« [[Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden/|]] Gottfried Anton Schenck
Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden
Kurtze Vorstellung »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[I]
Geschicht–Beschreibung
der Stadt
Wißbaden,
aus bewährten Schriften
und
zuverlässigen Nachrichten
verfasset
von
Gottfried Anton Schenck.
Der Koch od Sied-Brunn in Wissbaden. Die Länge dieses Brunnens beträgt 24. die Breite 17. die Tiefe in dem Boden 3. die Höhe über dem Boden 5. Werk-schuhe.




Franckfurt am Mayn,
bey Johann Benjamin Andreä,
1758.
[II]
Vorrede.

Nachdem, seit anderthalb hundert Jahren her, verschiedene besondere Schriften von der sehr alten Bad-Stadt Wißbaden (welche, bekanntlich, der Haupt-Ort in der Nassauischen Herrschaft, dieses Nahmens, ist, und eine Stunde Weges weit vom Rhein, rechter Seits desselben, und zwey Stunden Weges weit von Maintz entfernet lieget) durch den Druck sind bekannt gemacht, die meiste derselben aber unter der Hand, und durch die Länge der Zeit, fast gantz unsichtbar worden; als hat man, bey Verfertigung der gegenwärtigen [III] Geschicht-Beschreibung dieser Stadt, vor rathsam gehalten, gleich Anfangs derselben, ein ordentliches Verzeichnüß aller solcher gemeldten, nach und nach herausgekommenen, Schriften mitzutheilen, und zugleich den Haupt-Inhalt derselben kürtzlich anzuzeigen, damit der Leser wissen möge, was in denselben eigentlich vor Sachen abgehandelt worden seyen, und was man also darin zu suchen habe, oder nicht? Es sind aber solche, wie folget:

1. Michael Caspar Lundorfs Wißbadisches Wiesen-Brünnlein, das ist, etliche hundert schöne Historien, allen – zum Wißbad reisenden – lieblich zu lesen. Zwey Theile in 8, Franckfurt und Darmstadt 1610 und 1611. Der Verfasser dieser Schrift, welcher sich in dem ersten Theil derselben den angenommenen Nahmen Raphael Sulpicius à Munscrod gegeben, war ein Einwohner der Stadt Franckfurt am Mayn, und scheinet zwar kein sonderlicher Gelehrter, doch aber ein Liebhaber der Bücher gewesen zu seyn. Die in diesem Büchlein [IIII] zusammen getragene Historien betreffen die Stadt Wißbaden gar nicht, sondern enthalten nur allerley auswärtige, alte und neue, Begebenheiten, welche dem Leser bloß zu einigem Zeit-Vertreib an dem Wiesen-Brünnlein zu Wißbaden, welches diesem Lundorf, wie er in der Vorrede seines Buches meldet, gar sonderlich gefallen hat, haben dienen sollen. Sie sind aber meistentheils so bewandt, daß ein wohl-gesitteter Bad-Gast derselben gar füglich entrathen kan. Er verspricht, in der Vorrede des zweyten Theiles dieses seines Buches, noch mehrere Theile desselben herauszugeben. Ob solches geschehen sey? ist unbekannt. Gleich im Anfang des ersten Theiles desselben findet sich eine Diaet-Ordnung vor die Wißbadische Bad-Gäste, oder eine Anweisung, wie sie sich bey dem Gebrauch des Wißbads, sonderlich in der Pflegung des Leibes, gebührend verhalten sollen, welche um deßwillen, allhier mit eingerucket zu werden, verdienet, weil man daraus den Unterschied der damaligen und heutigen Art, das Bad zu gebrauchen, ersehen kan. Sie lautet also:

[V]

