald, ist der Königssitz der Dänen. Diese Insel, welche gleichweit von Fune und von Sconien entfernt liegt, ist in einer Nacht zu durchwandern und hat im Westen Judlant, die Stadt Arhusan oder Alaburg und Wendila; im Norden, wo sie auch wüst ist, die Meerenge von Nortmannien; im Süden aber das vorerwähnte Fune und den sclavanischen Sund; im Osten ist sie dem Vorgebirge von Sconien zugekehrt, wo die Stadt Lundona liegt.

6. Daselbst ist viel Gold, welches durch Seeraub zusammengebracht wird. Denn die Seeräuber selbst, welche jene Wichinger, die Unseren Ascomannen nennen, zahlen dem dänischen Könige Tribut, dafür, daß es ihnen freisteht, von den Fremden, welche um dieses Meer herum in großer Anzahl wohnen, Beute zu machen. Daher kommt es auch, daß sie die Erlaubniß, welche sie in Bezug auf die Feinde empfangen haben, oft gegen die Ihrigen mißbrauchen; so sehr sind sie ohne einige Treue gegen einander selbst, und ohne Erbarmen verkauft Jeder den Andern, sobald er ihn gefangen genommen hat, als Knecht an einen Genossen oder Fremden.

Auch noch viele andere Eigentümlichkeiten haben die Dänen, welche sowohl den Gesetzen, als den Sitten und dem Recht und der Billigkeit zuwiderlaufen, wovon ich jedoch nichts zu erwähnen für nöthig halte, als nur den Brauch, daß Weiber, wenn sie Ehebruch begehen, sofort verkauft werden. Die Männer aber wollen, wenn sie entweder des Verrates königlicher Majestät schuldig oder auf irgend einem Verbrechen ertappt sind, sich lieber enthaupten als schlagen lassen. Es giebt dort keine andere Art Strafe, als das BeilSCH. 109. oder die Knechtschaft, und dann, wenn [205] man verurtheilt ist, froh zu sein, gilt für Ruhm. Denn Thränen und Wehklagen und andere Bezeigungen der Reue, welche wir für heilsam erachten, verabscheuen die Dänen so, daß es sich ebenso wenig für einen schickt, über seine Vergehungen, wie über theure Verstorbene zu weinen.

7. Von Seland nach Sconien sind viele Ueberfahrten; die kürzeste führt nach Halsinpurgh, welche auch mit den Augen abzusehen ist.

Sconien ist von Anblick die schönste Landschaft Dännemarks, woher sie auch ihren Namen hat; es ist wohlgerüstet an Männern,SCH. 110. reich an Feldfrüchten, begütert an Waaren und jetzt voll von Kirchen. Sconien ist zweimal so groß an Umfang, wie Seland, es hat nämlich dreihundert Kirchen, während Seland nur die Hälfte, Fune nur ein Drittel dieser Anzahl hat. Sconien ist der äußerste Theil Dännemarks, beinahe eine Insel; denn es ist von allen Seiten vom Meere umgeben, außer einer Landenge, welche, im Osten Festland, Schweden von Dännemark trennt. Dort sind tiefe Wälder und sehr schroffe Berge, durch welche der Weg von Sconien nach Gothland notwendig gehen muß, so daß man in Zweifel ist, ob es leichter ist, durch die Gefahr zur See der Fährlichkeit zu Lande zu entfliehenSCH. 111., oder diese jener vorzuziehen. [206] 8. In eben dieser Landschaft Sconien war bisher noch kein Bischof eingesetzt, sondern es kamen nur deren manche von anderen Seiten und besorgten mitunter jene Diöcese[12]SCH. 112.. Darauf regierte der Bischof von Seland, Gerbrand, und nach ihm Avoco beide Kirchen zugleich. Neuerdings aber, nachdem Avoco gestorben war[13], theilte König Suein den Sconer Sprengel in zwei Bisthümer, von denen er das eine dem Heinrich, das andere dem Egino übertrug. Letzteren ordinirte der Erzbischof in aller Form; Heinrich aber war schon vorher auf den Orchaden Bischof und, wie es heißt, vordem Capellan des Königs Chnud in England gewesen. Er überbrachte darauf dessen Schätze nach Dännemark und führte ein üppiges Leben. Ja, man erzählt von ihm, daß er, von der heillosen Gewohnheit, sich den Leib vollzutrinken, verlockt, endlich erstickt und auseinandergeplatzt sei. Dasselbe haben wir auch von Avoco in Erfahrung gebracht und Aehnliches von Anderen. Egino aber, der ein wissenschaftlich gebildeter und durch Keuschheit ausgezeichneter Mann war, widmete sich mit brennendem Eifer ganz der Bekehrung der Heiden. Daher gewann er Christo viele noch dem Götzendienste ergebene Völker, besonders die Barbaren, welche Pleicaner[14] heißen, und die, welche auf der Insel Hulm[15] in der Nähe der Gothen leben. Diese alle sollen, durch seine Predigt zu Thränen gerührt, die Reue über ihren Irrwahn dadurch bewiesen haben, daß sie auf der Stelle die Götzenbilder zerbrachen und sich freiwillig wetteifernd zur Taufe drängten. Bald legten sie dann auch ihre Schätze und was sie hatten, dem Bischof zu Füßen, und fleheten, er möge es doch annehmen; der Bischof aber verweigerte das, und lehrte sie von eben diesem Gelde [207] Kirchen bauen, die Armen unterhalten und die Gefangenen lösen, deren in jenen Landen viele sind.

9. Derselbe hochherzige Mann soll in der Zeit, wo in Schweden die heftigste Verfolgung der Christen entbrannt war, die Scaraner Kirche und die übrigen Gläubigen, da sie eines Hirten entbehrten, häufig besucht haben, indem er denen, die an Christum glaubten, Trost brachte und den Ungläubigen das Wort Gottes beharrlich darbot. Da schlug er auch das vielberühmte Bild des Frikke in Stücke. Wegen dieser Beweise seines inneren Werthes ward dieser Mann Gottes vom Dänenkönige in hohen Ehren gehalten und erhielt alsbald nach dem Tode Heinrichs des Dicken beide Bisthümer von Sconien, sowohl das von Lundona, als das von Dalboe zu verwalten.SCH. 113. Er errichtete darauf seinen Wohnsitz zu Lundona, zu Dalboe aber stiftete er eine Propstei für seine nach der Regel lebende Brüder. Als so der hochberühmte Mann Egino zwölf Jahre in seinem Priesteramte rühmlich vollbracht hatte, wanderte er, von der Stadt Rom heimgekehrt, bald nachdem er glücklich nach Hause gekommen war, zu Christo hinüber. Sein und des Funer Bischofs Tod fiel in dasselbe Jahr, in welchem unser Metropolit verstarb.SCH. 114.

10. Jetzt aber scheint es, weil sich die Gelegenheit darbietet, dieser Oertlichkeiten zu erwähnen, passend, etwas von der Natur des baltischen MeeresSCH. 115. zu sagen. Da ich oben (B. II., K. 16) [208] bei der Geschichte des Erzbischofs Adaldag dieses Gewässers mit einer Anführung aus den Schriften Einhards[16] Erwähnung gethan habe, so verfahre ich als Erklärer, indem ich das, was jener in kurzem sagt, ausführlicher für die Unseren entwickele. „Ein Meerbusen, sagt er, erstreckt sich vom westlichen Ocean aus gegen Morgen.“ Jener Meerbusen wird von den Einwohnern der baltische genannt, darum weil er sich wie ein balteus, d. h. Gürtel, in langem Zuge durch die scythischen Gegenden nach Griechenland hin erstreckt. Er wird auch das barbarische Meer oder die scythische See genannt nach den barbarischen Völkern, deren Ufer er bespült. Der westliche Ocean aber scheint der zu sein, den die Römer den britannischen nennen, dessen ungeheure, schreckliche und gefährliche Breite im Westen Britannien umfaßt, welches jetzt England genannt wird, im Süden aber die Friesen berührt nebst dem Theile von Sachsen, der zu unserer Hammaburger Diöcese gehört. [In diesem Ocean liegt die kleine Insel Heiligland, deren oben gedacht ist.] Im Osten berührt dieser Ocean die Dänen und die Mündung des baltischen Meeres und die Nordmannen, die jenseits Dännemark wohnen; im Norden aber strömt er bei den orchadischen Inseln vorbei; darnach umkreist er in unbegrenzten Weiten den Erdkreis, indem er links Hibernien hat, das Vaterland der Scoten, welches jetzt Irland genannt wird, rechts aber die Klippen Nordmanniens, weiterhin aber Island und Grönland; dort endet der Ocean, welcher das finstere Meer (caligans) heißt[17].

11. Wenn aber Einhard das baltische Meer einen Busen von unerforschter Länge nennt, so ist das neuerdings bestätigt worden durch die Geschicklichkeit der beiden sehr tapferen Männer, des Ganuz Wolf[18], Befehlshabers der Dänen, und Haralds (des [209] Harten), des Königs der Nordmannen, die, aus einem mit großer Mühseligkeit verbundenen Wege und mit vieler Gefahr für ihre Gefährten, den Umfang dieses Meeres durchforschend, zuletzt durch doppelte Verluste, welche sowohl widrige Winde als Seeräuber ihnen drohten und zufügten, in ihrem Muthe gebeugt und überwunden heimkehrten. Die Dänen aber versichern, die Länge dieses Meeres sei häufig und von Mehreren untersucht worden, und Einige seien mit glücklichem Winde in einem Monat von Dännemark nach Ostrogard in Ruzzien[19] gelangt.SCH. 116. Die Breite aber giebt er so an, daß sie nirgends hunderttausend Schritte übersteige, an manchen Stellen aber, wie er sagt, noch enger zusammentretend befunden werde. Dies ist an der Mündung jenes Meerbusens zu sehen, dessen Eingang vom Ocean her zwischen Alaburc, dem Vorgebirge Dännemarks[20], und den Klippen Nordmanniens so eng befunden wird, daß in einer leichten Ueberfahrt in einer Nacht Segelböte hinüberkommen. Ebenso aber streckt dasselbe Meer, sobald es über das Gebiet der Dänen hinaustritt, seine Arme weithin aus, zieht sie aber den Gothen gegenüber, welche die Wilzen zur Seite[21] haben, wieder zusammen. Darnach strömt es, je weiter es ins Innere vordringt, desto weiter nach beiden Seiten auseinander.

Ferner sagt Einhard: „Um diesen Meerbusen wohnen ringsum viele Nationen; Dänen nämlich und Schweden, die wir Nortmannen nennen, haben sowohl das nördliche Ufer inne, als alle Inseln in demselben. Die südliche Küste aber bewohnen Sclaven, Haisten und verschiedene andere Nationen, unter denen die Welataben die vorzüglichsten sind, die auch Wilzen genannt [210] werden.“[22] Die Dänen und die Schweden und die übrigen Völker jenseits Dännemarks werden von den Geschichtschreibern der Franken alle Nortmannen genannt, während die römischen Schriftsteller dergleichen Völker Hyperboreer nennen, welche Martianus Capella mit hohen Lobsprüchen erhebt.[23]

13. Die Ersten nun, die an der Mündung des erwähnten Meerbusens am südlichen Ufer nach uns zu wohnen, sind die Dänen, die man Judden nennt, bis an den Sliasee. Von da an beginnen die Grenzen des Hammaburger Kirchsprengels, die sich durch die Küstenvölker der Sclaven in langem Zuge bis zum Panefluß hin erstrecken; dort ist die Grenzmark unserer Diöcese. Von da an haben die Wilzen und die Leutizen ihre Sitze bis an den Oddarafluß; jenseits der Oddara aber, haben wir erfahren, wohnen Pomeraner. Darauf breitet sich in sehr großer Ausdehnung das Land der Polanen aus, dessen äußerste Grenze mit dem Reiche Ruzzien verbunden sein soll. Das ist die äußerste und größte Landschaft der Winuler, welche auch diesem Meerbusen ein Ende macht.

14. Kehrt man aber von Norden her zurück an die Mündung des baltischen Meeres, so treten einem zuerst die Nortmannen entgegen[24]; dann ragt Sconien hervor, die Landschaft der Dänen, und über dasselbe hinaus wohnen in weiter Ausdehnung die Gothen bis Birca. Weiter hinaus aber herrschen in weiten Länderräumen die Schweden bis zum Lande der Weiber[25]. Ueber diese hinaus fallen die Wizzen[26], Mirren[27], Lamen[28], Skuten[29] und Turken[30] wohnen bis nach Ruzzien hin, [211] wo wiederum jener Meerbusen ein Ende hat. So haben denn die Seiten dieses Meeres im Süden die Sclaven, im Norden die Schweden in Besitz genommen.

15. Auch versichern Landeskundige, daß Leute von Schweden aus zu Lande nach Griechenland hin durchgereist seien. Allein die barbarischen Völker, die in der Mitte liegen, hindern diese Reise, darum besteht man zur See die Gefahr.

