Haenel Kostbare Waffen/Tafel 32

Tafel 31 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 32
Tafel 33
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TAFEL 32
STURMHAUBE
DES AUGSBURGER PRUNKHARNISCHS
VON 1599
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[64] Eisen, grau, getrieben, mit Auflagen von gegossenem, vergoldetem Kupfer. – Der Grund zeigt, in freier Aufteilung, Fruchtgehänge mit zahlreichen pickenden Vögeln; an den Seiten, der Stirn und dem Nackenteil sind einzelne, locker gepunzte Stellen ausgespart, auf denen, von kräftigem Rollwerk umrahmt, Darstellungen von Reiterkämpfen antikisch gewaffneter Krieger, in flachem Relief aus Kupfer gegossen und vergoldet, mit kleinen Messingnieten vernietet sind. Den Rand der Glocke, der Backenstücke und des Schirmes umzieht eine Einfassung in derselben Technik. Der breite, sorgfältig aus dem Ganzen des ziemlich dünnen Eisens getriebene Kamm ist glatt und trägt die gleiche plastische Dekoration; Federhülse und Ringösen, zum Anheften des Busches, sind auf der Deckschiene des Kammes eingenietet.

Im Ges. Inventar 1606 ist die Sturmhaube bei dem Harnisch nicht genannt, dagegen findet sich in der Beschreibung des Inventars der Baillenkammer 1615/16, S. 27 folgender Zusatz (von späterer Hand): Hierzu gehört eine sturmhaube von vorgehender arbeit, hat Oberst Ernst von Wolframsdorff ao. 1603 anher verehrt, hengt hind diesem Pferd an dem Fenster.

Da der Harnisch im Jahre 1602 gekauft worden ist, und zwar von einem Augsburger (s. Tafel 15), kann dies Geschenk des Oberstallmeisters und Hofmarschalls Christians II. nur der Vervollständigung der ungewöhnlich kostbaren Garnitur gedient haben. Während die gegossenen Teile unbedingt denen auf dem Harnisch selbst entsprechen, zeigen die getriebenen künstlerisch wie technisch gewisse Verschiedenheiten: die Gliederung der Festons durch Bandwerk fehlt, die Punzenschläge des Grundes sind feiner, das Material ist dünner, und mehrfach beim Treiben gesprungen. Dennoch muß man auch hier an dem Augsburger Ursprung und der gleichen Werkstatt, wenn auch wohl nicht an der gleichen Hand festhalten. – (FHM. E 8.)