Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule/§. 5–16

§. 1–4 Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule (1859)
von Karl Friedrich Vierordt
§. 17–34
[13]
A. Aeußere Geschichte.

§. 5. Die Stiftung des Gymnasiums führt uns in das Jahr 1583. Nachdem Markgraf Karl II. 1577 gestorben war, trat bis zum 4. Dezember 1584 eine Vormundschaft für seine drei minderjährigen Söhne Ernst Friedrich, Jakob und Georg Friedrich ein. Sie bestand aus seiner Wittwe Anna, von Geburt einer pfälzischen Prinzessin, und aus 3 befreundeten lutherischen Fürsten. Der Eine, Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz, starb schon im Oktober 1583, die beiden Anderen, Herzog Philipp Ludwig von Neuburg an der Donau und Herzog Ludwig von Würtemberg, überdauerten die Zeit der Vormundschaft. Wie wir aber diese 3 Vormünder, die den bereits gegründeten Mittelschulen ihrer eigenen Gebiete sorgsame Pflege angedeihen ließen, als Beförderer unserer Gymnasialstiftung mit Dankbarkeit erwähnen; so verdienen auch aus der Zahl der damaligen badischen Staatsmänner und Geistlichen diejenigen genannt zu werden, welche für die Gründung unserer Anstalt am thätigsten [14] gewesen sind. Zuerst der markgräfliche Statthalter und Geheimerath Martin von Remchingen, welcher, aus Hohenzollern’schen Diensten seines evangelischen Glaubens wegen entlassen, 1577 in badische getreten war,[1] wo sein Geschlecht in der Nähe von Durlach Güter besaß; ferner der für den Unterricht überhaupt treu sorgende Kanzler Dr. Martin Achtsynit oder Amelius, 1526 zu Freiburg im Breisgau geboren, Sohn eines dortigen Professors der Rechtswissenschaft; außerdem der Vicekanzler Dr. Christoph Friedrich Kircher; der Durlachische Superintendent Dr. Ruprecht Dürr, 1525 zu Schorndorf geboren; endlich ganz besonders der Rath Dr. Johann Pistorius, welcher 1546 zu Nidda geboren, Sohn eines rühmlichst bekannten hessischen Geistlichen und gerade während der Stiftung des Durlacher Gymnasiums mit der Herausgabe seines verdienstlichen Werkes: Scriptores rerum germanicarum – beschäftigt war.

Noch während der Vormundschaft wurde die Anstalt 1583[2] in gemeinschaftlichem Namen der 3 fürstlichen Brüder gestiftet, das heißt beschlossen, die schon bestehende Mittelschule allmählich bis zu dem Grade zu erweitern, welcher zum Bezug einer Universität gehörig vorbereiten, den Aufenthalt auf der Universität abkürzen und für Theologie Studirende möglichst ganz entbehrlich machen sollte. Für den Kurs des eigentlichen Gymnasiums wurden 5 Klassen oder Kurien bestimmt, welche in 10 Jahren zu durchlaufen seien und erst nach dem Jahre 1614 auf 6 Klassen stiegen; an dieses Gymnasium classicum habe sich aber anzuschließen nicht blos ein zweijähriger für weitere, hauptsächlich [15] philosophische und rhetorische Studien bestimmter Kurs, der auch Gymnasium publicum hieß, sondern für die Theologen außerdem auch noch ein besonderes Biennium. – Bis zu welchem Grade dieser Plan schon 1583 und vor der Vollendung des dazu erforderlichen Neubaues ausgeführt worden sei, läßt sich nicht mehr ermitteln. Selbst die Stiftungsurkunde des Gymnasiums gehört, leider zu den vielen theils während des dreißigjährigen Krieges theils bei der Zerstörung von Durlach 1689 zu Grunde gegangenen Dokumenten.

Das früheste Programm, welches 1583 bei der Stiftung im Drucke erschien, hatte den Professor der Eloquenz, Johann Schopff,[3] zum Verfasser und schilderte in lateinischen Versen die Pflichten der einzelnen Lehrer. Ein Exemplar dieser Schulschrift war noch etwa 70 Jahre später dem mehrmals genannten Johann Fecht einmal zu Gesicht gekommen; aber bereits im Anfange des 18. Jahrhunderts wurde bedauert, daß schon längst keines mehr vorhanden sei. – Vorsteher oder Rector der Anstalt war in der Stiftungszeit, doch nur noch wenige Monate lang, Martin Blank, an dessen Stelle noch im gleichen Jahre 1583 Lorenz Scheuerle oder Schyrius trat, gebürtig aus Ulm.[4]

[16] §. 6. Markgraf Ernst Friedrich, der älteste der 3 Brüder, erreichte am 17. Oktober 1584 mit zurückgelegtem 24. Lebensjahre die Majorennität, so daß am 4. Dezember des gleichen Jahres die Vormundschaft sich auflöste. Zugleich wurde das Land, was nicht in der Absicht des Vaters gelegen hatte, getheilt und jedem der 2 jüngeren Brüder ein Gebiet in dem südlicher gelegenen Oberlande zugewiesen; eine Theilung, die glücklicherweise nur 2 Jahrzehnde bestand. – Als der Gymnasialbau fertig war, eröffnete Ernst Friedrich 1586 die nun beträchtlich erweiterte Mittelschule und das damit verbundene theologische Contubernium oder Convictorium, in welchem immer zwölf künftige Geistliche unter der Aufsicht des Rectors bei einander wohnten und die zum Kirchenamte nöthigen Kenntnisse während eines zweijährigen Aufenthaltes sich erwerben sollten. Wer seine theologischen Studien sodann noch weiter fortzusetzen wünschte, bezog, und zwar die Talentvolleren mit Stipendien versehen, irgend eine Universität. – An den Klassen lehrten 5, später 6 Präceptoren,[5] in den beiden höheren Anstalten der Rector und 4 Professoren; somit finden wir an der nun eröffneten Schule schon im Jahre 1586 eine Zahl von 10 Lehrern, welche, Straßburg ausgenommen, in keiner süddeutschen Schulanstalt jener Zeit größer war. – Von den weiteren Schicksalen des Gymnasiums unter Ernst Friedrich’s Regierung ist, da die Akten in späteren Verheerungskriegen zu Grunde gegangen sind und kein Lehrer kurz vor oder doch bald nach dem 30jährigen Kriege sich die Mühe nahm, die Geschichte der Schule in einer Druckschrift [17] zu beschreiben, so wenig bekannt, daß wir sogar von den frühesten Schulgesetzen blos wissen, sie seien 1588 erschienen. Schon 100 Jahre später bedauerte der Ephorus Fecht, er kenne sie nicht.[6] Auch von dem 1586 fertig gewordenen großen Gymnasialgebäude ist weder ein Grundriß, noch ein Aufriß mehr übrig. Doch geht aus Lagerbüchern der Stadt Durlach wenigstens der Platz (G auf der Beilage), wo das Gymnasium stand, hervor, nämlich zwischen der Stadtkirche und dem Basel-Thore, also im südlichen Stadttheile und zwar in der Kirchgasse.[7] Vergleichen wir die Lithographie, so finden wir dort auf der Südseite des geräumigen Gymnasialgartens einen minder breiten Gartenplatz, welcher, wie das dazu gehörige, mit B bezeichnete Haus, erst durch Vermächtniß des §. 8 zu rühmenden Samuel Beyerbeckh 1684 an das Gymnasium fiel. Das Gymnasialgebäude selbst enthielt 3 aus Stein aufgeführte Stockwerke. In dem untersten befanden sich das Lehrzimmer der untersten Klasse, die Bibliothek, das Refectorium der Convictoristen und die dazu gehörige Küche nebst der Vorrathskammer. In dem mittleren Stockwerke wohnte der Rector und dessen Pensionäre, deren steigende Anzahl durch die Oberaufsichtsbehörde, den Kirchenrath, gerne gesehen wurde. Alle anderen Lehrer wohnten in der Stadt zur Miethe. Das oberste Stockwerk umfaßte den großen Hörsaal und die übrigen Lehrzimmer. In dem Dachraume befanden sich die Stuben der 12 Convictoristen.[8][18] – In der von Merian 1643 gezeichneten Ansicht der Stadt Durlach, von der Westseite her aufgenommen, und in einem späteren, dem Gemeinderathe gehörigen Gemälde, welches den südöstlichen Anblick der Stadt darstellt, ragt das Gymnasialgebäude hoch über alle Häuser des südlichen Stadttheiles empor.

Nachdem der durch Ernst Friedrich ernannte Rector Lorenz Schyrius sein Durlacher Amt 1594 mit der Professur der orientalischen Sprachen an der Universität Helmstädt vertauscht hatte, finden wir in seinen 2 Nachfolgern gleichfalls Nichtbadener. Der Eine derselben, Daniel Rixinger, wurde schon nach 2 Jahren in seine Vaterstadt Straßburg als Professor berufen; der Andere, Ludwig Lucius aus Basel, erhielt, wie der gleichzeitige Professor der Philosophie, Jakob Lorhard, 1604 wegen seiner reformirten Konfession nach dem Tode des kinderlosen Markgrafen Ernst Friedrich die Entlassung. Lucius starb als Professor der Philosophie an der Universität seiner Heimath Basel; Lorhard, welcher vor seiner Durlacher Anstellung Repetent in Tübingen gewesen war, wurde 1604 Pfarrer in St. Gallen.