16. In diesem Meerbusen sind viele Inseln, welche die Dänen und Schweden sämtlich in ihrer Gewalt haben; einige jedoch haben auch die Sclaven inne. Die erste derselben am Eingange jenes Sundes ist Wendila, die zweite Morse[31], die dritte Thud[32], welche nur durch einen geringen Zwischenraum von einander getrennt sind; die vierte ist Samse, welche der Stadt Arhusin gegenüberliegt, die fünfte Fune, die sechste Seland, die siebente die, welche mit derselben zusammenliegt[33], und die Inseln, deren wir oben (K. 4) Erwähnung gethan haben. Die achte nennt man die, welche, zunächst an Sconien und Gothien gelegen, Holm genannt wird[34]; dies ist der berühmteste Hafen Dännemarks und ein sicherer Standort für die Schiffe, welche zu den Barbaren und nach Griechenland gesandt zu werden pflegen.

Uebrigens liegen noch sieben andere kleinere Inseln im Südosten von Fune, die wir oben (K. 4) als fruchtreich erwähnten, nämlich Moyland[35], Imbra[36], Falstra, Laland, Langland[37] und so alle anderen in der Nachbarschaft befindlichen, von denen Laland weiter nach dem Innern zu sich erstreckt, so daß es das Gränzgebiet der Sclaven berührt[38].

Diese funfzehn Inseln gehören zum Reiche der Dänen und [212] ihre Bewohner sind bereits alle mit dem Ehrennamen „Christen“ geschmückt. Es gibt auch noch andere weiter nach innen zu, welche der Herrschaft der Schweden unterworfen sind. Davon ist die größte die, welche Churland heißt. Sie hat eine Länge von acht Tagereisen. Das Volk, welches sehr blutdürstig ist, wird wegen leidenschaftlicher Götzendienern von Allen geflohen. Es gibt dort sehr viel Gold und sehr gute Pferde. Von Wahrsagern, Vögelschauern und Schwarzkünstlern sind dort alle Häuser voll. [Diese tragen selbst Mönchskleidung.] Von dort werden aus der ganzen Welt Orakelsprüche geholt, insbesondere von den Hispaniern und Griechen. Dies ist, glaube ich, die Insel, die im Leben des heiligen Ansgar (K. 30) Chori genannt wird, und welche damals die Schweden sich zinspflichttg machten. Daselbst ist nunmehr eine Kirche gebaut, durch die Bemühungen eines Kaufmannes, welchen der König der Dänen durch viele Geschenke dazu bewogen. Der König selbst hat, frohlockend im Herrn, mir dieses Freudenlied gesungen.

17. Außerdem ist uns erzählt worden, daß noch mehrere andere Inseln in jenem Meere seien, deren eine große Aestland heißt. Sie ist nicht kleiner als die vorerwähnte. Auch die Bewohner dieser Inseln kennen den Gott der Christen durchaus nicht; sie verehren Drachen und Vögel, denen sie auch lebendige Menschen opfern, welche sie von den Kaufleuten erhandeln, nachdem sie sie vollständig sorgfältig untersucht haben, ob sie auch ohne Fehl am Körper sind, weshalb sie von den Drachen verschmäht werden würden. Und diese Insel soll dem Lande der Weiber zunächst gelegen sein, während jene vorerwähnte nicht fern ist von Birca, der Stadt der Schweden.

18. Von jenen Inseln aber, welche den Sclaven zugekehrt liegen, sollen drei die ausgezeichneteren sein. Von diesen heißt die erste Fembre[39]. Diese liegt den Wagrern gegenüber, so daß sie von Aldinburg aus zu sehen ist, sowie die, welche Laland [213] heißt. Die zweite ist den Wilzen gegenüber gelegen; diese haben die Raner [oder Runer]SCH. 117. inne, ein sehr tapferes Geschlecht der Sclaven, ohne deren Ausspruch dem Gesetze gemäß in öffentlichen Angelegenheiten nichts geschehen darf; so sehr werden sie wegen ihres vertrauten Umganges mit den Göttern oder vielmehr mit den Dämonen gefürchtet, welche sie mit größerem Dienste verehren als die Uebrigen. Diese beiden Inseln nun sind voll von Seeräubern und den blutigsten Banditen und verschonen keinen, der hinüberfährt. Denn alle, die andere zu verkaufen pflegen, erschlagen sie.

Die dritte Insel ist die, welche Semland heißt, in der Nähe der Ruzzen und Polanen. Diese bewohnen die Semben oder Pruzzen, sehr menschenfreundliche Menschen, die denen, welche aus dem Meere Gefahr leiden, oder von Seeräubern angefallen werden, zur Hülfe entgegenfahren. Gold und Silber achten sie sehr gering; sie haben Ueberfluß an fremden Fellen, deren Duft unserer Welt das todbringende Gift der Hoffart eingeflößt hat. Und zwar schätzen jene diese Felle nicht höher denn Mist und damit, glaube ich, ist uns das Urtheil gesprochen, die wir mit allen, rechten wie unrechten Mitteln nach einem Marderkleid wie nach der höchsten Glückseligkeit trachten. Daher bringen jene für wollene Gewänder, die wir Faldone[40] nennen, die so kostbaren Marderfelle dar.

Von diesen Völkern könnte man noch viel Lobenswertes sagen was die Sitten anlangt,SCH. 118. wenn sie nur den Glauben hätten, dessen Prediger sie voll Wildheit verfolgen. Bei ihnen [214] erlangte Adalbert, der erlauchte Bischof der Böhmen, die Märtyrerkrone[41]. Bis auf den heutigen Tag wird in Wahrheit noch den Unseren, mit denen sie doch sonst alles theilen, von ihnen der Zutritt zu den Hainen und Quellen verwehrt, welche, wie sie behaupten, durch den Besuch der Christen verunreinigt werden. Sie bedienen sich des Pferdefleisches als einer Speise, und trinken deren Milch und Blut, so daß sie sich selbst darin berauschen sollen. Die Menschen sind blau (cerulei) von Farbe, das Gesicht ist roth und das Haar lang. Außerdem wollen sie, unzugänglich durch Sümpfe, keinen Herrn unter sich dulden.

19. Auch gibt es noch mehrere andere Inseln in diesem Meere, alle voll von wilden Barbaren, und daher werden sie von den Seefahrern gemieden[42].

Ingleichen sollen an diesen Gestaden des baltischen Meeres die Amazonen wohnen,SCH. 119. was man jetzt das Land der Weiber[43] [215] nennt. Diese sollen nach Einigen vermittelst des Genusses von Wasser Leibesfrucht empfangen. Andere erzählen auch, sie würden schwanger von den gelegentlich sie besuchenden Handelsleuten oder von den Gefangenen, die sie bei sich hätten, oder von Ungeheuern, die dort nicht selten sind. Und dies halte ich auch für glaubwürdiger. Und wenn sie zum Gebären kommen, so werden die Geburten, wenn sie männlichen Geschlechtes sind, Hundsköpfe, wenn aber weiblichen, die schönsten Mädchen. Diese leben zusammen und verschmähen den Umgang mit Männern, die sie sogar, wenn sie zu ihnen kommen, in mannhaftem Kampfe zurückschlagen. Hundsköpfe aber sind Wesen, die den Kopf an der Brust haben[44]. In Rußland sieht man sie oft als Gefangene, und sie bellen die Worte mit der Stimme hervor.

Dort sind auch die, welche Alanen oder Albaner, oder in ihrer Sprache Wizzen heißen, die blutgierigsten Vielfraße.SCH. 120. Sie werden mit grauen Haaren geboren. Ihrer gedenkt als Gewährsmann Solin[45]. Ihr Land wird von Hunden vertheidigt. Wenn einmal gekämpft werden muß, so bilden sie aus Hunden die Schlachtordnung.

Dort gibt es bleiche, grünfarbige und langlebige[46] Menschen, die man Husen nennt; endlich jene, die Anthropophagen heißen [216] und Menschenfleisch essen. Dort sind noch sehr viele andere Ungeheuer, welche die Seefahrer nach ihren Erzählungen oft gesehen haben wollen, obwohl es von den Unseren kaum für glaublich gehalten wird.

20. Dies hatte ich von jenem baltischen Meere zu sagen, dessen Erwähnung ich bei keinem Schriftsteller gefunden habe, außer allein beim Einhard, den ich bereits oben anführte. Vielleicht freilich, vermuthe ich, nennen dieses Meer die Alten mit verändertem Namen scythisches oder mäotisches Gewässer[47], oder Einöde der Geten[48], oder scythisches Gestade, welches nach Marcian[49] gedrängt voll ist von vielfach verschiedenen Barbaren. „Dort, sagt er[50], sind Geten, Daken, Sarmaten, [Neutrer] Alanen, Gelonen, Anthropophagen, Troglodyten“ Mit dem Irrwahne dieser Völker Mitleid habend, setzte unser Metropolit ihnen in Birca eine Metropolis, die, mitten in Schweden gelegen[51], der Stadt der Sclaven, Jumne[52], gegenüberliegt und in gleichen Zwischenräumen alle Gestade jenes Meeres umfaßt.SCH. 121. u. 122. Für diese Stadt bestellte er zuerst von den Unseren den Abt Hiltin, den er selbst Johannes genannt wissen wollte[53].

Somit ist von den Inseln der Dänen genug gesagt. Jetzt wollen wir die Aufmerksamkeit auf die Völker der Schweden oder Nordmannen lenken, welche die nächsten sind. [217] 21. Wenn man über die Inseln der Dänen hinausfährt, so thut sich einem eine zweite Welt auf nach Schweden oder Nortmannien zu, welches die beiden ausgedehntesten Reiche des Nordens und unserer Welt beinahe noch ganz unbekannt sind.SCH. 123. Von diesen hat mir der sehr kundige König der Dänen erzählt, daß Nortmannien kaum in einem Monate durchwandert werden könne, während Schweden in zwei Monaten nicht leicht zu durcheilen sei. „Dies habe ich“, sagte der König, „selbst erfahren, da ich unlängst zwölf Jahre lang unter König Jacob in jenen Reichen Kriegsdienste gethan habe; beide Länder sind von sehr hohen Bergen ringsum eingeschlossen, am meisten aber Nortmannien, welches mit seinen Alpen Schweden umgibt.“ Von Sueonien (Schweden) aber schweigen nicht die alten Schriftsteller Solin[54] und Orosius[55], welche sagen, daß den größten Theil Germaniens die Sueven inne haben, und daß das Bergland desselben sich bis zu den riphäischen Bergen erstrecke.SCH. 124. SCH. 125. Dort ist auch der Elbfluß, dessen Lucan[56] gedacht zu haben scheint. Dieser entspringt in den erwähnten Alpen und fließt mitten durch die Lande der Gothen hindurch in den Ocean, woher er auch Gothelba[57] heißt.SCH. 126.

Schweden ist ein sehr fruchtbares Land, reich an Feldfrüchten und Honig, und außer daß es durch Viehzucht vor allen ausgezeichnet ist, findet sich daselbst überall die günstigste Lage der Flüsse und Wälder; von fremden Waaren ist das ganze Land [218] voll. So kann man sagen, daß die Schweden keines Gutes entbehren, ausgenommen der Hoffart, die wir so sehr schätzen oder vielmehr vergöttern. Denn jene Gegenstände eiteln Gepränges, als da sind Gold, Silber, königliche Rosse, Felle der Biber und Marder, welche alle uns vor Bewunderung fast um den Verstand bringen, achten jene für nichts. Nur in dem Verhältniß zu den Weibern kennen sie kein Maaß.SCH. 127. Jeder hat nach der Größe seines Vermögens deren zwei oder drei oder mehrere zugleich, die Reichen und Fürsten unzählige. Auch betrachten sie die aus einer solchen Verbindung entspringenden KinderSCH. 127*. als rechtmäßig. Todesstrafe aber erleidet, wer die Ehefrau eines Anderen beschläft, oder eine Jungfrau notzüchtigt, oder wer einen Anderen seiner Güter beraubt oder ihm Beleidigungen zufügt. Gastlichkeit zeichnet, obwohl alle HyperboreerSCH. 127**. durch dieselbe hervorragen, doch besonders unsere Schweden aus, für die es nichts Schmählicheres gibt, als den Durchreisenden Gastfreundschaft zu verweigern, so daß sie darüber mit einander in Eifer und Wettstreit geraten, wer es wert sei, einen Gast aufzunehmen. Diesem gewährt der Wirt dann alle Rechte der Menschenfreundlichkeit und führt ihn, so viele Tage er dort verweilen will, immer wechselnd in den einzelnen Häusern umher zu seinen Freunden. Das sind die Vorzüge, welche jene in ihren [219] Sitten haben. Die Prediger der wahren Lehre aber, wenn sie keusch und klug und tüchtig sind, werden von ihnen mit außerordentlicher Liebe behandelt, so daß sie es sich selbst gefallen lassen, daß der allgemeinen Volksversammlung, die sie Warb nennen, die Bischöfe beiwohnen. Da hören sie denn häufig ohne Widerstreben von Christo und der christlichen Religion reden. Und vielleicht würden sie durch eine geschickte Vorstellung ohne Mühe zu unserem Glauben hingeführt werden, wenn nicht schlechte Lehrer, indem sie das Ihre suchen, und nicht, was Jesu Christi ist (Phil. 2, 21), diejenigen ärgerten, die errettet werden könnten.

