Haenel Kostbare Waffen/Tafel 17
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HERZOGS JOHANN GEORG (I.) VON SACHSEN
(1585–1656)
VON HEINRICH KNOPF, NÜRNBERG, 1604
[34] Eisen, gepunzt und geschwärzt, mit getriebenen, vergoldeten Verzierungen. – Kragen 4mal geschoben, Brust mit leichtem Grat, ein Bauchreifen, Rücken flach, etwas eingezogen, ein abstehender Gesäßreifen, Achseln mit breiten Flügen, 6mal geschoben, ganzes Armzeug, Armkacheln mit ganzen Muscheln, gefingerte Handschuhe mit Stulpen. Beintaschen 7mal geschoben, Diechlinge, Kniebuckel 4mal geschoben, mit Muscheln. – Geschlossener Helm, glatter, ganz vergoldeter Grat, 2 Hals- und Nackenreifen, Kürißsattel, Vorderbug in der Mitte erhöht, rundes Hinterblech. (Das Unterbeinzeug fehlt, das vorhandene ist von Kupfer, getrieben, bemalt.) – Dazu eine Sturmhaube, scheinbar von andrer Hand. – Die Dekoration zeigt ein frei behandeltes System von Ranken, auf denen Löwen, Vögel mit Fruchtgehängen im Schnabel, Schmetterlinge, Schnecken, Schlangen, Delphine, Greifen und Drachen und Putten spielen. Auf der Brust das Medusenhaupt, auf dem Rücken Herakles, auf die Keule gestützt in Kartuschrahmen. Auf den Sattelblechen die Köpfe der Luna und eines Chinesen, der springende Pegasus und andere Masken. Auch hier überall die künstlerische Vorstufe zu dem Prunkharnisch Christians II. (Tafel 16). Um die Ränder läuft eine flachgeätzte und vergoldete Bordüre aus einer Kette von ovalen Ringen.
- Inventar Rüstkammer Herzog Johann Georgs, 1608, S. 169: „Ein schöner Kuris, von eisengetriebener Arbeit, schön verguldet mit aller Zugehörunge, als Sturmhauben, Ringkragen, Spangeröll; armzeugk, handtschuch, ein bahr beindaschen, auch Kniebuckeln … haben J. F. Gn. erkaufft, und ist den 10 Sept. 1604 auff die Rüstkammer gegeben worden.
Für den Harnisch „so der Churfürst für S. geliebten Bruders Herzogh Johans Georgen Leib darumb erkauffen lassen“ sind, nach dem Wochenzettel der Kurf. Rentkammer (Geisberg a. a. O. S. 52) am 22. Oktober 1604 an Heinrich Knopf von Münster 725 Gulden bezahlt worden. (Das Inventar von 1608 irrt zweifellos, wenn es den 19jährigen Prinzen als Käufer nennt.) Der Harnisch war der erste Auftrag Christians an den westfälschen Meister. Er zeigt in seinem Aufbau deutliche Verwandtschaft mit dem Christians II. (Tafel 16), in der Ornamentik größere Ruhe und eine Neigung zu knapper Formgebung. Der Gegensatz des vergoldeten Dekors zu dem stumpfen Schwarz des Grundes ist sehr reizvoll. Der auch von Geisberg aufgenommene Hinweis auf die Verwandtschaft des Harnischs mit dem bekannten Prunkharnisch Rudolfs II. in Wien (Nr. 706, Boeheim Album I, T. 38 f.?) ist nur in Hinsicht auf gewisse allgemeine, für die Form der deutschen Groteske typische Grundzüge der Dekoration gültig; die technische Ausführung ist hier, grauer Grund, Tauschierung in Gold und Silber, durchaus selbständig. Dagegen sind die Beziehungen des Harnisches zu dem Karls IX. in Stockholm bis ins einzelne erkennbar. – Auf zwei Bildnissen Johann Georgs im Hist. Museum, die ihn als Mann von 35–40 Jahren zeigen, ist der Harnisch mit Beinröhren und Schuhen dargestellt; in den Inventaren werden diese Teile, von Anfang an, nie erwähnt. Dennoch müssen sie demnach vorhanden gewesen sein, was auch der Bau des Harnischs durchaus fordert. – (FHM. E 12.)