§. 7. Markgraf Georg Friedrich, welcher 1604 als der allein noch übrige Sohn Karl des Zweiten das 20 Jahre zuvor getheilte Land wieder vereinigte, war ein streng lutherischer Fürst und berief an die Stelle des von ihm entlassenen Baslers zum Rectorate den Magister Heinrich Mummius. Dieser versah das Amt 1604 bis 1608 und ist unter den 6 frühesten Rectoren der einzige, von welchem weder der Geburtsort, noch eine gedruckte schriftstellerische Arbeit angegeben werden kann. Sein Nachfolger Johann Himmel, 1608–12, war aus Stolpe in Pommern gebürtig und starb als Professor der Theologie in Jena. Nach ihm versah M. Christian Matthiä, aus Meldorf in Ditmarsen, 1614–18 das Rectorat.[9] Während seiner Amtsführung stiftete [19] Markgraf Georg Friedrich am 23. April 1614 jährlich 1000 fl. aus der Kellerei Pforzheim, also aus Staatsmitteln, zu Stipendien für 40 Schüler aller Gymnasialklassen, jedes mit 15 bis 35 Gulden, weil er, so drückte er sich aus, voll Dankbarkeit gegen den Allmächtigen, durch den ihm unzählbare Gnaden erwiesen worden seien, bedacht habe, daß sowohl zu dem heiligen Predigtamte, als auch zu weltlichen Obrigkeiten und zeitlichen Aemtern gelehrte und gottesfürchtige Männer gehören und daß die Schule das rechte, von Gott geordnete Mittel zur Erziehung derselben sei.[10] – Gleich im folgenden Jahre, am 17. November 1615, empfahl der nämliche Fürst durch §. 8 seines Vermächtnisses allen seinen Regierungsnachfolgern, auf die Erhaltung des Gymnasiums und auf die Verbesserung der Einrichtungen dieser Schule gewissenhaften Bedacht zu nehmen. Aber drei Jahre später brach der 30jährige Krieg aus und dieser bereitete, schon bald nach seinem Anfange, unserer Anstalt die große Noth, die er über die meisten deutschen Mittelschulen jener Zeit erst später gebracht hat. Mit [20] Entschlossenheit hing Markgraf Georg Friedrich aus Gründen, die ich anderswo aufgezählt habe,[11] an der evangelischen Union, und die große Truppenzahl, die er für die vorauszusehenden Kämpfe gesammelt hielt, erweckte bei seinen Unterthanen die gegründete Besorgniß, er werde sich an diesen Kämpfen unverweilt und energisch betheligen. Das bewog auch den genannten Rector Matthiä schon 1618, den badischen Dienst zu verlassen, und Matthiä’s Nachfolger, Dr. Thomas Wegelin aus Augsburg, blieb gleichfalls nur wenige Jahre. Markgraf Georg Friedrich selbst legte nach dem Verluste der Schlacht von Wimpfen 1622 die Regierung nieder.

§. 8. Sein Sohn Friedrich V., dem er in dieser schweren Zeit die Regierung übergab, konnte sogar durch die friedlichsten Maßregeln die Verheerungen nicht verhüten, mit welchen die siegreichen Oesterreicher und Baiern in sein Gebiet eindrangen. Auch die meisten Gymnasiallehrer flohen aus Durlach bei dem Herannahen des grimmig hausenden Feindes[12] und nur ein Theil derselben kehrte nachher zurück. Der treffliche Samuel Gloner, dessen Lehrbuch der Prosodie noch hundert Jahre später in Durlach eingeführt war, ein Freund des berühmten Moscherosch, verschaffte sich schon 1622 in seiner Vaterstadt Straßburg eine andere Lehrstelle[13]; eben dahin zog, um den [21] fortwährenden Kriegsbedrängnissen zu entgehen, im folgenden Jahre 1623 auch der genannte Rector Wegelin, welcher eine theologische Professur an der Straßburger Universität erhielt.[14] – Das Durlacher Gymnasium, für dessen Gebäude kurz vor dem Unglücksjahre 1622 eine beträchtliche Erweiterung beschlossen und das Baumaterial bereits herbeigeführt war,[15] durfte nun die Ausführung eines solchen Planes so wenig erwarten, daß es sich vielmehr in seinem Fortbestehen schon jetzt zuweilen bedroht sah. In diesen auch durch große Theurung und durch Seuchen schwer heimgesuchten Jahren bemühte sich der um das Wohl der Anstalt bekümmerte Markgraf Friedrich V. ihr dadurch zu helfen, daß er ihr, gleichzeitig mit der durch ihn vorgeschriebenen neuen Schulordnung, am 1. August 1626 die künftige Ablieferung eines Theiles der im Lande zu erhebenden Straf- und Dispensations-Gelder zusagte und allen vermöglicheren kinderlosen Unterthanen milde Stiftungen zum Vortheil des Gymnasiums empfahl.[16] Es gelang ihm auch, den Convict in möglichst erträglichem Bestand zu erhalten bis zum Jahre 1634, wie aus einer gleichzeitigen Druckschrift[17] und aus andern Auszeichnungen dieser Jahre hervorgeht.

[22] §. 9. Nach zahlreichen Wechselfällen des unseligen Krieges brachte vollends das Jahr 1634 dem Markgrafen Friedrich V. ein sehr lange dauerndes Exil und auch über das Gymnasium die tiefste Noth, aus der es sich vor dem westphälischen Frieden nie wieder erholt hat. Als nämlich die Oesterreicher und Baiern, siegreich in der Schlacht von Nördlingen, auf’s neue gegen den Oberrhein vordrangen, ging ihnen eine so erschreckende Schilderung[WS 1] der im Herzogthum Würtemberg durch sie verübten Grausamkeit voraus, daß in Durlach Jeder, der irgendwie einige Mittel zur Flucht besaß, auf das linke Rheinufer[18] floh; darunter auch sämmtliche Lehrer und die meisten Schüler. Von jenen kehrte nur Einer nach Durlach zurück, der seit 1623 mit dem Rectorat provisorisch und seit 1626 definitiv betraute Conrad Weininger. Er war der früheste Badener in der Rectorenreihe, Sohn des oberländischen Generalsuperintendenten Dr. Johann Weininger. Mit einer kleinen Beisteuer, die er von der Stadt erhielt, aber unbesoldet durch die von den Feinden des verjagten Markgrafen Friedrich V. in Durlach aufgestellte Landesadmintstration, doch durch diese, ohne seinen Willen, mit dem Titel Generalsuperintendent versehen, unterrichtete er 16 Jahre lang allein die auf eine sehr kleine Zahl herabgeschmolzenen Gymnasiasten, soweit die Kräfte eines einzelnen Mannes es vermochten, [23] und hielt zugleich den evangelischen Gottesdienst in der Stadt und in den benachbarten Pfarrorten, deren Geistliche während der Kriegsdrangsale theils vertrieben, theils umgekommen waren. Als der römische König Ferdinand III., Sohn des damals regierenden Kaisers, im Sommer 1636 sein Hauptquartier in dem Schlosse zu Durlach aufschlug und seine Feldkanzlei in dem Gymnasialgebäude unterbrachte, erhielt die Anstalt wenigstens einen Schutzbrief vom 21. Juli 1636, der sie von künftiger Einquartierung befreien sollte[19]; aber in Folge der zahlreichen Kontributionen und der immer neuen plündernden Durchzüge stieg der Mangel und die Theurung in der ganzen Gegend zuweilen auf einen solchen Grad, daß Weininger mit seiner Familie schon 1636, noch mehr im Juni 1639 dem Hungertode nahe stand und nur durch die Mildthätigkeit seiner Straßburgischen Freunde sein Leben zu fristen vermochte.[20] Das Kloster Gottsau, auf dessen Einkünfte das Gymnasium fundirt war, hatten oberschwäbische Benedictiner schon seit 1630 wieder besetzt, die zwar durch die Schweden 1632 wieder verjagt, aber 2 Jahre später durch die Nördlinger Schlacht abermalige Besitzer desselben geworden waren, sich jedoch selbst oft in bitterer Noth befanden, [24] oft vor andringenden Streifzügen fliehen mußten und im Sommer 1643 wiederholt versicherten, von dem durch Feinde und Freunde in der ganzen Gegend von Durlach angerichteten Jammer könne kein Mensch sich eine Vorstellung machen.[21] – Nach mehrfachem ähnlichen Wechsel der Kriegsereignisse in ihrer Nähe kehrten sie zur Zeit des westphälischen Friedensschlusses für immer in ihr oberschwäbisches Kloster Ochsenhausen heim.

§. 10. Da bis zum Jahre 1650 fast in allen oberrheinischen Städten noch immer fremde Garnisonen hausten, so kehrte Markgraf Friedrich V. erst nach ihrem Abzuge endlich aus dem langen, zuletzt in Basel verlebten Exil nach Durlach zurück. Aber noch vor dem am 29. September 1650 gefeierten Friedensfeste versprach er schon am 12. August des gleichen Jahres, dem Rector Weininger möglichst bald die Opfer zu ersetzen und zu lohnen, welche dieser treue Diener auch für die wenn gleich kümmerliche Erhaltung der verarmten Schule so lange Zeit hindurch gebracht habe; nur vermied er es noch während der fünf nächsten Jahre, den Titel „Generalsuperintendent des Unterlandes“ anzuerkennen, welchen Weininger durch die feindliche Landesadministration erhalten hatte. Der Markgraf ernannte ihn aber sogleich, unter Belassung seines Rectorates, zum Kirchenrath und erneute, noch von dem zwischen Basel und Lörrach gelegenen Schlosse Friedlingen aus, am 18. September 1650 den Seite 21 erwähnten Erlaß vom 1. August 1626, welcher die Gymnasialeinkünfte zu heben bestimmt, aber während des langen Krieges ganz außer Uebung gekommen war. Da übrigens in allen Landestheilen unzählige, noch schwerere Kriegswunden geheilt werden mußten, so wurde selbst die öffentliche Mildthätigkeit für das Gymnasium abermals in Anspruch genommen und den Pfarrern die Weisung ertheilt, in besonderen Predigten zu einer Landescollecte für die Wiederherstellung der Durlacher Schule [25] zu ermuntern. Diese Sammlung ertrug zwar sogar nach der gesegneten Ernte und Weinlese der Jahre 1653 und 1654 zusammen nur 2000 fl.; doch konnte der Markgraf nicht lange hernach auf die Besoldung der Gymnasiallehrer (mit Einschluß der nieder angeschlagenen Naturalien, d. h. Getraide, Wein und Holz) jährlich 1547 fl. verwenden, obwohl die Finanzbehörde, die sogenannte Rentkammer, eine solche Summe am 18. Juli 1659 zu hoch fand und die Administration des Gymnasiums künftig selbst zur Hand zu nehmen wünschte; denn auch auf den gerade jetzt wiederhergestellten theologischen Convict, unter dessen Zöglingen sich unter Andern der oft erwähnte Johann Fecht befand, hatte der Markgraf jährlich 671 fl. verwilligt. Doch Friedrich V. erfüllte jene Wünsche nicht,[22] und selbst sein Küchenmeister, ein geborener Durlacher, Samuel Beyerbeckh, nahm sich des Gymnasiums mit größerer Wärme als die Finanzmänner an. „Aus ernstlicher Begierdte, der lieben heranwachßenden Jugendt nach Vermögen förderlich zu seyn,“ so drückte sich dieser, auch wegen seiner heiteren Laune in der ganzen Stadt beliebte Mann aus, legte er 1653 seine Hofstelle nieder, wurde Schaffner des Gymnasiums und übernahm um geringen Lohn die sorgfältigste Verpflegung der 12 Convictoristen oder der sogenannten Ernestinischen [26] Stiftung.[23] Ihre Zahl konnte nun mit einem 13ten vermehrt werden, der als Amanuensis des Rectors damals hinzu kam. Der kinderlose Beyerbeckh setzte 31 Jahre später das Gymnasium, dem er schon vorher große Wohlthaten erwiesen hatte, zu seinem alleinigen Erben ein.[24]