Höer Gast, der du brauchst dieses Bad,
Diß Regel halt, ist dir ohn Schad:
Früh, wann du aufgestanden bist,
Verricht dein Gebät zu jeder Frist.
Dann folgends, wann sechs schlägt die Glock,
Zieh aus dein Wambs, das Hembd und Rock,
Geh in das Bad, es thut dir wohl,
Jedoch merck drauf, dann es nicht soll
Zu heyß seyn anfangs überaus,
Du wirst sonst matt, und schlägst bald aus.
Bleib drin nicht länger, dann ein Stund,
Bis sieben schlägt, ist gar gesund.
Geh raus, und zieh an deine Jupp,
Den Koch frag, ob gar sey die Supp?
Wann selbig dir ist angericht,
Ein guten Trunck vergiß dann nicht.
Ferners geh vor das Thor spatzirn
Zum Wiesen-Brunn, dich zur lustirn.
Um halber zehen merck mich eben,
Thue dich wieder ins Bad begeben,
Ein Stund sollstu dann bleiben drein,
Mittler Zeit wird es Mittag seyn.
Alsdann schmeckt der Trunck grausam wohl,
Jedoch seh zu, sauf dich nicht voll.
Auch mäßiglich sonst halte dich
- - - - -
Weiter merck mich ohn allen Schertz,
Mit guter Luft erfrisch das Hertz,
- - - - -
Bis es wird um die Vesper-Zeit,
Ein Bettlein wird dir seyn bereit,

[VI]

Darein du sollest schlafen gahn,
Bis fünf schlägt, dann solltu aufstahn,
Ins Bad dich wiedrumb fügen bald,
Der Wein in dem wird eben kalt.
Um siebne mach dich aus dem Bad,
Erfrisch das Hertz mit eim Salat.
Nach diesem thue dann dein Gebät,
Und füg dich wiedrumb zu deim Bett,
Schlaf ruhig ein die gantze Nacht.
Doch letzlichen noch eins betracht,
Dann so du gantz gebadet aus,
Und willst wiedrumb fahren nach Haus,
So zahl den Wirth, danck GOtt dem HErrn,
So wird Er zum Bad Glück beschehrn.

Einige dieser Bad-Regeln sind so bewandt, daß man, bey Beobachtung derselben, viel eher seine Gesundheit im Bad verlieren, als die verlorene dadurch wieder erlangen kan. Doch, sie sind auch nicht vor die heutige, sondern, wie schon gedacht, vor die vormalige Zeiten und Leute, die eine gantz andere Lebens-Art, als jetzo gewöhnlich ist, gehabt haben, geschrieben worden.

2. Philipp Webers, Gräflich-Nassau-Saarbrückischen Leib-Medici zu [VII] Saarbrücken, Thermarum Wisbadensium Descriptio – das ist: Beschreibung der Bäder zu Wißbaden – in 4, Oppenheim 1617 in Lateinischer Sprache; nachmals 1636 ins Teutsche übersetzt, und herausgegeben zu Franckfurt am Mayn, in 8. Diese ist, so viel man bisher hat ausforschen können, die erste[1] besondere Schrift, welche von der Beschaffenheit des Wißbadischen warmen Gesund-Wassers in den Druck gekommen. Der Verfasser derselben hat anfänglich etwas von dem muthmaßlichen Ursprung der [VIII] Stadt Wißbaden selber, wie auch von denen darin befindlichen Alterthümern berichtet. Es sind aber diese seine Historischen[WS 1] Nachrichten sehr kurtz und unvollständig. Doch haben wir denselben die schriftliche Beybehaltung einiger merckwürdigen Alterthümer der Stadt, welche nachmals, in den darauf erfolgten langwiehrigen Kriegs-Zeiten, sich meistens verloren haben, zu dancken. Hauptsächlich aber hat er hierauf in dem übrigen Theil dieses seines Buches von dem Ursprung, Eigenschaften, Würckungen und Gebrauch der Wißbadischen Bäder weitläuftig gehandelt, und dabey sehr viele Artzeneyen, die man annoch, neben dem Bade, bey diesen und jenen Kranckheiten mit Nutzen gebrauchen könne, bekannt gemacht.[2]