22. Die Schweden bestehen aus vielen Völkern, trefflich an Kräften und Waffen, und sie sind so zu Roß, wie zu Schiff die besten Streiter. Daher scheinen sie durch ihre Macht auch die übrigen Völker des Nordens zu fesseln. Sie haben Könige aus einem alten Geschlechte, deren Gewalt jedoch von dem Willen des Volkes abhängt; denn was alle insgemein gebilligt haben, muß der Fürst bestätigen,SCH. 128. wenn es nicht einmal gerade sein Beschluß ist, den sie mitunter wider Willen befolgen. Daheim also erfreuen sie sich völliger Gleichheit; gehen sie aber in die Schlacht, so leisten sie dem Könige oder dem, der von diesem, weil er kundiger ist als die Uebrigen, vorgezogen wird, vollkommenen Gehorsam. Wenn sie aber einmal im Kampfe in die Enge kommen, so rufen sie aus der Menge der Götter, die sie verehren, einen zur Hülfe herbei: diesem sind sie dann nach dem Siege vorzugsweise ergeben und ziehen ihn den übrigen vor. Jedoch erklären sie bereits in einem allgemeinen Ausspruche, der Gott der Christen sei stärker, als alle anderen; die anderen Götter täuschten oft, er dagegen sei immer als der sicherste Helfer in der Noth bei der Hand. [220] 23. Von den Völkern Schwedens selbst wohnen uns am nächsten die sogenannten Westgothen, andere sind die Ostgothen.SCH. 129. Westragothien aber stößt an diejenige Landschaft der Dänen, welche Sconien heißt, von wo aus man in sieben Tagen nach Scarane[58], der großen Stadt der Gothen, gelangt. Dann erstreckt sich Ostrogothien an jenem Meere hin, welches man das baltische nennt, bis nach Birca.

Der erste Bischof der Gothen war Thurgot,SCH. 130. der zweite aber Godescalk, ein weiser und guter Mann, als welchen man ihn preist, nur daß er daheimsitzend Unthätigkeit der Arbeit vorzog. Als dritten ordinirte unser Metropolit Adalward den Aelteren, einen wahrhaft Lob verdienenden Mann[59], der, als er darauf zu den Barbaren kam, ebenso lebte wie er lehrte. Da er nämlich heilig lebte und gut lehrte, soll er eine große Menge der Heiden zum christlichen Glauben gebracht haben.SCH. 131. Auch ward er durch [221] Wunderthaten berühmt, indem er, wenn die Barbaren in der Noth darnach verlangten, Regen herabströmen oder es wieder heiter werden ließ, und andere Werke verrichtete, die noch jetzt von den Lehrern des göttlichen Wortes verlangt werden. Dieser merkwürdige Mann aber blieb fortwährend in Gothien, den Namen des Herrn Jesu Christi beharrlich allen verkündend, und übergab eben dort nach vielen Kämpfen, die er für Christum gern bestand, den Leib, der nunmehr überwunden hatte, der Erde, der Geist aber fuhr sieggekrönt gen Himmel. Nach ihm ordinirte der Erzbischof einen gewissen Acilin für jene Lande, der aber nichts der bischöflichen Würde Entsprechendes an sich hatte, als nur eine außerordentliche Körpergröße. Er blieb denn auch, die Ruhe des Fleisches liebend, obgleich die Gothen vergebens eine Gesandtschaft an ihn schickten, bis an seinen Tod zu Köln, den Vergnügungen sich widmend.

24. In der Mitte zwischen Nordmannien und Sueonien wohnen die Wermilanen[60] und die Finneden[61] und Andere, welche sämtlich Christen sind und zur Scaraner Kirche gehören. An der Grenzscheide der Sueonen und Nordmannen nach Norden zu haben die Scritefinen ihre Sitze, welche im Laufe das Wild überflügeln sollen.[62] Ihre größte Stadt ist Halsingland[63]SCH. 132. für [222] welche als erster Bischof Stenphi von unserem Erzbischof ordinirt ist, den er selbst mit verändertem Namen Symon nannte. Dieser gewann auch viele aus jenen Völkern durch seine Predigt. Außerdem giebt es noch unzählige andere sueonische Völker, von denen sich, soviel wir erfahren haben, allein die Gothen, die Wermilanen und ein Theil der Scritesinen oder deren Grenznachbaren zum Christenthume bekehrten.

25. Entwerfen wir nun eine kurze Beschreibung von Sueonien oder Schweden. Dasselbe hat im Westen die Gothen und die Stadt Scarane, im Norden die Wermilanen nebst den Scritesinen, deren Hauptstadt Halsingland ist; im Süden aber der Länge nach das baltische Meer, dessen wir oben gedachten. Dort liegt die große Stadt Sictone (Sigtuna). Im Osten aber berührt es die riphäischen Berge, wo ungeheure Einöden, sehr tiefer Schnee und Heerden menschlicher Ungeheuer den Zutritt wehren.[64]SCH. 133. Dort sind Amazonen, dort Hundsköpfe, dort Cyklopen, die ein Auge an der Stirn haben.[65] Da sind auch die, welche Solinus Himantopoden nennt, die auf einem Fuße hüpfen[66] und jene, die an menschlichem Fleische als Speise Behagen finden und daher ebenso gemieden, als mit Recht unbesprochen bleiben.[67] Mir hat der noch oft anzuführende König der Dänen erzählt, es pflege ein Volk vom Gebirge in die Ebene hinabzusteigen,[68] welches nur von mäßiger Größe sei, aber an Kraft und Gewandtheit den Schweden fast unerträglich, und es sei ungewiß, woher diese kämen. [223] „Sie kommen, sagte er, bald einmal im Jahre, bald auch nur nach drei Jahren ganz plötzlich. Wenn man ihnen nicht mit aller Kraft widersteht, so verheeren sie das ganze Land und gehen dann wieder heim.“ Auch noch vieles andere pflegt erzählt zu werden, was ich aus Liebe zur Kürze weggelassen habe, und was die sagen mögen, die es selbst gesehen zu haben bezeugen.

26. Jetzt wollen wir von dem Aberglauben der Schweden Einiges sagen. Dieses Volk hat einen sehr berühmten Tempel, der Ubsola heißt und nicht weit von der Stadt Sictona liegt.SCH. 134. u. 135. In diesem Tempel, der ganz mit Gold geschmückt ist, betet das Volk die Bildsäulen dreier Götter an, und zwar so, daß der mächtigste von ihnen, Thor, mitten im Gemache seinen Thron hat; rechts und links sitzen Wodan und Fricco. Die Deutungen derselben sind folgende. „Thor, sagen sie, hat den Vorsitz in der Luft, er lenkt Donner und Blitz, giebt Winde und Regen, heiteres Wetter und Fruchtbarkeit. Der andere, Wodan, d. h. die Wuth, führt Kriege, und gewährt dem Menschen Tapferkeit gegen seine Feinde. Der dritte ist Fricco[69]; er spendet den Sterblichen Frieden und Lust.“ Sein Bild stellen sie auch mit einem ungeheuren männlichen Gliede versehen dar. Den Wodan aber formen sie gewappnet, wie die Unseren den Mars zu bilden pflegen.[70] Thor aber scheint mit seinem Scepter den Jupiter [224] vorzustellen. Sie verehren auch vergötterte Menschen, die sie wegen außerordentlicher Thaten mit der Unsterblichkeit beschenken, wie sie das nach dem Leben des heiligen Ansgar (K. 26) mit dem Könige Herich gemacht haben.

27. Allen ihren Göttern nun halten sie besondere Priester, welche die Opfer des Volkes darbringen. Wenn Pest und Hungersnoth drohen, wird dem Götzen Thor geopfert, wenn Krieg dem Wodan, wenn eine Hochzeit zu feiern ist, dem Fricco. Auch pflegt alle neun Jahre ein allen schwedischen Landen gemeinsames Fest in Ubsola gefeiert zu werden. In Bezug auf dieses Fest findet keine Befreiung von Leistungen statt. Die KönigeSCH. 136. und das Volk, alle schicken ihre Gaben nach Ubsola, und - was grausamer ist als jegliche Strafe - diejenigen, die bereits das Christenthum angenommen haben, kaufen sich von jenen Ceremonien los. Das Opfer nun ist folgender Art. Von jeder Gattung männlicher Geschöpfe werden neun dargebracht, mit deren Blut es Brauch ist, die Götter zu sühnen. Die Körper aber werden in dem Haine aufgehängt, der zunächst am Tempel liegt. Dieser Hain ist nämlich den Heiden so heilig, daß jeder einzelne Baum durch den Tod oder die Verwesung der Geopferten geheiligt erachtet wird. Dort hängen auch Hunde und Rosse neben den Menschen, und von solchen vermischt durcheinanderhängenden Körpern habe er, erzählte mir ein Christ, zweiundsiebzig gesehen. SCH. 137. Uebrigens sind die Lieder, die bei der [225] Vollziehung eines solchen Opfers gesungen zu werden pflegen, vielerlei und unehrbar, und darum besser zu verschweigen.[71]

28. In derselben Landschaft ereignete sich neuerdings ein merkwürdiger und wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes weit verbreiteter Vorfall, der auch dem Erzbischof zu Ohren gekommen ist. Einer von den Priestern, die zu Ubsola den Götzen zu dienen pflegen, ward, ohne daß dieselben ihm etwas halfen, blind. Und da der weise Mann das Unglück seiner Blindheit seinem Götzendienste zuschrieb, durch dessen abergläubische Vollziehung er den Gott der Christen beleidigt zu haben glaubte, siehe! da erschien ihm in eben der Nacht eine gar herrliche Jungfrau, und fragte ihn: ob er an ihren Sohn glauben und die Bilder, welche er bisher verehrt hätte, verwerfen wolle? dann werde er sein Gesicht wieder bekommen. Darauf gelobte jener, der um einen solchen Lohn keine noch so schwere Aufgabe scheute, also thun zu wollen. Da sprach die Jungfrau: „Wisse auf das bestimmteste, daß der Ort, wo jetzt so viel unschuldiges Blut vergossen wird, in nächster Zeit meiner Ehre geweihet werden wird. Und damit dir daran keine Spur von Zweifel bleibe, so empfange in dem Namen Christi, welcher mein Sohn ist, das Licht deiner Augen wieder.“ Alsbald bekam er seine Sehkraft wieder und ward gläubig, und indem er alle Lande ringsumher durchreiste, überzeugte er die Heiden leicht vom Christenthum, daß sie nämlich an den glaubten, der ihn, den Blinden, sehend gemacht hatte.

Bewogen durch diese geschehenen Wundertaten, ordnete sofort unser Metropolit, gehorsam jener Stimme, welche sagt: „Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist schon weiß zur Ernte“ (Ev. Joh. 4, 35), für jene Gegenden Adalward den Jüngeren ab, den er aus dem Bremer Chore nahm, einen Mann, ausgezeichnet durch wissenschaftliche Bildung [226] und Frömmigkeit der Sitten. Diesem errichtete er auch durch Gesandte des hochberühmten Königs Steinkel einen Sitz in der Stadt Sictona, welche von Ubsola eine Tagereise entfernt liegt. Die Entfernung ist aber derart, daß man von dem dänischen Sconien zur See fahrend in fünf Tagen bis Sictona oder Birca kommt, denn beide sind gleichweit[72]; wenn man aber von Sconien aus zu Lande durch die Völker der Gothen und über die Stadt Scarane, über Telgä und Birca geht, so gelangt man in Zeit von einem Monat nach Sictona.

29. Adalward also, der glühend vor Eifer das Evangelium zu verkündigen Schweden betrat, brachte alle, die in Sictona und in der Umgegend waren,SCH. 138. in kurzer Zeit zum christlichen Glauben. Auch verband er sich insgeheim mit dem Bischof von Sconien, dem sehr frommen Egino, dahin, daß sie zusammen jenen Tempel der Heiden besuchen wollten, der Ubsola heißt, ob sie etwa Christo eine Frucht ihrer Arbeit daselbst darbringen könnten; denn gerne wollten sie Qualen aller Art erdulden, wenn sie nur jenes Haus zerstören könnten, welches der Hauptsitz des Aberglaubens der Barbaren ist. Denn wenn dies niedergerissen oder besser abgebrannt wäre, so würde, meinten sie, die Bekehrung des ganzen Volkes erfolgen. Als indeß der sehr fromme König Steinkel von dieser Absicht der Bekenner Gottes unter dem Volke murmeln hörte, brachte er sie schlau von diesem Unternehmen ab, indem er versicherte, sowohl sie selbst würden sofort zum Tode verdammt, als auch er aus dem Reiche vertrieben [227] werden, weil er solche Frevler in das Vaterland eingeführt hätte, und vielleicht würden dann auch, wie man das unlängst in Sclavanien erlebt habe, alle die, die jetzt noch gläubig wären, ins Heidenthum zurückfallen. Die Bischöfe nun pflichteten diesen Vorstellungen des Königs bei, durchreisten aber alle Städte der Gothen und zerbrachen die Götzenbilder und gewannen viele Tausende von Heiden dem Christenthume.

Als späterhin Adalward bei uns gestorben war, ernannte der Erzbischof an seine Stelle einen gewissen Tadico von Rambsola, der aus Liebe zu seinem Bauche lieber daheim ein Hungerleider, als draußen ein Apostel sein wollte.

Das mag von Schweden und von den gottesdienstlichen Gebräuchen desselben zu sagen genügen.