§. 11. Auch unter der Regierung Friedrich VI., welcher am 8. September 1659 auf seinen Vater folgte, fuhr die Rentkammer in der bezeichneten ökonomischen Richtung gegen die Oberbehörde des Gymnasiums, das Kirchenraths-Kollegium, fort und trug am 8. November 1660 darauf an, die Besoldungen der Professoren ganz zu sparen, ihre bei den sogenannten Exemten vorzuragenden Lehrfächer unter die Präceptoren zu vertheilen[WS 2]; das Gymnasium habe man bisher zu hoch gespannt, als daß länger so fortgefahren und ein so kostspieliger Eingriff in das Kammerwesen geduldet werden könne.[25] – Demungeachtet war es gerade dieser Markgraf Friedrich VI., der das Gymnasium auf eine solche Stufe erhob, daß der Zustand vor dem 30jährigen Kriege übertroffen wurde. Zum Professor der Beredsamkeit ernannte er 1664 den gelehrten Schwager Spener’s, Johann Gerhard Arnold, geboren zu Friedberg in der Wetterau; zum Professor der Theologie 1667 jenen früheren Zögling des Gymnasiums, Johann Fecht, den er unterdessen, wie manchen anderen talentvollen jungen Mann, während der [27] Universitätsstudien viele Jahre lang unterstützt hatte. Zum Ephorns wählte er 1667 den mit klassischer Literatur vertrauten Hofrath Joh. Christian Keck, der gleich im ersten Jahre seines Amtes die Zahl der Klassen wieder auf 6, also auch die Zahl der Präceptoren erhöhte. Für die Anstalt kaufte Friedrich VI. um 900 fl. die Bibliothek des 1660 zu Heidelberg verstorbenen Philologen Johann Freinsheim. Zur Ermunterung fleißiger Schüler ließ er seit 1669 eigens geprägte Silbermünzen als Prämien jährlich vertheilen.[26] Jedem Professor schrieb er vor, im Jahre wenigstens zweimal feierliche oratorische Uebungen mit seinen Zöglingen vorzunehmen; solche Schulfeste wurden durch eigene Programme angekündigt, die auf Kosten der Anstalt im Drucke erschienen. Auch an öffentlichen dialectischen Uebungen oder Disputationen fehlte es durchaus nicht; sie hatten zum Inhalt theils theologische, theils philosophische, theils philologische Gegenstände und die bedeutendsten unter den 1668 bis 1672 aufgeführten sind gleichfalls durch Druckschriften uns erhalten.[27] Zumal seit Arnold 1668 Rector geworden war, mehrte sich die Frequenz auch durch Ausländer. Während jede einzelne Klasse durchschnittlich 20 bis 30 Schüler zählte, enthielt der höhere Theil der Anstalt, das aus 2 Jahreskursen bestehende sogenannte Publicum, selten weniger als 60 Exemten oder Studiosen, und darunter finden sich Stuttgarter, Franken, Hanseaten, selbst aus Frankreich manche evangelische Adelige. – Da trat dem weiteren Gedeihen des Gymnasiums 1674 der neue französische Krieg, welchen unsere damaligen Landsleute den Luxemburgischen Krieg [28] nannten, sehr hemmend in den Weg, so daß der Convict schon im folgenden Jahre 1675, als Turenne bei dem durch ihn so eben in Brand gesteckten Sasbach fiel, auf 7 Alumnen beschränkt werden mußte, und noch während des Krieges starb am 31. Januar 1677 der preiswürdige fürstliche Gönner unserer Anstalt, Friedrich VI., der einst unter Bernhard von Weimar, Banner und Wrangel ruhmvoll gefochten hatte und noch im Jahre vor seinem Tode als kaiserlicher und Reichs-Generalfeldmarschall den Franzosen die Festung Philippsburg entriß, pflegte es nicht zu verschmähen, mit seinen Prinzen den öffentlichen Prüfungen des Gymnasiums seine persönliche Theilnahme zu schenken.

§. 12. Letzteres haben wir auch von seinem Sohne und Regierungsnachfolger dankbar zu erwähnen. Markgraf Friedrich Magnus oder Friedrich VII. sah sich 1678, also im Jahre vor dem Ende dieses französischen Krieges, zwar genöthigt, die Zahl der Convictoristen bis auf 4 zu vermindern, so daß die Verköstigung derselben in dem Gymnasialgebäude von nun an ganz aufhörte, nie mehr wiederhergestellt und nur noch in den nächsten elf Jahren wenigstens mit einem verwilligten Kostgelde einigermaßen ersetzt wurde. Doch wohnten sie noch fortwährend bis 1689 in dem Gymnasium und der Markgraf erklärte, sobald der Nimweger Frieden 1679 geschlossen war, seine Bereitwilligkeit, dem vorelterlichen Beispiele zu folgen und je nach den durch Gott gereichten Mitteln das Gymnasium wieder zu seinem alten Ruhme zu bringen. Es gelang ihm auch. Aus der Zahl der früheren Zöglinge des Convicts, die unterdessen bei ihrem Streben nach weiterer akademischer Ausbildung mit Stipendien unterstützt worden waren, berief er 4 zu Lehrämtern der Anstalt. Der Eine war Michael Förtsch, der Sohn einer im Kriege verarmten Familie aus Wertheim, der einst auf markgräfliche Kosten das Gymnasium besucht hatte und jetzt, 1681, zum Professor der Theologie in Durlach ernannt wurde; der Andere Dr. Med. Matthäus Scherff aus Sulzburg, welcher Mathematik und Naturwissenschaft zu lehren bekam; die beiden Uebrigen waren die gelehrten Brüder Johann Burkhard May und [29] Johann Heinrich May, Söhne des damaligen Pfarrers von Bauschlot. Dem Ersteren dieser Beiden übertrug er die Professur der Beredsamkeit, dem Letzteren die der orientalischen Sprachen. Noch länger dauernde Dienste leistete dem Gymnasium classicum der kenntnißreiche ungarische Edelmann Michael Bulyowsky de Dulycz, welcher seines evangelischen Glaubens wegen durch die Jesuiten aus seiner Heimath verjagt worden war und von 1679 an mit kurzer Unterbrechung 33 Jahre lang an der Anstalt segensreich wirkte. Mittelst dieser und der schon früher genannten Lehrer hob Friedrich VII. seit dem Friedensjahre 1679 die Schule und die Schülerzahl wieder so sehr, daß er schon im Begriffe stand, die 6 Schulklassen wegen Ueberfüllung der untersten mit einer siebenten zu vermehren. Ebenso wollte er die Gymnasialbibliothek, für welche das Vermächtniß des 1684 verstorbenen edlen Schaffners Beyerbeckh eigens 600 Gulden bestimmt hatte, mit der großen Battier’schen Büchersammlung in Basel verstärken; ja er ging sogar, seit Straßburg, die durch Badener am häufigsten besuchte Universitätsstadt, 1681 in französische Hand gefallen war, mit dem Gedanken um, eine Universität in Durlach zu errichten, kam aber theils durch das Bedenken, daß akademische Freiheit einer kleinen Residenz Ungelegenheiten bereite, theils durch die gegründete Besorgniß eines neuen französischen Krieges davon zurück. Denn abgesehen von der bedrohlichen Maßregel, daß Ludwig XIV. das mitten im Frieden weggenommene Kehl auch im Waffenstillstand von 1684 nicht zurückgegeben hatte, war 2 Jahre später die französische Festung Hüningen mit einem Brückenkopfe auf badischem Grund und Boden versehen und im Unterelsaß oberhalb Rastatt die Festung Fortlouis angelegt worden.

Wegen dieser in hohem Grade bedenklichen Lage sei unter der Regierung Friedrich’s VII. auch die 1. Jubelfeier des Gymnasiums unterblieben, so berichtete 100 Jahre später, am 1. September 1786, das Kirchenrathskollegium an Karl Friedrich, [30] weil die damaligen Historiker Sachs und Posselt[28] einer solchen Ansicht waren und Akten, die darüber besseren Aufschluß geben konnten, sich gar nicht mehr vorfanden. Daß aber allerdings die Jubelfeier unter Friedrich VII. stattgefunden habe, erhellt vollkommen klar aus zwei 1687 zu Durlach bei Martin Müller gedruckten und später in völlige Vergessenheit gerathenen Gymnasialschriften. Die Eine haben wir schon Seite 11 wegen ihres für die frühere Geschichte unserer Anstalt wichtigen Inhaltes citirt; sie ist durch den vorhin genannten Professor der Beredsamkeit, Johann Burkhard May, lateinisch geschrieben, ladet zu den am 5. März 1687, dem Namensfeste des regierenden Markgrafen, zu begehenden Säkularfeierlichkeiten des Gynmasiums ein, kündigt die zahlreichen Reden an, die dabei in deutscher, lateinischer, griechischer und in mehreren anderen Sprachen[29] den Dank gegen Gott für die Erhaltung der Schule, wie die Bitte um ihr ferneres Wohl ausdrücken werden, und rühmt die große Zahl ihrer vornehmen Schüler, zu welchen die Grafen von Solms und von Limpurg, die Freiherrn von Eck, von Gemmingen, von Göler, von Helmstätt, von Löwenstein, von Peblis, von Remchingen, von Steinfels, Thum von Neuburg und Zillenhart, auch Patriciersöhne aus Frankfurt und anderen Reichsstädten und adelige Franzosen wie de Favières u. s. w. gehörten. – Die zweite für ein größeres Publikum bestimmte Festschrift ist deutsch, führt den Titel „Christlicher Jubel- und Freudenschall“ und feiert mit Gedichten[30] „die Wiedergedächtniß des in fürstlicher [31] Residenzstatt Durlach vor hundert Jahren fundirten Gymnasii“. – Auch zwei weitere Programme sind aus den nächstfolgenden Monaten noch vorhanden; das Eine lud am 2. November 1687 auf den folgenden Tag zur Feier des glänzenden Sieges ein, welchen der badische Markgraf Ludwig Wilhelm unlängst bei Mohacz in Ungarn hatte erkämpfen helfen; das Andere kündigte auf den 17. Januar 1688, wie damals überhaupt Schauspiele häufig durch die Gymnasiasten aufgeführt wurden, ein solches Schauspiel an, mit welchem zwölf Zöglinge der Anstalt[31] den Geburtstag des Erbprinzen feierten.

