Haenel Kostbare Waffen/Tafel 59

Tafel 58 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 59
Tafel 60
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TAFEL 59
PRUNKSCHWERTER DES 17. JAHRHUNDERTS
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[118] a. Das Gefäß in Eisen geschnitten, geschwärzt, die erhabenen Partien mit Gold tauschiert. Auf dem Knauf vorn der Reichsadler, hinten Vögel in Blumenranken, auf den Stangen und der Parierscheibe wilde Männer, Delphin, Hirsche, Schnecken, Vögel. Das Gehilze mit Eisen- und Goldschnuren umwickelt, mit eingebundenen Goldplättchen. Auf der Parierscheibe zweimal eine eingeschlagene Marke: Vierblatt oder Kreuz. Auf beiden Seiten der Klinge je die Inschrift Johanes Wundes Soli Deo Gloria, die Marken des Meisters, Königskopf und Reichsapfel, und der Solinger Wolf.

Inv. der Jägerkammer 1668, N. 282: Eine breite Bandwehr auf der Klingen der Reichsapffel und Köpfe mit Cronen, mit eisernen Zierlich außgehauenen Creuz, Stengel, Muschel und Knopffe … ist der verstorbenen Churf. H. Herzog Johann Georg dem Ersten von Herzog Johann Casimir zu Sachßen Weimar praesentiert worden.

Herzog Johann Casimir, der Gründer der Linie Sachsen-Coburg, 1596 durch seine Heirat mit der sächsischen Prinzessin Anna, Tochter des Kurfürst August, Onkel Johann Georgs I., † 1633, hat unter Christian II. vielfach Spenden aus der Dresdner Rüstkammer erhalten. – Die Marke ist nicht bekannt. Um 1610–20. (FHM. E 693.)

b. Das eiserne, vergoldete mit Schlangenlinien von eingeschlagenen Silberperlen verzierte Gefäß trägt am Knauf und an den Stangen- und Bügelenden in Messing gegossene groteske Löwenköpfe, weiter am Knauf Kinderbüsten und in ovale Felder eingelassene Reliefs liegender Kriegergestalten, am Kreuz eine weibliche Maske. Lange, spitze Klinge mit zwei Rinnen.

Inv. der Churkammer 1671, S. 146, N. 311: Ein Rappier mit einem Meßingen gegoßenen Gefäße. Der Knopff mit Zweyenn Engel- und zwey Löwen Köpffen … auch erhobenen Bildern gezieret und mit Silber perlieret.

Die Auflockerung des tektonischen Aufbaus steht im Widerspruch mit der primitiven Modellierung der ovalen Reliefs, in denen dasselbe Motiv je zweimal wiederkehrt. – Deutsch, um 1620–40.

c. Das in Silber gegossene Gefäß ist aufs reichste geschnitten, die Vertiefungen mit Schwarzlot gefüllt. In den Flächen des achtseitigen Knaufes Tiere und Masken, auf den Stangen und Bügeln Rollwerkornament; die Rückseiten der Stangen und der Angelschutz mit einem Schuppenmuster. Auf dem Vorderbügel das sächsische Wappen.

Auch ohne die Dresdner Beschau (auf dem Mundblech der Scheide) muß das hervorragend harmonisch durchgebildete Stück, das die Ornamentik der Hochrenaissance, wie sie etwa in den Blättern Etienne Delaunes erscheint, in organischer Weise dem Zwecke und dem Werkstoff anpaßt, als Arbeit eines Dresdner Meisters, um die Wende des 16. Jahrhunderts, angesprochen werden. (FHM. E 580.)

d. Das Gefäß, in Messing gegossen, vergoldet und ehemals bunt emailliert, trägt am Knauf eine weibliche und eine groteske männliche Maske, desgl. an dem Stangenende, während den Vorderbügel eine weibliche, geflügelte Halbfigur, den rückseitigen ein System von Gittern mit Schnecken und Masken bildet. – Flache Klinge (Bandklinge).

Inv. der Churkammer 1671, S. 144, N. 308: Ein Rappier mit einem Messingen gegossenen und vergüldeten Gefäße, der Knopff mit angesichtern … die stichblätter aber auf einer seiten mit einer fliegenden Sirene … alles durchbrochen und blau eingelassen … welches Churfürst Christian dem Andern von dem damaligen Hoffmarscha Christophen von Loß ao 1610 praesentiret worden.

Christoph von Loos, auch Reichspfennigmeister, war 1583 bis 1612 am sächsischen Hofe. Das Gefäß nimmt, wie bei b, die Formverwilderung des nahen Barock voraus.

e. f. Die in Messing gegossenen und gravierten Gefäße enthalten im Knaufe ein Uhr.

Inv. der Churkammer 1671, S. 141, N. 304: Ein Rappier und Dolch, mit Messingen vergüldeten und gestochenen Knöpffen … in dem Rappier Knopffe eine Schlage uhr, in dem Dolch Knopffe aber eine Weise uhr … welches Christian dem Andern von dero Herrn Brüdern damahls Herzog Johann Georgen dem Ersten ao 1610 zum Heil. Christ verehret worden.

Die Uhren sind Werke des Hofuhrmachers Tobias Reichel in Dresden. – (FHM. E 690.)