Haenel Kostbare Waffen/Tafel 19

Tafel 18 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 19
Tafel 20
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TAFEL 19
PRACHTHARNISCH DES
KURFÜRST JOHANN GEORG I. VON SACHSEN
(1585–1656)
VON HIERONYMUS RINGLER,
AUGSBURG, 1622
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[38] Eisen, gebläut mit Goldmalerei und farbigen Wappen. – Kragen, Brust breit, mit flachem Grat, Rücken fast rund, Achseln, mit sehr breiten Flügen, 10mal geschoben, Armzeug mit ganzen Muscheln, Hinterschurz 7mal, Schöße 10mal geschoben, angehängte Unterschöße mit Kniebuckeln und Muscheln 8mal geschoben, Beinröhren und geschobene Schuhe; an der Ferse kurze, angeschraubte Sporen. Geschloßner Helm mit weich angesetztem Kamm, breitem Hals- und Nackenreifen. – Roßharnisch: Stirn mit ausgeschnittenen Augenlöchern, Stachel, Kanz 17, Hals 7mal geschoben, Fürbug und Gelieger, auf beiden als Mittelstück, aufgesetzt, je das große kursächsische und das preußische Wappen in ovalem Felde, auf der Stirn beide Wappen in einem Schilde. – Zahlreiche, eisengebläute Nieten, blanke Fürfeilen; Vorstoß roter Samt, gebörtelt, mit goldnen Tressen. Sattel und Hosen ebenfalls roter Samt mit goldnen Tressen. – Die Dekoration besteht aus flott gezeichneten Gruppen von Waffen, ganzen Harnischen, Trutzwaffen aller Art, Geschützen, Fahnen, Musikinstrumenten, die frei über die Flächen verstreut sind. – Am Rand des Fürbugs die Buchstaben: I. G. H. Z. S. G. C. V. B. C. – M. S. H. Z. S. G. C. V. B. C. (Johann Georg Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Churfürst – Magdalena Sibylla …), darüber die Zahl 1622. – Am Kragen die Augsburger Beschau und die Meistermarke HR.

Inventar der Baillenkammer 1615/16, S. 90 (Nachtrag): „Ein schoner blauer Küris mit Golt und schöner Krigsrüstung geziert … auf der Pferde ein gantzes geliger gleich der rüstung, darauf das ganze Churf. S. und das Preussische Wapen zubefinden … welches alles U. gn. Churfürstin und Frau zu Augspurgk machen und U. gn. H. ao 1622 zum heilig Christ verehren laßen.

Von Boeheim angeregt, hat Gurlitt (a. a. O. S. 104) zuerst den Plattner Hieronymus Ringler aus Augsburg als Meister des ungemein großzügig gestalteten, technisch vollendet gearbeiteten Harnischs genannt.

Nach dem Ges. Inventar 1689, I, S. 248 ist der Harnisch beim Begräbnis des Kurfürsten 1656 von dem Leibpagen von Wolffersdorf als „Freudenritter“ geführt worden. (Inv. der Baillenkammer 1688, S. 59: „von Wilsdorf“.) – (FHM. E 14.)