Das waren freudige Feste, die nun für das Gymnasium sehr bald auf lange Zeit verstummen mußten. Noch im nämlichen Jahre brach der Orleanische Krieg aus, welcher, viel verheerender als der dreißigjährige, auch dem Gymnasium die tiefste Noth bereiten sollte, von der es jemals heimgesucht worden ist.

[32] §. 13. Das Zerstörungsjahr 1689, nachdem die Franzosen schon im September zuvor jenen Krieg mit der Eroberung von Speier eröffnet und gleich darauf auch Philippsburg und Mannheim erobert hatten, begann bereits in seinen ersten Wochen einzelne Theile unserer Heimath mit vandalischer Wuth zu verheeren. Im Juli 1689 fiel, von Philippsburg aus, eine zahlreiche Mordbrennerbande des Generals Mélac zuerst über die Stadt Bruchsal her, plünderte sie, legte sie dann nebst Bretten, Gochsheim und anderen Orten in Asche und erschien, noch ehe das gleiche Schicksal die Städte Ettlingen, Rastatt, Baden u. s. w. traf, am 3. (13.) August vor Durlach, wo der Hof und sehr viele Einwohner bereits entflohen waren. Sonntag 4., wo der herkömmlich vorgeschriebene Predigttext: Von der Zerstörung Jerusalems – die Angst der erschreckten Gemüther noch erhöhte, sah diese Residenz sich genöthigt, ihre Thore zu öffnen und am 5. fand die allgemeine Plünderung statt. – Während dieser fürchterlichen Stunden wurden wir Alle, die in der Stadt geblieben waren, so erzählt der oben erwähnte Gymnasiallehrer Bulyowsky[32], im Schloßhofe zusammengesperrt und erst Abends 5 Uhr zum östlichen Stadtthore hinausgelassen. Schon brannte der Thurm auf dem Thurmberge und wir namenlos unglücklichen Menschen wanderten in Haufen zu 30 und 40 über die Berge, auf deren Höhe wir in östlicher Richtung gleichfalls eine große Feuersbrunst, wir vermutheten Pforzheim, erblickten. Nachdem wir in einem Walde bei Langensteinbach die folgende Nacht voll Jammer zugebracht hatten, sahen wir von einem Berge herab nach Anbruch des verhängnißvollen 6. August unter Thränen ohne Zahl, wie Durlach zu brennen anfing und [33] sammt seinem herrlichen Schlosse und allen 3 Kirchen und dem Gymnasium und dessen schönen Sammlungen noch am gleichen Tage in Trümmer und Asche sank. Meine trostlose Familie fand ich in dem armen Dorfe Feldrennach wieder; ich hatte sie dahin schon vor dem Herannahen der kannibalischen Feinde am 2. August bei gänzlichem Mangel an Fahrmitteln, die durch Reichere allerseits in Anspruch genommen waren, ohne Habe und zu Fuß vorausgeschickt. – Auch Rektor Arnold, während der Schreckenstage persönlich mißhandelt und mit dem Tode bedroht, verlor, wie alle seine Amtsgenossen, sein ganzes Vermögen. Er wanderte nach Wildbad, später nach Calw; da wurden dem frommen und kenntnißreichen Manne vier deutsche Gymnasial-Rectorate angeboten: Schulpforte, Lüneburg, Wismar und Frankfurt a. M. Er wählte Letzteres und hörte bis an seinen Tod 1717 niemals auf, auch aus der Ferne seine Theilnahme an den Versuchen, die Durlacher Anstalt wiederherzustellen, durch treuen Rath zu beweisen. Der Ephorus und Professor Fecht[33] folgte einem Rufe als Professor der Theologie zu Rostock und trug, bis er 1716 dort starb, nicht Wenig zu der größeren Frequenz dieser Universität bei. Von den Brüdern May zog der jüngere, Johann Heinrich, als Professor der orientalischen Sprachen an die Universität Gießen; sein älterer Bruder, Johann Burkhard May, wurde Morhof’s Nachfolger an der Kieler Universität. Förtsch begleitete den Markgrafen auf der Flucht nach Basel und erhielt noch während des Krieges 1695 eine theologische Professur in Tübingen[34]; Dr. Scherff wurde würtembergischer Physikus und Regierungsrath. Der Glanz des in den letzten Jahrzehenden [34] so freudig wiederaufgeblühten Gymnasiums schien für immer erloschen und bei der Allgemeinheit der entsetzlichen Noth, da von mehr als 200 badendurlachischen Orten keine 50 von dem Niederbrennen verschont geblieben waren, glaubten Viele aus lange Zeit an gar keine Möglichkeit denken zu dürfen, daß der gelehrte Unterricht in Durlach wiederhergestellt werden könne. Auch die meisten Schüler zerstreuten sich nach allen Richtungen; die älteren Zöglinge großentheils nach Tübingen, Gießen, Rostock und Kiel.

Demungeachtet finden wir in der mißhandelten Heimath überraschend bald das erfreuliche Bestreben, der Schule aus dem gewaltigen Kriegesjammer wiederemporzuhelfen und wenn es auch zuerst nur kümmerlich und auf kurze Zeit und selbst bei den weiteren Bemühungen nur einigermaßen und nur sehr allmählich gelang, so müssen wir doch inmitten der furchtbaren Verwüstung und schon in den ersten Wochen, wo zahllose Trümmer noch rauchten, die auf Wiederherstellung des gelehrten Unterrichts gewendete Sorgfalt eines väterlich gesinnten Fürsten und treuer Lehrer hochachten. Kaum sehen wir jenen ungarischen Edelmann, den wir oben als einen hülflosen Flüchtling zu Feldrennach verließen, am 10. August 1689 aus diesem armen, auf den Höhen des Dobels gelegenen Dorfe mit seiner Gattin und mit seinen Kindern ohne Habe nach Stuttgart wandern; so erreicht ihn dort schon am 27. des gleichen Monats ein Schreiben des Geheimenrathes von Gemmingen, das ihn nach Pforzheim rief, wo nach dem Wunsche des selbst im Exil zu Basel lebenden Markgrafen Friedrich VII. der Unterricht in dem ehemaligen Dominikanerkloster, so gut es gehe und damit die Jugend nicht verwildere, wieder beginnen solle.

[35] Zwar auch in Pforzheim hatte am 5. August 1689 Mélac, dessen Name in dem Munde unseres Volkes noch jetzt als Hundenamen fortlebt, den Einwohnern, die ihn anflehten, ihre ausgeplünderten Häuser nicht auch noch niederzubrennen, nur den Trost, in Paris sei der Teufel Kriegspräsident, zugerufen und jeden Versuch, das nun beginnende Feuer zu löschen, mit dem Tode bedroht; aber dennoch wurde durch muthige Bürger mancher der gelegten Pulversäcke mit doppelter Lebensgefahr fortgeschafft und ein großer Theil der Stadt gerettet, so daß nur 82 Häuser zu Grunde gingen und namentlich die östliche Stadtseite nebst den Vorstädten verschont blieben. Am 8. September 1689 kam Bulyowsky in Pforzheim an; im folgenden Frühjahr hatte er und seine zwei Amtsgenossen schon wieder 50 Schüler in 3 Klassen, im Mai 1691 sogar 150 Schüler, die er mit Hülfe von 3 Kollegen laut seinem damals gedruckten Programme in 4 Klassen unterrichtete. Erst als der eine Lehrer, Ludovici, den körperlichen und geistigen Leiden unterlag und als neue Schwärme französischer Plünderer von Fortlouis her am 25. Juli und 10. August 1691 die kaum gebauten Hütten auf den Ruinen von Durlach und das halbverwüstete Pforzheim abermals heimsuchten; da hörte der gelehrte Unterricht auch in Pforzheim ganz auf, noch ehe diese Stadt im September 1692 auf’s neue durch die Franzosen angezündet wurde, wobei auch jenes Schulgebäude, das ehemalige Dominikanerkloster, in Asche sank[35]. Bulyowsky’s Kollegen Resch und Bendel zogen fort, jener nach Augsburg, dieser nach Schleswig[36]; Bulyowsky selbst empfahl den ärmsten seiner Schüler, den 17jährigen Johann Caspar Malsch aus Staffort, der ihm schon zu Durlach lieb geworden und in Pforzheim die Zierde der obersten Klasse war, einem Landsmanne, dem ungarischen Husaren-Oberst, [36] Grafen Zobor, der den talentvollen Jüngling als Regimentsschreiber mitnahm, und folgte selbst 1692 dem Rufe als Rector des Gymnasiums zu Oehringen; drei Jahre später wurde er Prorector am Stuttgarter Obergymnasium[37].

Unterdessen wiederholten die Franzosen auch 1693 und 94 jährlich ihre Plünderungszüge in die Gegend von Durlach und Pforzheim und noch in den zwei folgenden Jahren standen ihr Heer und das deutsche einander am Oberrhein gegenüber. Erst 1697 gingen die 9 Kriegsjahre, welche, wie Einer unserer damaligen Landsleute mit Recht versicherte[38], „mehr zerstört hatten als der ganze alte deutsche Krieg in seinen 30 Jahren“, durch den Frieden von Ryßwik 1697 zu Ende.

