Haenel Kostbare Waffen/Tafel 36

Tafel 35 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 36
Tafel 37
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TAFEL 36
STURMHAUBE – ROSSSTIRN – HARNISCHKRAGEN
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[72] a. Helm. Eisen geschwärzt, getriebene, vergoldete Ornamente. Gehört zu dem Prunkharnisch Johann Georgs I. von Sachsen, von Heinrich Knopf, Nürnberg 1604 (Tafel 17). Auf der Glocke rechts und links je ein bärtiger römischer Krieger mit geschwungenem Schwert auf sprengendem Pferd, auf dem Kamm lockere Ranken, auf dem Augenschirm zwei Delphine, auf dem Nackenschirm laufende Affen mit Fächern in der Hand. Futter von roter Seide.

Die Behandlung der Treibarbeit, die stilistische Unfreiheit und Leere der Komposition, die gröbere Punzierung des Grundes weisen darauf hin, daß der Helm nicht von dem Nürnberger Meister selbst herrühren kann, wie schon Geisberg a. a. O. S. 41 vermutet. Er wird auch in der frühesten Inventarnotiz 1606 nicht, und erst 1836 im Zusammenhang mit dem Harnisch erwähnt. Er ist also wohl in Dresden, zur Ergänzung des Harnischs, geschlagen worden. – (FHM. E 12.)

b. Roßstirn. Kupfer, graviert und vergoldet. Gehört zu dem Fußturnierharnisch Christians II. (Tafel 13a). – Die Dekoration zwischen Bändern, Laub- und Blumenwerk mit Vögeln entspricht völlig der auf den drei für den Kurfürst und die Fürsten von Anhalt geschlagenen Kürisse. – Auf der Mitte der Stirn ein Schild mit dem kursächsischen Wappen aufgeschraubt.

Ges. Inventar 1606, S. 61: Drey verguldte Roßstirnn, mit sammet und guldenen schnuren belegt, Uff der Stirne schwarz, weiße und gelbe Federbüsche, mit weißen Reyersfedern.

Tatsächlich sind zu jedem Harnisch zwei solche Roßstirnen vorhanden, die z. T. noch das Lederfutter und den in der Inventarnotiz genannten Vorstoß aufweisen. – (FHM. E 9.)

c. Kragen. Eisen gebläut, geätzt, punziert und vergoldet. – Auf der Brust links der Hl. Georg, den Drachen durchbohrend, rechts ein antiker Reiter mit geschwungenem Schwert. Auf dem Rücken zwei Kanonen und allerhand Armaturen, die zum Geschützwesen gehören. Der gebläute Grund vertieft, die punzierte Zeichnung der figürlichen Teile stark verwischt. Lederfutter, Vorstoß roter Samt. – (FHM. Fußturnierwaffen-Saal D, S. 47.)

Ges. Inventar 1689, I, S. 333: „Ein blau angelauffener, mit göldenen Armaturen und Figuren gezierter Ringkragen, auch mit rothen Sammet vorgeschoßen … Von Churfürst Joh. Georg den Anderen ao 1654 auf dero Rüstkamner geliefert und von deroselben angeschaffet.

d. Kragen. Kupfer vergoldet, Auflagen Silber, durchbrochen und graviert. In reichem Rankenwerk Turnier- und Gefechtsszenen, Planeten-Gottheiten, in Wagen fahrend, Armaturen; Kupfernieten mit silbernen Blattrosetten. Lederfutter, Vorstoß roter Samt.

Ges. Inventar 1689, I. S. 333, wie oben. – (FHM. E 656.)

e. Kragen, Eisen gebläut, graviert und versilbert. Auf der Brust Horatius Cocles, über die Brücke sprengend, die zwei Krieger hinter ihm abbrechen, oben rechts und links Herkules mit der kerynitischen Hindin (hier einem Hirsch) und dem erymanthischen Eber; auf dem Rücken Orpheus mit der Leier und allerhand Getier: alles dies in lockeren Ranken mit Baldachin, Masken und Tierköpfen frei verteilt. Lederfutter, Vorstoß roter Samt mit Goldborten; die Ränder ehemals vergoldet.

Ges. Inventar 1689 I, S. 333, wie oben. Die gleiche Dekoration auf einem Schwert mit der Jahreszahl 1620 und einem Dolch, die Johann Georg I.1623 vom Rat der Stadt Leipzig als Geschenk erhielt.– (FHM. E 672.)

f. Kragen. Eisen geätzt, graviert und vergoldet. Auf der Brust der Stern des dänischen Elefantenordens in einem, von zwei Geharnischten gehaltenen Barockrahmen, von Blumen und Armaturen umgeben, darunter das Kleinod, der Elefant, auf dem Rücken das große, 19 teilige sächsische Wappen. Lederfutter, Vorstoß grüner Samt.

Ges. Inventar 1689 I, S. 338: Haben Johann Georg III. am 30. Sept. 1681 in Verwahrung geben lassen.

Die Ätzung zweifellos von Christian Herold, Dresden (vergl. Tafel 23a). Johann Georg (III.) vermählte sich 1606 mit der Prinzessin Anna Sophie von Dänemark; vielleicht hat er den Ringkragen, wie später den mit den Zeichen des Hosenbandordens, von seinem Dresdner Meister herstellen lassen, nachdem ihm, 1666, der höchste dänische Orden bei seiner Vermählung verliehen worden war. – (FHM. Fußturnierwaffen-Saal D, S. 47.)