Haenel Kostbare Waffen/Tafel 38

Tafel 37 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 38
Tafel 39
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TAFEL 38
SCHWERTER DES MITTELALTERS
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[76] a. Knauf von Bronze, scheibenförmig, Parierstange vierkantig, nach den Enden zu seitlich leicht abgeflacht. Klinge mit breiter Blutrinne bis fast zum Ort, die auch in der Angel angedeutet ist. Länge 94 cm. – 2. Hälfte 14. Jahrh. (1893 aus der Sammlung Zschille.) – (FHM. A 17.)

b. Schwert des Konrad Schenk von Winterstetten, † 1243. – Knauf, scheibenförmig, aus zwei Rundplatten, die auf ihrem Nabel ein Kreuz, ähnlich dem Malteserkreuz, in Zinn eingelegt, zeigen; die Platten sind auf ein eisernes Band gelötet, das die Löcher der Angel enthält; der Hohlraum ist bis zur Hälfte mit einem Guß aus Blei und Eisenstücken gefüllt. – Gehilze dachförmig, Holz mit braunem Leder bezogen. – Parierstange gerade, kantig, seitlich abgeflacht, mit feinen Einkerbungen. – Klinge zweischneidig, leicht dachförmig, mit flacher doppelter Blutrinne. Inschrift, mit Messing eingeschlagen:

links: Chunrat vil verder Schenke   rechts: Von vintersteten hochgemut
Hie bi du min gedenke La ganz dehaine iisenhut.

Dicht unter der Angel zwei Zeichen, Herz und Stern, weiter X und M gleichfalls in Messing tauschiert. – Angel aus zwei Teilen, einem breiteren und einem schmäleren zusammengeschweißt.

Maße: Klinge Länge 1,099 m
Parierstange " 0,291 m
Gehilze " 0,189 m
Knauf (Durchm.) " 0,134 m
Gesamtlänge " 1,416 m
Gesamtgewicht 4,352 kg
Ges. Inventar 1606, S. 635: Ein beydenfäuster, mit einem runden flachen blancken Knopff, und geraden Creutzstangen, einer breiten Klinge mit Caractern, in einer schwarzen lidern scheiden, ist von Graff Hans Georg zu Mansfeld verehrt und soll vor dem Welbesholtz in der Erden, do vor Zeiten ein Schlacht geschehen, gefunden worden sein.

Der Graf hat seinem Freunde, dem Kurfürst August, das Schwert am 19. März 1568 übersandt, und dabei an die bekannte Schlacht am Welfesholze bei Mansfeld unter Kaiser Heinrich V. 1115 erinnert. Diese Mitteilung hat im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu der obigen Annahme geführt, daß das Schwert auf dem Schlachtfeld in der Erde gefunden worden sei. Tatsächlich ist es aber ein Jahrhundert jünger, und ist vielleicht ein Geschenk Friedrichs II. oder seines Sohnes Heinrich an Konrad von Tanne-Waldburg, den Vasallen und Erzieher des jungen Königs, der im Jahre 1214 die Burg Winterstetten in Oberschwaben zum Lehen erhielt. – Seiner Form wie seinen Maßen nach fällt das Schwert aus der Entwicklungsgeschichte des romanischen Schwertes völlig heraus, wie auch seine Technik und seine Erhaltung auf eine Herstellung in späterer Zeit hinweisen. Vermutlich ist es im 16. Jahrhundert, als Kopie eines älteren Stückes, worauf das klare Mittelhochdeutsch der Inschrift deutet, oder im Anschluß an mittelalterliche Vorbilder geschaffen worden. (E. Haenel, Das Schwert Konrads von Winterstetten, Mitteilungen aus den sächs. Kunstsammlungen, 1912, S. 12). – (FHM. A 13.)

c. Knauf länglich pilzförmig, mit fünf querlaufenden, fadenartigen Einlagen aus Messing. Parierstange flach, an den Enden abgerundet. Klinge mit Damast, zweischneidig, flach. Länge 86 cm. In der Ill bei Straßburg gefunden. 8.–9. Jahrhundert.

In Paris ein ähnliches Stück (J 1, Tafel 83), bei dem der Sockel des Knaufes fast die gleiche Form und Größe hat wie die Parierstange, das Oberteil durch sieben Kupferfäden eingeschnürt ist; die Klinge ist hier 75 cm lang. (1893 aus der Sammlung Zschille.) – (FHM. A 9.)