Hände (Březina)/Totenwache
Nachdem sich gelegt unzählige Feuersbrünste,
Als die Dämmerung, wie Asche voll Funken, in Verwehungen
Sich bereitete zwischen den kämpfenden Lagern,
Unsere süßen Brüder suchen gingen wir
Und nach dem erbleichenden Schimmer der Aureolen
Erkannten wir ihre schönen Häupter,
Gestützt auf steinerne Pfühle,
Wie im Traume.
Auf ihren Stirnen im Tau des Todes,
Und an jenem Abend, der seine Dämmerung
Über tausende unserer Tage gebreitet,
Unter allen unseren Küssen fühlten wir ihre fragenden Mienen
Wachen werden wir über den Zelten der schlafenden Brüder, in Gebeten,
Und Bäume, Wässer, die Erde werden unsere Bangigkeit teilen
Und befreundete Städte. Inmitten schwarzer Meere der Vernichtung
Werden unsere Träume schweigsame Inseln sein
Werden wir am Horizonte grauer Lichter erkennen.
Brennen nicht alle deine Blüten mit allen Gestirnen
Über unzähligen Gräbern, wie Grabeslampen
Am Abend, während der geheimnisvollen Octave deiner Sieger?
Vom bittern Seufzen der Gräser, demütiger Moose,
Bis zur Beredsamkeit der Flammen und weißer Sonnen Verzweiflung,
Daß sie klagend vernehmen lassen in Jahrtausenden die Schwere deines Fluches,
Den Schmerz der vergänglichen Dinge?
Der Wahnsinn der Hände, die vergeblich sich recken,
Der Puls der Herzen getrennt durch Unendlichkeiten?
Überall donnern deine verzehrenden, abgründigen Ströme,
Sie kochen in Stein, im Blut, im Gedanken,
Und eine Stelle hat niemand berührt mit der Hand oder mit dem Gedanken
Zweimal.
Und unser eignes rätselhaftes Wesen!
Am Scheiterhaufen seine Psalmen singend
Mit leichtem Sinn, wie das Bild der Unendlichkeit im Auge,
Die Bürde geheimnisvoller Schuld tragend,
Den tragischen Traum dieses Weltalls!
In feurigen Strähnen, im schillernden Wechsel des Faltenwurfs,
Und das Weltall ihm weisen durch Flammen wie durch einen Schleier,
Im verhohlenen Zittern steht es aufgerichtet.
Und freudetrunken, wie in Wahnsinnslust,
Dem Tode tausendfach blickt es ins ironische Gesicht,
Und zutrinkend extatisch jedem Lebenstrieb,
Der Sonne, Harmonie und Hoffnungen,
Bis an den Grund in düst’rer Wollust trinkt
Und gierig streckt die Hand, nach neuem, immer neuem,
Die Lippen von des Durstes Glut in eins mit dem Becher geschweißt,
Bei jedem Wegreißen des eisigen Metalls
Blutend!
Unsere Tage sind getrennt durch Nächte,
Alle Nächte des Kosmos;
Unser Begegnen ist ein Fernsein
Und Fernsein ist unsere Begegnung.
Ob nah, ob fern, ein gleicher Schmerz uns quält,
Schweigen. –
Doch am Morgen, wenn in Reih und Glied wir stehen,
Der Kreis der Sonne glühend, gekehrt zur Erde ist,
Die kupferne Drommett’ in geheimnisvoller Hand, vom Schimmer verhüllt,
Und des Todes Botschaft,
Der Klang im Fluge vibrierender Pfeile geheimnisvollsten Lichtes,
Der Bienen mystischer Sang summend über den Saaten der Geister,
Der melancholische Klang deines Stimmens für die Höhe des Tones für Hymnen des Sieges,
Signale von glühendsten Brennpunkten deines Kampfplatzes,
Rufend Auserwählte auf unsichtbare Flügel,
Zu decken den Angriff deiner Schwerbewaffneten, die kämpfen auf Erden,
Werden durch alle Tiefen der Seelen schmetternd klingen auf einmal
Durch die unzähligen Gänge deiner schweigenden Labyrinthe,
Durch Gefängnisse niederer Erden und Gärten der Lenze
Und Galerien deiner Lilienlichter voll Zauber.
Was gilt unser Schmerz in dieser Gewißheit und taumelnder Ohnmacht
In schimmerndes Lächeln, wie hinter blendendem Visier
Werden wir unserer Wangen Todesblässe verhüllen
Und zu den Brüdern kehren die freudigen Blicke
Wie Quellen, wo sich gespiegelt die Sonne am Morgen.
Wo, wie Sandkörner zur Höhe gehoben
Von aller Wässer geheimnisvollem Gleichgewicht,
Die Sternbilder weggefegt von ätherischen Wellen,
Im Azur des Schmerzes und der Gerechtigkeit