Haenel Kostbare Waffen/Tafel 41

Tafel 40 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 41
Tafel 42
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TAFEL 41
KURSCHWERT
DES KURFÜRST AUGUST (1566)
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[82] Griff und Scheide Silber, gegossen und vergoldet.

Knauf flach birnförmig, mit leichtem Grat, mit punktiertem Rankenornament, Gehilze mit profiliertem Mittelband, in Form von Goldschnurumwickelung, Parierstangen in drei Ausläufen abgebogen. Schwere Klingentasche, darauf in ovalem Schild von gotisierendem Blattwerk umgeben je ein Schild mit dem sächsischen und dem Kurwappen, bunt emailliert, und der Jahreszahl 1566.

Klinge dachförmig mit Wolfsmarke in Messing eingeschlagen.

Scheide ebenfalls dachförmig, auf beiden Seiten, in drei durch Bänder geteilten Flächen mit durchbrochnem Ast- und Blattwerk belegt. Die Bänder, deren oberes die Wappenschilde, wie an der Tasche, trägt, mit Maßwerkbordüren, als Ortband eine zweiteilige Kreuzblume. Alle Profile mit gedrehten Schnüren umzogen.

Auf den Parierstangen die Marke N, Nürnberger Beschau (c. 1480–1541 in Gebrauch). Gesamtlänge: 133 cm. Länge der Klinge: 89,2 cm.

Inventar der Rüstkammer 1567, Fol. 76: Ein Churschwerdt, mitt einem langen Hefft auch silbern Kreuz und Knopff das hefft gar mit Silberen tratt bewunden, und in der mittenn einen Silbernn bundt, auf der taschen das Chur und Sechsisch Wappenn geschmelzt mit einer ganzenn silbernn scheidenn dorauff gleichergestalt das Chur und Sechsisch Wappenn mit seinen rechtenn farben geschmelzt mit dreyenn bundenn, und auf beidenn seitenn mit ausgehauenem laubwergk und gewuchßen, alles ufs hechst umd sterkest verguldett.

Philipp Hainhofer erwähnt das Schwert bei seinem Besuch in Dresden 1629 (ed. Doering, 1901, S. 191): Churkammer, hierinnen hanget das Churschwert blos und darneben seine silberne vergulte scheiden. In den späteren Inventaren ist das Schwert nicht mehr zu finden; es wurde im 19. Jahrhundert, mit anderen kostbaren Waffen, im Grünen Gewölbe aufbewahrt (s. Beschreibung von J. und A. Erbstein, 1884, S. 206), von wo es 1913 wieder in die Rüstkammer, seine ursprüngliche Heimat, gelangte.

Der Meister des prachtvollen Stückes war nicht zu ermitteln. In den Jahren 1555–1565 stand Kurfürst August mit den Nürnberger Goldschmieden Heinrich und Jakob Hofmann, Bonaventura Hegner und Caspar Bauch in Beziehung, ohne daß man einen dieser Meister mit Sicherheit als Schöpfer des Kurschwertes in Anspruch nehmen könnte. Stilistisch bemerkenswert ist in Bau und Dekoration des Stückes der starke Nachklang gotischer Ornamentik. Die Scheide zeigt, im Gegensatz zum Griff, auffallende technische Ungenauigkeiten: so laufen die starken Schnuren der Schmalseiten an den Hauptteilen entlang der Oberseiten, während sie an den Bünden, besonders am Mundblech, genau auf der Mittelkante sitzen. Die Scheide ist 16,2 cm länger als die wesentlich ältere, wohl dem 14. Jahrhundert angehörende, schlichte Klinge. – Das Schwert erscheint auf vielen Bildnissen der sächsischen Kurfürsten, besonders auf denen der Gewehrgalerie, zuerst auf dem Friedrichs des Streitbaren, † 1428 (!) von Heinrich Göding, als historisches Dokument auf dem des Kurfürst August im Harnisch von Zacharias Wehme, 1586. (Dresden, Histor. Museum.)