30. Nordmannien wird, wie es das äußerste Land der Welt ist, so auch passend von mir an das Ende meines Buches gestellt.SCH. 139. Dasselbe wird von den Neueren Norguegien genannt. Von der Lage und Größe desselben ist, da ich vorher Einiges darüber in gemeinsamer Beziehung auch auf Schweden gesagt habe, nunmehr insbesondere das zu sagen, daß dieses Land der Länge nach sich in die äußerste Nordgegend erstreckt, woher es auch den Namen hat. Es beginnt aber mit den hervorragenden Klippen jenes Meeres, welches das baltische genannt zu werden pflegt; dann biegt es den Rücken zurück nach Norden, und erreicht, nachdem es den Küstenrand des tobenden Oceans umsäumt hat, endlich in den riphäischen Bergen, wo auch der Erdkreis ermattet endet, seine Gränze. Nordmannien ist wegen der Rauhheit seiner Berge und wegen seiner unmäßigen Kälte das unfruchtbarste aller Länder, allein zur Viehzucht geeignet. Die [228] Viehheerden aber weiden sie wie die Araber fernhin in den Einöden. Und in der Weise ziehen sie von ihrem Viehstande ihren Lebensunterhalt, daß sie die Milch der Thiere zur Nahrung, die Wolle derselben zur Kleidung benutzen. Und so erzielt das Land die tapfersten Krieger, welche, nicht durch den üppigen Genuß von Feldfrüchten verweichlicht, weit häufiger Andere angreifen, als sie selbst von Anderen belästigt werden. Ohne Scheelsucht wohnen sie neben den ihnen zunächst lebenden Schweden, während sie von den Dänen, die eben so arm sind, wie sie, mitunter nicht ungestraft angetastet werden. Daher schweifen sie, gezwungen durch Mangel am Notwendigen, in der ganzen Welt umher, und bringen durch Seeraub die reichsten Güter aller Länder heim, indem sie auf solche Weise der Dürftigkeit ihrer Heimath abhelfen. Nachdem sie aber in Folge ihrer Annahme des Christenthums in besseren Schulen gebildet sind, haben sie bereits gelernt, Frieden und Wahrheit zu lieben und mit ihrer Armuth sich zu begnügen, ja was sie gesammelt hatten, zu vertheilen, nicht, wie vordem, Verteiltes zu sammeln. Und während anfangs alle den verruchten Künsten der Zauberer ergeben waren, bekennen sie jetzt mit dem Apostel einfältig Christum und zwar den Gekreuzigten. Auch sind sie die enthaltsamsten aller Sterblichen, indem sie sowohl in Speisen wie in Sitten Sparsamkeit und Mäßigkeit mit dem höchsten Eifer üben. Außerdem haben sie vor Priestern und Kirchen so große Ehrfurcht, daß kaum für einen Christen gehalten wird, wer nicht täglich Messe hört und dabei etwas opfert. Taufe aber und Confirmation, Einweihungen der Altäre und Einsegnung zu den kirchlichen Graden wird bei ihnen und bei den Dänen alles teuer bezahlt, was, wie ich vermute, von der Habsucht der Priester herrührt; weil nämlich die Barbaren Zehnten zu geben entweder nicht verstehen, oder nicht geneigt sind, so werden sie darum in anderen Dingen, die umsonst dargereicht werden sollten, zu Leistungen herangezogen. Denn selbst das Besuchen der Kranken und die Bestattung der [229] Todten, alles ist daselbst feil.SCH. 140. Ihre so ausgezeichnete Sittenreinheit wird, wie ich für ausgemacht halte, allein durch die Habsucht der Priester verderbt.

31. An vielen Orten in Nordmannien und Schweden sind die Viehhirten sogar die vornehmsten Männer, welche wie die Patriarchen und von ihrer Hände Arbeit leben. Alle aber, die in Norwegen leben, sind sehr christlich gesinnt, ausgenommen die, welche jenseits des nördlichen Striches um den Ocean herum wohnen. Diese sollen noch heutigen Tages in magischen Künsten und Beschwörungen so stark sein, daß sie erklären, sie wüßten, was jeder Mensch auf dem ganzen Erdkreise thue. Ferner ziehen sie auch mit mächtigem Gemurmel von Worten große Wallfische an das Gestade des Meeres, und vieles andere, was man von den Zauberern in der Schrift liest, ist ihnen durch Uebung leicht. In den sehr rauhen Bergen, welche daselbst sind, finden sich, wie ich gehört habe, bärtige Weiber; die Männer aber, die in den Wäldern leben, kommen einem selten zu Gesicht. Diese bedienen sich der Felle zur Kleidung und sollen, wenn sie reden, mehr mit den Zähnen gegen einander anknirschen[73], als Worte vorbringen, so daß selbst die nächsten Völker sie kaum verstehen können. Eben dieses Gebirge nennen die römischen Schriftsteller die riphäischen Berge, starrend von ewigem Schnee.[74] [230] Die ScritefingerSCH. 141. können ohne Frost und Schnee nicht leben, sie überholen im Laufe durch den tiefsten Schnee hin selbst das Wild. In eben jenen Bergen ist eine solche Menge Wild, daß der größte Theil des Landes allein von den Thieren des Waldes lebt. Dort werden Ure, Büffel und Elche gefangen, wie in Schweden; sonst werden Wisente in Sclavonien und Ruzzien gefangen; Nordmannien allein aber hat schwarze Füchse und Hasen, weiße Marder und Bären von derselben Farbe, die unter dem Wasser leben wie die Ure. Da aber dort vieles dem Unseren Entgegengesetzes und Ungewohntes sich zeigt, so überlasse ich dies ausführlicher zu schildern den Bewohnern des Landes selbst.

32. Die Metropolis der Nordmannen ist die Stadt Trondemnis, welche jetzt, mit Kirchen geziert, von einer großen Menge Volkes häufig besucht wird. In derselben liegt der Leichnam des höchstseligen Königs und Märtyrers Olaph[75]. An seinem Grabe werden vom Herrgott bis auf den heutigen Tag die größten, wunderbarsten Heilungen verrichtet, so daß von fernen Gegenden dorthin die zusammenströmen, welche nicht die Hoffnung aufgeben, durch das Verdienst des Heiligen Hülfe zu finden. Der [231] Weg ist aber der Art, daß man, wenn man zu Alaburg oder Wendila in Dännemark zu Schiffe steigt, in einem Tage über’s Meer nach Wig, der Stadt der Nordmannen, gelangt[76]. Von da segelt man dann nach links zu, am Ufer Norvegiens, und kommt am fünften Tage nach der Stadt, die Trondempnis heißt. Man kann aber auch einen andern Weg einschlagen, der vom dänischen Sconien zu Lande nach Trondempnis führt; allein dieser ist, weil er durch’s Gebirge führt, langsamer und wird, weil er voll Gefahr ist, von den Wanderern gemieden.

33. Nach Nordmannien kam zuerstSCH. 142. von England her ein gewisser Johannes als Bischof[77], der den bekehrten König[78] samt dem Volke taufte. Auf diesen folgte Bischof Grimkil, welcher damals der Gesandte des Königs Olaph an den Erzbischof Unwan war. Als dritter kam jener Sigafrid[79] [der Oheim des Aesmund[80]], der so den Schweden, wie den Nordmannen auf gleiche Weise predigte. Und dieser lebte bis in unsere Zeit nebst anderen eben so wenig unbekannten Bischöfen unter jenem Volke. Nach deren Abscheiden bestellte auf Anhalten der nordmännischen Gemeinden unser Metropolit den Thoolf zum Bischof in der Stadt Trondemnis und den Sigvard für dieselben Lande. Den Asgoth aber und den Bernard[81] entließ er, obwohl er es mit Unwillen [232] aufgenommen hatte, daß sie vom Papste geweiht waren, dennoch, nachdem er von ihnen gehörige Genugthuung empfangen hatte, mit Geschenken. Durch sie gewinnt aber noch heutzutage das Wort Gottes viele Seelen, so daß in allen Gauen Norwegens die heilige Mutter Kirche in fröhlichem Wachsthume blüht. Unter den Nordmannen jedoch und den Schweden sind wegen der neuen Pflanzung des Christenthums noch keine Bisthümer in bestimmter Abgränzung abgetheilt, sondern jeder Bischof, den König oder Volk angenommen haben, baut gemeiniglich eine Kirche, und indem sie alle im Lande umherreisen, bringen sie, so viele sie können, zum Christenthume und leiten diese ohne einander zu beneiden, so lange sie leben.SCH. 143.

34. Hinter Nordmannien, welches das äußerste Land des Nordens ist, findet man keine Spur menschlicher Wohnung und nichts als den Ocean, der fürchterlich von Anblick und unbegränzt, die ganze Welt umfaßt.SCH. 144. Dieser enthält Nordmannien gegenüber viele nicht unansehnliche Inseln, welche jetzt beinahe alle der Herrschaft der Nordmannen unterworfen sind und darum von uns nicht übergangen werden dürfen, weil auch sie mit zu dem Hammaburger Sprengel gehören. Die ersten derselben sind die Orchadeninseln, welche die Barbaren Organen nennen;SCH. 145. diese sind [233] wie die Cycladen durch den Ocean hin verstreut. Von diesen scheinen folgende Worte des Marcian (S. 215) und des Solinus zu gelten. „Im Rücken Britanniens, von wo der unbegränzte Ocean sich ausdehnt, liegen die Orchadeninseln, von denen zwanzig wüst, sechzehn bewohnt sind[82]. Die Orchadeninseln, fast vierzig, liegen neben einander. Auch liegen in der Nähe die Electriden, wo der Bernstein entsteht[83].“ Die Orchaden also, welche zwischen Nordmannien, Britannien und Hibernien liegen, verlachen scherzend die Drohungen des tobenden Oceans. Zu ihnen soll man von Trondemnis, der Stadt der Nordmannen, in einem Tage zu Schiffe gelangen können, und ebenso soll von den Orchaden eine gleiche Strecke Weges sein, sei es, daß man nach England steuert oder nach Scotien umbiegen will. Für eben diese Orchadeninseln setzte unser Primas, obwohl sie bisher von den Bischöfen der Angeln und Scoten regiert wurden, dennoch auf Befehl des Papstes den Turolf als Bischof in der Stadt Blascona[84] ein, um für sämtliche Inseln zu sorgen.

35. „Die Insel Thyle,SCH. 146. welche durch das unbegrenzte Meer von den übrigen getrennt, fernhin inmitten des Oceans liegt, wird, wie man sagt, für kaum bekannt gehalten.[85] Ueber sie wird sowohl von den römischen Schriftstellern, als von den Barbaren viel Bemerkenswertes erzählt. „Die fernste aller Inseln ist, sagen sie, Thyle, wo es um die Sommersonnenwende, wenn die Sonne das Zeichen des Krebses überschreitet, gar nicht Nacht, und um die Wintersonnenwende durchaus nicht Tag wird. Dies, meinen sie, geschieht alle sechs Monat“.[86] Ebenso schreibt [234] Beda, daß die hellen Nächte, welche im Sommer in BritannienSCH. 147. herrschen, auf eine unzweifelhafte Weise darauf zurückschließen lassen, daß zur Zeit der Sonnenwende alle sechs Monat ununterbrochen Tag sein muß, und im Winter, wenn die Sonne entfernt ist, durchweg Nacht. Daß dieses auf der Insel Thyle, welche um sechs Seetagereisen von Britannien entfernt liege, geschehe, berichtet Pytheas von Massilien.[87] Dies Thyle nun heißt jetzt Island, von dem Eise, welches den Ocean fesselt. Von dieser Insel wird auch die Merkwürdigkeit erzählt, daßSCH. 148. u. 149. eben jenes Eis so schwarz und trocken vor Alter zu sein scheint, daß es brennt, wenn man es anzündet.[88]

Die Insel ist aber ausnehmend groß, so daß sie viele Völker enthält, welche allein von der Viehzucht leben und sich mit deren Fließen bedecken. Dort gibt es keine Feldfrüchte, und nur sehr geringen Vorrath an Holz. Darum wohnen sie in unterirdischen Höhlen, indem sie mit ihrem Viehe Obdach und Streu theilen. So in Einfachheit ein heiliges Leben führend, indem sie nichts weiter begehren, als was die Natur gewährt, können sie fröhlich mit dem Apostel sagend „Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasset uns begnügen.“ (1 Tim. 6, 8.) Denn sie betrachten auch ihre Berge wie ihre Städte und ihre Quellen als Gegenstände des Vergnügens. Glücklich in Wahrheit ist dies [235] Volk, dessen Armuth von niemandem beneidet wird,SCH. 150. und darum am glücklichsten, weil jetzt alle dort das Christenthum angenommen haben. Viel Ausgezeichnetes ist in ihren Sitten, ein besonderer Grad von Liebe; woher es kommt, daß sie alles mit einander gemein haben, so mit Fremden, wie mit Einheimischen. Ihren Bischof halten sie wie einen König; seinem Winke gehorcht das ganze Volk; was er nach Gottes Willen, nach der heiligen Schrift, nach dem Brauche anderer Völker festsetzt, das halten sie für Gesetz.SCH. 151. [Ihretwegen brachte unser Metropolit Gott unermeßlichen Dank dar, dafür, daß sie zu seiner Zeit bekehrt wurden, obwohl sie auch vor Annahme des Glaubens nach einem gewissen natürlichen Gesetze nicht so sehr von unserer Religion abwichen.] Daher ordinirte er für sie auf ihr Verlangen einen sehr heiligen Mann, Namens Isleph, der von eben jenem Lande her an den Erzbischof abgesandt, von demselben eine Zeit lang mit außerordentlichen Ehren festgehalten wurde, indem er währenddeß lernte, wie er die neuerdings zu Christo bekehrten Völker heilsam unterrichten könnte. Durch ihn nun übersandte der Erzbischof dem Volke der Isländer und Grönländer seine Hirtenbriefe, indem er ihre Kirchen mit Ehrfurcht begrüßt und ihnen versprach, nächster Tage zu ihnen zu kommen, um sich mit ihnen in voller Freude zu ergötzen. (Röm. 15, 24.) An diesen Worten sind die vortrefflichen Absichten zu loben, die er für seine Mission hegte, wie wir ja auch vom Apostel[89] erfahren, daß er, um das Wort Gottes zu predigen, nach Hispanien reisen wollte, was er nicht ausführen konnte.