§. 14. Nun erst konnte Markgraf Friedrich VII. aus dem Exil in sein verwüstetes Land zurückkehren und nun mußte auf sein Verlangen wenigstens Ein Lehrer den lateinischen Unterricht zu Durlach in einem der 5 kleinen bei dem Brande von 1689 verschont gebliebenen Häuser wieder beginnen. Der alte Schulmann klagte in einem Berichte vom 9. April 1698 bitter über die „verwilderte, harte und unartige Jugend“[39]. – Friedrich VII. selbst wohnte damals, da alle seine Schlösser niedergebrannt waren, in seinem Hause zu Grötzingen, verlangte aber, während er 1698 einen Theil seines Schlosses zu Durlach wieder auszubauen anfing, zugleich einen Plan, wie das Gymnasium hergestellt werden könnte, und bat auch den früheren, nun zu Frankfurt segensreich wirkenden Rector Arnold um ein Gutachten darüber. Dieser sprach ihm zu, das Gymnasialgebäude auf den Trümmern des alten wiederzuerrichten und der Anstalt [37] nicht nur alle früheren Bezüge, auch die vielerlei Sporteln, Dispenstaxen und Strafgelder, sondern sogar die Einkünfte vakanter Pfarreien zuzuweisen. – Letzteres verwarf der gewissenhafte Fürst und genehmigte zwar im Sommer 1699[40] den Vorschlag, einstweilen das durch Hauptmann Langenbach in der Rappengasse neu erbaute Haus um 1230 fl. für die zu restituirende Anstalt zu erkaufen, drang aber wiederholt auf Vorlagen, wie der vollständige Gymnasiumsbau möglichst bald unternommen werden könne.

Schon am 23. April des gleichen Jahres 1699 hatte er aus Stuttgart den von ihm hochgeachteten Bulyowsky zum Prorectorate nach Durlach berufen und bald darauf auch dessen ehemaligen Zögling Malsch, welcher unterdessen durch günstige Umstände zur Vollendung seiner Studien und zu würtembergischen Lehrstellen in Cannstadt und Stuttgart gelangt war. Obwohl aber im Jahre 1700 ein abermaliger Krieg mit Frankreich, der spanische Successionskrieg, nach kurzer Friedenszeit dem Lande neue Wunden zu schlagen anfing, gelang es doch, die Zahl der Klassen allmählich wieder auf 5 zu heben und über ihnen auch das Gymnasium publicum in einiges Leben zurückzurufen. So stand es, als am 22. April 1706 endlich wieder ein gedrucktes Programm, das erste seit 15 Jahren, erschien[41]. Schon im folgenden Jahre 1707 wurde die überfüllte unterste Klasse in 2 getheilt, die Klassenzahl also wieder auf 6 gehoben. Bald vorübergehend war damals das Vordringen der Franzosen unter [38] Marschall Villars, welches den Markgrafen auf’s neue zur Flucht nach Basel zwang und auch manche Lehrer und Schüler des Gymnasiums auf einige Wochen wieder vertrieb[42]. – Nachdem der treffliche Fürst 6 Monate später in Durlach wiedereingetroffen war, starb er hier, noch mitten im Kriege, am 25. Juni 1709. Er hatte unter seinen 32 Regierungsjahren nur 12 friedliche erlebt, auch von diesen 12 viele durch französischen Uebermuth in gewaltthätigster Weise getrübt gesehen.

§. 15. Die Regierung seines Sohnes und Nachfolgers Karl Wilhelm brachte dem Gymnasium sogar nach wiederhergestelltem Frieden kein erfreuliches Loos und wurde nach einer so schwer heimgesuchten Zeit dem Lande auch durch Baulust drückend. Schon als Erbprinz hatte er den Plan mißbilligt, nach welchem sein Vater das Durlacher Schloß 1698 wiederherzustellen anfing, und schon damals versinnlichte er in vertraulichem Kreise durch eine fächerförmige Zeichnung die Art, wie er selbst einst bauen möchte. Zugleich wünschte er einen großen, dem Schlosse möglichst nahe gelegenen Wildpark, was zu Durlach nicht auszuführen war. Dazu kam ferner das seltsame Wohlgefallen damaliger Regenten an der Ebene, wornach die Residenz 1707 aus Baden nach Rastatt, bald auch von Heidelberg nach Mannheim verlegt, Ludwigsburg dem Aufenthalt in Stuttgart, Waghäusel dem in Bruchsal vorgezogen wurde. Daß der neue Regent mit dem Durlacher Magistrate in Unfrieden gelebt habe, ist nur eine spätere Vermuthung; doch konnten ihm die scharfen Urtheile der dortigen Einwohner bei manchen Anlässen zuwider sein, z. B. im Jahre 1711, als ein ihnen mißliebiger [39] Diacon angestellt und eine Zahl Ausländer durch Privilegien zum Bau modellmäßiger Häuser in ihre Stadt gelockt wurde. Noch andere Gründe sind in den gleichzeitigen Briefen der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte, Gemahlin des Herzogs von Orleans, lebhaft gerügt; gar keiner aber findet sich angegeben in dem, was Eisenlohr später, nach des Markgrafen Tod, handschriftlich aufgezeichnet hat, sondern er begnügt sich, Seite 845 zu sagen: Was den Fürsten zu einer Residenzänderung bewog, ist den Meisten ein Geheimniß geblieben; mihi scire licet, quod ita; cur ita, non licet.

Als das Durlacher Gymnasium 1712 seinen trefflichen Vorstand Bulyowsky durch den Tod verlor, galt dessen ehemaliger Schüler und in letzter Zeit nächster Kollege, der 38jährige Professor Malsch, zwar für einen ausgezeichneten Kenner der alten Sprachen und für einen sehr glücklichen lateinischen Dichter, aber für minder bewandert in philosophischen Wissenschaften und trotz seiner heiteren Laune für geneigt zum Pietismus. Man warf ihm vor, daß er mit August Hermann Franke (dem edlen Stifter des Waisenhauses zu Halle) und mit dessen Schwiegersohn Freylinghausen korrespondirte, mit einem dem Pietismus ergebenen Informator in dem von Marschall’schen Hause zu Durlach, Pelletier, freundschaftlich umging und über die Schriften eines damals beliebten Mystikers Pierre Poiret vortheilhaft urtheilte[43]. Der Markgraf ließ also das Rectorat vakant bis 1714, wo der Frieden zu Rastatt[44] dem 14jährigen spanischen Erbfolgekrieg endlich ein Ziel setzte, und theilte die Stelle nun einem jungen Manne von 29 Jahren zu, der in Jena als Privatdocent der Philosophie lebte. – Der gelehrte Magister Johann Ludwig Boye, aus Königsberg gebürtig, [40] trat im Januar 1715 sein Amt zu Durlach an. Unbekannt mit den Verordnungen und Gewohnheiten des Landes, sogar ohne weitere Kenntniß des Schulwesens außer derjenigen Kenntniß, die er seit seiner eigenen Schülerzeit noch im Gedächtnisse trug, behandelte er die älteren Knaben und die Jünglinge der zwei obersten Jahreskurse wie vornehme Männer, dictirte seine Hefte in bequem akademischer Weise, obwohl alles Dictiren in höheren Klassen bisher verboten war[45], übersah Schulversäumnisse, ließ überhaupt die Disciplin sinken. Mit ihr sank zugleich das Vertrauen in die kaum wieder erweckte Schule und die allmählich gestiegene Frequenz begann wieder abzunehmen. – Aber zwei andere sehr schwere Gründe, warum die Schule zurückging, lagen in dem tadelnswerthen, oft häßlichen Kampfe, welchen der gekränkte Malsch gegen den in vieler Beziehung achtbaren Boye erhob, und in der finanziellen Verkümmerung des Gymnasiums. Einerseits unterließ man es, das nur zum provisorischen Gebrauch bestimmte Privathaus, in welchem zu Durlach Schule gehalten wurde, zu erweitern, so daß die zwei untersten Klassen in demselben Zimmer bei einander bleiben, die zwei obersten Jahreskurse in den Privatwohnungen ihrer Lehrer unterrichtet, die Prüfungen nebst den oratorischen Feierlichkeiten in der minder kleinsten der Schulstuben gehalten werden mußten. Andererseits ließ man schon 1714, als der Lehrer der zweitobersten Klasse auf seine Bitte einen Pfarrdienst erhielt[46], die Stelle desselben unbesetzt, weil man mit seiner Besoldung den Rectoratsgehalt verbesserte, um jenen Universitätslehrer Boye [41] für das Rectorat zu gewinnen. Seitdem gab es abermals nur noch fünf Klassen, und diese fünf schmolzen aus vier, als 1719 Einer der Durlachischen Gymnasial-Lehrer in die neue Residenz versetzt wurde.