[IX] 3. Ludwigs von Hoernigk Wißbad, oder Beschreibung der Wißbadischen Bäder, in 8, Franckfurt am Mayn 1637. Dieses Büchlein ist nachmals von neuem, und zwar ziemlich verändert, von dem Autore selbst herausgegeben worden in 12, Franckfurt 1662. Der Verfasser desselben ist ein Medicus und Physicus, wie auch ein Rechts-Gelehrter zu Franckfurt am Mayn gewesen, hat sich aber nachher, als er die Römisch-Catholische Religion angenommen, nach Maintz begeben, und ist Kayserlicher Rath, wie auch Churfürstlich-Maintzischer Rath und Medicus daselbst worden, und hat sich, durch Herausgebung mehrerer anderer Schriften von allerley Gattung, bey der gelehrten Welt ziemlich bekannt gemacht, auch das Sterb-Lied: Mein Wallfahrt ich vollendet hab etc. verfertiget. Die erste Ausgabe [X] seiner gemeldten Beschreibung des Wißbads hat er dem damaligen Churfürsten zu Maintz, Anselmo Casimiro, welcher Wißbaden in dem dreyßig-jährigen Kriege eine Zeitlang im Besitz hatte; die zweyte aber dem Nassau-Saarbrückischen Grafen, Johanni, welcher seine Erb-Herrschaft Wißbaden durch den Westphälischen Friedens-Schluß wieder erhalten hatte, zugeschrieben. In dem Büchlein selbst hat er zwar, bey Beschreibung der Bad-Häuser zu Wißbaden, von den mancherley Unglücks-Fällen, welche dieselbe in dem vorgedachten langwiehrigen Kriege erlitten haben, etwas, wiewohl nur überhaupt, gemeldet, dabey aber von anderweitigen Historischen Sachen der Stadt nichts angefüget, sondern bloß allein die Eigenschaften und Würckungen des dasigen Bades, nebst der Art, dasselbe zu gebrauchen, beschrieben.

4. Joh. Daniel Horsts Beschreibung der Sauerbrunnen zu Langen-Schwalbach – und des Wißbads, in 12, Franckfurt am Mayn 1659. Es ist [XI] dieses Büchlein nachmals von neuem, und zwar etwas verändert und vermehret, herausgekommen in 8, Darmstadt 1683. Der Autor desselben ist ein berühmter Medicus zu Marburg, Giessen und Franckfurt gewesen, der mehr andere Schriften in Druck gegeben hat. Diese seine Beschreibung des Wißbads ist bloß medicinisch, und dabey sehr kurtz verfasset.

5. Joh. Gottfried Geilfusens, Medic. Doct. Unterricht von den Wißbadischen Bädern in 12, 1668. Dieser Unterricht handelt ebenfalls bloß allein von den Eigenschaften und dem Gebrauch des Wißbadischen warmen Wassers, und ist von Historischen Nachrichten dieser Stadt nichts darin anzutreffen.

6. Benjamin Niesens, Medici zu Butzbach, Bericht von dem mineralischen Wasser zu Wißbaden, in 12, 1648. Dieser Bericht hält nichts weiter in sich, als eine kurtze, bloß- medicinische, Beschreibung des Wißbadischen warmen [XII] Wassers, nebst einer Anweisung, wie dasselbe wohl zu gebrauchen sey. Es hat dieser Autor auch noch einige andere kleine Schriften von verschiedenen in unserer Nachbarschaft befindlichen Gesund-Brunnen durch den Druck herausgegeben.

7. Ludwig Conrad Jacobi von Ehrenkron, Medici zu Maintz, Anatomia Hydrologica, oder, Untersuchung des Wißbads, in 12, 1687. Diese Untersuchung der Wißbadischen Bäder ist zwar nicht gar kurtz abgefasset, doch aber enthält sie ebenfalls nichts anders, als eine bloß- medicinische Nachricht von der Beschaffenheit und dem Gebrauch solcher Bäder.

8. Eberhard Melchiors, Medici zu Idstein und nachher zu Worms, Anatomia Hydrologica Thermarum Wisbadensium, das ist: Bericht und Cur-Buch von den Bädern zu Wißbaden, in 8, Maintz 1697. Dieses Büchlein ertheilet zwar, gleich anfangs, einige wenige Historische und Geographische Nachricht von der Stadt und [XIII] Gegend Wißbaden, enthält aber doch auch eigentlich nichts anders, als eine abermalige medicinische Untersuchung der Eigenschaften des dasigen Bades, nebst einem Bericht, wie man sich bey dem Gebrauch desselben verhalten solle. Dabey denn zugleich das Vorgeben einiger unverständigen und widrig-gesinnten Leuten, als ob das Wasser dieses Bades zu hitzig wäre, widerlegt wird.

9. Joh. Georg Rauchs, Medici und Physici zu Wißbaden, Erinnerungen einiger unheilbaren, doch glücklich curirten, Zuständen, durch den Gebrauch des Wißbads, in 8, Maintz 1701. Dieses Büchlein ist gar kurtz verfasset, und hält nichts in sich, als eine kleine Anweisung, wie das Wißbad im Winter zu gebrauchen sey, nebst Meldung einiger nahmhafter Krancken, denen es würcklich auf solche Art geholfen.