Soviel habe ich von den Isländern und dem zuäußerst gelegenen Thyle als zuverlässig erforscht, das Fabelhafte übergehend. [236] 36. Es giebt aber noch mehrere andere Inseln im Ocean, von denen nicht eine der geringsten Grönland ist, welches tiefer im Ocean den schwedischen oder riphäischen Gebirgen gegenüberliegt. Nach dieser Insel soll man in fünf bis sieben Tagen vom Ufer der Nordmannen aus hinsegeln können, sowie nach Island. Die Menschen dort sind von der Salzfluth blaugrün, woher auch das Land den Namen hat. Sie führen ein ähnliches Leben, wie die Isländer, nur daß sie blutgieriger sind und als Räuber die Seefahrenden anfallen. Auch zu ihnen soll, wie man sich erzählt, neuerdings das Christenthum im Fluge hingelangt sein.

37. Die dritte Insel[90] ist Halagland, näher an Nordmannien, an Größe den übrigen nicht ungleich.SCH. 152. Diese sieht im Sommer um die Sonnenwende vierzehn Tage lang fortwährend die Sonne über der Erde stehen und entbehrt im Winter ebenso viel Tage lang der Sonne. Dies ist den Barbaren, welche nicht wissen, daß die ungleiche Länge der Tage sich wegen des Zutritts und Rückschritts der Sonne ereignet, eine staunenswerthe und unbekannte Erscheinung. Denn wegen der runden Gestalt des Erdkreises ist es notwendig, daß der Umlauf der Sonne um die Erde an einer Seite durch das Annahen derselben Tag bringe, an der andern durch ihr Zurücktreten Nacht. Wenn dieselbe nun zur Sommersonnenwende aufgestiegen ist, verlängert sie denen, die im Norden sind, die Tage und verkürzt ihnen die Nächte; indem sie dagegen zur Wintersonnenwende hinabsteigt, bewirkt sie für die im Süden wohnenden das nämliche. Dies nicht wissend, nennen die Heiden jene Insel ein heiliges und glückseliges Land, weil es den Sterblichen ein solches Wunder [237] vorführe. Es hat nun der König der Dänen nebst vielen Anderen bezeugt, daß dies sich dort ereigne, wie auch in Schweden und in Norvegien und auf den anderen dortigen Inseln.

38. Außerdem erzählte er, daß noch eine Insel in jenem Ocean von vielen Leuten gefunden sei, welche Winland heiße, darum weil dort Weinstöcke wild wüchsen, die den besten Wein trügen.[91] Daß dort auch Feldfrüchte ungesäet im Ueberflusse vorhanden sind, erfahren wir nicht durch fabelhafte Meinung, sondern zuverlässige Erzählung der Dänen. [Hinter dieser Insel, sagte er, wird kein bewohnbares Land in jenem Ocean gefunden, sondern alles was jenseits liegt, ist voll unerträglichen Eises und unermeßlicher Finsterniß. Dieses Umstandes gedenkt Marcian (S. 215) mit folgenden Worten: „Ueber Thile hinaus ist eine Tagereise weit das Meer geronnen.“ Das hat neuerdings der sehr erfahrene Nordmannenfürst Harald[92] selbst erlebt, indem er, die Breite des nördlichen Oceans mit seinen Schiffen durchforschend, endlich, als vor ihren Augen die Grenzen der schwindenden Welt düster dalagen, dem ungeheuren Schlunde des Abgrundes kaum mit rückwärts gewendeten Schritten wohlbehalten entrann.]

39. Ebenso erzählte uns der selige Erzbischof Adalbert, daß in den Tagen seines Vorgängers einige adeliche Männer aus Friesland, um das Meer zu durchschweifen, gen Norden gesteuert seien, darum weil unter den Bewohnern jenes Landes die Rede geht, daß wenn man von der Mündung des Flusses Wirraha in gerader Richtung nach Norden zu ausläuft, einem kein Land, sondern nur der unbegrenzte Ocean entgegentritt.[93] Um diese so auffallende Erscheinung zu ergründen, hatten sich diese Genossen eidlich mit einander verbunden, und liefen nun [238] mit fröhlichem Jubelgeschrei vom Ufer der Friesen aus. Darauf kamen sie, hier Dännemark, dort Britannien liegen lassend, zu den Orchaden. Nachdem sie darauf diese linker Hand liegen gelassen hatten, während sie Nordmannien zur rechten Hand hatten, kamen sie nach langer Ueberfahrt zum eisigen Island.[94] Als sie von da aus das Meer durchfurchend, auf die äußerste Are des Nordens zueilten, und nun alle die oben erwähnten Inseln hinter sich sahen, Gott dem Allmächtigen und dem heiligen Bekenner Willehad ihre Fahrt und Kühnheit empfehlend, da verfielen sie plötzlich in jene schwarze Finsterniß des starrenden Oceans, welche mit den Augen kaum zu durchdringen war. Und siehe, da zog der Sund des wechselvollen Oceans, zurückeilend zu gewissen geheimnißvollen Anfängen seiner Quelle, die unglücklichen Seefahrer, die bereits verzweifelten, ja an nichts, als nur an den Tod dachten, mit der heftigsten Gewalt nach jenem tiefen Chaos hin [dies soll der Schlund des Abgrundes seines, von welchem, wie die Sage geht, alle Rückströmungen des Meeres, die abzunehmen scheinen, verschlungen und wieder ausgespieen werden, was man die wachsende Fluth zu nennen pflegt.[95] Da, als jene nur noch die Barmherzigkeit Gottes anflehten, daß er ihre Seelen zu sich nehmen möchte, riß jene zurücklaufende Gewalt des Meerstroms einige Schiffe der Genossen hinweg, die übrigen aber trieb der wieder ausspeiende Hervorlauf des Wassers weit von den anderen rückwärts hin. So unterstützten jene, von der drohenden Gefahr, die sie mit den Augen erblickten, durch Gottes gelegene Hülfe befreiet, mit aller Anstrengung rudernd die Macht der sie forttreibenden Strömung.

40. Und als sie nun der gefahrdrohenden Finsterniß und dem Lande der Kälte entrannen, da landeten sie unverhofft auf [239] einer Insel, welche mit sehr hohen Klippen wie eine Stadt mit Mauern rings umgeben war.[96] Wie sie darauf, sich das Land zu besehen, daselbst ausstiegen, fanden sie dort Menschen, welche in unterirdischen Höhlen zur Mittagszeit verborgen lagen, vor deren Thüren eine unermeßliche Menge von goldenen Gefäßen und von solchen Metallen lag, welche von den Sterblichen für selten und kostbar gehalten werden. Daher nahmen denn die erfreuten Ruderer von diesen Schätzen, soviel sie fortbringen konnten, und kehrten eilig zu den Schiffen zurück, als sie plötzlich zurückblickend Menschen von wunderbarer Größe hinter sich herkommen sahen, welche die Unseren Cyklopen nennen. Vor denselben liefen Hunde her, die auch die gewöhnliche Größe dieser Vierfüßer überschritten. Diese stürzten heran und rissen einen von den Genossen hinweg, der augenblicklich vor ihren Augen zerfleischt wurde; die anderen aber wurden in die Schiffe aufgenommen und entrannen so der Gefahr, indem die Riesen sie, wie sie erzählen, beinahe bis auf die hohe See hinaus schreiend verfolgten. Von solchem Glücke geleitet, gelangten die Friesen nach Bremen, wo sie dem Erzbischof Alebrand alles der Ordnung nach erzählten und dem frommen Christ und seinem Bekenner Willehad für ihre Heimkehr und Rettung Opfer des Dankes darbrachten.

[Es gibt auch noch anderes, was nicht unpassend hier zu sagen wäre: von jener Fluth des Meeres, die an einem Tage zweimal hervortritt, was bei Allen die größte Verwunderung erregt, so daß selbst die Naturkundigen, welche die Geheimnisse der Dinge durchforschen, über diese Erscheinung, deren Ursprung sie nicht kennen, in Zweifel gerathen. Und während Macrobius[97] und Beda[98] in Bezug auf diesen Gegenstand etwas Passendes vorzubringen scheinen, Lucanus[99] aber bekennt, er wisse nichts davon, so streiten die verschiedenen Schriftsteller mit abweichenden [240] Ansichten gegen einander an, alle aber verlieren sich in unsicheren Beweisführungen. Uns indeß genügt es, mit dem Propheten auszurufen: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Ps. 10, 4. 24.) Und wiederum: „Himmel und Erde ist dein (Ps. 89, 12) und du herrschest über das ungestüme Meer (Ps. 89, 10) und deine Gerichte sind wie eine große Tiefe“ (Ps 36, 7), und darum werden sie mit Recht unbegreiflich genannt. (Röm. 11, 33.)]

41. Das ist, was ich von dem Wesen der nördlichen Länder in Erfahrung gebracht habe, um es zur Ehre der Hammaburger Kirche herzusetzen, die wir mit so großen Gaben göttlicher Liebe beschenkt sehen, daß sie bereits eine unzählbare Menge von Völkern, deren Mutterkirche sie geworden ist, durch die Wirksamkeit ihrer Predigt großenteils zum Christenthume bekehrt hat, indem sie nur da erst ihrer Verkündigung des Evangelii Stillschweigen gebeut, wo die Welt ein Ende hat. Diese heilbringende Mission unter den Heiden, welche zuerst der heilige Anscar begann, ist bis auf den heutigen Tag beständig in glücklicher Zunahme fortgeschritten, bis zum Heimgange des großen Adalbert, in ungefähr einer Zeit von 240 Jahren.

42. Und siehe! jene so wilde Nation der Dänen, oder der Nordmannen, oder der Schweden, die nach den Worten des heiligen Gregorius nichts anders konnte, als auf barbarische Weise mit den Zähnen knirschen[100], hat jetzt schon längst gelernt zu Gottes Lobe ein Hallelujah anzustimmen! Siehe, jenes seeräuberische Volk, von welchem einst, wie wir lesen, alle Lande Galliens und Germaniens ganz verheert wurden, begnügt sich jetzt mit seinem eigenen Gebiete, indem es mit dem Apostel spricht: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebr. 13, 14), und: „Wir glauben zu sehen [241] das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen!“ (Psalm 27, 13.) Siehe, jenes fürchterliche Land, stets unnahbar wegen des Dienstes der Götzen,

und der nicht mild’re Altar der skythischen Göttin Diana[101] legt bereits seine natürliche Wuth ab, und läßt die Prediger der Wahrheit überall voll Wetteifers zu, und indem die Altäre der Dämonen zerstört werden, erheben sich hie und da Kirchen, und der Name Christi wird von Allen in gemeinsamem Lobliede gepriesen. Denn das ist, was die rechte Hand des Höchsten ändert (Psalm 77, 11), und so schnell eilt das Wort des allmächtigen Gottes vorwärts, daß im Aufgange der Sonne wie im Untergange, im Norden wie im Süden zu lobpreisen ist der Name des Herrn, und daß jede Zunge bekennen muß, daß unser Herr Jesus Christus in der Glorie ist Gottes des Vaters, mit dem Vater und dem heiligen Geiste lebend und regierend von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Meister Adams. Epilog an den Bischof Liemar.


