Golgatha
- [20] GOLGATHA
- 1911
- Gebeugte Menschen mit stumpfem Blick
- hocken in dumpfen Spelunken.
- Den Neid im Auge, die Not im Genick,
- von elendem Fusel trunken.
- 5Da tönt eine Stimme von außen herein:
- „Kopf hoch! Ihr seid nicht verloren.
- Ich füll eure Becher mit goldenem Wein.
- Auch euch ist der Heiland geboren.
- Heraus ins Freie und folgt mir nach,
- 10wo Schätze liegen!“
- Die Stimme des Mannes, die also sprach,
- hat plötzlich geschwiegen,[1]
- Ein Scherge führt ihn gefesselt fort.
- Den Menschen aber da drinnen
- 15Klingt seiner Rede lockendes Wort
- wie ferner Traum in den Sinnen.
- Sie senken den Kopf auf des Tisches Brett
- und trinken mit heiserem Lachen . . .
- Ein Jude zog aus von Nazareth,
- 20die Armen glücklich zu machen.
Anmerkungen:
- ↑ WS: Satzfehler im Original, anstelle des Komma sollte wohl ein Punkt stehen