10. Joh. Helfrich Jüngkens kurtzgefaßte Beschreibung der uralten [XIIII] Bäder zu Wißbaden, in 8, Franckfurt 1702, nachmahls vermehrt 1707, und noch weit vermehrter 1715. Der Verfasser dieses Buches war ein gelehrter und erfahrener Medicus und Physicus zu Franckfurt am Mayn, und hat sich durch eine Menge mehr anderer herausgegebener Schriften sehr berühmt gemacht. In dieser seiner Beschreibung des Wißbads hat er, gleich dem vorgemeldten Melchior, vornehmlich zum Zweck gehabt, zu zeigen, daß die warme Gesund-Wasser zu Wißbaden nicht, wie damals einige übelgesinnte Medici vorgegeben, zu hitzig wären. Dabey hat er denn zugleich einen umständlichen Unterricht, wie diese Bäder nützlich zu gebrauchen seyen, mit angefüget, auch seine besondere Artzeneyen und herausgegebene Schriften darin bekannt gemacht.

11. Egidii Günther Hellmunds Thermographia paraenetica, oder nützliches Bad-Buch, in 8, Wißbaden 1731, darzu nachmals 1734 die erste Fortsetzung desselben gekommen ist. Der Verfasser dieses Buches ist [XV] Inspector und Ober-Pfarrer in Wißbaden gewesen, und hat solches Amt von 1721 bis 1749, da er diese Welt verlassen, in grossem Seegen verwaltet, auch zugleich sehr viele Schriften in Teutscher und Lateinischer Sprache in den Druck gegeben. In seiner gedachten Thermographie hat er einige geistliche Bad-Betrachtungen angestellet, auch verschiedene Bad-Lieder mit angefüget, so denn aber eine kurtze Historische Beschreibung der Stadt Wißbaden hinzugethan, welche er hernach, in der ersten Fortsetzung des Buches, durch allerley aus dem Behältnüß-Buch der Stadt genommene nützliche Nachrichten erweitert hat. Er hat auch noch besondere Schriften von dem Waysenhause zu Wißbaden, in 8, 1723 --; item, Nachrichten von dem Armen-Bade daselbst, in 8 und 4, 1732 --; item, Balneographiam sacram, oder Geistliche Bad-Andachten, in 8, 1740; item, Acta Wisbadensia singularia, oder, Wißbadische besondere Kirchen- und Glaubens-Geschichte mit einem Jüdisch-gesinnten Burger zu Wißbaden etc. durch den Druck herausgegeben, welche allesamt von den [XVI] Liebhabern der Wißbadischen Geschichten nicht ohne Nutzen können gelesen werden.

12. Gottfried Anton Schencks, Inspectoris und Pfarrers in Rödelheim, Memorabilia Urbis Wisbadenae, oder, Merckwürdigkeiten der Stadt Wißbaden, erster und zweyter Theil, in 4, Franckfurt am Mayn, 1732 und 1739. Der Autor dieser Schrift ist eben derjenige, welcher die gegenwärtige Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden verfasset; und hat er in den gemeldten Merckwürdigkeiten dieser Stadt hauptsächlich zum Zweck gehabt, erstlich die Geschichte der Stadt, von Anfang derselben her, (so weit solcher zu erreichen gewesen) in eine richtige und nöthige Ordnung zu setzen; so denn alles, was in öffentlichen und im Druck vorhandenen Schriften (weil die, bey der Stadt selbsten befindliche, Geschicht-Urkunden derselben von dem äussersten Alter nicht sind) irgendwo von den Begebenheiten dieser Stadt bemercket ist, sorgfältig aufzusuchen, und dieser seiner Historischen Beschreibung derselben einzuverleiben; und denn endlich alles dieses mit den nöthigen [XVII] Erläuterungen aus den Geschichten und Alterthümern unseres Teutschlandes zu versehen. Und da ihm, bey dieser seiner Bemühung, eine und die andere ungedruckte schriftliche Urkunden, die Stadt Wißbaden betreffend, zufälliger Weise, von auswärtigen Gelehrten zu handen gekommen, so hat er solche ebenfalls gehörigen Ortes mit eingerücket, und also alles mögliche zur Ergäntzung der Geschicht-Kunde dieser Stadt, welche er, als seine Geburts-Stadt, liebet, beyzutragen, sich beflissen.

