Geständnis (Die Gartenlaube 1897/22)
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Geständnis.
(Zu unserer Kunstbeilage.)
Ein Frühlingshauch von weicher Milde –
Ein zarter Duft auf Berg und Hain,
Und rings die blühenden Gefilde,
Sie atmen seinen Segen ein.
Und alles in der Näh’ und Ferne
Ist wie von Himmelstau erquickt,
Und viele hundert Blumensterne
Sind in der Matten Samt gestickt.
Doch nirgends eine schön’re Blüte,
Die einen süßern Duft ergießt,
Als was dem innersten Gemüte
Im Strahl der Liebe sich erschließt.
Und mag der Lenz vorübereilen,
Wenn er sein Füllhorn ausgeleert:
Hier ist zu dauerndem Verweilen
Er in die Herzen eingekehrt. R. v. G.
☛ Hierzu Kunstbeilage XII: „Geständnis“. Von O. Lingner.