Das führt uns zu der eigentlichen Ursache der zuletzt erwähnten finanziellen Beschränkungen. Am 17. Juni 1715 hatte der Markgraf den Grundstein zu seinem eine Stunde von Durlach entfernten Schlosse Karlsruhe gelegt. Drei Monate später verküdigte er die Privilegien einer dort anzulegenden neuen Stadt. Nachdem er auch die Dikasterien dahin verlegt hatte, sprach er am 1. März 1719 den vorhin erwähnten Befehl aus, daß Einer der Durlachischen Gymnasial-Lehrer[47] in die neue Residenz herüberziehe, um die Söhne der Räthe und anderer Einwohner nicht ohne lateinischen Unterricht zu lassen; aber schon im folgenden Jahre wünschte er das ganze Gymnasium allmählich nach Karlsruhe zu versetzen und ließ sich auch durch die Vorstellungen des Ephorus[48] nur ungern davon abbringen. Dieser, sein Hofprediger, erinnerte ihn am 15. Febr. 1720, wie viel die Stadt Durlach schon durch die Residenzverlegung verloren habe und wie viel schlimmer es mit der ohnehin schwer zu bändigenden Durlachischen Jugend nach der Vollziehung des neuen Wunsches künftig aussehen würde, gab aber zu, auch dem gelehrten Unterrichte in der neu gegründeten Stadt müsse man billige Rechnung tragen, dadurch daß man die Durlacher Anstalt auf beide Orte vertheile[49]. – Auf’s neue zum Bericht über das Durlacher Gymnasium und über die nöthige Vergrößerung der in Karlsruhe erst beginnenden lateinischen Schule aufgefordert, schrieb der Ephorus am 23. April 1720: An dem verwahrlosten [42] Zustande der Durlacher Anstalt, welchen der Markgraf hinlänglich kenne, trage allerdings Boye die Hauptschuld, und dieser Schulmann wünsche nun selbst, gegen Vorausbezahlung eines Jahrgehaltes, sich nach Jena zurückzuziehen. („Das wäre das Beste“, schrieb der Markgraf an den Rand.) – Doch auch sich selbst sprach der Ephorus in jenem Berichte nicht frei von einem Theile der Schuld. Als Geistlicher habe er nämlich sein Ephorat nicht mit gehörigem Nachdrucke durchführen können, um den Pasquillen zu entgehen, in denen seine anfängliche Strenge durch die scharfe Zunge der Durlacher angegriffen wurde. Unter solchen Umständen habe er, da noch Höhere schliefen, das Schulschiff den Meereswellen überlassen. Und doch sei ein gutes Gymnasium ein unschätzbares Kleinod für ein Land; es mache nicht nur die Berufung fremder Diener entbehrlich, in denen man sich so häufig getäuscht sehe, sondern es belohne überhaupt in reichlichem Maaße die Opfer, die durch die Rentkammer so ungern und so spärlich verwilligt werden. Als Schullokal in Karlsruhe könne man entweder eines der neuerbauten landständischen Häuser miethen[50] oder auch bei der dortigen Stadtkirche neu bauen, dazu die aus dem Verkaufe des alten Durlachischen Gymnasialplatzes etwa zu erlösenden 600 fl, ferner einen namhaften Theil der einstweilen zurückzuhaltenden Stipendien, weiter die persönlichen Beiträge verwenden, die durch Angestellte in Karlsruhe zugesagt worden seien; auch eine Collecte könne man versuchen.

§. 16. Als der Plan des Markgrafen, das Gymnasium aus der kaum verlassenen Residenz in die neue zu verlegen, immer klarer hervortrat, wendeten sich an ihn 14. Juni 1720 Bürgermeister, Gericht und Rath der Stadt Durlach. Sie thaten es in beweglichen Ausdrücken; wenn, dem Vernehmen nach, nun [43] auch die einst so berühmt gewesene Anstalt ihnen entzogen werden sollte, so würden sie einem totalen Ruin entgegen gehen. – Am 1. Juli erhielten sie aber blos die Antwort, er werde darauf Reflexion nehmen, und auch Malsch verwendete sich vergebens für das Verbleiben der Anstalt in Durlach[51]. – Der Markgraf selbst ließ sich die frühesten Gymnasialakten aus dem Archive geben[52], schöpfte aus ihnen keine Ueberzeugung, daß diese Gelehrtenschule an jene Stadt gebunden sei, ordnete eine genauere Visitation des Gymnasiums durch besondere Kommissäre an[53], äußerte seine gegründete Unzufriedenheit über mangelnde Eintracht und Ordnung und berief im folgenden Jahre 1721 den Professor Malsch aus Durlach nach Karlsruhe zur Erweiterung des dortigen Unterrichts. – Am 16. Juni 1721 kündigte der Ephorus durch ein gedrucktes Programm an, das Athenaeum (diesen großartigen Namen erhielt die kleine Schule) solle am 20. Juni zwar nur mit 2 Lehrern in Karlsruhe eröffnet, aber bald mit einer größeren Lehrerzahl und mit einem hinreichend großen Gebäude versehen werden[54]. – In Durlach blieben vor der Hand noch Rector Boye nebst Wasmuth und 2 andern Präceptoren, während durch dortige Geistliche, soviel ihre Berufsgeschäfte es erlaubten, die lectiones publicae fortversehen wurden.

Gleich am Tage nach der förmlichen Eröffnung des Athenäums, welches aus 2 Klassen bestand und in der untersten 45 Schüler zählte, also am 21. Juni 1721, schrieb der Markgraf, [44] welcher in der Stille ganz andere Baumittel als die ihm durch den Ephorus vorgeschlagenen beizog, an diesen Ephorus und an den Oberbaudirector von Wollin, verlangte einen Plan und Kostenüberschläge für den Neubau der Karlsruher Mittelschule und zeichnete an den Rand dieses Schreibens mit leichten Strichen die Grundrisse der zwei seit 1719 begonnenen, aber damals noch im Bau begriffenen Kirchen der Lutheraner und der Reformirten und zwischen Beiden zog er zwei längere parallellaufende Linien. Jene erst im Herbst 1722 fertig gewordenen Kirchen lagen damals am Südende der Stadt und zwar an dem „Mühlburger Wege“[55], welcher später den Namen Lange Straße erhielt; die auf dem Marktplatze gelegene lutherische Kirche, sehr leicht kenntlich an der Gestalt eines vierblätterigen Kleeblattes (vergl. den lithographirten Plan), bildete das südliche Ende der jetzigen Karl-Friedrich-Straße, wurde 1807 abgebrochen und der Ort, wo ihr Altar stand, ist jetzt durch die Pyramide bezeichnet. Die reformirte Kirche machte in dem hier fraglichen Jahre 1721 den südlichen Schluß der jetzigen Kreuzstraße aus; sie steht noch jetzt und wird „Kleine Kirche“ genannt. Mit den zwischen beiden Kirchen, nur um einige Schritte nördlicher, gezeichneten Parallel-Linien beschrieb der Markgraf offenbar den Bauplatz, den er für unsere Schule wünschte. Es ist die Stelle, wo heutiges Tages, seit 1808, längs der Südseite dieses Theiles der Langen Straße das Haus des Herrn Bürgermeisters Herzer und seiner Nachbarn, Nro. 129b, 131 und 133 stehen und wo (von 1724 an) das Gymnasium bis 1807 sein Gebäude und seine Gärten hatte. – Während der Markgraf zwischen jenen beiden Kirchen bauen ließ und zwar, wie die meisten übrigen Häuser, aus Holz, doch gerade auf, also ohne die für Privatgebäude vorgeschriebene Mansardenform, übrigens so, daß im [45] oberen Stockwerke eine Reihe von 21 Fenstern, im unteren aber 17 nebst 2 großen Thoren die Vorderseite bildeten, hielt Malsch nebst seinem Kollegen Schule in dem blos auf einige Zeit dem damaligen Bürgermeister abgemietheten Hause „Zum Waldhorn“[56]. Es ist der jetzige Gasthof zum Ritter. Noch im Anfange des Jahres 1723 lud Malsch in einem lateinischen Programme ein zu dem oratorischen Akt, welcher am 11. Februar „in aedibus Waldhorn.“ gehalten werden solle[57]. – In der Stadt glaubte man, der zweistöckige langgestreckte Neubau zwischen den beiden Kirchen sei für Pfarr- und deutsche Schulhäuser bestimmt; als aber der Markgraf, von einer holländischen Reise zurückkehrend, am 12. Juni 1724 das fertig gewordene Gebäude besichtigte, wies er es dem Gymnasium zu, welches er nun definitiv aus Durlach hieher verlegte. Jedem der 4 Lehrer, welche an der Anstalt zu unterrichten hatten, gab er dort eine Wohnung nebst einem Garten. Die Kosten des Baues waren den geistlichen Verwaltungen Karlsruhe, Hochberg und Röteln aufgebürdet worden, so schwer diese Fonds sich noch immer in Folge der letzten ruinenreichen Kriege mit Bauausgaben belastet fühlten. Für den lutherischen Stadtpfarrer zu Karlsruhe ließ der Markgraf nun dicht an der Ostseite der Kirche seiner Konfession ein Pfarrhaus, für die Stadtschule den nöthigen Bau dicht an der Westseite errichten. Rector Boye, wie der Hauptlehrer der obersten Klasse, Präceptor Joh. Wasmuth, mußte 1724 nach Karlsruhe übersiedeln; Boye starb aber hier schon nach 3 Monaten, [46] 16. Sept 1724[58] – In Durlach blieb nur noch ein Pädagogium mit 2 Lehrern, da das Personal der beiden Anstalten zusammen allmählich auf 6 Köpfe reducirt worden war[59]. Wie lange dieser kümmerliche Zustand gedauert habe, ist in der äußeren Geschichte der zweiten Periode oder der Karlsruher Zeit zu berichten. Vorher müssen wir noch einen näheren Blick auf die innere Einrichtung des Gymnasiums während der ersten oder Durlacher Periode zurückwerfen.