13. Joh. Gerhard Rauchs und Joh. Speths neue Beschreibung der uralten warmen Brunnen zu Wißbaden, in 8, Idstein 1737. Diese beyde Männer waren die damalige ordentliche Medici und Physici zu Wißbaden, und ist der erste eben derjenige, welcher allbereits oben, Num. 9, vorgekommen ist. Der zweyte aber, nemlich Joh. Speth, welcher der eigentliche Verfasser dieser jetzt-benennten neuen Beschreibung des Wißbads ist, war nicht nur, gleich dem ersten, ein sehr geschickter Medicus, sondern auch noch dabey ein ungemein gelehrter und [XVIII] erfahrener Chymicus, der seine vortrefliche Artzeneyen meistentheils selber sehr mühsam durchs Feuer zu Stande gerichtet, aber auch seine Leibes-Kräfte dadurch nicht wenig, vor der Zeit, geschwächet hat. Er hat anbey durch seinen Christlichen Lebens-Wandel, wie auch durch verschiedene ansehnliche Vermächtnüsse vor die Armen, sein Gedächtnüß in Wißbaden zu vielem Seegen gesetzet, und ist 1737 daselbst gestorben. Im Jahr 1722 hat er einen nützlichen Bericht von der Strucktur und Beschaffenheit des Menschlichen Leibes, in 12, herausgegeben. In der vorgemeldten neuen Beschreibung des Wißbads aber hat er nicht nur die vermuthliche Zeugung des dasigen warmen Gesund-Wassers sehr deutlich und wahrscheinlich, nach Chymischen Gründen, beschrieben, sondern auch einen ausführlichen Unterricht gegeben, wie dieses Wasser am besten, nach den neuen medicinischen Anweisungen, zu gebrauchen sey. Es ist dieser Unterricht um desto höher zu schätzen, weil er von einem solchen Verfasser aufgesetzet ist, der nicht nur die nöthige Medicinische und [XIX] Chymische Wissenschaften in grossem Grad besessen, sondern auch eine vieljährige Erfahrung von den eigentlichen Kräften und Würckungen unseres Wißbads gehabt hat. Und ist dieses letztere eben dasjenige, woran es denen obgemeldten vielen Bad-Beschreibern des Wißbadischen warmen Wassers größtentheils gefehlet hat; denn dieselbe sind meistens auswärtige Medici gewesen, welche sich selten lange in Wißbaden aufhalten, und die mancherley Würckungen des dasigen warmen Wassers durch lange Erfahrung (darauf es doch bey dieser Sache vornemlich ankommt) haben recht einsehen und beurtheilen können. Daher es denn auch mehrentheils gekommen, daß immer einer den andern, durch seinen neuen Bad-Unterricht, hat verbessern, und sowohl die innere Bestand-Theile des warmen Wassers, als auch die Art, dasselbe nützlich zu gebrauchen, gründlicher und klärer, als der andere, hat zeigen und beschreiben wollen. In der wiederholten Auflage der gemeldten Spethischen Bad-Beschreibung ist ein kleiner Anhang von Historischen Dingen der Stadt Wißbaden [XX] befindlich, welcher den oben benennten Inspectoren Hellmund zum Verfasser hat. Es wird aber dermalen eine neue Auflage dieses sehr nützlichen Spethischen Bad-Büchleins durch Besorgung des Herrn D. Joh. Christian Wernborners, Hochfürstlich-Nassau-Saarbrück-Usingischen Hof-Medici und Stadt-Physici zu Wißbaden, erwartet.

14. Amusements oder Zeit-Vertreib bey den Wassern zu Schwalbach und Wißbaden, in 8, 1739. In dieser Schrift, welche ein Frantzose, Nahmens Mervillieur, soll verfertiget haben, wird zwar auch eines und das andere von der Beschaffenheit der Stadt Wißbaden, und des daselbst befindlichen Bades, gemeldet; Es ist aber die gantze Vorstellung desselben von keiner Wichtigkeit, und das gantze Buch mehr satyrisch und romanen-haft, als historisch und glaubhaft.

