Haidebilder aus der Senne
Starr, unabsehbar, regungslos und braun,
So dehnen sich dahin die dürren Sennen,
Begrenzt im Süd durch weite flache Aun,
Im Nord durch Hügel, die im Abend brennen.
Hier roth beglüht, dort massenhaft umdüstert;
Der Sturmwind braust gewaltig sie daher,
Der mir am Fuß im Haidekraute flüstert.
Gedorrte Blätter wirft er mir um’s Haupt.
Die von den Mutterwipfeln frech geraubt,
Verlorne Kinder, wüst die Welt durchfegen?
Mir wird so trost- und heimathlos zu Muth,
Wie ich verhüllt dem Sturm entgegenstreite,
Fort in die todte, herbstesstarre Weite.
Sieh! im Gehölz verlieret sich der Weg,
Und mich umdüstern Eich- und Kieferwipfel;
Mit Freude folg’ ich mehr betretnem Steg,
Da glänzt ein weißes Burghaus durch die Gipfel.
Sie spiegeln sich im stillen, glatten Weiher,
Steinlöwen stehen an den Thoren Wacht,
Und auf den Zinnen halten Tauben Feier.
Ich trete ein, mir wird des Gastes Recht,
Es knüpft sich der Gespräche bunt Geflecht,
Und Lieder heben sich beim Lichterstrahle.
Ich ruh’ beglückt von wilden Wegen aus,
Und holde Träume halten mich umfangen;
Das frei den unbekannten Gast empfangen.
Gehobnen, frischen Muthes wandr’ ich fort,
Und mich umgeben wieder weite Haiden;
Dank jedem treuen Blick und guten Wort:
Die Lüfte halten matte, träge Rast,
Die Haide liegt in grauen Leichenschleiern,
Der Himmel steht, ein düstrer Trauergast:
Natur schaut so verwacht, veraltet, bleiern.
Kein Vogel lenkt vorbei die raschen Flüge;
Den Tannenbaum am Weg durchweht kein Hauch,
Es senkt der Tod sich auf der Erde Züge.
Kein Flüstern tönt im Schilf, glatt liegt das Moor,
Sie sind zu matt — der Sumpf schaut aus dem Rohr
Gleichwie des Land’s gebrochnes dunkles Auge.
Vorüber zieht der Wandervögel Flug,
Sie rauschen über mir mit schlanken Flügeln;
Ein Edelhirsch durchstreift mit sicherm Zug
Die Haide heimwärts nach den wald'gen Hügeln.
Erhebt sich fabelhaftes Dunstgebilde.
Ich bin am Forst, mich faßt ein neuer Schwung,
Ich lass’ mein Träumen und die öde Wilde.
Dort seh’ ich, wie der kühne Senner schwirrt,
Und seine Lämmer weidet dort der Hirt, —
Volksglaube sagt: Es ist ein gutes Zeichen.