  1. Aus der auf Martin von Remchingen gehaltenen Leichenrede. Tübingen, 1619.
  2. Dieses Stiftungsjahr 1583 wird angegebenen a) durch den gleichzeitigen Pfarrer Paul Cherler in Bingen, welcher seine im Druck erschienenen Libri octo de Jesu Christo am 19. Januar 1584 den oben genannten, um die Stiftung des Gymnasiums verdienten Staatsmännern und Geistlichen widmete, b) durch Johann Fecht in 2 Druckschriften: Schediasmata sacra Francof. 1688, pag. 946 und Colloquium Emmendingense, Rostochii, 1709, pag. 41.
  3. Joh. Schopff war wahrscheinlich aus Pforzheim und vielleicht ein Bruder des Arztes Philipp Schopff, welcher 1565 zu Tübingen Magister wurde, 1575 als Arzt in Kreuznach und später in seiner Vaterstadt Pforzheim, mindestens aber schon 1590 in Durlach fungirte, wie aus seinem gelehrten Briefwechsel mit dem bekannten Chronisten Martin Crusius erhellt (Manuscript des Letzteren in der Tübinger Univ.Bibliothek). – Schon während seiner Amtsthätigkeit zu Pforzheim 1582 machte er sich auch als medic. Schriftsteller bekannt. Daß er zu den frühesten Lehrern des Durlacher Gymnasiums gehörte (als Professor der Naturwissenschaften), wird in dem erwähnten Durlacher Gymnasiums-Programm von 1687 ausdrücklich versichert. – Was Sachs (Beitr. S. 25) angibt, Joh. Schopff sei 1584 Abt von Blaubeuren geworden, läßt sich leicht daraus widerlegen, daß der gleichzeitige Würtemberger Joh. Schopff vor seiner Erhebung zur Würde eines Blaubeurer Abtes 1584, in Stuttgart von 1578 bis 1584 Kirchenrath und Hofprediget war.
  4. Fecht in seinen Epist. Marbach. pag. 956b, J. B. May in einem [16] Programm vom 17. Januar 1688 und Sachs Beitr. 177 geben den Martin Blank als frühesten Gymnasialrector in Durlach an. Lassen wir die von ihnen aufgestellte Rectorenreihe unverändert, so bemerken wir doch, daß Blank zwar Rector der Durlacher Mittelschule, aber noch vor der Eröffnung des Gymnasiums war.
  5. In der Stipendienstiftung des Markgrafen Georg Friedrich vom 23. April 1614 heißt Quinta noch immer die unterste Klasse; erst 1623 erzählt Jüngler’s Manuscript de origine Marchionum von 6 Klassen, die damals, so scheint es, schon längere Zeit bestanden.
  6. Joh. Fecht’s Manuscript von 1689, §. 57.
  7. Nach einer Mittheilung, die ich Herrn Professor Karl Gustav Fecht in Durlach, nebst dem auf beigefügter Lithographie dargestellten Theile des Durlacher Stadtplanes verdanke. – Mit ihr stimmt überein Fol. 63 des Lagerbuchs der Stadt Durlach von 1720. – Die Stelle, auf welcher im westlichen Stadttheile seit 1784 das jetzige Pädagogium steht, hat der lithographirte Plan punktirt angegeben und mit dem Buchstaben P bemerklich gemacht. – Die auf gleichen Maßstab reducirte Zeichnung der betreffenden Stadttheile von Durlach und Karlsruhe verdanke ich dem Herrn Lehramtspraktikanten Ludwig Durban.
  8. Die Angabe, wie die Räume der 3 Stockwerke vertheilt waren, [18] nehme ich aus Sachs Beiträgen Seite 27. Er war 1720 geboren und konnte die Vertheilung aus dem Munde alter Leute gehört haben.
  9. Als Lehrer in der früheren Zeit des Gymnasiums werden durch das erwähnte Durlacher Programm von 1687 folgende namentlich aufgeführt:
    [19] a) Die Klassenlehrer oder Präceptoren: Michael Gigelius, Andreas Petnkover, Nicolaus Gerstenberger, Thomas Ammonius, Wilh. Hannibal Kannengießer und Georg Norstius (soll offenbar Norschius heißen, welcher mir aus den Jahren 1622 bis 1630 wohl bekannt ist).
    b) Als Professoren am Gymnnasium publicum führt jenes Programm von 1687 theils solche auf, die schon oben erwähnt wurden, wie Martin Blank, Philipp Schopff und Jakob Lorhard; theils solche, die mir sonst ganz unbekannt sind, wie Georg Hehl und Joachim Cölius; theils solche, die mir auch in anderen Quellen vorkamen, nämlich Matthias Pregizer od. Bregezer, welcher 1614 die Professur der Physik und Mathematik in Durlach bekleidete, und Georg Bach, welcher aus dem Gebiet von Ulm gebürtig und Prof. der Eloquenz 1627 bis 34 in Durlach, dann in Straßburg war. Sebiz Appendix chronologica p. 323 gibt seine zahlreichen Schriften und aus Sebiz theilt Eisenlohr’s Manuscript von 1748 p. 584 sie mit.
  10. Die ganze Urkunde steht in J. G. Eisenlohr’s Manuscript Seite 471–478 und aus ihm abgedruckt in Sachs Beitr. S. 33–45.
  11. Geschichte der ev. Kirche im Großherzogthum Baden 1855 II, 160 ff.
  12. Am 6. August 1622 schreibt der Gymnasiallehrer Georg Norsch zu Durlach an seinen gewesenen Kollegen, den schon nach Straßburg geflüchteten Samuel Gloner: Die Markgrafschaft hat durch bairische, polnische und andere im kaiserlichen Dienst stehende Truppen mit Feuer und Schwert, mit Plünderung und Mord vieler Unschuldigen schwere Verheerung erlitten; Liedolsheim, Mörsch, Mühlburg, Königsbach, Neureuth und andere Orte liegen fast ganz in Asche. Durlach ist durch Gott noch geschirmt worden. Unser Amtsgenosse Dornberger hat den Dienst aufgesagt und will zu seinem Schwiegervater nach Regensburg; Rector Wegelin ist noch in Calw, wohin er geflohen. Biterolf ist aus Neuenbürg hieher zurückgekehrt; so auch andere Geflüchtete. (Aus der zu Straßburg befindlichen Sammlung handschriftlicher Briefe jener Zeit.)
  13. Sebiz, Appendix chronologica, S. 312.
  14. Eisenlohr’s Manuscript S. 556 ff. – Röhrich’s Mittheilungen aus der Geschichte der evang. Kirche des Elsasses, II, 311.
  15. Schreiben Wegelin’s 28. Mai 1622 aus Durlach an Gloner, in der genannten Straßburger Sammlung.
  16. Daß Friedrich V. diese Schulordnung und die erwähnte Vergünstigung bekannt machte, weiß ich nur aus den Eingangsworten zu seinem viel späteren Erlaß vom 18. September 1650. (Gen.L.Archiv, Fasc. Durlach, Studien, Ausrichtung eines Fisci scholastici für das Gymnasium, 1650.) – Die Stipendienstiftung des Hofpredigers Georg Felder ist schon vom 8. März 1626.
  17. In den 1627 gedruckten Funeralien der Markgräfin Barbara stehen außer der durch Rector Weininger gehaltenen Oratio auch lateinische Gedichte von 4 damaligen Convictoristen; deßgleichen von Christoph Motsch, Praeceptor Quartae, und von dem Conrector Georg Norsch. Der Name des Letzteren und der des M. Georg Bach sind in Sachs (Beiträge Seite 48) [22] aus Eisenlohr’s Manuscript p. 497 u. 584 fehlerhaft abgedruckt. – Die von Bach im Druck erschienenen philosophischen Schriften hat er theilweise schon in seiner Durlacher Zeit herausgegeben. – Dem Conrector G. Norsch war, zur Unterstützung seiner Armuth, mindestens schon 1630 neben seinem Lehramte auch das eines Notars übertragen.
  18. Besonders nach Straßburg. Diese Reichsstadt wurde während des 30jährigen Krieges das neue Pella in den Schriften vertriebener Protestanten genannt. – Unter den 1634 aus Durlach nach Straßburg geflüchteten Schülern bemerken wir den 20 Jahre alten Convictoristen Johann Matthias Schneuber, Sohn des Pfarrers von Feldberg; er wurde später gleichfalls in Straßburg Professor der Poesie und ist als Dichter bekannt. – Markgraf Friedrich V. selbst brachte einen großen Theil seines Exils in Straßburg zu.
  19. Aus Eisenlohr’s Manuscr. S. 517 ff. hat Sachs in seiner Einleitung IV, 552 ff. und in seinen Beiträgen S. 50 ff. diesen Salvaguardia-Brief vollständig abdrucken lassen.
  20. Weininger’s Brief vom 13. Juni 1639 an die Straßburger theol. Facultät und das Schreiben der Letzteren 29. Juni 1639 an Markgraf Friedrich V. bei Eisenlohr S. 523 ff. – Wie es mit den wenigen Schülern des Gymnasiums damals aussah, läßt sich aus dem Schicksale des Felder’schen Stipendiums abnehmen. Der Bruderssohn des Gründers sollte es seit 1631 genießen, zog aber um’s Jahr 1639 wegen abermaliger Hungersnoth vom Gymnasium fort, gab das Studiren auf und starb später als Schulmeister in Ihringen. Da er einen großen Theil seines Kostgeldes dem Stadtschreiber Mylius zu Durlach noch schuldete, so verschaffte dieser den ferneren Bezug des Stipendiums, soweit die Zinsen beizubringen waren, seinem eigenen Sohne von 1640 an. (Gen.L.Archiv. Fasc. Baden-Durlach, Felderstipendium 1657.)
  21. Schreiben ihres Klosteradministrators, Pater Benedict Eisenschmid, d. d. Durlach 17. September 1640 und Speier 25. August 1643. Gerberti historia nigrae silvae II, 430. Gottsauer Chronik von Leichtlin S. 92.
  22. Die Lehrer im Jahre 1658 waren: Der alte Weininger, welcher erst 1659 von den Schulgeschäften zurücktrat; Conrector Matthias Lembke, ein Mecklenburger, Professor der Philosophie, führte das wirkliche Rectorat 1664 bis 68, wo er Decan zu Denzlingen wurde; Dr. Joh. Friedrich Heilbronner, aus Sulzburg geb., lehrte Theologie; der Leibarzt Dr. Sigmund Close, 1623 zu Breslau geboren und Stammvater des noch jetzt von uns hochgeachteten Geschlechts, lehrte Naturwissenschaften; ein Straßburger, David Fleckhammer, der im weimarischen Heere als Ingenieur gedient hatte, ein gelehrter Mann, aber seltsamer Sonderling, wie aus dem über ihn Aufgezeichneten hervorgeht, war Professor der Mathematik. Die Hauptlehrer der 5 Klassen waren die Präceptoren Johann Spieß, aus Franken, Johann Nothnagel, Johann Wolfgang Löhr, Johann Faber und Thomas Matthias Lindauer. (Gen.L.Archiv. Fasc. Unterhalt des Gymnasiums. 1655 ff.)