15. Abhandelung von dem Gehalt der gemeinen Wasser überhaupt, [XXI] insbesondere in der Stadt Franckfurt – wie auch des Wißbads, in 8, Franckfurt am Mayn 1748. Der Verfasser dieser Schrift ist ein Medicus in Franckfurt, Nahmens Pasquay. Er hat in derselben, wie der Titul selbst schon ziemlich deutlich anzeiget, den Gehalt verschiedener Wasser, insbesondere auch des Mineralischen Wassers zu Wißbaden, durch angestellte Physicalische Prüfungen und Abwiegungen, untersuchet, und ist die Beschreibung davon gründlich und deutlich verfasset, mithin nicht ohne Nutzen zu gebrauchen.

Unter allen diesen jetzt-benennten funfzehen Schriften, welche von unserm Wißbad, nach und nach, durch den Druck herausgekommen sind, befinden sich eigentlich nur zwey, welche Historisch sind, oder von den Geschichten dieser Stadt einige nahmhafte Nachricht ertheilen, nemlich Hellmunds Thermographie und die Wißbadische Merckwürdigkeiten des Verfassers der gegenwärtigen Schrift. Diese zwey Bücher sind nun zwar annoch jetzo im Druck zu haben, und können also [XXII] von einem jeden Liebhaber der Wißbadischen Geschichten, nach Gefallen, benutzet werden. Es ist aber bisher mehrmals eines und das andere an einem jeden derselben ausgesetzet worden, und zwar an dem ersten, daß es allzu kurtz und unvollständig sey; und an dem andern, daß es mehr von gelehrten als ungelehrten Lesern könne benutzet werden. Folglich ist also der Wunsch ergangen, eine solche Geschicht-Beschreibung von unserer Stadt, welche, so viel möglich, vollständig wäre, und zugleich von einem jeden, auch ungelehrten, Leser könne sattsam verstanden werden, zu überkommen. Man hat demnach in der gegenwärtigen Schrift einen Versuch gethan, diesem billigen Verlangen einiger Liebhaber der Wißbadischen Geschichten ein Genüge zu leisten, und dem vorgemeldten Mangel, so viel thunlich gewesen, abzuhelfen. Zu dem Ende hat man 1, die vorhin benennte vorhandene zwey Historische Beschreibungen des Wißbads, nemlich Hellmunds Thermographie, und vornemlich des Verfassers Merckwürdigkeiten der Stadt Wißbaden, zur Hand genommen und aus [XXIII] denselben alle diejenigen der Historische Nachrichten von unserer Stadt, welche brauchbar, und dem Zweck das gegenwärtigen Vorhabens gemäß zu seyn, befunden worden, benutzet, doch so, daß man diese Schriften nicht nur jedesmal, behörigen Ortes, nahmentlich angeführet, sondern auch die gemeldte Historische Nachrichten derselben durchgehends verbessert und ergäntzet hat. 2, Alles übrige, was etwan noch in gedruckten Schriften, und sonderlich in denen unter der Hand immer mehr und mehr herauskommenden Urkunden-Sammlungen, von der Historie unserer Stadt dermalen anzutreffen gewesen ist, sorgfältig aufgesuchet. 3, Das bey der Stadt selbst befindliche Behältnüß- oder Stadt-Buch, (welches von dem Jahr 1557 seinen Anfang nimmt) nebst allen andern, sonst noch vorhandenen, Wißbadischen schriftlichen Urkunden, (deren die älteste das Ende des 13 Jahrhundert nach Christi Geburt berühren) fleißig durchgesehen, und selbst einige Privat-Schriften und zuverlässige Nachrichten erfahrener und glaubwürdiger Einwohner in Wißbaden dabey zu Hülfe genommen. [XXIIII] 4, Alle diese, auf solche Art, gesammlete Historische Nachrichten in eine bequeme und vor jederman faßliche Ordnung gebracht. 5, Den Vortrag selbst so eingerichtet, daß alles auch von ungelehrten Lesern gar leicht wird können begriffen werden; daher auch keine, in Lateinischer Sprache angeführte, Historische Zeugnüsse ohne Uebersetzung ins Teutsche vorbey gelassen, auch manche Erläuterungen über diese und jene vorgekommene Dinge beygefüget geworden sind, welche, wenn man bloß vor die Gelehrte geschrieben hätte, weggelassen worden wären. 6, Bey der gantzen Erzehlung der Sachen den beliebten Mittel-Weg, zwischen einer schädlichen Kürzte und unnützen Weitläuftigkeit beobachtet. Und denn 7, nichts von Historischen Wahrheiten angeführet, welches man nicht durch klare Zeugnüsse bewährter schriftlicher Urkunden und Nachrichten, wiewohl doch ebenfalls mit Beobachtung aller möglichen Kürtze, bestätiget hätte. Dabey denn mit wenigem zu mercken ist, daß, wenn die Buchstaben L. St. und L. U. vorkommen, [XXV] dadurch so viel, als: laut Stadt-Buch, und: laut Urkunden, angezeiget werde.