Großer Gebieter, nimm hin voll Huld die Gabe des Knechtes,

Die er Dir beut und der Kirche aus liebeerfülletem Herzen.
Freilich gering nur ist sie, und kaum, ich glaub' es, verdient sie
Vor den Augen des Cato noch einmal gelesen zu werden.
Denn mit rhetorischen Blumen ja weißt Du die Rede zu schmücken,
Deine Zung' ist ein Schlüssel zum Schatze von heiligen Büchern,
Und die göttlichen Schritten der Väter erforschest Du sorgsam:
Was wird nun wohl Dir mein stammelnd Gerede noch gelten?
Aber bedenke, obwohl die vielen Gaben der Reichen
Freundlichen Blicks ansahe der Herr, so preist er die Scherflein,

Doch die zween vor allem, das Opfer der dürfttgen Wittwe [102].
[242]
Auch vertraue ich fest, daß nicht geringe Empfehlung

Meiner Schrift es bringt, daß nichts Erdichtetes, Fremdes
In ihr ist, vielmehr ein jegliches Blatt nur der Kirche
Lob verkündet, das wahre, und Bremens Geschichte entwickelt.
Feiert man hoch die Gesponsin, so hat die Ehre der Sponse:
Dich verherrlicht das Lob, das Deiner Kirche zu Theil wird.
Ferner, sobald Dein Fuß zahllose Gefilde von Büchern
Wandernd betritt, so ist doch stets nicht Dein, was Du liesest,
Andern gehöret es an; nicht so dies Buch: es gehört Dir,
Dir nur allein, Dich hat es vor Augen, Dir ist es gewidmet.
Denn genau bis zu Dir beschreibt es die Thaten der Väter.
Darum gewähre die Wünsche und schone das Streben des Jünglings;
Mach', ich flehe Dich an, daß getäuscht nicht werde die Hoffnung
Deines Knechtes, der Dir zum Ruhm selbst Dichter zu sein wagt.
Denn ich bekenne Dir frei, ehrwürdiger, trefflicher Hirte,
Konnt' ich es auch nicht schön, doch wahrhaft hab' ich geschrieben,
Die nur als Zeugen benutzend, die bestens kennen die Sache.
Ruhm nicht oder Geschenke erstrebend hab' ich geschrieben,
Nur Dein Beifall ist's, der, denk' ich, lohnet die Mühe.
Ferner erwäge Du auch, Unehre nicht erntet Dein Kloster
Wahrlich davon, daß selbst der geringste der Brüder die größten
Thaten zu schildern vermochte der Kirche; eine Geschichte,
In der gleich schon der Uranfang auf das hellste hervorstrahlt,
In der dann, wie das Heil den Völkern des Nordens gebracht ward,
Aufgezeichnet sich findet; so wie die Thaten der Männer,
Die im Amte Dir gingen voran, ausführlich erzählt sind.
Einst wird kommen die Zeit, wo auch Dein Wirken, so ruhmvoll,
Volleren Tones ich singe zur heller erklingenden Leier,
Ich selbst, wenn ich hienieden noch weile, oder ein Andrer
Aus dem gebildeten Kreise der Männer, die zu Dir emporschau'n.
Freilich kennt Dich bereits der Erdkreis, und es bedarf nicht

Erst der Schrift: Dein Thun pflanzt fort die ewige Fama.
[243]
Blieb wohl Deine so glückliche Wahl noch Einem verborgen,

Als nach alter Weise der Väter der heilige Geist selbst
An dem Tage, wo wieder sein Fest die Gläubigen fei'rten[103],
Dich als gotterwählten und würdigen Hirten nun kund gab?
Mit wie vielen Thränen des Volkes wurdest erkauft Du!
Fließen sahen wir sie, als lang’ unterdrücketes Sehnen
Nun bei Allen hervor in strömenden Worten sich Bahn brach,
Als sie in heißem Gebete den Herrn anflehten, Du möchtest
Dich als solchen erweisen, wie Dich ihr hoffender Blick sah,
Und weit besser doch sein, als unsere Schwäche verdiene,
Unsere Schwäche im Glauben, nicht werth des trefflichen Hirten.
Du ja nimmst dem Volk vom Nacken die drückende Kette,
Und von der Last der Ruthen die seufzenden Menschen befreiend,
Wandelest Du in Lust den Schmerz des weinenden Volkes.
Du auch setzest den Clerus, den räuberisch freche Gewaltthat
Schwer bedrückt, wieder ein in das Seine, welches ihm zukommt
Du erlösest uns auch von längst veraltetem Irrthum.
Du gibst ihre Zierde zurück den heiligen Tempeln.
Du rufst wieder den Frieden herbei, den Hader und Zwietracht
Lange den Landen geraubt und den Kirchen, und drohet der dritte
Blutige Kampf, Du tauschest den Streit mit dem Kuß der Versöhnung.[104]
Ist jetzt etwas noch, das störet die herrschende Freude,
Gebe Gott, daß Du es beseitigest; gebe er dann auch,
Daß durch Dich von den Fesseln erlöst, die so lange sie netzen
Mit den heißesten Thränen, emporsteig’ Bremen und Hamburg,
Dieses bedrängt von den Heiden und jenes bedrückt von Tyrannen.
Vater Liemar, reich beglücke die Gnade des Herrn Dich;

Dein stets sind wir, die Heerde Dein, mit Herzen und Munde.

[244]

Anhang.
Die britannischen Inseln.


(Diese Aufzeichnung wurde im 6. Band des Archivs der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, S. 887-889, von Pertz aus einer Leydener Handschrift vom Anfang des 13. Jahrhunderts herausgegeben; vgl. Lüdecke: Ueber zwei Handschriften des Solin, Bremen 1866, über eine zweite Kopenhagener Handschrift.)

Norwege, Haliande. In diesem Lande leuchtet die Sonne funfzehn Tage lang ohne Unterbrechung vor dem Feste Sanct Johannis des Täufers, und funfzehn Tage nach demselben, und ebenso der Mond vor und nach Weihnachten.

Scotien. Ein Theil dieses Landes heißt Mores[105]; da sind Christen, bei denen aber die Sitte eingewurzelt ist, daß, wenn einer aus der Menge oder vom geringen Volke stirbt, er auf dem Felde oder an der Straße ohne Begräbniß gelassen wird. War er aber ein reicher Mann, so binden sie ihm einen Stein an den Hals und versenken ihn ins Meer. War er ein vornehmer Mann, so binden sie ihn an einen Baum, gleich als ob er auf einer Marterbank ausgestreckt wäre, und lassen ihn da verfaulen.

Goutlande, Swetyde, Grenelande. Die Bewohner dieses Landes geben sich zum Theil für Christen aus, haben aber weder Glauben, noch Beichte, noch Taufe. Zum Theil aber verehren sie, obgleich sie ebenfalls Christen sind, den Jupiter und den Mars. [245] Yslande. Das Eis des Meeres geräth auf dieser Insel durch Zusammenstoßen in Brand, und glüht, wenn es entzündet ist, wie Holz.[106] Hier sind auch gute Christen, aber im Winter wagen sie wegen der übergroßen Kälte nicht, aus ihren unterirdischen Höhlen herauszukommen. Denn wenn sie einmal herauskommen, werden sie vom Frost so sehr verbrannt, daß sie wie Aussätzige durch eine immer zunehmende Geschwulst die Farbe verlieren. Wenn sie sich zufällig die Nase putzen, so reißen sie mit dem Schleim die Nase selbst ab und werfen sie fort.

Yslande, Inzegale. An diese reihen sich vierzig Inseln, welche bewohnt sind, Aerregunthe, Kentyre, Nesum, Man.

[246] 

Scholien

[199] Schol. 95. Der Wald Isarnho beginnt beim See der Dänen, welcher Slia heißt, und erstreckt sich bis nach der Stadt der Sclaven hin, die Liubice[107] heißt, und bis an den Fluß Travenna.

[200] Schol. 96. Von Ripen nach Flandern, nach Cincfal[108] kann man in zwei Tagen und ebensoviel Nächten segeln, von Cincfal nach Prol[109] in England in zwei Tagen und einer Nacht. Dies ist die letzte Spitze Englands gegen Süden, und die Fahrt dahin von Ripen aus ist winkelig und schwankt zwischen Süd und West. Von Prol gehts nach St. Mathias (Cap St. Mathieu) in Britannien (Bretagne) in einem Tage, von da nach Far bei St. Jacob (Ferrol bei Santiago de Compostela) in drei Tagen und drei Nächten. Von da nach Leskebone (Lissabon) in zwei Tagen und zwei Nächten und diese Fahrt ist ganz winkelig zwischen Süd und West. Von Leskebone nach Narwese[110] in drei Tagen und drei Nächten, in winkelförmiger Fahrt zwischen Ost und Süd. Von Narwese nach Arragun (Tarragona) in vier Tagen und vier Nächten, in winkelförmiger Fahrt zwischen Nord und Ost. Von Arragun nach Barzalun (Barcelona) in einem Tage, in ähnlicher Weise zwischen Nord und Ost. Von Barzalun nach Marsilien (Marseille) in einem Tage und einer Nacht, beinah ganz nach Osten, jedoch ein wenig nach der Südseite zugekehrt. Von Marsilien nach Mezcin (Messina) in Sicilien in vier Tagen und vier Nächten, in winkelförmiger Fahrt zwischen Ost und Süd. Von Mezcin nach Accharon (St. Jean d’Acre) in vierzehn Tagen und ebensoviel Nächten, indem man sich mehr dem Osten nähert.

[201] Schol. 97. Nach England hin entfaltest Du mit günstigen Südostwinden die Segel.

Schol. 98. Der erste Bischof von Schleswig war Harold, der zweite Poppo, der dritte Rodolph.

Schol. 99. Der erste Bischof zu Ripen war Lyafdag, der zweite Othencar, der dritte Wal, der vierte Odo.

Schol. 100. Zwischen Arhusan und Wendila in der Mitte liegt Wiberch bei ..ta..

Schol. 101. Zwischen dem Ocean und dem Meere von Wendile liegt das Vorgebirg Skagen, welches den nördlichen Inseln zugekehrt ist.

Schol. 102. Wendila, eine aus drei Theilen bestehende Insel, an der Mündung der Meerenge, wo diese vom oceanischen Meere her eintritt.

Schol. 103. Der erste Bischof in Wendile war der Mönch Magnus, der zweite Albrich.

[202] Schol. 104. In diesem Ocean, der bereits vorher (Kap. 1) erwähnt wurde, liegt die Insel, welche eigentlich Fosetisland heißt, jetzt aber den Namen Farria oder Heiligland führt. Sie ist von England um eine Ruderfahrt von drei Tagen entfernt. Uebrigens liegt sie dem Lande der Friesen nahe und unserer Wirraha (Weser), so daß man sie von da aus liegen sehen kann. (Es folgt noch ein Satz, von welchem nur einzelne Buchstaben lesbar sind)

[203] Schol. 105. Im Leben Liudgers wird erzählt, daß zu Zeiten Karls ein gewisser Landrich vom Bischof getauft sei.

Schol. 106. Der erste Bischof in Fiunien war Rehinher, der zweite der Mönch Eilbert.

Schol. 107. Zwischen Seland und Fune liegt eine kleine Insel, die man Sproga (Sprogöe) nennt: dies ist eine Höhle der Räuber, ein Gegenstand großen Schreckens für alle Hinüberfahrenden.

Schol. 108. Der erste Bischof in Seland war Gerbrand. der zweite Avocco, der dritte Willelm.

[204] Schol. 109. Das Beil hängt öffentlich auf dem Markte, den Schuldigen mit dem Todesurtheil drohend, nach dessen Empfang man denjenigen, welchen es nun einmal getroffen hat, eben so frohlockend zum Tode gehen sieht, als ginge er zum Gastmahl.

[205] Schol. 110. Der erste Bischof in Sconien war Bernhard, der zweite Heinrich und Egino.

Schol. 111. Von dieser Insel sind zuerst die Longobarden oder Gothen ausgegangen[111], und sie wird von den Geschichtschreibern der Römer Scantia oder Gangavia[112] oder Scandinavien genannt. Die Metropolis derselben ist die Stadt Lundona, welche der Besieger Englands Chnud, zu einer Nebenbuhlerin des britannischen Lundona bestimmte.

[206] Schol. 112. Den Schweden verkündigten das Evangelium Lifdag, Poppo, der ältere Odinkar, Gotebald, der auch den Norwegern predigte.

[207] Schol. 113. Lundona, die erste Stadt Sconiens, ist ebensoweit vom Meere entfernt, wie von Dalboe.

Schol. 114. Jener Funer war wegen eines Criminalprocesses vom Erzbischofe vom Amte suspendirt und starb auf der Reise, als er sich nach Rom zum Gerichte begeben wollte.

Schol. 115. Das östliche oder barbarische oder scythische oder baltische Meer ist ein und dasselbe Meer, welches Marcian und die alten Römer die scythischen oder mäotischen Sümpfe oder die Einöden der Geten oder das scythische Ufer nennen. Dieses Meer nun, welches vom westlichen Ocean her zwischen Dännemark und Norwegen eintritt, erstreckt sich in bisher unerforschter Länge gen Osten.

[209] Schol. 116. Ruzzien wird von den Barbaren Ostrogard genannt, weil es, im Osten gelegen, gleichwie ein durchwässerter Garten an allem Guten Ueberfluß hat. Es wird auch Chungard genannt, weil dort zuerst der Sitz der Hunnen war.

[213] Schol. 117. Reune ist die Insel der Runer, in der Nachbarschaft der Stadt Jumne, die allein einen König haben.

Schol. 118. Der löblichen Eigenschaften dieser Völker gedenkt Horaz in seinen lyrischen Dichtungen so:

Besser lebt ja der Steppenskyth’,

Auf dem Karren nach Brauch führend das Wanderhaus,
Besser starrendes Getenvolk, - -
Dem nicht über ein Jahr Aecker zu bau’n behagt. - -
Reiches Erb’ ist der Zeugenden
Tugend - -
Und das Fehl unerhört oder der Lohn ist der Tod.

     (Horaz’ Oden Buch IIII. Od. 24. V. 9-11; V. 14; V. 21, 22 und 24 nach Voß)

Bis auf den heutigen Tag leben die Türken, die den Russen nahe sind, so, und die übrigen Völker Scythiens.

[214] Schol. 119. Als Emund, der König der Sueonen, seinen Sohn Amund zur Erweiterung seiner Herrschaft gen Scythien aussandte, kam dieser zuletzt zu Schiff in’s Land der Weiber. Diese mischten alsbald Gift in die Quellen und tödteten also den König samt seinem Heere. Dies haben wir bereits oben gesagt; Bischof Adalward hat es uns selbst erzählt, bezeugend, daß dies und Anderes völlig wahr sei.