  23. Nach dem Markgrafen Ernst Friedrich (§. 6) so benannt.
  24. Er verwaltete dieses Amt 24 Jahre lang, bis er es, durch einen schweren Fall allmählich arbeitsunfähig geworden, in seinem 67. Lebensjahre 1677 niederlegte. Schon während seiner Verwaltung hatte er das Gymnasium mit kleineren Schenkungen bedacht; vor seinem 1684 erfolgten Tode wendete er, im Einverständnisse mit seiner Frau, ihr beiderseitiges ganzes Vermögen, 17 Morgen Güter und etwa 2000 fl. Kapital durch Vermächtniß dem Gymnasium zu. (Aus den im Gen.L.Archiv befindlichen Fascikeln, betr. die Beyerbeckh’sche Stiftung 1677 ff.)
  25. Gen.L.Archiv, Fasc. Durlach, Studien, Unterhalt des Gymnasiums und der Stipendiaten 1655 ff.
  26. Daß diese Münze mit der Inschrift: Tandem fit surculus arbor – nicht 1696, wie in ihrer Abbildung bei Schöpflin (Hist. zar. badensis tom. IV) steht, sondern 1669 geprägt worden ist, erhellt auch aus der Münzsammlung der Großh. Hofbibliothek, welche ein Exemplar derselben besitzt.
  27. Sie sind unter dem Titel: Noctes Christianae durch Johann Fecht herausgegeben worden; Durlaci 1677, 976 Seiten stark, später vermehrt noch mehrmals erschienen. (Joh. Fechtii compend. theol. Lipsiae 1744, wo der neue Herausgeber, Hora, p. XVIII ff. Fecht’s Schriften aufzählt.)
  28. Sachs nicht nur Seite 72 seiner Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums, sondern auch in der Vorrede zu denselben. – Ebenso 2 Jahre später der Professor der Geschichte an unserer Anstalt, Dr. Ernst Ludwig Posselt, in der Gymnasialschrift: Sachsii manibus Carolsruhae 1789 pag. 23. – Auch von Drais im Leben Karl Friedrich’s 1818 II, 214 glaubt, die erste Säkularfeier des Gymnasiums sei unterblieben.
  29. Sogar in hebräischer, chaldäischer, syrischer, arabischer und äthiopischer Sprache.
  30. Darunter ist Eines, in welchem ein norddeutscher Dichter, Justus [31] Siber aus Einbeck, das Lob der einzelnen Durlachischen Gymnasial-Lehrer besingt. Letztere waren damals
    a) an dem Gymnasium publicum: Joh. Fecht, Licentiat der Theologie und Kirchenrath, Ephorus oder Inspector Gymnasii, zugleich Professor der Theologie an demselben. Johann Gerhard Arnold, Kirchenrath und Rektor der Anstalt. Matthäus Scherff, Dr. Med., Professor der Mathematik und Naturwissenschaft. Johann Burkhard May, Professor der Beredsamkeit. Johann Heinrich May, Professor der orientalischen Sprachen. Michael Förtsch, Licentiat der Theologie, Professor der thetischen Theologie. Johann Ernst Sauer, Professor der Ethik.
    b) An dem Gymnasium classicum lehrten: in der obersten Klasse der eben genannte Sauer; in den fünf übrigen die Präceptoren Johann Thomas Resch, Michael Bulyowsky, Thomas Bendel (aus dem Vogtlande), Christian Ludovici, Franz Schlecht (an dessen Stelle 1688 Friedrich Wagner trat) und Jacob Jung.
    Die deutsche Jubelschrift, gleichfalls 1687 in Durlach bei Martin Müller gedruckt, fand ich in den Foliomiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. XVI, Nr. 3.
  31. Unter diesen 12 Auftretenden sind 3 Frankfurter, 1 Speirer und 1 Basler (ein Herr von Bärenfels) genannt. – Der Erbprinz Carl Wilhelm wohnte der Aufführung bei. Der Titel des Schauspiels war: [32] Carolus Magnus, actus oratorio-historicus. – Mit Recht konnte Professor Johann Heinrich May in seiner 1687 zu Durlach gedruckten Lebensbeschreibung Reuchlin’s Seite 148 sagen: Hodie gymnasium nostrum in tanta est celebritate, quanta unquam alias fuit..
  32. Lyceumsfascikel „Lehrplan 1695–1710.“ – Abgedruckt in Sachs Beitr. S. 98.
  33. Fecht rettete bei der Einäscherung von Durlach nur seine Bibliothek und zwar dadurch, daß er sie noch schnell in einen gewölbten Keller warf. Von seinen handschriftlichen Aufzeichnungen für die Geschichte des Gymnasiums habe ich schon Seite 4 gesprochen.
  34. Förtsch wurde durch den Herzog von Würtemberg auch Abt von Lorch, zog aber 1705 nach Jena, wo er 1724 als Prof. der Theologie [34] starb. – Aus Eisenlohrs Manuscript Seite 735 entnahm Sachs Beitr. S. 65 den seltsamen Irrthum, Förtsch sei durch Markgraf Friedrich VII. „Abt von dem Kapitel zu Lörrach“ geworden. – Verwechslung mit Lorch.
  35. Eisenlohr’s Manuscript 740. – Pflüger im „Pforzheimer Beobachter“ vom 27. April 1858.
  36. Eisenlohr’s Manuscript S. 741 – Sachs Beitr. 110.
  37. Wibel, Hohenlohische Kirchengeschichte I, 572. – Binder, Würtemb. Kirchen- und Lehrämter S. 808.
  38. Matthäi Kummer’s Schriftlicher Abschied von Pforzheim 1694. S. 20.
  39. Bericht des Präceptors Georg Valentin Waldeisen zu Durlach in Gen.L.Archivfascikel „Durlach, Studien, Präceptorate 1698 bis 1706“.
  40. Erlaß aus Petersthal vom 25. Juni 1699, im gleichen Fasc.
  41. Foliomiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. X, Nr. 7 und tom. XIV, Nr. 54. – Am Publicum lehrten außer dem Prorector Bulyowsky (das Rectorat ließ der Markgraf noch immer unbesetzt, weil er für dasselbe den ehemaligen Rector Arnold wieder zu gewinnen hoffte) der Kirchenrath J. J. Eisenlohr (seit 1702 aus der Reichsstadt Reutlingen nach Durlach berufen, der Stammvater des ganzen, im Großherzogthum noch jetzt zahlreich blühenden Geschlechts) und der Hofprediger Christian Rabus. Die beiden Letzteren lasen theologische Collegien. Hauptlehrer [38] der 5 Klassen waren Malsch, der aber zugleich in dem Publicum oder bei den Exemten philologische und rhetorische Lectionen gab; Johann Michael Stecherwaldt aus Wertheim in Secunda, Johann Peter Lang in Tertia, Georg Sigmund Geißler in Quarta und Wolfgang Friedrich Steinlein in der untersten Klasse oder Quinta.
  42. Lyceumsfascikel Lehrplan 1720. Er enthält auch geschichtliche Notizen des Prof. Malsch.
  43. In dem gleichen Fascikel.
  44. Das Friedensfest wurde erst 1. Nov. 1715 gefeiert. Zu der am gleichen Tage auch im Durlacher Gymnasium begangenen Friedensfeier lud ein Programm ein, welches in den Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. 28 steht.
  45. Als eine Vorschrift der früheren Zeit wird 1689 in Fecht’s Manuscript §. 6 erwähnt: Kein Professor durfte in der Lection das Geringste dictiren, als welches eine gar langsame Arbeit gibt, sondern mußte Alles Discurrendo verrichten. Hingegen waren die Auditores obligirt, das Vorgetragene zu excipiren. – Ganz Aehnliches ist auch in eine Verordnung vom 11. Oct. 1703 und in die Gymnasial-Ordnung vom 15. Juni 1705 cap. III, §. 11 aufgenommen.
  46. Johann Jacob Porzelius, ein geschätzter Lehrer, bekam im April 1714 die von ihm dringend erbetene Pfarrei Brombach bei Lörrach.
  47. Präceptor Steinlein. Lyceumsacten Fasc. Lehrer 1705 ff. – Eisenlohr’s Manuscript S. 763. – Sachs Beiträge S. 135.
  48. Johann Lorenz Hölzlein, seit 3 Jahren aus Baireuth als Hofprediger berufen.
  49. General-Landesarchiv, Durlach, Studien, Kirchenrath Hölzleins Bericht 1720.
  50. Die Landstände der oberländischen Herrschaften Badenweiler, Hochberg u. s. w. hatten im Herbst 1716 einen Geldbeitrag von 4266 fl. für Karlsruher Bauten verwilligt. – Oelenheinz, handschriftliche Sammlung von Urkunden in Bezug auf die Erbauung von Karlsruhe.
  51. Gen. L. Archiv, Fasc. Durlach, Studien, Verbesserung des Gymnasiums 1710–21.
  52. Die ältesten das Gymnasium betreffenden Akten, die er aus dem wegen der letzten Kriege noch immer zu Basel in Sicherheit gebrachten Archiv damals erhielt, reichten nicht über 1658 hinaus.
  53. Durch den Kirchenrathsdirector Zur Glocken, durch den kenntnißreichen Hofrath Friedrich Erdmann von Glaubitz und durch den Ephorus.
  54. Malsch erhielt bei dieser Gelegenheit 1721 den Titel Moderator Athenaei. – Das damalige Programm ist vollständig abgedruckt in Sachs Beiträgen S. 136 ff.
  55. So steht in den Lyceumsakten. Auch in dem Manuscript: Oelenheinz, Sammlung von Urkunden, die Erbauung von Karlsruhe betr., trägt die jetzige Lange Straße 1720, wo sie erst noch 12 Häuser zählte, den Namen „Mühlburger Allee“.
  56. In der damaligen Löwenkranz’schen Straße gelegen, welche später die Günzer’sche Straße hieß und dann den noch jetzt gebräuchlichen Namen Waldhornstraße erhielt. – Daß das jetzige Gasthaus zum Ritter damals den Schild zu den goldenen Waldhörnern geführt habe, erfahre ich unter gütiger Vermittlung meines Herrn Kollegen, Hofrath Gockel, den gefälligen Recherchen des Herrn Oberbürgermeisters Malsch und des Herrn Rathsconsulenten Heinrich.
  57. Zwölf Seiten in 4°; dieses Programm findet sich unter den Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. 28 Nr. 3.
  58. Gen. L. Archiv Fasc. Karlsruhe, Schulgebäude. Erbauung des Gymnasii und Reparationes 1721–43; deßgleichen Fasc. Bausachen des Gymnasiums 1721–61.
  59. In Durlach die 2 Präceptoren Johann Stephan Müller und Johann Michael Beck; in Karlsruhe Boye und Malsch, nebst den Präceptoren Wasmuth und Wolfgang Friedrich Steinlein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schildederung
  2. Vorlage: vertheitheilen
§. 1–4 Nach oben §. 17–34
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