Ueberhaupt hat man sich beflissen, diese gantze Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden, so viel die vorhanden-seyende, gedruckte und ungedruckte, Historische Nachrichten von derselben es thunlich gemacht haben, also einzurichten, daß der Leser aus derselben einen deutlichen Begrif von der gantzen Haupt-Folge der Historie dieser Stadt, von Anfang her, (so weit sich solcher hat wollen ausfündig machen lassen) wie auch von den vornehmsten besonderen Zufällen und Begebenheiten derselben, überkommen möge.

Und da auch gemeiniglich die Liebhaber der Wißbadischen Geschichten, absonderlich die, in diese Stadt kommende, frembde Bad-Gäste, einen besondern und etwas umständlichen Bericht [XXVI] von dem Ursprung und Beschaffenheit des warmen Gesund-Wassers dieser Stadt zu verlangen pflegen, solcher aber in den oben benennten Bad-Beschreibungen (als woselbst man ihn eigentlich zu suchen hat) insgemein sehr kurtz verfasset, oder doch, wegen der, dabey gebrauchten, Chymischen Redens-Arten, schwer zu verstehen ist; als hat man, um diesem Verlangen ebenfalls bestmöglichst ein Genüge zu leisten, in der ersten Zugabe dieser Geschicht-Beschreibung eine hinlängliche und von jedermann faßliche Physicalisch-Historische Nachricht von diesem Wißbadischen warmen Wasser, wie auch von den übrigen Natur-Seltenheiten dieses Ortes, beygefüget. So denn hat man auch noch überdas in der zweyten Zugabe einige Poetische Beschreibungen der Stadt und ihrer Bäder hinzugethan, und also alles das bekannt zu machen gesuchet, was dem Leser etwan, von unserer Stadt Wißbaden zu wissen, nützlich und angenehm seyn könnte.

[XXVII] GOtt lasse denn auch diese Geschicht-Beschreibung der, von Ihm Selbst, mit so herrlichen Gesund-Brunnen vorzüglich begabten Stadt Wißbaden nicht ohne Nutzen und Seegen gelesen werden!

Wißbaden im Jahr Christi

1758.

Gottfried Anton Schenck,     
der Rödelheimischen Kirchen0     
Inspector und Pastor emeritus.




  1. Es haben zwar bereits vor diesem Weber einige Bad-verständige Gelehrte, z. E. Eschenrouter, Agricola, Theodor Tabernaemontanus etc. in ihren Schriften von den Wißbadischen Bädern eines und das andere gemeldet. Es ist aber solches in keinen besonderen davon handelnden Schriften, sondern nur allein in solchen Büchern, darin sie überhaupt von allen Gesund-Brunnen des Teutschlandes handeln, geschehen, und also werden sie hieher nicht gerechnet. Wie denn auch alle andere, welche nach dem Weber dergleichen in ihren Schriften nur beyläufig gethan haben, um dieser Ursache willen, nicht in dieses Verzeichnüß der Wißbadischen Bad-Beschreiber sind gesetzet worden.
  2. Man hätte zwar bey Anführung sowohl dieser ersten, als auch der folgenden medicinischen Beschreibungen des Wißbads, so gleich auch jedesmal kürtzlich melden können, worin eine von der andern, sowohl in Beschreibung der inneren Bestand-Theile des warmen Wassers, als auch der Art und Weise, dasselbe nützlich zu gebrauchen, unterschieden sey. Man hat aber, weil dieses eine Sache ist, die am besten von einem Medico kan eingesehen und berichtet werden, dieselbe auch einem solchen, mit gutem Bedacht, überlassen, und dismal bloß allein den Haupt-Inhalt einer jeden Bad-Beschreibung kürtzlich anzeigen wollen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Historische
« [[Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden/|]] Gottfried Anton Schenck
Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden
Kurtze Vorstellung »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.