[215] Schol. 120. Die in ihrer Sprache Wilzen heißen, die blutdürstigsten Vielfraße, welche der Dichter Gelanen[113] nennt.

[216] Schol. 121. Die vom dänischen Sconien aus zu Wasser nach Birca fahrenden haben eine Reise von fünf Tagen, von Birca aber nach Ruzzien ist gleichfalls eine Seereise von fünf Tagen.

Schol. 122. Dort in Birca ist der Hafen des heiligen Ansgar und der Grabhügel des heiligen Erzbischofs Unni, dort ist ein in Wahrheit beliebter Aufenthalt der heiligen Bekenner, die von unserem Bischofsitze ausgegangen sind.

[217] Schol. 123. (Dieses gehört dem Inhalt nach zu Schol. 127.)

Schol. 124. Tacitus giebt auch den Sueven diesen Namen der Sueonen. (Zusatz einer sehr jungen und schlechten Handschrift)

Schol. 125. S. unten nach 127.

Schol. 126. Der Fluß Gothelba trennt Gothien von den Nortmannen; er ist an Größe nicht ungleich jener Elbe in Sachsen, von der er den Namen hat.

[218] Schol. 127. An diesem Gebrechen leiden auch die Sclaven und die Parther und die Mauren, wie Lucan (VII., 399) von den Parthern bezeugt und Sallust (Ingurtha K. 80) von den Mauren.

Schol. 127*. (123). Paulus in der Geschichte der Langobarden (B. I. K. 1—5, S. 11 ff. der Uebersetzung Abel’s) von der Fruchtbarkeit der nördlichen Völker und den sieben Männern, welche am Ufer des Oceans in der Landschaft der Scritesinger liegen.[114]

Schol. 127**. (125). Die Dänen, Schweden und Nortmannen und die übrigen Völker Scythiens werden von den Römern Hyperboreer genannt, und Marcian erhebt sie mit hohem Lobe.[115]

[219] Schol. 128. Alles, was bei den Barbaren in Privatangelegenheiten geschieht, wird vermittelst des Looses beschafft. In öffentlichen Angelegenheiten aber werden auch die Aussprüche der Dämonen eingeholt, wie man das im Leben des beil. Ansgar (K. 18, 19, 27 u. 30) sehen kann.

[220] Schol. 129. Die Gothen werden von den Römern Geten genannt. Von ihnen scheint Virgil zu singen:

     und des wilden Gelonen,

Wann er zum Rhodope flieht und zur einsamen Wüste der Geten

Und geronnene Milch mit dem Blute der Rosse sich mischet.[116]

Dies sollen noch heutzutage die Gothen und die Semben thun, die sich, wie gewiß ist, in der Milch der Stuten berauschen.

Schol. 130. Obwohl vor diesen die Bischöfe der Dänen oder Angeln in Schweden predigten, so war doch Thurgot besonders für Gothien ordinirt für das Bisthum von Scarane.

Schol. 131. Vom König Harold eingeladen, kam Adalward auch nach Nordwegien und ward wegen seiner Heiligkeit und des Rufes seiner Verdienste ehrenvoll aufgenommen. Als er fortging, schenkte ihm der König so viel Geld, daß er damit sofort dreihundert Gefangene loskaufte. Adalward der Jüngere fand, als er damals nach Gothien kam, seinen Namensgenannten krank, besorgte voll Trauer dessen Leichenbegängniß und eilte dann weiter nach Sictona. Späterhin aber, da er von den Heiden zurückgewiesen wurde, kam er nach der Stadt Scarane, wohin man ihn eingeladen hatte, was unserm Erzbischof mißfiel, weshalb er ihn als einen Verletzer der kanonischen Gebote nach Bremen berief.

[221] Schol. 132. Halsingland ist das Land der Sctitefinnen, belegen in den riphäischen Bergen, wo beständig Schnee liegt.[117] Die Menschen dort, von der Kälte wie gestählt, kümmern sich nicht um häusliches Obdach; sie bedienen sich des Fleisches des Wildes zur Nahrung und der Felle desselben zur Kleidung.[118]

[222] Schol. 133. In den hyperboreischen Bergen sollen außer anderen Ungeheuern auch Greife vorkommen.[119]

[223] Schol. 134. Nahe bei diesem Tempel steht ein sehr großer Baum, der seine Zweige weithin ausbreitet und im Winter, wie im Sommer immer grün ist. Welcher Art derselbe ist, weiß niemand. Dort ist auch eine Quelle, wo die Heiden Opfer anzustellen und einen Menschen lebendig zu versenken pflegen. Wenn dersebe nicht wiedergefunden wird, so ist der Wunsch des Volkes bestätigt.

Schol. 135. Jenen Tempel umgiebt eine goldene Kette, welche an dem Giebel des Gebäudes hängt und den Herankommenden weithin zublinkt, darum weil das Heiligthum selbst im Thale gelegen und ringsum wie ein Theater von Bergen umgeben ist.

[224] Schol. 136. Unlängst aber soll der sehr christliche König der Sueonen, Anunder[120], da er das gebräuchliche Nationalopfer den Dämonen nicht darbringen wollte, aus seinem Reiche vertrieben, freudig aus der Versammlung des Volkes hinweggegangen sein, weil er für würdig gehalten wurde, um Jesu Christi willen Schmach zu dulden.

Schol. 137. Neun Tage werden Schmäuse und dergleichen Opfer gefeiert. An jedem Tage opfern sie einen Menschen nebst anderen Geschöpfen, so daß es in neun Tagen 72 Geschöpfe werden, die man opfert. Dies Opfer findet statt um die Frühlingsnachtgleiche.

[226] Schol. 138. Es ist uns aber von einigen aus dem Gefolge des Bischofs Adalward erzählt worden, daß ihm, sobald er nach Sictona kam, zu einer Messefeier siebenzig Mark Silbers von den Opfernden in die Hand gelegt seien. Denn so große Andacht hegen alle Völker des Nordens. Damals kehrte er auch unterwegs in Birca ein, welches jetzt zur Einöde geworden ist, so daß kaum noch Spuren der Stadt sichtbar sind; daher ist auch das Grab des heiligen Unni nicht aufzufinden gewesen.

[227] Schol. 139. Von jenen Nordmannen, die jenseits Dännemarks leben, sind diejenigen Nordmannen hergekommen, welche Francien bewohnen, und von diesen aus hat neuerdings Appulien die dritten Nordmannen empfangen.

[229] Schol. 140. Von der Bestattung der Heiden ist, obwohl sie an eine Auferstehung der Fleisches nicht glauben, doch das bemerkenswerth, daß sie nach Art der alten Römer ihre Leichenbestattungen und Gräber mit der größten Andacht ehren. Uebrigens legen sie eines Mannes Geld zu demselben in’s Grab, so wie die Waffen und was derselbe sonst im Leben besonders lieb hatte, eine Sitte, welche auch von den Indern berichtet wird. Dies leitet man ab von der alten Sitte der Heiden, in deren Mausoleen dergleichen noch gefunden zu werden pflegt, da sie in Henkelkrügen oder in andern kleinen Gefäßen ihre Schätze mit sich begraben ließen.

[230] Schol. 141. Paulus also[121] in der Geschichte der Longobarden[122] versichert, im äußersten Norden unter den Scritefingen lägen in einer Höhle des Oceans sieben Männer wie im Schlafe, über die verschiedene Meinung herrsche, und daß sie jenen Völkern am Ende der Welt das Evangelium verkünden werden. Andere sagen, von den elftausend Jungfrauen seien etliche dahin gekommen, deren Gesellschaft samt den Schiffen von dem Berge verschüttet seien, und dort geschähen Wunder: Dort erbauete Olaph auch eine Kirche. Olaph also, der höchstgerechte König, brachte die Nordmannen zuerst zum Christenthume. Magnus, sein Sohn, unterjochte die Dänen. Harald, der sehr unwürdige Bruder Olaphs, unterwarf die Orchaden seiner Herrschaft und erweiterte sein Reich bis zu den riphäischen Bergen und bis nach Island[123] hin.

[231] Schol. 142. Obwohl vor ihm[124] von den Unseren Lifdag, Odinkar und Poppo jenem Volke das Evangelium verkündigten. Das können wir behaupten, daß die Unseren gearbeitet haben und daß die Engländer in ihre Arbeiten eingetreten sind. Diesem[125] nämlich, nebst dem Meinhard[126] und dem Albert[127], welche anderswo ordinirt waren, übertrug der Erzbischof, als sie zu ihm kamen, indem er sie außerdem noch beschenkte, das Amt, sowohl in Nordmannien, als auf den Inseln des Oceans seine Stelle zu vertreten.

[232] Schol. 143. (Die Schriftzüge dieses Scholions sind ganz verwittert und unleserlich.)

Schol. 144. Von dem britannischen Ocean, welcher Dännemark und Nordmannien berührt, werden von den Seefahrern große Wunder erzählt; daß nämlich um die Orchaden herum das Meer so zusammengeronnen und durch das Salz so verdickt sei, daß die Schiffe kaum anders fortzubewegen seien, als mit Hülfe des Sturmwindes; daher wird auch in unsrer Sprache eben dieses Meer Libersee genannt[128].

Schol. 145. Hier wird offenbar, daß der Verfasser dieses Büchleins aus dem oberen Deutschland stammte, weshalb er sehr viele Worte und Eigennamen, indem er sie seiner Sprache anpassen wollte, für uns verderbt hat.[129]

[233] Schol. 146. Tyle, gelegen im oceanischen Meere, von allen Inseln die fernste, hat nach Solinus (Kap. 22) zur Winterzeit kaum einen Tag, und zur Sommerzeit gar keine Nacht. Denn …

[234] Schol. 147. Britannien ist die größte aller Inseln. Von ihr gelangt man in einer Fahrt von neun Tagen nach Thile. Von da aus ist eine Fahrt von einem Tage bis zum gefrorenen Meere. Dies ist deshalb gefroren, weil es nie von der Sonne erwärmt wird.

Schol. 148. Wenn man von dem dänischen Landvorsprunge Alaburg ausläuft, so soll man eine Fahrt von dreißig Tagen nach Island haben, von wenigeren aber, wenn der Wind günstig ist.

Schol. 148. Neben Island ist der mit Eis bedeckte und siedende und dunkle Ocean.

[235] Schol. 150. Bei ihnen ist kein König, als nur das Gesetz „und das Fehl unerhört, oder der Lohn ist der Tod.[130]

Schol. 151. Die größte Stadt daselbst ist Scaldholz (Skalholt).

[236] Schol. 152. Andere sagen, Halagland sei der hinterste Theil Nordmanniens, weil es den Scritefingen zunächst liege, unzugänglich durch die Rauheit seiner Berge und des Frostes.

Anmerkungen der Übersetzung von J. C. M. Laurent

  1. Jetzt der dänische Wohld. Vergl. Schol. 14.
  2. D. i. die Ostsee.
  3. D. i. der Meerbusen Schlei.
  4. Aalborg.
  5. Jetzt Benfyssel, ein Theil des nördlichen Jütlands, jenseits des Lymfiord.
  6. Adam erzählt oben Buch II, Kap. 3 dasselbe, nennt aber den Ottinsand Ottinsund. Dahlmann, Gesch. von Dännemark, Buch I, Seite 80, sagt, der Ottensund liege gegenüber der Halbinsel Thyt. Es ist ein Theil des Lymfiord, und soll seinen Namen von einer Odde, d. i. Landzunge, haben. Adam meint Otto I., es hat aber nur Otto II. einen solchen Feldzug unternommen. W.
  7. Ueber terra salsuginis siebe oben Seite 108, Anm 1.
  8. Siehe oben B. II, Kap. 70 und B. III, Kap. 23.
  9. Conversum a pyratis, was Lappenberg erklärt: divertentem, fugientem a piratis. Mir scheint das sprachlich nicht möglich zu sein. W.
  10. Siehe Alkuins Leben des heiligen Willebrord und das Leben des heiligen Liudger, Buch I, Kap. 19.
  11. Hieraus, wie auch schon aus Kap. 2 zu schließen war, erhellt, daß Adam Fünen zu nördlich setzt.
  12. Wie z. B. Bernhard. Siehe oben Band II, Kap. 58.
  13. Nämlich um’s Jahr 1060, wie aus den zwölf Amtsjahren, die im folgenden, neunten Kapitel dem Egino zugeschrieben werden und aus Adams Worten, Buch III, Kap. 24, zu schließen ist.
  14. Ihr Name ist noch erhalten in der Provinz Blekingen.
  15. Bornholm
  16. Im Leben Karls des Großen, Kap. 12.
  17. Das nördliche Eismeer wurde mit einem uralien mythologischen Namen Dumbshaf genannt, woher die Araber es das Meer Tumi nennen. S. Rasmussen über den Verkehr des Orients mit Rußland und Scandinavien Kap 27. L. Vergl. unten Kap. 33
  18. Vermutlich ist zu lesen Gamul Wolf, Wolf der Alte. Lappenberg. - In der lateinischen Ausgabe findet sich jedoch diese Vermutung nicht. Man vermuthet in ihm den auch sonst bekannten Jarl Ulf.
  19. Siehe oben Buch II, Kap. 10, Seite 70.
  20. Skagen, Vendilsskagen.
  21. Sollte richtiger heißen: „denen die Wilzen gegenüberliegen“.
  22. Die letzten Worte stehen bei Einhard schon vorher.
  23. Siehe De nuptiis philologiae I, VI, p. 214 editionis H. Grotii. Vergl. Solin, Kap. 16.
  24. Er unterscheidet also das Kattegat nicht vom baltischen Meere. Siehe unten Kap. 30.
  25. Von den Amazonen siehe unten Kap. 19.
  26. Von den Wizzen oder Albanern, siehe unten Kap 19.
  27. Diese nennt Jordanes, Kap. 23, Merener, Restor Buch II, Kap. 24, Merja. Sie waren ein Stamm der östlichen Finnen und wohnten um den Rostower und Kleschtschiner See. Siehe Zeuß, Die Deutschen, Seite 688, 690.
  28. Ein Stamm der nördlichen Esthen. Siehe Zeuß a. a. O, Seite 681 f.
  29. Restor Buch II, Kap. 24 nennt sie Tschud.
  30. Die Stadt Abo wird von den Finnen Turku genannt. Siehe Zeuß a. a. O.). Vergl. Schol. 118.
  31. Mors, eine Insel Jütlands im Lymfiord, sie wird in Waldemar’s II. Schatzungsbuch vom Jahre 1231 Morsöe genannt.
  32. Jetzt ein Theil von West-Jütland, wo die Stadt Tisted liegt. In Waldemar’s Schatzungsbuch heißt es Tythaesysael, jetzt Thyland.
  33. Nämlich Sprogöe. Siehe Schol. 107.
  34. Siehe oben Kap. 8.
  35. Moen.
  36. Fehmern. Siehe unten Kap. 18. Fehmern wird in den Urkunden der Grafen von Holstein im vierzehnten Jahrhunbert Imbria genannt
  37. Hier fehlen die fünfte und sechste der erwähnten sieben Inseln, nämlich Alsen und Arröe.
  38. Er verwechselt Laland mit Fehmern. Vergleiche indeß Kap. 18.
  39. Fehmern, welches er Kap. 16 Imbra nennt.
  40. Die Angelsachsen nannten ein solches Gewand faldynge. Vergl. Ziemann’s mittelhochdeutsches Wörterbuch s. v. valde und valte. Sonst kommt paltene, phalte von Linnengewanden vor.
  41. Von Adalberts Tode siehe Thietmar, Buch IV, Kap. 19.
  42. Dahin gehören wohl Oeland, Gothland, Oesel. Die nun folgenden Fabeln bespricht Weinhold in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie LXVIII, Seite 10 ff.
  43. Marcian i. a. B., Seite 215 findet die Amazonen in Europa. Nach Dahlmann (Forschungen I, 420) ist hier an Maegdaland zu denken, dessen König Aelfred in seiner Uebersetzung des Orosius gedenkt. Dies heißt auch Quänland, unter welchem Namen nach Rühs, Geschichte von Finnland, Seite 357 Kainulaiset, d. i. Finland am bottnischen Meerbusen, verborgen steckt. Vergl. Lehrberg, Untersuchungen zur Geschichte Rußlands, herausgegeben von Krug, Seite 145 f. L. - Siehe darüber auch den Bericht von Abraham Jakobsen, bei der Uebersetzung des Widukind, Seite 142 (Geschichtschr., X. Jahrh., 6. Band).
  44. Aehnliches fabelt Marcian, Seite 218, von den Blemmyern im Innern von Afrika. So sagt Solin Kap. 52 von gewissen Indern: Sie haben für die menschliche Rede keine Stimme, sondern blos Gebell.
  45. Polyhistor, Kap. 15. Diese Albaner oder Wizzen (Weißen) bei Adam scheinen Bewohner von Witland zu sein, welches ein an der Weichsel gelegenes Land der Esthen war nach Wulfstan in dessen Reise § 2 bei Dahlmann, Seite 428. Von Witland oder dem Lande der Vidivarier, vergl. Voigt, Geschichte von Preußen, Theil I, Seite 210.
  46. Die Makrodier nennt Solin Kap. 30 ein Volk der Aethiopen.
  47. So Drostus I, 2 und Marcian Seite 200.
  48. Virg. Georg. III, 462.
  49. Seite 214.
  50. Zeile 9, 10 heißt es: Dort sind Geten, Daken, Sarmaten, Amaxobier, Troglodyten, Alauen; und Zeile 16: Neutrer . . Gelonen, Agathyrsen, Anthropophagen.
  51. Siehe oben Buch I, Kap 62.
  52. Adam kannte also die Lage von Jumne nicht.
  53. Ueber Hiltin siehe oben Buch III, Kap. 70.
  54. Er meint hier folgende, von ihm jedoch mißverstandene Worte Solin’s aus Kap. 20: „Der Berg Sevo, selbst von außerordentlicher Höhe und nicht geringer als die riphäischen Hügel, macht den Anfang Germaniens“
  55. Buch I, Kap. 2: „Germanien, welches größtentheils die Sueven inne haben.“
  56. Buch II, Vers 51 und 52. Vergl. die Anmerkung zu Buch I, Kap. 2 oben.
  57. Götha Elv.
  58. Skara in Dalsland oder Skataborg.
  59. Siehe oben Buch III, Kap. 14.
  60. Wärmeland liegt in der schwedischen Provinz Carlsiad.
  61. Finnheide, Finnwald liegt im Westen der Provinz Smaland gegen Halland zu. Vergl. Geijer, Geschichte Schwedens, Theil I, Seite 52.
  62. Das erzählt Martian Seite 226 von den Troglodyten.
  63. Helsingland in Schweden am bottnischen Meerbusen.
  64. Vergl. Solin Kap. 30: „Jenseits derselben (der Makrobier) sind einsame Wüsten … dann im äußersten Morgen Völker von unnatürlicher Gestalt“.
  65. Solin, Kap. 30, sagt von den Agriophagen, einem Volke der Aethiopen, sie hätten einen König, der ein Auge vor der Stirn habe.
  66. Solin sagt dies Kap. 31, anders aber Marcian Seite 218; beide jedoch setzen die Himantopoden (d. h. Riemenfüßler) nach Libyen. Unter diesem Namen kennt das griechische Alterthum auch einen langbeinigen Wasservogel.
  67. Mit ähnlichen Worten gedenkt Solin Kap. 15 der scythischen Anthropophagen. Kap. 30 nennt er ein äthiopisches Volk Anthropophagen (d. h. Menschenfresser).
  68. Das sind die Lappen; eine Mittheilung aus der Wirklichkeit zwischen den Fabeln.
  69. Richtiger Freyr, bei den Germanen Fro. S. Grimm’s Mythol., Theil I, Seite 190 f.
  70. S. Grimm, Seite 160. Solin, Kap. 15.
  71. Von diesem Opfer vergl. Thietmar, Buch I, Kap. 9, Seite 17 meiner Uebersetzung und Grimm Mythol., Theil I, Seite 46.
  72. Vergl Schol. 121.
  73. Vergl unten Kap. 42.
  74. Siehe oben Schol. 132.
  75. Vergl. oben Buch II, Kap. 59.
  76. Wig war wohl keine Stadt der Nortmannen, sondern jener Meerbusen, der Wigen heißt, bei Tönsberg, wo das dabeiliegende Land auch Vilin genannt wurde.
  77. Siehe oben Buch II, Kap 55.
  78. Olaph Trucco’s Sohn.
  79. Siehe oben Buch II, Kap. 53 und 62
  80. oder Osmund, siehe oben Buch III, Kap. 14 und 70.
  81. Siehe Buch II, Kap. 55.
  82. Die Worte von: „Im Rücken - sind“ scheinen aus Orosius I, 2 geschöpft zu sein.
  83. Die Worte von: „Die Orchadeninseln“ an stehen Marcian, Seite 215.
  84. Eine solche Stadt auf den Orcaden ist völlig unbekannt. Eines Ortes Blaskoeg in Island gedenkt Are Frodi Kap 3.
  85. Ungefähr Worte des Orosius I, 2.
  86. Dieser Satz: „Die fernste - Monat“ findet sich fast wörtlich bei Beda über die Zeitrechnung Kap. 29, jedoch so, daß Beda die ersten Worte: „Die fernste - wird“ wieder aus Solinus, Kap 22, ausgezogen hat. Die hier gemeinten römischen Schriftsteller sind also Beda und Solin.
  87. So Beda a. a. O. nach Plinius Naturgesch. II, 75
  88. Eine ähnliche Angabe findet sich in der alten Aufzeichnung „Insulae Britannicae“, welche im Anhang folgt. Auch der Dichter des Meregatto hat die Fabel von dem brennenden Eise.
  89. Paulus. Siehe Röm. 15, 24.
  90. Keine Insel, wie der Scholiast richtig bemerkte, sondern die an Finnmarken anstoßende Landschaft.
  91. Ueber Winland siehe Are Frodi, Kap. 6: Snorro Sturleson Olaf Tryggvason Saga c. 107 s.
  92. Hardrade, gest 1066. Siehe oben Buch III, Kap. 16.
  93. Diese Unternehmung hat J. G. Kohl behandelt im Bremischen Jahrbuch V, Seite 174-191: „Die erste deutsche Entdeckungsreise zum Nordpol“. Einige Handschriften haben hier den Zusatz: „mit Ausnahme des Meeres, welches Libersee genannt wird“.
  94. Kohl nimmt mit Recht gegen Lappenberg an, daß sie dort gelandet sind (collegerunt).
  95. Diese Schilderung ist zum Theil aus Paulus Diakonus I, 6 entnommen. Gemeint ist die gewaltige Strömung voll von Eisschollen an der Ostküste von Grönland, Eisschwelg genannt: nach Weinhold an der S. 214 angegebenen Stelle, Seite 795.
  96. Vergl. was Saxo Grammat. I, VIII, p. 160 (cp. 286 ed. Holder) von einer fabelhaften Stadt, sedes Geruthri, Geirödargard erzählt.
  97. Traum des Scipio II. 9.
  98. Von der Natur der Dinge Kap 39.
  99. X, 237, wo er aber von der Fluth des Nils, nicht des Meeres spricht.
  100. Dies sagt Gregor I. in seiner Erklärung des Hiob, Buch 27, Kap. 8 von der Sprache der Britten oder Angelsachsen.
  101. Lucan I, 446.
  102. Siehe Ev. Marci 12, 42. Luc. 21, 2.
  103. Er scheint am Pfingstsonntage erwählt zu sein.
  104. Dies bezieht sich wohl auf das Amt des Vermittlers, welches Liemar im Jahre 1075 im sächsischen Kriege übernahm.
  105. Die Grafschaft Murray.
  106. Vergl. oben Seite 234.
  107. Ist Alt-Lübeck, Olden Lubeke, von dem die Urkunde König Conrads III. vom 5. Januar 1139 nachzusehen ist. Von demselben spricht auch oben Schol. 13.
  108. So oder Sindfal hieß einst die Mündung der Maas, später het Zwin bei Damme.
  109. Praule oder Prawle in Devonshire, unweit Dartmouth und Plymouth. Es ist das Berolion des Ptolemäus, welches nicht Landsend ist.
  110. Ein Meeresarm bei Gibraltar, den die Scandinavier Rioervasund, d. i. enges Meer, nannten, was Albert von Stade unter dem Jahre 1152 auch bemerkt. S. Orkneynga Saga Saga Sigurd Jorsalafar.
  111. Daß die Longobarden von der Insel Scandinavien hergekommen seien, erzählt Paul Warnefrid in der Geschichte der Langobarder, Buch I, Kap. 1, Seite 11 f; daß die Gothen aus dem Innern der Insel Scanzia hervorgetreten, berichtet Jordanes in der gotischen Geschichte.
  112. Gangavia nennt Solin, Kap. 20, die größte der germanischen Inseln.
  113. Siehe Virgil. Georg. III, 461.
  114. Vergl Schol 141.
  115. Die Worte dieses Scholions finden sich fast unverändert im Texte oben Seite 210, Kap. 12 am Ende, wo auch die Anmerkungen zu vergleichen sind.
  116. Vom Landbau III, 461-463, nach Voß. Vergl. oben Kap. 13.
  117. Daher heißen sie denn auch Scritefinnen, d. h. Schlittschuh-Finnen
  118. Paulus Diaconus sagt Band I, Kap. 5, Seite 18: Die Scritobinen … die auch zur Sommerzeit von Schnee nicht frei sind … genießen das rohe Fleisch wilder Thiere, aus deren zottigem Felle sie sich auch Kleidungen zusammenfügen.
  119. Solin, Kap. 15: „Im asiatischen Scythien sind überall Greife.“
  120. Vergl oben B. III, Kap. 15, Schol 85.
  121. Dieses Scholion knüpft an das oben Scholion 127*, Seite 218 Vorgekommene an.
  122. Buch I, Kap 4 sagt Paulus, diese sieben Männer seien Römer, in deren Nähe die Scriptovinen oder Scritefingen wohnen.
  123. Siehe oben Buch III, Kap. 16.
  124. Dem Johannes.
  125. Dem Johannes.
  126. Siehe oben Buch III, Kap. 70.
  127. Siehe oben Buch III, Kap. 70.
  128. Lebermeri, todtes Meer; siehe darüber Müllenhoff und Scherer (zweite Auflage) Seite 388.
  129. Dieses Scholion findet sich nur in der Ausgabe von Lindenbruch nach einer seitdem verlorenen Handschrift.
  130. Siehe Horaz’ Oden III, 24, Vers 24. Vergl. Schol. 118.